Ausstattung - Technische Daten - Auflösung - Auflösungsvergleich mit Zeiss 24-70mm/4 - Bokeh-Vergleich - Verzeichnung / Vignettierung / Farbsäume - Video-Leistung und Autofokus - Handhabung - 100%-Bildbeispiele - Fazit - Links - Leserkommentare
Traumflieger-Test an Sony A7-Modellen
Canon EF 24 - 70mm / 2,8L USM II via Adapter
Wer eine hochauflösende Alternative zu Sonys Standardzooms für die A7-Modelle sucht, kann zu Canon-Objektiven greifen. Das Canon 24-70mm/2,8L USM II lässt sich via Adapter montieren. Erst jetzt läuft auch der 36-Megapixel-Sensor einer Sony A7R auflösungstechnisch zur Hochform auf.
ein Traumflieger-Report von Stefan Groß
Dieser Traumflieger-Report ist unabhängig von Canon oder Sony erstellt. Wir haben zu diesen Unternehmen keine weiteren Beziehungen.
Ausstattung
Nicht wenige A7-Anwender vermissen ein natives und lichtstarkes Standardzoom der f2,8-Klasse. Das via Adapter nachgerüstete Canon kann so in Lowlight kürzere Verschlusszeiten aber auch mehr Freistellpotenzial bieten, wenn der Hintergrund etwa bei Portraits weichgezeichnet werden soll.
Die generelle Ausstattung ist am Canon 24-70mm/2,8L USM II mit Ultraschall-Motor, AF/MF-Umschalter, Distanzskala und einem robusten, teils in Metall verschaltem Tubus nebst breit gummierten Einstellringen sehr gut. Ein Bildstabilisator fehlt dem Canon-Objektiv jedoch. Er kann aber beim Einsatz an der Sony A7 II nachgerüstet werden, da die Kamera einen internen, sensorbasierten Bildstabilisator bietet und er vom Adapter unterstützt wird. Über den Adapter ist auch die Blendensteuerung an Sony A7- oder Sony APS-C-Modellen mit E-Mount (z.B. Sony A6000) möglich.
Das Objektiv bietet einen 82mm-Filternanschluss, der beim Fokusvorgang nicht mitdreht und so polfilter-freundlich daherkommt.
Im Lieferumfang finden sich neben Schutzkappen auch eine Streulichtblende sowie ein Objektivköcher.
Technische Daten
UVP / Strasse (02/2015) |
2.299 EUR / ca. 1.905 EUR (kaufen hier bei Amazon) |
Markteinführung |
April 2012 |
Gewicht |
805gr + 136gr (Traumflieger EF>E-Mount-Adapter), alternativer Metabones-Adapter |
Bajonett |
Canon EOS, via Adapter auf Sony E-Mount (Vollformat, auch an APS-C ansetzbar) |
Brennweite |
24 - 70mm (entspricht bei APS-C einer Bildwirkung von 36,7 - 107,1mm) |
Naheinstellgrenze |
38cm |
Abbildungsmaßstab |
0,21 |
optische Elemente |
18 Elemente in 13 Gruppen (incl. asphärische Elemente, ED-Linse) |
Filteranschluß |
82mm |
Anzahl Lamellen |
9 |
Blendenumfang |
f 2,8 - f 22 |
Bildstabilisierung |
nein (aber an der Sony A7 II via Inbody Image Stabilizer nachrüstbar, dann ca. 3 Stufen Verwacklungsausgleich) |
Motor |
Ultraschall |
Größe |
113 x 89mm (Durchmesser x Länge) + Adapter (Länge 22mm) |
Lieferumfang |
Front- und Rückdeckel, Streulichtblende, Köcher |
Besonderheiten |
Objektiv verfügt über Staub- und Spritzwasserschutz |
Auflösung
Getestet mit Sony A7-Modellen im RAW-Format mit Adobe Lightroom bei Standardeinstellungen mit der aktuellen Prozessversion (2012). Wir nutzen hierfür ein Testchart im 3:2-Format . Wertangaben in Linien je Bildhöhe nach MTF50 bei einem MIndestkontrast von 50%. Max.-Wert sind an der A7R = 4.912 Linien / A7 (I + II) = 4.000 Linien / A7S = 2.832 Linien. In der Praxis lassen sich jedoch an der A7R maximal ca. 4.200 Linien, an der A7 (I + II) ca. 3.500 Linien und an der A7S maximal 2.500 Linien erzielen. Die nominellen Auflösungen wären bei einem Mindestkontrast von 10% (MFT) erreichbar aber in der Praxis ist das hier verwendete Verfahren MFT 50 mit 50% Mindestkontrast gängiger. Daher sind die maximal erzielbaren Linienauflösungen etwas geringer. Mess-Software Quick MFT mit Angleichung an Imatest-Standard (Faktor 1,3), Kompatibel zu Messungen für Canon APS, m4/3, Samsung NX aber nicht zum Canon Vollformat-Test, da wir hier unter Lightroom aus historischen Kompatibilitätsgründen die etwas weniger hochauflösende Prozessversion 2003 nutzen.
