neues L-Standardzoom für Canon-Vollformat
Canon EF 24-105mm/4L IS USM II im Traumflieger-Test
Canon bietet mit dem neuen EF 24-105mm/4L IS USM II ein neues L-Standardzoom und verspricht eine optimierte Performance. Wir haben es u.a. an einer 50 Megapixel auflösenden EOS 5Ds, EOS 5D Mark IV und weiteren Canon DSLR getestet und ziehen auch Vergleiche zum Vorgänger!
Bildqualität - Autofokus - Fazit - große Übersicht Canon-Objektive
Standardzooms gehören zu den beliebtesten Objektiven, weil man mit ihnen sowohl weitwinklige Motive wie etwa Landschaften, Personengruppen oder Indoor-Aufnahmen (bei genügend Licht) als auch in Telestellung z.B. Einzelpersonen und Portraits gut erfassen kann. Zudem bietet die hier verfügbare Normalbrennweite um 50mm auch natürliche Proportionen, wie man sie normalerweise direkt wahrnimmt und wo die Verhältnisse zwischen Vorder- und Hintergrund realistisch ausfallen. Regelmäßig wird auch der Nahbereich mit abgedeckt, so dass ansatzweise auch Makromotive mit einer Breite bis etwa 10cm formatfüllend erfassbar sind. Ein Objektivwechsel ist dank Zoomfunktion nicht nötig. Festbrennweiten liefern hingegen teils deutlich mehr Lichtstärke und haben sich auf einzelne Motivbereiche stärker spezialisiert.
Das Canon 24-105mm/4L IS II USM kann an Vollformat-Modellen wie der 5D-, 1D-Klasse bzw. 6D genutzt werden, wobei der volle Bildkreis unterstützt wird. Es lässt sich aber auch an APS-C-Kameras wie der zwei-, drei- und vierstelligen Klasse (z.B. EOS 80D, 70D, 60D, 760D, 700D, 650D, 1300D, 1200D etc) nutzen, wobei der Bildwinkel dann wegen des Cropfaktors einem Objektiv mit einer Bildwirkung von 38 - 168mm entspricht.
Canon hat sein 24-105mm/4L IS USM seinerzeit im Oktober 2015 zusammen mit der EOS 5D Mark 2 eingeführt. Seit Ende 2016 ist der hier getestete Nachfolger verfügbar, bei dem der Hersteller einige Optimierungen in Aussicht stellt. So soll sich der Autofokusantrieb jetzt durch eine leisere Fokussierung besser für Videoanwendungen eignen, 10 Blendenlamellen versprechen ein weicheres Bokeh und der Bildstabilisator soll anstelle mit 2,5 jetzt mit 4 Stufen Verwacklungsausgleich effektiver arbeiten. Zudem verspricht Canon eine optimierte Bildqualität. Auch äußerlich wurde am Design gefeilt. Allerdings ist nicht nur der Preis (Strasse derzeit ab 1.200 EUR) angezogen sondern auch das Gewicht hat um rund 120gr zugelegt.
Einige Standardszooms im Vergleich plus ganz rechts ein EF-S-Standardobjetiv, das ausschließlich für APS-C-Modelle geeignet ist!
Canon bietet neben den 24-105'er-L-Objektiven noch einige weitere Standardzooms, die ebenfalls vollformat-kompatibel sind und sich so auch für die EOS 6D, 1D- und 5D-Klasse eignen. Erst Ende 2014 hat Canon sein STM-Standardzoom 24-105mm/3,5-5,6 IS STM gebracht, das uns allerdings durch Unschärfen bei der Startbrennweite nicht voll überzeugen kann. Mehr Lichtstärke aber etwas weniger Telebrennweite bietet die 24-70'er-Klasse mit einem EF 24-70mm/4L IS USM sowie einem 24-70mm/2,8L II USM. Auch Tamron und Sigma bieten vergleichbare Brennweitenbereiche. Nachfolgend eine Übersicht der Standardzooms bzw. Objektive, die vom Brennweitenbereich mit abgedeckt werden:
Canons neues Standardzoom 24-105mm/4L IS II USM hier an einer EOS 5D Mark IV als passender Partner für vielfältige Szenarien.
