Spiegellose für Einsteiger: Die Canon EOS M10
Nachdem Canon im Frühjahr die EOS M3 mit 24 Megapixel-Sensor herausgebracht hat, zielt die EOS M10 eher auf das Einsteiger-Segment ab. Die vom Gehäuse der ursprünglichen EOS M ähnelnde M10 ist dennoch mit einem hochauflösenden 18 Megapixel APS-C-Sensor, mit WLAN und touchfähigem Klappdisplay ausgestattet. Ausgeliefert wird die M10 im Kit mit dem ebenfalls neuen EF-M 15-45mm / 3,5-6,3 IS STM ab November 2015 zu einer UVP von 499 EUR, solo ist sie zu einer UVP von 379 EUR im Handel.
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Canon bringt mit der EOS M10 eine vergleichsweise kostengünstige spiegellose Systemkamera, die vom Gehäuse der ursprünglichen EOS M ähnelt während sie ein (touchfähiges) Klappdisplay und Fokuspeaking-Funktionen von der M3-Version geerbt hat.
Eine geringfügig modifzierte EOS M2 war offiziell nur im japanischen und chinesischen Markt erhältlich, während die EOS M3 von der Ausstattung mit zahlreichen Direktzugriffstasten, 24 Megapixel-Sensor und Sucher-Aufrüstoption auf etwas gehobenere Ansprüche abzielt.
Der Sensor der EOS M10 bleibt hingegen auf dem ursprünglichen 18 Megapixel-Niveau wird jedoch von einem aktuellen DIGIC 6-Bildprozessor begleitet. Wie an der M3 bietet auch die M10 49 statt der ursprünglichen 31 AF-Felder. Der Autofokus nutzt allerdings die Hybrid CMOS AF II-Technologie während die M3 schon eine Generation weiter ist. Nach wie vor bietet auch die M10 eine Gesichtserkennung sowie Nachführ- und One-Shot-AF.
Der touchfähige Klappmonitor lässt sich an der M10 um 180° hochklappen und kommt der neuen Generation „Selfie“ entgegen. Dem schnellen Teilen von Bildern, z.B. in sozialen Medien, kommt auch die Ausstattung mit WLAN und NFC entgegen. Ein integrierter Blitz bietet eine Leitzahl von 5. Die Blitzsynchronzeit liegt bei 1/200s. Ein neuer Kreativassistent zeigt im Livebild direkt Änderungen z.B. der Farbsättigung an.
Bei den Video-Funktionen bleibt die M10 auf dem gewohnten Niveau der ursprünglichen EOS M und bietet Full HD mit 30, 25 und 24 B/s sowie geringere Auflösungen. Allerdings wurde der ISO Bereich im Videomodus auf 100 - 6.400 heruntergefahren (früher 100 – 12.800). Im Foto-Modus stehen weiterhin ISO-Empfindlichkeiten von 100 – 12.800 (mit Erweiterung bis 25.600) zur Verfügung, der AUTO-Bereich umfasst nun 100 – 12.800.
Erfreulicherweise wird auch die EOS M10 mit dem Akku LP-E12 betrieben was ein Upgrade bzw. einen Parallelbetrieb erleichtert. Die Anzahl der aufnehmbaren Bilder mit einer Akkuladung gibt Canon mit 255 an.
Im Kit wird die EOS M10 mit dem neuen Standardzoom EF-M 15 - 45 mm / 3,5 - 6,3 IS STM angeboten. Der verbaute Stepper-Motor erleichtert ruhige und flüssigere Video-Aufnahmen mit kontinuierlichem Autofokus. Der Bildstabilisator soll nach Angaben von Canon 3,5 Blenden ausgleichen. Verbaut wurden 10 Linsen in neun Gruppen. Die Blende besteht aus 7 Lamellen. Die Naheinstellgrenze liegt bei 25 cm, womit ein Abbildungsmaßstab von immerhin 0,25 (bei 45mm) erzielt werden kann.