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Chartvergleich: Alle Objektiv-Auflösungs-Charts an der Sony A7R - A7 II - A7S im Direktvergleich für Traumflieger Mitglieder finden Sie hier. Die Übersicht wird laufend ergänzt. Es sind auch zahlreiche Auswertungen vorhanden, für die (noch) kein kompletter Testreport vorliegt!
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Die durchschnittliche Linien-Auflösung an der Sony A7R von 2.738 liegt mit rund 500 Linien deutlich über den hauseigenen Standardzooms. Im Maximum sind 4.055 Linien erreichbar, was die in der Praxis höchste Auflösung an der A7R fast ausreizt (ca. 4.200 Linen). Der Randbereich fällt zwar auflösungstechnisch ab, liegt aber idR signifikant über dem der Standardzooms wie dem Sony 28-70mm oder Zeiss 24-70mm/4.
Ähnlich optimiert zeigt sich auch die Sony A7 II (oder analog auch die Sony A7 I) mit durchschnittlich 2.555 Linien, die zwar im Maximum mit 3.380 Linien nicht an die Maximalwerte der A7R heranreicht, dafür im Durchschnitt aber ein ähnliches Niveau erreicht. Auch hier sind noch Randunschärfen auszumachen aber sie sind ebenfalls geringer als bei den hauseigenen Standardzooms ausgeprägt.
Die Sony A7S mit nominell 12 Megapixel kratzt mit durchschnittlich 2.098 Linien am oberen Auflösungsbereich, den sie mit bis zu 2.521 Linien auch erreicht. Dennoch sind auch hier noch leichte Randunschärfen auszumachen.
Auflösungs-Direktvergleich mit Zeiss 24-70mm/4,0
Im direkten Bildvergleich gegenüber dem Zeiss 24-70mm bei in Adobe Lightroom mit Standardeinstellungen entwickelten RAW zeigt sowohl die Sony A7R als auch Sony A II erkennbare Auflösungsvorteile mit dem Canon 24-70mm/2,8L USM II. Die voll aufgelösten Original-Bilder finden sich bei den 100%-Bildbeispielen.
Bokeh-Vergleich
Das Canon 24-70mm/2,8 bietet 9 Lamellen. Wir vergleichen es nachfolgend erneut mit beim Zeiss 24-70mm, das nur 7 Lamellen bietet, wo der Hersteller aber von abgerundeten, zirkulären Blendenlamellen spricht. Insgesamt wirken auf uns die Unschärfekreise am Canon etwas harmonischer, wenngleich die Unterschiede insgesamt nicht allzu groß ausfallen.
Verzeichnung, Vignettierung & Farbsäume
Verzeichnungen sind am Canon in Weitwinkelstellung leicht tonnenförmig, in mittleren Brennweiten fallen sie hingegen kaum auf, während sie im Telebereich etwas kissenartig geraten. Die Verzeichnung ist insgesamt aber deutlich geringer ausgeprägt als an den Sony-Standardzooms im RAW-Format.