Im Direktvergleich rechts zum Vorgänger zeigt sich das neue 24-105mm eine Idee länger gebaut und minimal bulliger.
Wie am Vorgänger fährt der Tubus auch am neuen 24-105'er in Telestellung aus. Auch jetzt dreht die Frontlinse nicht mit, was z.B. den Polfiltereinsatz begünstigt. Im Gegensatz zum Vorgänger hält das neue 24-105'er auch in senkrechten Positionen die Zoomstellung ohne nachzusacken!
Canon spricht von einer Fluoritvergütung der Front- und Rücklinse beim neuen 24-105'er. Damit sollen sich Schmutzpartikel leichter entfernen lassen. Wir haben hier den Wassersprühtest durchgeführt. Wassertropfen perlen an der Mark II -Version eine Idee gleichmäßiger ab, Nachwischen ist etwas weniger aufwändig als am Vorgänger. In der Praxis empfanden wir den Unterschied aber nicht allzu gravierend.
Der Bajonett ist aus Metall und durch eine Gummidichtung gegen Wettereinflüsse resistent. Frontal ist hier der im Lieferumfang enthaltene Snap-Schutzdeckel zu sehen, der auch mit umgekehrt aufgesteckter Streulichtblende (auch im Lieferumfang enthalten) aufsetzbar ist.
Mit Rückdeckel wiegt das neue 24-105mm mit 803gr rund 120gr mehr als der Vorgänger!
Bildqualität
Das Canon 24-105mm/L Mark II im Labortest hier an einer EOS 5D Mark IV. Wir untersuchen das Objektiv aber auch an einer EOS 5D Mark 2 (analog auch EOS 5D Mark III) und EOS 5Ds!
Im Direktvergleich bei der Startbrennweite sind bessere Auflösungen im Zentrum beim Vorgänger auszumachen, dafür liegt das neue 24-105mm im erweiterten Zentrum und in der Ecke etwas vorn (für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken).
Bei 50mm und Offenblende tut sich insgesamt nicht viel im Vergleich zum Vorgänger, die Ecken sind eine Idee soft (für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken).
Auch in der Teleendbrennweite sehen die Ergebnisse insgesamt sehr ähnlich aus (für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken).
Abgeblendet auf f5,6 zeigen sich allerdings am Vorgänger Vorteile. Hier haben wir etwas andere Ausschnitte gewählt um auch einmal die nicht ganz lineare Verteilung über das Bildfeld zu demonstrieren (für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken)!
Beim Test im Gegenlicht bringt das neue Canon einen klareren Kontrast. Aufnahme unter identischen Bedingungen jeweils mit 105mm - f4 - ISO 400 - 1/100s. Das Verhalten ist auch in den übrigen Brennweitenbereichen so, dass beim neuen Canon 24-105mm ein optimierter Kontrast auszumachen ist!
Canon proklamiert am neuen 24-105'er einen effektiveren Bildstabilisator, der statt vormals 2,5 EV jetzt 4 Blendenstufen bei Freihandaufnahmen ausgleichen soll. In unserem Test ergeben sich allerdings keine schlagenden Vorteile für das neue Objektiv. Wir würden den Vorteil eher bei 0,5 bis höchstens 1 Blendenstufe ansiedeln (Belichtungszeit im Beispiel 0,5Sek. bei 105mm).
Die Sonne zerstrahlt am neuen Canon 24-105mm mit 10 Armen, Flares sind hier im Gegenlicht praktisch nicht vorhanden. Am Vorgänger sind die Flares aber ebenfalls kaum signifikant ausgeprägt.
Die Unschärfekreise zeigen sich im Bokeh sowohl bei Offenblende als auch auf f8 abgeblendet am neuen 24-105'er weitgehend rund. Ähnliches gilt aber auch am Vorgänger. Fokussiert wurde hier auf Mindestdistanz bei 105mm.
Auch bei f4 bietet das Canon 24-105mm noch gutes Freistellpotenzial, um Personen vom Umfeld abzusetzen. Oft ist die Blende f4 sogar ideal, um die Person vollständig in der Schärfeebene zu erfassen und dennoch einen guten Freistell-Effekt zu erzielen. Zumindest am Vollformat-Sensor. Aufnahme mit der EOS 5D IV und dem Canon 24-105mm/4L IS II USM in der Endbrennweite und Offenblende mit einem Abstand zum Hintergrund von rund 5m.