Technische Daten
UVP |
499 EUR (Kit mit EF-M 15 - 45mm / 3,5 - 6,3 IS STM), solo 379 EUR - kaufen bei Amazon (Set) |
Markteinführung |
November 2015 |
Sensor |
18 Megapixel, APS-C (22,3 x 14,9mm), 1,6x-Crop |
Bildformate |
3:2: 5.184 x 3.456 - 4:3: 4.608 x 3.456- 16:9: 5.184 x 2.612 - 1:1: 3.456 x 3.456. RAW, JPEG, RAW+JPEG parallel. Auch kleinere Bildformate für JPEG verfügbar (L, M, S1, S2, S3) |
Autofokus |
49-AF-Punkte, Hybrid CMOS AF II, empfindlich 1 - 18EV, Abdeckung des Bildfeldes 80% vertikal und 70% horizontal, Gesichtserkennung, Motivverfolgung, 1-Feld-AF, Touch-AF |
ISO-Bereich |
100 - 12.800, erweiterbar auf 25.600 (Video ISO 100 - 6.400), Auto-ISO 100 - 12.800 |
Belichtung |
30s - 1/4000s, Bulb, Korrektur +-3EV |
Serienbilder |
max. 4,6 Bilder/Sek., 7 RAW und 1000 JPEG unverzögert in Folge (SD UHS-I) |
Monitor |
3'' mit 1,04k - klappbar, touchfähig (kapazitiv) |
Sucher |
nicht eingebaut |
Blitz |
eingebaut, Leitzahl 5 (ISO 100), Synchronzeit 1/200s, synch. auf 1. + 2. Verschlußvorhang |
Video |
Full HD 1.080 30/25/24p - HD 720 60/50p - SD 480 30/25p, MP4 / H.264,Miniatur-Effekt, Aufzeichnung max 29m59s, max. 4GB Dateigrösse |
Wifi |
integriert, 802.11b/g/n, 2,4GHz, NFC, Kamerafernsteuerung via Canon-App "Connect", Bildtransfer in die Cloud (irista) |
Speicherkarten |
SD / SDHC / SDXC (UHS-I kompatibel) |
Buchsen |
Mini-HDMI-Out (Typ C), USB 2.0 |
Akku |
LP-E12, reicht für 255 Aufnahmen (23 Grad, 50% Blitz) |
Gehäuse |
Kunststoff, 108 x 66,6 x 35 mm |
Gewicht |
301 gr (inkl. Akku und Speicherkarte) |
Objektive |
Wechselobjektiv mit Canon EOS M-Anschluß (EF-M), optional via Adapter auch Canon EF und EF-S |

Traumflieger-Meinung
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Abgespeckt: Was passiert, wenn Canon sein Spitzenmodell EOS M3 abspeckt? Leider nicht viel, denn schon die EOS M3 kann zwar haptisch überzeugen, funktional aber nicht wirklich mit der Oberklasse der spiegellosen Systemkameras mithalten. Dafür fehlt es ihr an Geschwindigkeit, an einem eingebauten elektronischem Sucher und genügend nativen Systemobjektiven. Die EOS M10 ist daher für Canon-Fans schlicht nur enttäuschend, wenn sie auf eine vollwertige Spiegellose gehofft haben.
Vergessen sollte man aber nicht die Anwender, die mit der ursprünglichen EOS M durchaus zufrieden sind. Die Bildqualität stimmt, der Body ist solide wie ein Ziegelstein und per Adapter sind auch Canon EF- und EF-S-Objektive ansetzbar. Und das dürfte auch für die EOS M10 gelten. Und jetzt ist halt noch ein klappfähiger Monitor, Popup-Blitz und WLAN dabei. Letzteres allerdings offenbar ohne Kamera-Direktsteuerungsmöglichkeiten sondern für das Sozial-Charing im Web bzw. Smartgeräte-Upload.
Letztlich wird der Preis die Nachfrage regulieren. Ich sehe die EOS M10 spätestens ab Mitte nächsten Jahres sogar im Kit bei einem Strassenpreis um 300 Euro. Und da findet sich ein breites Publikum!
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Wer gehofft hat, dass Canon endlich eine ausgewachsene, spiegellose Systemkameras auf den Markt bringt, wird bei den Features der EOS M10 nur müde grinsen. Weiterhin fehlt ein integrierter, elektronischer Sucher und eine vollwertige Haptik wie man sie mit ausreichend Direktzugriffselementen und z.B. mit einem optionalen Batteriegriff erzielen könnte.
