Ausstattung - Test an Hausfassade - Test in der Landschaft - Panoramen - Labortest - Technische Daten - Fazit - Rangliste - Links - Leserkommentare

Canon EF 11 - 24mm / 4L USM im Traumflieger-Test
Canon bringt mit dem 11-24mm L-Objektiv ein Weltrekord-Weitwinkelzoom. Doch wie gut bildet es optisch ab und für welchen Einsatzzweck benötigt man soviel Weitwinkel?
Das seit Februar 2015 erhältliche und parallel zu den EOS 5Ds-Modellen vorgestellte Canon EF 11-24mm / 4L USM ist mit einer UVP von 2.999 EUR wahrlich kein Schnäppchen. Doch Canon verspricht eine außergewöhnliche Randschärfe und eine luxeriöse Ausstattung!
Wir haben das Objektiv für Sie an einer Canon EOS 5Ds und 5D Mark 3 getestet und vergleichen es zu einigen weiteren Weitwinkel-Zooms. Unter anderem zum Sigma 12-24mm/4,5 -5,6, Tamron 15-30mm/2,8 und Canon 16-35mm/4L IS USM.
Ausstattung
Wofür sind 11mm eigentlich sinnvoll, mag sich mancher fragen. Wer einen Blick durch den Sucher der Canon-Vollformat-DSLR wirft, dem entlockt das Panorama aber ein Staunen. So erging es zumindest unseren Testern und auch Besuchern.
Praktisch alternativlos ist ein so weiter Winkel in besonders engen Räumen, bei denen größere Brennweiten schlicht versagen oder nur einen Teilausschnitt anbieten. Das Besondere ist die weitgehend unverzerrte Abbildung auch bei Architekturmotiven bzw. Innenräumen. Der Raum wird dabei überdimensional weitläufig. Hausmakler werden sich freuen :-)
Naheliegend ist der Einsatz auch im Landschaftsbereich. Man kann ohne weiteres sogar Kugelpanoramen durchführen und ähnlich wie mit einem Fischaugenobjektiv mit nur wenigen Abschnitten die Umgebung vollständig abdecken. Der Vorteil ist auch hier die unverzerrte Abbildung, was auch in einer höheren Bildqualität mündet.
Ausgestattet ist das Canon 11-24mm mit einem AF-MF-Umschalter. Der Ring-Ultraschallmotor bietet - wie gewohnt in der L-Klasse - auch im automatischem Fokusbetrieb einen Vollzeiteingriff. Dazu findet man eine Distanzskala, zwei breite Einstellringe sowie ein Steckfach für Gelatinefilter. Letztere schneidet man sich dann passgerecht. Allerdings empfiehlt der Hersteller, solch einen Filter nur in höheren Brennweitenbereichen einzusetzen, da die Rücklinse sonst mit dem Filter bei 11mm kollidiert. Ein Filteranschluss fehlt wegen der stark gewölbten Frontlinse ansonsten.
Das Metallbajonett ist mit einem Dichtungsring versehen, um das Objektiv gegen Staub und Spritzwasser zu schützen.
Technische Daten
UVP |
2.999 EUR / 2.999 EUR (Strasse 7/2015) kaufen bei Amazon |
Markeinführung |
Februar 2015 |
Gewicht |
1.180gr lt. Hersteller - von uns gemessen: 1.167gr |
Bajonett |
Canon EF (Vollformat, auch an APS-C-DSLR ansetzbar) |
Brennweite |
11 - 24mm (an APS-C Bildwirkung von 18 - 38mm) |
Naheinstellgrenze |
24 - 32cm |
Abbildungsmaßstab |
0,16 |
optische Elemente |
16 Linsen in 11 Gruppen (4 Asph. Linsen, 1 Super UD, 1 UD) |
Filteranschluss |
Gelatin Einsteckfach |
Anzahl Lamellen |
9 |
Blendenumfang |
f 4 - f 22 |
Bildstabilisierung |
nein |
Motor |
Ultraschall |
Größe |
108 x 132mm (Durchmesser x Länge) |
Lieferumfang |
Streulichtblende, Frontdeckel, Rückdeckel, Köcher |
Besonderheiten |
Staub- und Spritzwasserschutz, Innenfokus |

