Schneeflocken fotografieren
Traumflieger PLAN X 4x Mikroskopobjektiv im Einsatz!
Aus der Nähe betrachtet ist jede Schneeflocke ein kleines Wunderwerk der Natur. Auch wenn gewisse Muster zu erkennen sind, keine Schneeflocke gleicht der nächsten. Um ihre faszinierende Struktur zu fotografieren, ist aber nicht gleich jede Flocke geeignet. Die dicken, wattigen Flocken, die oft bei eher milder Witterung vom Himmel fallen, bestehen schon aus dutzenden, verklumpten Einzelkristallen. Sie eignen sich nicht so gut als Motiv. Es sind eher zarte, kleine Eiskristalle bei kaltem Winterwetter, die langsam vom Himmel rieseln, welche sich hierfür eignen.
Die Kameraausrüstung
Um die kleinen Eiskristalle zu fotografieren, sollte man gut vorbereitet sein. Die kleinen Schneeflocken verändern sich schnell, wenn sie auf den Boden - oder in diesem Fall die Wolljacke - treffen. Sie tauen weg oder verbinden sich mit anderen Schneeflocken. Sogar bei straffen Minusgraden können sie sich durch Sublimation verändern, Eis geht auch direkt vom festen in den gasförmigen Zustand über. Am besten sind ganz frische Flocken. Damit dieses Zeitfenster genutzt werden kann, sollte man vor Ort nicht mehr viel hantieren müssen.
Als Kamera kommt hier die Olympus OMD EM1 Mark II zum Einsatz, diese Wahl treffen wir wegen der hohen Geschwindigkeit beim Fokus Bracketing. Sie wird auf ISO 800 eingestellt, als Kompromiss zwischen noch tadelloser Bildqualität und Belichtungszeit. Als Objektiv nutzen wir das Panasonic LUMIX G X VARIO PZ 45-175 mm F4.0-5.6 ASPH und setzen ein Mikroskopobjektiv Traumflieger PLAN X 4x an. Auch weitere Mikroskopobjektive von Mitutoyo kommen zum Einsatz, den passenden Abbildungsmaßstab liefern hier aber die Vergrößerungen von 4 bis 5x (Angabe am Mikrokopobjektiv). Aufgrund dieser Montage nutzen wir die Offenblende, Abblenden führt dabei nur zu einer Verschlechterung der Bildqualität.
Hier haben wir das Traumflieger PLAN X 4x Mikroskopobjektiv an das Panasonic 45-175mm montiert. Dafür nutzen wir zwei Adapterringe, einmal einen Step Down Ring 46mm auf 43mm und dann den Traumflieger Snapadapter 43mm auf RMS, der sich alternativ auch in die Raynox Snapfassung eindrehen lässt.
Der Aufbau
Um einzelne Schneeflocken einzufangen eignet sich ein schwarzer Wollstoff. Darum habe ich meine Jacke über eine Kiste gespannt und kurzerhand nach draußen mitgenommen. Dort kühlt sie am besten erst einmal etwas aus, damit die Schneeflocken nicht gleich schmelzen, wenn sie den Stoff berühren. Die Kamera ist am Stativ montiert, selbiges wird in Überkopfstellung genutzt. Mit einer 22cm Langschiene und einer Dualklemme wird die Kamera wieder aufgerichtet.
Bürohund Zeus fragt sich, was Olaf da für ein Quatsch macht. Man könnte so schön mit dem Ball spielen. Recht hat er! Das auf dem Foto montierte Mitutoyo M Plan 10x liefert hier einen zu hohen Abbildungsmaßstab an, da die Schneekristalle heute verhältnismäßig groß sind. Als ideal erweist sich die Verwendung eines 4x Objektives vor dem Panasonic LUMIX 45-175mm.
Kamerainternes Fokus Bracketing
Um die Fokusreihe für das spätere Fokus Stacking wird via kamerainternem Fokus Bracketing an der Olympus OMD EMI1 Mark II realisiert. Die voreingestellte Schrittweite ist dabei 6. Als Belichtungszeit bekommen wir bei grauem Himmel nur 1/50 Sekunde, da muss man bei leichtem Wind auch auf Verwackler Acht geben. Deshalb werden die Fokusreihen auch mehrfach wiederholt, um Fehler zu vermeiden. Ausgelöst wird per Kabelfernauslöser.
Verrechnung in Helicon Focus 7.6.6
Mit dem Panasonic LUMIX 45-175mm bei 144mm kommen 60 Bilder zustande, die Schneeflocke wir knapp aber komplett in der Schärfe erfasst. verwendet wird Methode B mit einem Radius von 6 und einer Glättung von 3. Es entstehen zwar starke Säume, aber wir wollen die Schneeflocke ohnehin später in Photoshop freistellen. Will man die Säume hier vermeiden, sollte man Methode C nutzen. Dann werden allerdings die Spitzlichter noch stärker überbetont, was bei Eiskristallen problematisch seien kann.
So kommt das Bild aus der Stackingsoftware. Es fallen noch einige dunkle Säume auf, ausgefranste Lichter und die Fäden des Jackenstoffs sind zu erkennen. Die Qualität des Eiskristalles ist aber schon so gut, dass wir mit dem Bild weiterarbeiten.
Nachbearbeitung in Adobe Photoshop
Zunächst wird das die Schneeflocke via Schnellauswahlwerkzeug, in zwei maskierte Ebenen aufgesplittet. Der Hintergrund wird weichgezeichnet. Über das Werkzeug "Camera RAW Filter" werden Lichter und Kontraste optimiert. Der Hintergrund wird noch mit einer Ebene anthrazitgrau mit 80% Deckkraft überlagert.
Die fertig bearbeitete Schneeflocke ist keinesfalls perfekt und symmetrisch, sondern ein Naturprodukt. Ein Arm ist im Schmelzen begriffen, ein Bruchstück einer zweiten Flocke haftet ihr an. Sie zeigt uns die Probleme auf, mit der man bei der Fotografie von Schneeflocken zu kämpfen hat, aber auch, wie vielfälltig und interessant dieses Motiv ist.
Die Flocke aus dem Titelbild noch einmal in höherer Auflösung.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Jagd nach diesen eisigen Motiven. - Olaf Craasmann
Verwendetes Equipment: