Die Mehrfeldmessung - Mittenbetonte Integralmessung - Selektivmessung - Spotmessung - Messung in der Liveview - Belichtungsmessung Schritt für Schritt - Das Histogramm - Nachträgliche Kontrastoptimierung - Workshop: Kontrast durch selektive Tonwertmanipulation - Inhaltsverzeichnis
3.3 Optimierung durch Belichtungsmessung und Histogramm
Die richtige Wahl des Belichtungsmessverfahrens gehört zu den Faktoren, die über Gedeih und Verderb einer Aufnahme entscheiden können. Ihre EOS 6D nutzt dafür einen dedizierten Messsensor, der sich oben in Nähe des Spiegelkastens findet. Dank 63 Messsektoren und Dual-Layern (zwei Farbfiltern) kann die 6D die Belichtung sehr genau messen. Neu ist die Möglichkeit, innerhalb der Live View die verschiedenen Methoden wie z. B. Spot oder Selektivmessung nutzen zu können, wobei 315 Messfelder des Bildsensors genutzt werden.
Wichtig wird die passende Wahl der Belichtungsmessung besonders in kontrastreichen Motivsituationen wie z. B. an einem Sonnentag mit hohen Licht- und Schattenanteilen oder auch für Innenaufnahmen, bei denen das Licht im Fensterbereich heller als im Zentrum des Zimmers einfällt. Es reicht aber auch schon eine helle Blüte, die sich von der Umgebung absetzt und bei Wahl des falschen Belichtungsprogramms schnell unrettbar überstrahlt wird.
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Die Belichtungsmessmethode wählen Sie über die rechte Taste oben an Ihrer EOS 6D plus Dreh am Hauptwahlrad.
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Kameraschwenks zur Neukomposition als typische Methode, um eine Arbeit dynamischer zu gestalten, sind zudem mit einem Gefahrenpotenzial behaftet, wenn Sie nicht mit der Mehrfeldbelichtung arbeiten. Auch hier ist Know-how gefordert, um die Ausschussquote an fehlbelichteten Aufnahmen zu reduzieren. Werfen wir jedoch zunächst einen Blick auf die einzelnen Belichtungsmessverfahren und deren typische Einsatzzwecke.
Die Mehrfeldmessung – das Multitalent
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Mehrfeldmessung
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Landschaftsaufnahmen sind ein typisches Beispiel für Motive, bei denen der Fokus weniger auf einem Detail als vielmehr auf der Gesamtheit der Szenerie liegt. Hier entscheidet eine ausgewogene Gesamtbelichtung, die sich optimal mit der Mehrfeldmessung realisieren lässt. Hierbei greift Ihre EOS 6D auf 63 (auf der Mattscheibe unsichtbare) Messfelder zurück, deren Messergebnisse gemittelt und mit dem aktiven Autofokusmessfeld verrechnet werden. Das genutzte AF-Feld nimmt also noch Einfluss auf die Belichtung und wird mit bis zu 3 Blendenstufen – je nach Kontrastverhältnis – stärker gewichtet als die übrigen Messfelder.
Setzen Sie regelmäßig auf die Mehrfeldmessung!
Bleibt Ihnen wenig Zeit, um beispielsweise bei Schnappschüssen dennoch eine den Umständen entsprechende größtmögliche Belichtungssicherheit zu gewinnen, dann verwenden Sie hierfür die Mehrfeldmessung. Damit steigt in Verbindung mit der Gewichtung des aktiven AF-Feldes gegenüber allen anderen Messverfahren die Wahrscheinlichkeit auf verwertbare Bildergebnisse. Das mittlere AF-Feld wird – im Verhältnis zum Umfeld – mit durchschnittlich 1,5 Belichtungsstufen bevorzugt behandelt (bei Gegenlicht bis zu 3 EV). Dies führt in der Regel zu einem ausgewogenen Mischverhältnis, so dass der Fotograf besondere Details hervorheben, aber das Umfeld dabei noch ausreichend berücksichtigen kann.