Randabdunkelungen sind in Weitwinkelstellung und bei Offenblende mit 2,8 Blendenstufen relativ deutlich erkennbar, auch abgeblendet auf f5,6 verschwinden sie nicht vollständig sondern sind hier mit rund 1EV noch auszumachen. Bei 50mm und 70mm fällt ist die Offenblend-Vignettierungen mit rund 1,8EV geringer aus und liegt bei f5,6 bei kaum wahrnehmbaren 0,8 Blendenstufen.
Farbsäume haben wir mit maximal 3,6 Pixel in der Breite ausgemessen. Sie fallen etwas stärker als an den Sony-Standardszoom auf, sind aber insgesamt noch recht dezent.
Video-Leistung, Autofokus, Bildstabilisator
Im Videobetrieb muß man den Fokus manuell nachregeln, da der Adapter keinen kontinuierlichen AF-Betrieb unterstützt. Dank Fokuspeaking-Funktion kann dies mit etwas Übung aber zufriedenstellend gelingen. Im lfd. Video kann hierfür sogar eine 4x-Lupe genutzt werden, was bei Sony ziemlich einzigartig ist.
Videozooms sind unproblematisch, da sich die Schärfenebene nicht drastisch verlagert (das Objektiv ist weitgehend parfokal). Helligkeitsflackern konnten wir im Videozoom ebenfalls nicht ausmachen, was angesichts der konstanten Offenblende auch nicht zu erwarten ist.
Im Fotobetrieb unterstützt der Adapter den Einzel-AF, er ist aber mit rund 2 Sekunden Fokussierzeit relativ langsam. Da aber neben Fokuspeaking auch die Lupenfunktion (auch kombiniert) unterstützt wird, lässt sich dennoch schnell und treffsicher fokussieren. Wir empfehlen, die Lupenfunktion auf eine der Funktionstasten abzulegen .
Das Canon-Objektiv bietet keinen optischen Bildstabilisator. Wenn man jedoch die Sony A7 II einsetzt, lässt sich der kamerainterne Bildstabilisator aktivieren (nennt sich im Menü "Steady-Shot"). Bei unserem Test an der A7 II konnten wir ohne aktiven Bildstabilisator bei 70mm mit bis zu 1/30s noch scharf frei aus der Hand aufnehmen. Mit aktivem Steady-Shot gelingt dies bis zu 1/4s. Der Verwacklungsausgleich liegt demnach bei etwa 3 Stufen.
Handhabung und Fertigungsqualität
Wie von Canons L-Objektiven gewohnt, liefert auch das Canon 24-70mm/2,8L USM II eine sehr hohe Fertigungsqualität. Der Tubus ist in Metall verschalt (Innentubus Kunststoff), zwei breite und angenehm gummierte Einstellringe sorgen für den Zoom bzw. den Fokus. Die Frontlinse dreht dabei nicht mit. Am Objektiv finden sich einige Elemente, die wir an den Sony-Originalen etwas vermissen: Neben einem AF/MF-Umschalter ist auch eine Entfernungsskala vorhanden.
Das Canon-Objektiv bietet darüberhinaus einen Staub- und Spritzwasserschutz, was auch an einer Gummimanschette am Metall-Bajonett erkennbar ist. Als Transportschutz wird zum Fixieren der Startbrennweite ein Zoom-Lock-Schalter geboten.
100%-Bildqualitätsvergleich (RAW)
Nachfolgend einige voll aufgelöste Testbilder des via Adapter montierten Canon 24-70mm/2,8L USM II jeweils mit der Sony A7R, A7II und A7S, die wir im RAW-Format mit Adobe Lightroom bei Standardeinstellung entwickelt haben. Hier finden Sie alle Testbilder für Mitglieder!
Alle Testbilder für Mitglieder!
Fazit
In Sachen Auflösung ist das Canon 24-70'er den Sony-Standardzooms eindeutig eine Klasse voraus. Erst jetzt kann die Sony A7R ihre hohe Auflösung entfalten. Auch die Sony A7 (I + II) profitiert von detaillierteren Aufnahmen, die deutlich schärfer wirken als mit den Sony-Zooms.
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Auflösungs-Höchstleistung: Das Canon 24-70mm/2,8L USM II ist leider kein Schnäppchen und liegt in einer satten 2.000 Euro-Preisklasse.
