ein Report von Stefan Gross

RAW-Konverter-Test / Teil 1

Der nachfolgende RAW-Konverter-Test wurde so aufgebaut, dass er einerseits einen schnellen Überblick und Vergleich über die getesteten Programme und deren Bildergebnisse untereinander erlaubt und andererseits die Arbeitsschritte veranschaulicht, die zum jeweiligen Ergebnis führen. Damit lässt er sich gleichzeitig als Schnellanleitung verwenden, um standardtypische Bildergebnisse zu erzielen.

Seitenüberblick
diese Programme wurden getetestet
vorgestellt: Features im Kurzüberblick
kurze Info zum Testverfahren
Test 1: der Weissabgleich
Test 2: Lichter reduzieren
Test 3: Bild aufhellen

 

diese Programme wurden getestet

Drei aktuelle und kostenlose RAW-Konverter-Programme stehen auf dem Traumflieger-Testprogramm:

  • Digital Photo Professional in der Vers. 1.5 wird u.a. mit der EOS 20D und - in Vers. 1.6 - mit der EOS 350D kostenlos von Canon ausgeliefert. Getestet wird die Vers. 1.5, die noch keine Stempelfunktion beeinhaltet. Es ist anzunehmen, dass ein Update kurzfristig auf Canons Support-Website bereitstehen wird (zur Update-Site)

  • Adobe Camera RAW in der Vers. 2.4. Es handelt sich hierbei um ein kostenloses Plug-In das im Verbund mit den allerdings kostenpflichtigen ab Photoshop CS, und Photoshop Elements 3.0 zusammenarbeitet. Der Konverter (Plug-In) startet automatisch, wenn ein RAW-Bild z.B. aus dem Dateibrowser von Photoshop geöffnet wird (Download hier)

  • RAW-Shooter essential 2005 in der Vers. 1.1.1 Das englischsprachige Programm wurde von zwei ehemaligen Phase-One-Mitarbeitern des professionellen C 1 entwickelt und ist - entgegen vielfacher Vermutungen und nach Aussage vom Hersteller Pixmantec - vollkommen kostenlos und soll es auch zukünftig bleiben. Eine namentliche Registrierung ist erforderlich. Kompatibel mit Win XP und Win2000 (SP4). Für Mac ist derzeit keine Version verfügbar (Win-Download hier)

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vorgestellt: Features im Kurzüberblick

nachfolgendes Tableau gibt einen kurzen Eindruck des jeweiligen Konverters mit Vor- und Nachteilen ohne Anspruch auf Vollständigkeit wider.

 

Digital Photo Professional
(DPP)

Adobe Camera RAW
(ACR)

RAW-Shooter essential
 (RSE)

Vorteile DPP:
  • Programmverbindung nach Photoshop vorhanden
  • Splitfenster zur gleichzeitigen Ansicht von Vollbild und Thumbnails
  • kann eingeschränkt auch mit Jpegs umgehen (Weissabgleich und Helligkeit)
  • direkte Tonwertkorrektur möglich (Griffpunkte in der Gradationskurve)
  • sehr übersichtliches Benutzerhandbuch
  • ansprechendes, optisches Design
  • Vorher-Nacher-Splitscreen

Nachteile:

  • etwas gewöhnungsbedürftige Kontroll-Leiste
  • viele Einstellmöglichkeiten der anderen Programme fehlen
  • Nachbearbeitung der Schärfeparameter nicht in der Vollbildanzeige sichtbar
  • keine stufenlose Zoom-Möglichkeit (nur fit,50%, 100% und 200%)
Vorteile Camera-RAW:
  • optimale Einbindung in Photoshop (bekannte Kurztastenkombi-nationen funktionieren weiterhin)
  • viele Einstellparameter, u.a. auch zur Beseitigung von Vignettierung und chromatischen Abberationen

Nachteile:

  • kein Splitscreen für Thumnail und Vollbild eingebunden
  • keine Reset-Buttons für die Einzelparameter
  • setzt Photoshop (ab Vers. 7.0) oder Photoshop Elements 3.0 voraus
  • keine direkte Tonwertkorrektur möglich (ohne Griffpunkte in den Gradationskurven)
Vorteile RAW-Shooter:
  • überzeugendes Gesamtdesign (viele augenfreundliche Fadings, wirkt nicht so windows-typisch)
  • frei wählbare Programmverbindung (z.B. zu Photoshop oder ACDSee)
  • viele Einstellparameter sind übersichtlich  angeordnet. Incl. sind Rauschreduktion und differenzierter Nachschärfungsmöglichkeiten
  • Splitscreen für Thumbnail und Vollbild
  • Hervorragende Batch-Verarbeitungsmöglichkeiten
  • Umfangreiches System zur Vorauswahl von Bildern (Bewertung nach Prioritäten möglich)
  • Kamera-Aufnahmeparameter werden eingeblendet
  • Orientierungshilfe bei höherer Zoomstufe via Thumbnailvorschau
  • Favoritenliste
  • Vorher-Nachher über Reset/Restore-Icon möglich

Nachteile:

  • einige Parameter-Veränderungen erfordern die 100%-Vorschau
  • derzeit nur in englischer Sprache und für Win XP/2000 verfügbar
  • keine direkte Tonwertkorrektur möglich (keine Griffpunkte in den Gradationskurven)
  • Fehlen von Weissabgleichs-Presets (z.b. für Kunstlicht etc.)

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Kurze Info zum Testverfahren

Auf sechs typische Nachbearbeitungsszenarien wurden die Konverter untersucht: den Weissabgleich optimieren, Überstrahlungen reduzieren, zu dunkle Bilder/Schatten aufhellen, Streulicht reduzieren bzw. Kontrast erhöhen, Nachschärfen und eine komplexere Situation für einen Vergleich zu den Möglichkeiten mit Photoshop. Dabei sind auch von den im Test vorgenommenen Parametereinstellungen abweichende Lösungswege denkbar. Die Testfotos wurde alle mit der EOS 20D bei - soweit keine abweichende Angabe erfolgt - ISO 100 aufgenommen. Grundsätzlich wird ein voll aufgelöster 100%-Ausschnitt gezeigt. Nicht getestet wurden die einzelnen Batchverarbeitungsfunktionen und der Umgang mit Farbprofilen.

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Test 1: der Weissabgleich

Ein Vorteil des RAW-Formates ist die Möglichkeit, nachträglich den Weissabgleich zu definieren. Fehler, die aufgrund eines an der Kamera falsch eingestellten Weissabgleichsprogrammes passieren und die bei bekannten Motiven wie z.B. Hauttönen besonders auffällig werden, lassen sich so schnell korrigieren. Wichtig wird der Weissabgleich auch, wenn mehrere Aufnahmen einander angeglichen werden sollen. Beispiele hierfür sind Panorama- oder Reproaufnahmen, bei denen unterschiedliche Lichtquellen eine Rolle spielen können bzw. bei denen die Serie nicht am Set abgeschlossen wird.

Der Testaufbau

Zwei Testfotos wurden mit jeweils unterschiedlichen Lichtquellen bzw. Farbtemperaturen aufgenommen. Ziel ist es, mit dem jeweiligen RAW-Konverter die zweite Aufnahme soweit anzupassen, dass die Farbwirkung weitgehend dem ersten Testfoto entspricht.

 

 

Digital Photo Professional
(DPP)

Adobe Camera RAW
(ACR)

RAW-Shooter essential
 (RSE)

Zwischenwertung zum Weissabgleich

schnell und einfach lässt sich der Weissabgleich via Pipette in allen drei Konvertern vornehmen. Weitergehende Farbmanipulationen bietet DPP mit dem Histogramm für einzelne Farbkanäle, während PS-RAW dagegen Regler für einzelne Farbgruppen bereitstellt. Der RAW-Shooter ermöglicht ausser den in allen Programmen enthaltenen Standard-Reglern (Farbtemperatur, Sättigung und Farbton) keine weitergehenden Farbeingriffsmöglichkeiten.