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Im manuellen Fokusbetrieb wird das Bildzentrum (AF-Feld-Bereich) mit rund 0,5 Blendenstufen etwas stärker als der übrige Bereich gewichtet, sodass die Ergebnisse im Prinzip ähnlich wie bei der mittenbetonten Integralmessung ausfallen.
Mittenbetonte Integralmessung – das erweiterte Zentrum steht im Fokus
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Integralmessung
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Im Gegensatz zur oben besprochenen Mehrfeldmessung kümmert sich die mittenbetonte Integralmessung – wie auch alle nachfolgenden Messverfahren – nicht um die Autofokusfelder. Sie gewichtet dabei das im Sucher eingeblendete und mittels Kreis markierte Bildzentrum am stärksten und reduziert stufenweise die Wertung für die äußeren Zonen. Die äußersten Randbereiche des Suchers werden dabei nicht in die Wertung einbezogen. Der namensgebende Begriff integral, der laut Duden als „ein Ganzes ausmachend“ definiert ist, zeigt seine Funktion an, bei dem ein relativ großflächiger, zentraler Bildteil wichtig und das Umfeld von untergeordneter Bedeutung ist. Beispielsweise für Porträtaufnahmen, in denen im Randbereich ablenkende Lichtquellen störenden Einfluss nehmen können, eignet sich diese Methode bestens und wertet ausschließlich den hier bildwichtigeren, zentralen Bildbereich.
Die ansonsten hochgelobte und weitgehend intuitive Symbolgebung Canons macht bei dieser Messmethode allerdings einen Negativausreißer, da sich das Symbol nur schwer erschließt. Das Symbol für die mittenbetonte Integralmessung muss schlicht auswendig gelernt werden, damit es sich einprägt.
Selektivmessung – für die Gewichtung des Bildzentrums
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Selektiv-Messung
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Als Orientierung für den Selektivmessbereich gilt ein gedachter Kreis, der oben und unten die äußeren AF-Felder gerade eben umschließt. Er deckt ca. 8 % des Sucherbereichs ab. Nutzbringend ist diese Messmethode bei kontrastreichen Aufnahmesituationen, die den Dynamikumfang des CMOS übersteigen und zu partiellen Überstrahlungen oder zeichnungslosen Dunkelzonen führen würden. Lichtkegel oder Gegenlichtsituationen sind typische Einsatzgebiete, aber auch für den Betrachter vermeintlich unkritische Motive lassen sich mit ihr besser in den Griff bekommen. Eine helle Blüte kann selbst bei bewölktem Himmel schon dazu führen, dass die Blütenblätter überstrahlen und damit die Arbeit zunichtemachen. Ähnliches geschieht etwa bei Nachtaufnahmen, bei denen die 300er-Telebrennweite auf den Mond zielt und das schwarze Umfeld durch Einbeziehung in die Wertung den Erdtrabanten seiner Struktur beraubt und ihn zu einer leuchtenden Scheibe degradiert. In diesen Fällen spielt die Selektivmessung ihre Stärken aus, indem sie lediglich den bildwichtigen Motivteil im Zentrum wertet und die Randbereiche dabei ausklammert.
Spotmessung – Details exakt anmessen
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Spot-Messung
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Ihre 6D bietet gegenüber der Selektivmessung durch die Spotmessung einen noch enger umrissenen Messbereich, der ca. 3,5 % des Sucherfeldes abdeckt. Er ist identisch mit der auf der Mattscheibe im Zentrum eingravierten, runden Kreismarkierung. Die Selektivmessung bietet bei manchen Motiven einen noch zu großen Messbereich. Reflexionen, die in schmalen Bereichen zu hohen Kontrasten führen, oder der strahlend weiße Silberreiher oder Schwan im Teleobjektiv lassen sich jetzt exakter anmessen und müssen nicht erst über eine Belichtungsreihe bei gleichzeitig hohem Ausschuss an Bildmaterial optimiert werden. Wird die Spotmessung von Einsteigern oft unterschätzt, so erkennt der ambitionierte Fotograf, dass mit ihr ernsthafte Fotografie erst möglich wird. Bei Motiven in Bewegung mit relativ geringer Sucherabdeckung und zu wenig Zeit, um im manuellen Modus die Belichtung zu optimieren, besteht zur Spotmessung ansonsten keine Alternative.