Die Abbildungsleistung spricht aber für das Canon, wenn man mit einem Standardzoom maximale Detailschärfe aus den A7-Modellen herauskitzeln will. Dafür muss man aber auch bereit sein, ein höheres Gewicht in Kauf zu nehmen und auch bevorzugt manuell fokussieren. Letzteres gelingt an den Sony-Modellen aber besser als an jeder anderen, mir bekannten Systemkamera und ist einem AF-Betrieb praktisch ebenbürtig, manchmal sogar überlegen. Wenns bequem sein soll, kann man dennoch auf den AF-Betrieb zurückgreifen.
Ich werden aber dennoch auch die Sony-Standardzooms im Einsatz haben, da ich nicht immer eine voll aufgelöste Topschärfe oder hohe Lichtstärke brauche und mit ihnen einfach schlanker unterwegs sein kann.
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Messtechnisch sind an der A7s Bestleistungen möglich aber aufgrund des insgesamt niedriger auflösenden 12-Megapixel-Bildsensors wird man in der Praxis kaum gravierende Unterschiede ausmachen.
Auch wenn die Bildschärfe gegenüber Sonys/Zeiss- nativen E-Mount-Standardzooms höher ausfällt, sind im äussersten Randbereich dennoch weniger scharfe Details auszumachen, insoweit darf man auch mit dem Canon-Zoom keine absolute Perfektion erwarten. Nicht ganz so toll fallen die Vignettierungen aus, die man aber idR durch Korrektur meist gut in den Griff bekommt. Chromatische Aberrationen oder Verzeichnungen spielen hingegen eine untergeordnete Rolle und fallen dezent aus.
Die durchgehende Lichtstärke von f2,8 spricht zudem für die Canon-Lösung, da sich jetzt rauschärmere Lowlight-Anwendungen realisieren lassen. Mit einem verbesserten Freistellpotenzial kommt die Lichtstärke auch bei Portraits entgegen.
Das Handling via Adapter ist insgesamt gut. Allerdings muss man sich schon mit dem höheren Gesamt-Gewicht von knapp 1KG arrangieren. Dank Lupen- und Peakingfunktion gelingt der Fokusvorgang idR schnell und treffsicher. Dafür sollte man sich die A7 (oder eine Sony-APS-C mit E-Mount wie die A6000) entsprechend konfigurieren.
Auf einen Bildstabilisator muss der Anwender dann nicht verzichten, wenn das Canon an einer Sony A7 II genutzt wird. Seit Firmware-Update 1.1 ist das Bild hier auch in der Lupenansicht stabilisiert.
Unterm Strich vergeben wir 4,5 Sterne. Von der optischen Leistung, insbesondere der hohen Auflösung wegen sind für ein Standardzoom 5 Sterne fällig. Das Handling via Adapter und des Gewichts wegen ist aber mit gewissen Komforteinschränkungen gegenüber nativen Standardobjektiven verbunden, die einen halben Stern kosten.
- hohe L-Fertigungsqualität
- mit f2,8 eine durchgehend hohe Lichtstärke
- Staub- und spritzwassergeschützt
- ändert beim Zoomen die Schärfeebene nicht wesentlich (weitgehend parfokal)
- Tubus hält auch ausserhorizontale Position und Zwischenbrennweiten
- Frontlinse und Tubus drehen nicht
- gute Gängigkeit von Scharfstell- und Zoomring
- AF-MF-Umschalter und Distanzskala am Objektiv
- für ein Standardzoom hervorragende Auflösungsleistung an der Sony A7R / A7 / A7 II und A7s
- dank manuellem Fokusring verliert sich die Schärfeebene auch nach dem Abschalten der Kamera oder Objektivwechsel nicht
- Streulichtblende (und Köcher) im Lieferumfang enthalten
- relativ hohes Gewicht, einhändiger Einsatz ist schwierig
- Adapter-Lösung geht mit einem langsameren AF-Betrieb einher (kontinuierlicher AF nicht vorhanden)
- 82mm-Filteranschluß erfordert relative große (und teure) Filter
- deutlich teurer in der Anschaffung als die Sony-Pendants
Das Canon 24 - 70mm / 2,8L USM II bei Amazon
weiterführende Links