Bildqualität Hausfassade im Vergleich
Wie gut das Canon 11-24mm abbildet, untersuchen wir zunächst an einer Hausfassade. Im Vergleich beziehen wir auch das Tamron 15-30mm/2,8 DI VC USD, ein Canon 16-35mm/2,8L II USM, das Canon 16-35mm/4L IS USM sowie ein Sigma 12-24mm/4,5 - 5,6 HSM (Mark I) mit ein. Außerdem wird bei 24mm ein Vergleich zum Canon 24-105mm/4L IS USM, Canon 24-105mm/3,5 - 5,6 IS STM und dem Canon 24-70mm/2,8L USM II gezogen.
Das Canon 11-24mm zeigt sich zunächst erstaunlich verzeichnungsarm selbst bei 11mm und gibt die seitliche Hauswand nahezu ideal und unverkrümmt wider. Die Randschärfe fällt zwar im Vergleich zum Bildzentrum etwas ab, kann aber noch als in der Praxis sehr zufriedenstellend angesehen werden. Gleiches gilt auch für die weiteren Brennweitenbereiche. Erfreulich ist dabei, dass die Offenblende bereits zur Hochform aufläuft und Abblenden nur zu einer geringfügig höheren Schärfe im Randbereich führt.
Im Vergleich zum Tamron 15-30mm/2,8 zeigen sich an der Fassade (bei 15mm f4) keine deutlichen Unterschiede. Beide bieten sowohl an der 5Ds als auch 5D III - neben dem Bildzentrum - auch eine hohe Randauflösung. Das Canon 16-35mm/2,8 II schneidet im Randbereich wesentlich schwächer ab, ein Canon 16-35mm/4L IS USM zeigt hingegen nur minimale Randauflösungsnachteile (beide bei 16mm und 24mm verglichen). Auch ein Sigma 12-24mm/4,5-5,6 DG HSM (I) kann uns durchaus noch im Randbereich bei 12mm überzeugen, jedoch hält es nicht mehr ganz mit dem Canon 11-24mm mit (bei f5,6).
Bei 24mm zeigen sich am 24-105mm/3,5-5,6 IS STM deutlichere Unschärfen als am 11-24mm (bei f4). Das Canon 24-105mm/4L IS USM und auch das Canon 24-70mm/2,8L USM II können hier noch mithalten.

Test im Landschaftsbereich
Da die Abbildungsleistung auf unterschiedliche Entfernungen auch anders ausfallen kann, haben wir einen weiteren Test im Landschaftsbereich vorgenommen. Hier sind Motivdetails auch auf Unendlich interessant.
Bei der Landschaftszene auf größere Distanz zeigt sich das Canon 16-35mm/4L IS USM von der Auflösung etwas vergleichbar zum 11-24mm (16mm f4). Das Sigma 12-24mm/4,5-5,6 DG HSM (I) fällt hier - wie an der Fassade - im Randbereich etwas ab. Das Tamron 15-30mm/2,8 Di VC USD bringt allerdings eine Idee mehr Randschärfe als das Canon 11-24mm (bei 15mm f4).

Anwendung bei Panoramen
Panoramen können mit dem Canon 11 - 24mm aufgrund des besonders großen Bildwinkel elegant durchgeführt werden. Dabei sind auch Anwendungen wie 360-Grad bzw. Kugelpanoramen interessant, für die man ansonsten eher Fischaugen einsetzt. Da das Stitching-Programm die Randbereiche praktisch nicht mehr entzerren muss, gelingt die Verrechnung hervorragend und die Bildqualität dürfte idR eine Idee über derjenigen eines Fischauges liegen (wo die Stitching-Programme den Randbereich entzerren).
Wir haben nachfolgend ein Kugelpanorama aufgenommen und es mit Autopano von Kolor verrechnet. Dabei mussten wir allerdings in den Bildeinstelllungen die automatische Vorbelegung "Fischauge" gegen "Standardobjektiv" austauschen, um eine sehr gute Verrechnungsqualität zu erzielen.
Erfreulich zudem, dass sich der Nodalpunkt auch an Panoramaköpfen mit kurzer 12cm-Schiene noch erreichen lässt. Wir konnten die Standardausführung des Traumflieger-Intellishoot Pro II nutzen, ohne auf eine Langschiene zurückgreifen zu müssen.