Live-View-Belichtungsmessung
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Messung in der Liveview
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Der Livemodus war bisher an Canon-DSLRs ein Sonderfall, bei dem nur eine einzige Messmethode – ganz gleich, welche übrigen Sie an der Kamera eingestellt haben – zur Verfügung stand. Neu ist an Ihrer 6D jedoch, dass die eingestellten Messmethoden auch für die Live View gelten bzw. auch innerhalb der Live View hinsichtlich Mehrfeld-, Selektiv-, Spot- und mittenbetonter Messung vorgegeben werden können. Die Live-View-Messung weicht zwar etwas, aber in der Regel nur geringfügig von der Messung mit dem dedizierten Messsensor ab.
Belichtungsmessung im Video
Im Videomodus können Sie keine Belichtungsmessmethode wählen. Dort wird stets die mittenbetonte Integralmessung angewendet. Beeinflussen können Sie die Belichtung z. B. via Kameraschwenk auf besonders helle oder dunkle Bereiche in der Szene. Die Belichtung kann dann vor dem Rückschwenk via Sterntaste gespeichert werden. Bei konstanten Lichtverhältnissen bietet sich allerdings das Programm M an, mit dem Sie auch im Video feste Werte für Blende, Zeit und ISO vorgeben können.
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Wenn Sie den AF/MF-Umschalter am Objektiv auf AF gestellt haben, können Sie bei gewählter Mehrfeldmessung den Rahmen verschieben. Dieser wird – wie bei einzelnen AF-Feldern außerhalb der Live View – gesondert gewichtet. Damit können Sie z. B. gezielt auch auf außermittige Lichter anmessen und Überstrahlungen effektiv vorbeugen. Bei der Selektiv- und Spotmessung blendet die 6D eine Kreismarkierung ins Livebild ein, um den Messbereich zu markieren. Er liegt dann stets im Zentrum, ganz gleich, wohin Sie den verschiebbaren AF-Rahmen bewegen.
Mein 6D-Tipp für Sie:
Durch Gewichtung des aktiven AF-Feldes führt beim Blick durch den Sucher die Mehrfeldmessung in vielen Fällen zu den besten Ergebnissen. Auch in der Live View empfiehlt sich regelmäßig die Mehrfeldmessung. Aktivieren Sie den AF-Schalter am Objektiv, dann können Sie den Feldrahmen gezielt verschieben und so schnell auch auf außermittige Spitzlichter anmessen. Das ist in der Praxis meist einfacher, als die anderen Messmethoden zu bemühen, die dann auch nur im Zentrum greifen.
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Belichtungsmessung Schritt für Schritt
Im Beispiel mit hohen Lichtkontrasten soll die Belichtungsmessung auf eine Kapelle angewendet werden, die zunächst überstrahlt. Durch Wahl der richtigen Messmethode soll die Belichtung verbessert werden. Am Programmwahlrad ist Av vorgewählt.
1 Motiv erfassen
Ausgehend von der Mehrfeldmessung wird im Beispiel (bei Kontrolle via Play-Taste) erkannt, dass die Kapelle überstrahlt ist.
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Motiv erfassen
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2 Belichtungsmethode wechseln
Wechseln Sie die Belichtungsmethode auf Selektivmessung.
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Belichtungsmethode wechseln
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3 Auf Mitte schwenken
Schwenken Sie Ihre 6D so, dass das Hauptmotiv mittig erfasst wird. Nur hier greift die Selektivmessung.
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Auf die Mitte Schwenken
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4 Belichtung speichern
Bevor Sie zurückschwenken, speichern Sie die Belichtungsmessung, indem Sie den Auslöser halb durchdrücken und gleich darauf die Sterntaste drücken.
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Die Belichtung speichern
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5 Auf finalen Ausschnitt schwenken
Schwenken Sie auf den endgültigen Abschnitt; im Beispiel wird die Kapelle weiter seitlich platziert. Lösen Sie aus. Würden Sie ohne Sterntastendruck schwenken, ginge die Belichtungsmessung verloren.