Autofokus
Den Autofokus testen wir im Labor anhand unseres Standardtestcharts im sucherbasierten AF-Betrieb (OneShot) und untersuchen jeweils 10 Testaufnahmen, die wir aus der größtmöglichen Unschärfe aus einer Distanz von 1m im AF-Betrieb fokussieren lassen und vergleichen sie zu einer ideal-aufgelösten Referenzaufnahme. In einem zweiten Test wird der Servo-Betrieb anhand eines auf den Fotografen zufahrenden Fahrradfahrers untersucht. Alle Aufnahmen werden an einer EOS 5D Mark IV durchgeführt.
Die 10 Testaufnahmen im sucherbasierten OneShot-Betrieb am neuen Canon 24-105mm erreichen nicht ganz die Auflösung der Referenzaufnahme (JPEG, 105mm, f4) und liegen im Schnitt mit 2.958 Linien rund 273 Linien und somit 8,5% unterhalb der Idealaufnahme.
Am Vorgänger erreichen wir von den 10 Testaufnahmen einen Schnitt von 2.972 Linien und eine Negativ-Abweichung vom Ideal von 259 Linien bzw. eine um 8% reduzierte Auflösung. Damit liegt das Canon 24-105mm/4L IS USM Mark I etwa auf demselben AF-Niveau wie der Nachfolger.
Beim Autofokustest im Ai-Servobetrieb an der EOS 5D Mark IV (zentrales AF-Feld plus 8 Hilfsfelder, AF-Case 1, schneller Serienbildmodus, Sucherbetrieb) werden am neuen 24-105mm von 49 Aufnahmen eines auf die Kamera mit ca. 10 km/h zufahrenden Fahrradfahrers 61% scharf und der Rest springt teils auf den Hintergrund oder in einen Zwischenbereich. Am Vorgänger-24-105mm Mark I sind lediglich 5 Aufnahmen der Startphase nicht knackscharf, der Rest liegt sauber auf dem Fahrradfahrer, so dass eine Scharfstellquote von 90% erreicht wird. Der Test kann nur als grobe Orientierung dienen, da für zuverlässigere Aussagen eine umfangreichere, statistische Reihe hätte durchgeführt werden müssen.
Fazit
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tolle Haptik: Haptisch vermittelt mir das neue 24-105mm/4L durchaus noch einen Kick mehr als der Vorgänger. Wer ein teures Vollformat-Modell erworben hat und sich an der hervorragenden Fertigungsqualität erfreut, stützt diese durch das neue Canon 24-105! Aber der Vorgänger ist optisch insgesamt praktisch auf Augenhöhe (wenn auch im Gegenlicht nicht ganz so kontrastreich), durchaus schon spürbar leichter und deutlich günstiger. Ich kann also sehr gut mit dem Vorgänger leben und werde erst einmal auf ein Upgrade verzichten!
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Auflösungstechnisch bewegt sich das neue Canon 24-105mm/4L IS II USM insgesamt auf dem Niveau des Vorgängers und erreicht an einer EOS 5D II oder 5D IV vergleichbare Auflösungswerte. An einer 5Ds liegt der Vorgänger sogar leicht vorn, auch wenn wir den Unterschied für die Praxis als kaum relevant einstufen. Vorteile erreicht das neue 24-105'er allerdings in Gegenlichtsituationen durch eine sichtbar bessere Kontrastierung, zumindest wenn direkte Sonneneinstrahlung einen Eyecatchers zu überlagern droht. Farbsäume sind am neuen 24-105'er mit bis zu 8 Pixeln in der Breite auf dem Niveau des Vorgänger. Auch die tonnenförmige Verzeichnung kleinerer Brennweitenbereich ist noch erkennbar. Dafür ist die Vignettierung bei 24mm mit rund 2EV bei Offenblende gegenüber 2,8EV des Vorgänger etwas abgemildert. In höheren Brennweiten spielen Vignettierungen (rund 1EV bei Offenblende) bzw. Verzeichnungen (minimal kissenförmig) an beiden Objektiven in der Praxis nur noch eine untergeordnete Bedeutung.