Auch der Serienbildmodus bewegt sich mit 4,6 B/Sek. auf keinem wirklich konkurrenzfähigem Niveau. Canon hat ja schon an der besser ausgestatteten EOS M3 einiges Potenzial verschenkt und eine Bremse bei Einzelauslösungen eingebaut, wobei Pausen von rund 1 Sek. den Workflow ausbremsen können. Ein schneller Serienbildmodus könnte hingegen nicht nur für Actionmotive interessant sein, sondern auch automatische Reihenbelichtungen befeuern, die man frei aus der Hand ablichten möchte. Damit ließen sich bei ausreichend Geschwindigkeit noch unkomplizierte HDR-Verrechnungen durchführen.
Warum bringt Canon nur so ein wenig aufregendes EOS-M-Update heraus? Nicht nur die Mikrofoneingangsbuchse wurde jetzt weggelassen sondern es fehlt noch immer ein Fernauslöse-Anschluss. Ein neuer Kreativ-Assistent mit im Livebild simulierten Parametern, bei dem man via Slider z.B. die Farbsättigung nach oben drehen kann und die Bildwirkung gleich sehen kann, dürfte doch nicht der Weißheit letzter Schluss sein. Und wo bleiben Innovationen wie ein mittlerweile vielfach zum Standard gehörender 4k-Videomodus (siehe 4k-Video wozu?), eine Augenerkennung oder ein potenter kamerainterner Timer mit Zeitraffer-Verrechnung? Ein integrierter Bildstabilisator, Pixel-Shifting für megahohe Auflösungen oder Stopmotion bzw. Fokus-Stacking-Funktionen? Wo sind Langzeitfeatures wie Livebulb mit kontinuierlicher Vorschau oder auch nur ausreichend native Systemobjektive?
U.A. Olympus, Sony und Panasonic machen es vor und wenn Canon hier nicht richtig Gass gibt, wird dem Hersteller das anspruchsvollere Publikum allmählich weglaufen, zumindest Fans von spiegellosen Systemkameras. Und letztere nehmen auch Hierzulande immer mehr zu, weil die Spiegellosen einfach die schlankere Lösung auch für unterwegs sind, während man mit der großen DSLR doch auch sehr viel schleppen muss.
Aber Canon zielt mit der EOS M10 offenbar auch gar nicht auf den ambitionierten Anwender sondern eher auf Einsteiger ab, die eine kostengünstige Systemkamera mit Wechselobjektiven und relativ großem Sensor schätzen. Aber die auf "Schnick-Schnack"-Sonderfunktionen offenbar eher verzichten können. Canon will sich mit der EOS M10 und dem vergleichsweise großen APS-C-Sensor incl. Wechselobjektiv-Option eher nach unten von den Handy-Fotografen absetzen. Point- and Shoot heißt aber auch hier die generelle Devise an der EOS M10. Dafür reicht vielen ein Touchscreen und wenn er sich für Selfies um 180 Grad nach oben klappen lässt, umso besser.
Canon kennt den Markt und der setzt in der breiten Masse auf eine möglichst günstige und umkomplizierte Lösung. Insoweit sind wir mit der EOS M10 nachsichtigt, zumal jetzt mit dem neuen Kitobjektiv am unteren Ende 15mm bzw. auf KB umgerechnet 24mm bereitstehen. Am langen Ende sind f6,3 allerdings nicht besonders lichtstark. Innovativ geht anders, it's just another brick in the wall.
Die EOS M10 gibt es in einer schwarzen und weißen Variante. Sie wird als Kit mit Objektiv (UVP 499 EUR) und auch solo (379 EUR) angeboten.

Objektive für EOS M
Canon hat für die spiegellosen EOS M-Modelle spezielle EF-M-Objektive entwickelt. Diese Linsen sind eine Idee leichter und idR etwas kompakter als die EF-Objektive für Canon APS-C-DSLR, da sie wegen des fehlenden Gehäuse-Spiegels näher an den Bildsensor heranrücken können. Die EF-M-Objektivauswahl ist derzeit allerdings noch sehr überschaubar.
Via Adapter lassen sich an den EOS M-Modellen jedoch auch alle weiteren Canon-Objektive und Drittanbieter-Linsen (Vollformat oder mit APS-C-Bildkreis) montieren und dann - soweit vom Objektiv unterstützt - mit Autofokus und Bildstabilisator einsetzen.

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