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Test 2: Lichter reduzieren

Der Dynamikumfang des Bildsensors ist begrenzt - dies lässt sich beispielsweise schnell anhand von konstrastreichen Landschaftsaufnahmen erkennen, bei denen entweder der Himmel oder der Bodenbereich richtig belichtet ist, beides zugleich jedoch nur im Ausnahmefall. Um einen Bildeindruck zu erzeugen, der unserem natürlichen Seheindruck nahe kommt, muss im Beispielfoto (Original) der Wolkenhimmel mehr Zeichnung erhalten. Die RAW-Konverter werden getestet, wie gut sie diese Aufgabe lösen.

 

 

Digital Photo Professional
(DPP)

Adobe Camera RAW
(ACR)

RAW-Shooter essential
 (RSE)

 

   

Zwischenwertung zu Lichter reduzieren

Am einfachsten und effektvollsten lässt sich mit dem RAW-Shooter Zeichnung mit zwei Parameterverstellung im Himmel erzeugen. Bei DPP kann ebenfalls speziell der helle Bildbereich recht zielgenau abgesenkt werden; erfordert jedoch ein wenig Kenntnis beim Umgang mit Gradationskurven. Der Photoshop-Raw-Konverter bietet nur den Helligkeitsregeler an, der zudem im Beispiel einen recht geringen Effekt zeigt. Wenngleich der RAW-Shooter hier am besten abschneidet, erreichen weder er noch die anderen Programmen die Zielvorgabe, die noch mehr Zeichnung und Farbwirkung im Himmel zeigt (via Photoshop mit zwei Layern und Verlaufsmaske erzeugt)

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Test 3: Bild aufhellen

Ob Gegenlichtsituation, die Mehrfeld- statt Selektivmessung an der Kamera eingestellt wurde oder das Motiv insgesamt zu stark vom mittleren Grauwert nach oben abweicht - es gibt einige Gründe, die zu einer unterbelichteten Aufnahme führen können. Die nachträglichen Korrekturmöglichkeiten bewegen sich im engem Rahmen, da mit der Helligkeit auch das Bildrauschen angehoben wird. Es ist daher interessant zu sehen, wie die Konverter diese Aufgabe bewältigen.

der Testaufbau

Die Mittelformatkamera wurde mit der Mehrfeldmessung in einem hellen Umfeld aufgenommen, so dass es zu einer Unterbelichtung kommt. Sie soll nachträglich aufgehellt werden, ohne dass der Hintergrund überstrahlt. Die Aufhellarbeiten am Zielfoto sind recht drastisch, so dass ein völlig einwandfreies Ergebnis kaum erreichbar ist - es sollte dennoch die Möglichkeiten der Konverter demonstrieren.

Soweit möglich und dem Gesamtergebnis förderlich, wird auch die Rauschreduktion genutzt. Es ging darum, dass subjektiv bestmögliche Ergebnis in Verbindung mit allen Parametermöglichkeiten zu erreichen.

 

 

Digital Photo Professional
(DPP)

Adobe Camera RAW
(ACR)

RAW-Shooter essential
 (RSE)

Zwischenfazit "Aufhellen"

Der RAW-Shooter erreicht mit Abstand das überzeugenste Ergebnis, wenngleich es trotz Einsatz der Rauschreduktion noch erkennbares Helligkeitsrauschen zeigt. DPP konnte recht fein durch die Gradationskurven gesteuert werden, doch sinkt der Signal-Rauschabstand so deutlich, dass die Aufnahme unbrauchbar wird. Der Adobe-Konverter verfügt zwar über zwei Kontrollmöglichkeiten, um das Bildrauschen herabzusetzen, doch beide wurden nicht eingesetzt, da das Ergebnis nicht überzeugend war (die Detailauflösung litt zu stark).

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weiter zum 2. Teil des Konverter-Testes

Printversion (PDF, 1,64 MB, bereitgestellt von Roman A. Knorr)