Beim Autofokusbetrieb konnten wir keine Vorteile für das neue 24-105mm erkennen. Sowohl beim Servo-Test als auch im OneShot-Betrieb schneidet der Vorgänger nicht schlechter sondern mindestens genauso gut ab. Im Geschwindigkeitstest von Unendlich auf 1m liegen beide Objektive mit rund 0,3s (bei 105mm) gleichauf. Auch ein deutlich weicheres Bokeh durch jetzt 10 verbaute Blendenlamellen konnten wir nicht als schlagenden Vorteil ausmachen, auch wenn auf Mindestdistanz die Flares eine Idee größer am neuen 24-105'er ausfallen.
Mechanisch macht man am neuen 24-105'er allerdings einen guten Sprung nach vorn, weil es insgesamt solider verarbeitet ist. Der Fokussierring ist spielfreier, weniger kratzig und läuft insgesamt weicher. Auch der Zoomring greift den Tubus jetzt fester, so dass er in senkrechten Positionen nicht nachsackt, was am Vorgänger durchaus der Fall ist. Einen kleinen Bonus vermittelt auch die Fluorit-Vergütung der neuen Version.
Letztlich wird man mit dem neuen Canon 24-105mm/4L IS II USM allein von der Haptik und Wertigkeitsausstrahlung schon spürbar besser als am Vorgänger bedient. Ob man dies in der Praxis allerdings nach der ersten Eingewöhnphase wirklich dauerhaft registriert, steht auf einem anderen Blatt. Tatsache ist jedoch, dass die neue Version deutlich mehr kostet und auch rund 120gr mehr wiegt. Insoweit kann man auch sehr gut mit dem Vorgänger leben!
Bleibt die Frage nach der Adapter-Kompatibilität:
- Traumflieger EF>Sony E-Mount-Adapter: AF-S und AF-C wird an einer Sony A7 II bzw. A7R II bei aktivem Phasenverfahren und dem Canon 24-105mm/4L IS USM II generell unterstützt, der AF ist bei unserem Test jedoch nicht immer zuverlässig bzw. kommt ins Pumpen. Oder er braucht lange mit ca. 2 - 3 Sek. Generell nicht zu empfehlen in der Kombination und beim AF-Betrieb.
- Metabones-Adapter für Sony E-Mount: AF etwas zielsicherer und flotter als beim vorgenannten Adapter. Teils pumpt er etwas länger (AF-S), bei gutem Kontrast aber flott und recht sicher (ca. 0,7s von unendlich auf 1m bei 50mm)
- automatischer EF>Micro 4/3-Adapter, neue Version ab Nov. 2016: AF funktioniert sehr schnell mit 0,3s von unendlich auf 1m bei 24mm und 0,7s bei 105mm. Kontinuierlicher AF wird nicht unterstützt. Test an einer GX8, an einer Olympus OMD EM1 II AF etwas langsamer (ca. 1s).
- Telekonverterbetrieb mit Canon 1,4x oder 2,0 Teleextender: Bauartbedingt nicht ansetzbar, die fest verbaute Blende in der Rücklinse verhindert den Anatz.
- praktischer Brennweitenbereich von 24 - 105mm mit noch guter, durchgehender Lichtstärke von f4
- sehr gute Verarbeitung mit soliden Einstellringen, die weitestgehend spiel- und kratzfrei arbeiten, Tubus sackt nicht nach
- gute Ausstattung mit Distanzskala und Lockmechanismus in der Startbrennweite als Transportschutz
- Fluoritvergütung Front- und Rücklinse, um Verschmutzungen leichter entfernen zu können
- Wetterschutz durch Dichtungsringe
- guter Lieferumfang incl. Transportbeutel, Schutzdeckeln und Streulichtblende
- optimierte Kontrastleistung im Gegenlicht
- minimierte Vignettierung in der Startbrennweite bei Offenblende (ca. 2EV gegenüber 2,8EV beim Vorgänger)
- effektiver, optischer Stabilisator
- mit rund 800gr schon spürbares Gewicht
- Kaufpreis derzeit deutlich über 1.000 Euro
- Auflösungstechnisch bzw. beim AF-Betrieb konnten wir keine spürbaren Verbesserungen zum diesbezüglich sehr guten Vorgänger erkennen
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