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Auf den finalen Ausschnitt schwenken
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Belichtungsspeicherung via Sterntaste
Es reicht, die Sterntaste einmal zu drücken und dann wieder loszulassen. Sie können im Sucher anhand eines Sternchens (rechts neben dem Akkusymbol) erkennen, dass die Belichtung gespeichert wurde. Halten Sie die Sterntaste fest, dann können Sie die Messung auch auf mehrere Bilder anwenden. Die Speicherung erlischt ansonsten, nachdem Sie den Auslöser durchgedrückt haben. Soll die Belichtungsspeicherung vor der Aufnahme wieder gelöscht werden, dann drücken Sie die Messfeld-Wahltaste rechts neben der Sterntaste. Im Videobetrieb können Sie die Sterntaste ebenfalls zur Belichtungsspeicherung nutzen. Um den Speicher zu löschen, wählen Sie auch hier die Messfeld-Wahltaste.
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Hier sehen Sie die Bildwirkung der verschiedenen Messmethoden an einem hoch kontrastreichen Motiv. Bei der Mehrfeldmessung überstrahlt die Kapelle, aber das Umfeld ist gut aufgehellt, während bei der Spot- und Selektivmessung das Umfeld zwar abdunkelt, dafür die Kapelle nicht mehr überstrahlt. Die Spotmessung erfasst hier den überstrahlten Bereich fast komplett, während die Selektivmessung noch einen Bereich mit erfasst, der weniger stark überstrahlt. Mehrfeldmessung und mittenbetonte Integralmessung erfassen noch viel vom dunklen Umfeld und hellen die Gesamtszene auf, dabei kommt es jedoch zu partiellen Ausreißern im Mauerwerk.
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Das Histogramm zur Belichtungsoptimierung einsetzen
An der EOS 6D unterstützt Sie das sogenannte Histogramm dabei, die Belichtung zu optimieren. Dabei handelt es sich um eine in einem Diagramm visualisierte Verteilung der Helligkeitstonwerte. So können Sie schnell erkennen, ob problematische Überstrahlungen oder Unterbelichtungen vorkommen. Das ist meist einfacher, als das Livebild direkt zu untersuchen. Das Histogramm lässt sich über mehrfachen Druck auf die INFO.-Taste im Livebild, aber auch bei der Bildrückschau via Play-Taste einblenden. Um das Histogramm zu verstehen, zeigt Ihnen die nachfolgende Schrittanleitung dessen Funktion.
1 Histogramm einblenden
Stellen Sie am Programmwahlrad das Programm Av ein. Starten Sie die Foto-Live-View über Druck auf den START/STOP-Taster und drücken Sie mehrfach die INFO.-Taste, bis das Histogramm ins Livebild eingeblendet wird. Das Livebild im Beispiel zeigt eine leicht variierende, graue Fläche und verteilt die Tonwerte folglich mittig im Histogramm.
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Das Histogramm einblenden
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2 Belichtung erhöhen
Drücken Sie kurz halb auf den Auslöser und drehen Sie das Daumenrad nach rechts. Das erhöht die mittlere Belichtungsstufe. Das Livebild wird heller und das Histogramm reagiert entsprechend. Die Tonwerte wandern in den rechten Bereich.
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Die Belichtung erhöhen
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Histogramm im Livebild
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3 Belichtung absenken
Tippen Sie erneut den Auslöser kurz an und drehen Sie jetzt das Daumenrad nach links. Das senkt die mittlere Belichtungsstufe ab. Im Beispiel wird das Livebild schwarz. Die Tonwerte im Histogramm reagieren erneut und gruppieren sich weit an die linke Begrenzung des Diagramms.
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Die Belichtung absenken
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4 Gemischte Belichtung verstehen
Selten wird man ein weitgehend homogenes Motiv wie bei den vorhergehenden Schritten 1–3 mit so geringen Helligkeitsvarianzen vorfinden. Hier in Schritt 4 soll daher ein Singvogel zeigen, wie sich die Tonwerte weiter aufspreizen. Dabei verteilen sich die Tonwerte nicht nur weiter im Diagramm, sondern es zeigt auch, dass die Helligkeit noch nicht optimal vorgenommen ist. Denn ideal ist die Helligkeit, wenn die Tonwerte – das Gebirge – so weit wie möglich an den rechten Rand des Diagramms bewegt werden, ohne ihn jedoch zu berühren.
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Die gemischte Belichtung verstehen
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5 Belichtung erhöhen
Das Histogramm soll jetzt weiter in den rechten Bereich bewegt werden. Tippen Sie dafür den Auslöser kurz an und drehen Sie das Daumenrad nach rechts. Im Beispiel wird der Singvogel jetzt stärker aufgehellt. Allerdings stößt das Gebirge ganz an den rechten Rand des Diagramms und wird dadurch angeschnitten. Die Folge: Das Umfeld überstrahlt.
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Die Belichtung erhöhen
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6 Belichtung optimieren
Tippen Sie erneut den Auslöser kurz an und drehen Sie das Daumenrad einige Rastpunkte nach links, bis das Histogramm rechts nicht mehr angeschnitten, aber dennoch möglichst weit am rechten Rand gruppiert wird. Jetzt ist die optimale Belichtung erreicht. Die Amsel ist weitgehend aufgehellt, aber das Umfeld überstrahlt nicht mehr.
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Die Belichtung optimieren
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Die Tonwertverteilung im Histogramm wird hier im Beispiel mit kleinen Glühbirnen verdeutlicht. Tonwerte im linken Bereich des Diagramms sind dunkel (hier die Äste), helle Bildbereiche (der Mond) werden im rechten Bereich wiedergegeben. Himmel und Taube zählen zum mittleren Tonwertbereich. Dabei gilt: Je mehr Tonwerte im selben Helligkeitsbereich vorhanden sind, umso höher schlägt das Gebirge nach oben aus.
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Nachträgliche Kontrastoptimierung mit der Tonwertkorrektur
Bei flauen Kontrasten lässt sich vor Ort manchmal wenig oder gar nichts machen. Dies gilt besonders bei Nebel oder direkter, frontaler Sonneneinstrahlung bei Landschaftsmotiven. Hier helfen weder Streulichtblende noch Blitzlicht, um den Kontrast zu steigern. Wird durch eine Fensterscheibe mit leichten Reflexionen oder bei nicht ganz sauberer Scheibe fotografiert, treten ähnliche Effekte auf. Zudem kann auch ein Motiv aufgrund geringen Tonwertumfangs von Haus aus wenig knackig wirken. In solchen Fällen hilft jedoch die Tonwertkorrektur bzw. die Gradationskurve in der Bildbearbeitungssoftware. Der Softwarenachbearbeitung kommt daher eine erhebliche Bedeutung zu. Wer auf entsprechende Optimierungen verzichtet, wird selten die plastischen Ergebnisse entsprechend operierender Fotografen erzielen.
Im Prinzip lassen sich Kontrastoptimierungen allein durch Manipulationen des Histogramms durchführen. Die Regler etwa zur Helligkeits- oder Kontraständerung vieler Bildbearbeitungsprogramme sind lediglich ein vereinfachtes Interface, das programm- intern die Tonwerte umverteilt. Diese Tonwertverteilung wurde bereits im vorhergehenden Abschnitt besprochen. Ziel war dabei, die Belichtung so weit wie möglich in den hellsten Bereich hineinzubewegen, ohne irreparable Überstrahlungen zu verursachen.
Mit einem Bildbearbeitungsprogramm lassen sich diese Tonwerte jedoch neu verteilen und nicht nur Überstrahlungen zurücknehmen, sondern auch der Bildkontrast verbessern.
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Gegenlicht erzeugt in dieser Savannenlandschaft Venezuelas flaue Kontraste, sodass erst die nachträgliche Kontrastoptimierung aus der Szene ein ansehnlicheres Bild macht (Canon 17-40mm L USM bei 17 mm | ISO 640 | 1⁄400 Sek. | f14).
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Workshop: Mehr Kontrast durch selektive Tonwertmanipulation
Der nachfolgende Workshop zeigt anhand von Photoshop sowohl die globale als auch selektive Kontrastverbesserung. Sie können dazu jedoch mit vielen weiteren Programmen analog vorgehen. Photoshop Elements lässt sich ähnlich verwenden, aber auch die Freeware GIMP ist dazu in der Lage.
1 Tonwertspreizung
Laden Sie das kontrastarme Bild und duplizieren Sie die Ebene über die Tastenkombination [Strg]+[J]. Öffnen Sie das Dialogfeld mit der Tonwertkorrektur (Tastenkürzel [Strg]+[L]). Die kleinen Markierungsdreiecke werden jeweils an den Rand des „Gebirges“ gezogen. Bestätigen Sie den Dialog mit OK, sodass die Werte auch ins Bild eingerechnet werden. Dies führt zu einer Tonwertspreizung, die leere Bits aus dem Bild entfernt und die vorhandenen Tonwerte über die gesamte Bandbreite verteilt. Der Kontrast wird damit schon deutlich verbessert.
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Tonwertspreizung
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2 Tonwertbeschneidung
Die Tonwerte sollen noch weiter kontrastiert werden. Dafür werden die mittleren Bereiche ausgewählt und erneut gespreizt. Ziehen Sie das schwarze und weiße Begrenzungsdreieck erneut in Richtung Mitte, sodass sich der Kontrast in den mittleren Tonwerten verbessert, und bestätigen Sie mit OK. Das führt hier im Beispiel zu einer Kontrastverbesserung im Bodenbereich, jedoch überstrahlt der Himmel.
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Tonwertbeschneidung
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3 Maske hinzufügen
Um die entstandenen Probleme von Schritt 2 zu korrigieren, wird eine Ebenenmaske der tonwertkorrigierten Ebene hinzugefügt. Dies lässt sich über das rote Icon in der Ebenen-Palette erreichen. Klicken Sie anschließend mit der linken Maustaste auf das weiße Icon, damit die Ebenenmaske auch ausgewählt wird.
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Maske hinzufügen
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4 Problemstellen zurücknehmen
Wählen Sie das Pinselwerkzeug (Taste [B] für Brush) mit einer schwarzen Farbe (schnelle Wahl mit Taste [D] und zum Wechsel zwischen Schwarz und Weiß mit Taste [X]) aus und malen Sie die Stellen über, die zu dunkel bzw. überstrahlt sind. Im Beispiel ist dies der Himmel; falls Sie Motive mit weniger deutlicher Bereichstrennung haben, dann malen Sie partiell auch die weiteren Stellen über, die überstrahlt erscheinen. Ändern Sie ggf. die Deckkraft der Farbe, damit keine zu großen Sprünge entstehen und unnatürlich aussehen. Sie können mit der Farbe Weiß bei Bedarf Ihre Arbeiten in der Maske wieder zurücknehmen.
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Problemstellen zurücknehmen
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5 Erneute Tonwertbeschneidung
Wollen Sie weitere Verbesserungen durchführen, dann wählen Sie über die Tastenkombination [Strg]+[A] alles im Bild aus (das Icon der obersten Ebene muss mit der linken Maustaste angeklickt sein), kopieren über [Strg]+[Umschalt]+[C] den gesamten sichtbaren Inhalt und fügen ihn über [Strg]+[V] als neue Ebene ein. Führen Sie erneut eine Tonwertbeschneidung über die kleinen Anfasser im Dialog Tonwertkorrektur ([Strg]+[L]) durch.
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Erneute Tonwertbeschneidung
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6 Zweite Problemkorrektur
Fügen Sie jetzt wieder – wie in Schritt 3 beschrieben – der obersten Ebene eine Maske hinzu und zeichnen Sie die Stellen transparent, die erneut als zu dunkel bzw. zu hell erscheinen. Diese Prozedur lässt sich weiter wiederholen, bis das Ergebnis den eigenen Vorstellungen entspricht. Es lohnt auch der Befehl Tiefen/Lichter (Menü Bild/Anpassungen), um abschließend den letzten Schliff zu geben.
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Zweite Problemkorrektur
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