Labor-Test
Getestet mit der Canon EOS 5D Mark 2 im RAW-Format mit Adobe Lightroom ab Vers. 5.7.1 bei Standardeinstellungen jedoch mit der Prozessversion 2003 entwickelt. Wir nutzen hierfür ein Testchart im 3:2-Format
. Wertangaben in Linien je Bildhöhe nach MTF50. Max.-Wert = 2.662 Linien (am Canon 180mm/3,5). Mess-Software Imatest. Nicht kompatibel zu Messungen für Canon APS, Samsung NX, Sony und m4/3, da wir an der 5D Mark 2 unter Lightroom aus historischen Kompatibilitätsgründen die etwas weniger hochauflösende Prozessversion 2003 und im Testchart einen anderen Abschnitt auslesen.
Das Canon 11-24mm zeigt angesichts des extremen Weitwinkelbereichs auch im Labor (EOS 5D II) beachtliche Auflösungswerte. Wie schon an der Fassade bzw. im Landschaftsbereich zu sehen, fällt die Auflösung im Randbereich etwas ab, gibt sich aber noch immer praxistauglich. Farbsäume werden jedoch mit bis zu 6 Pixeln in der Breite auffällig. Dafür sind Verzeichnung und Vignettierung nur gering ausgeprägt und bereits bei Offenblende kaum auffällig.

Fazit 
Das Canon macht von der Verarbeitungsqualität einen hervorragenden Eindruck. Wie in der L-Klasse idR gewohnt, sind die wichtigsten Ausstattungsmerkmale mit AF-MF-Umschalter, einem Dichtungsring, Distanzskala und breiten Einstellringen zum Zoomen bzw. für die Scharfstellung mit dabei. Das Gewicht ist allerdings mit rund 1.200gr spürbar und ein Filteranschluss ist nur über ein Steckfach vorhanden. Wuchtig und mit einem entsprechenden Platzbedarf in der Fototasche kommt auch die große Frontlinse daher. Aber eindrucksvoll ist sie allemal.
 |
edles Teil: Salopp formuliert kommt das Canon 11-24mm mit der riesigen Frontlinse, der hervorragenden Fertigungsqualität und Haptik einfach geil rüber. Ähnlich eindrucksvoll wirken auf mich vielleicht noch die Superteleobjektive ab 300mm/2,8L bzw. ein Canon 85mm/1,2L.
Der extreme, korrigierte Weitwinkel von 11mm ist schlicht ein Blick in eine andere Dimension, wenn Räume - auch Draußen - plötzlich viel viel weiter werden.
Allerdings gibts zwei Haken: Das 11-24mm ist teuer und schwer. Und Gelatine-Filter sind auch nicht jedermanns Sache (und bei 11mm wegen Kollisionsgefahr nicht empfehlenswert).
Ob ich mir nicht doch ein Tamron 15-30mm/2,8 zulegen würde? Es ist natürlich beim Weitwinkel eingeschränkter und von daher nicht direkt vergleichbar. Aber von der Abbildungsleistung bewegt es sich im überschneidenden Brennweitenbereich mindestens auf Augenhöhe und ist zudem lichtstärker. Auch die Fertigungsqualität liegt auf einem ähnlichen Niveau wie beim Canon, der Preis gestaltet sich jedoch beim Tamron deutlich attraktiver. Tja und seit Herbst 2016 ist auch das Sigma 12-24mm/4 Art da und das liegt insgesamt auf Augenhöhe zum Canon 11-24mm, ist dafür aber günstiger zu haben!
|
Entscheidend ist natürlich die Bildqualität. Und die stimmt selbst bei der Rekordbrennweite von 11mm am Vollformatsensor. Dabei wird auch die hohe Auflösung einer Canon EOS 5DS bedient. Der Randbereich kann natürlich nicht die knackige Schärfe wie im Bildzentrum halten, doch kann sie uns in der Praxis noch immer überzeugen. Auffällig sind allerdings recht ausgeprägte Farbsäume, deren man sich in einem guten RAW-Konverter allerdings idR entledigen kann.
Im Vergleich zu einem Sigma 12-24mm überzeugt das Canon 11-24mm vor allem mit einer erkennbar höheren Randauflösung, die allerdings an einer EOS 5D III nicht mehr ganz so drastisch unterschiedlich ausfallen muss. Das Sigma ist jedoch deutlich anfälliger für Linsenflecken und Vignettierungen. Das seit Herbst 2016 verfügbare Sigma 12-24mm/4 DG HSM Art kann mit dem Canon allerdings mithalten und als stärkster Konkurrent angesehen werden!
Wer auf etwas Weitwinkel verzichten kann, hat allerdings einige Alternativen wie z.B. das Tamron 15-30mm/2,8 Di VC USD, das teils auf größere Distanzen noch mehr Randschärfe liefert, zudem lichtstärker daherkommt und obendrauf einen Bildstabilisator bietet. Probleme mit dem Autofokus ergaben sich allerdings in der Liveview an der EOS 5Ds, der dort nicht anspringt (siehe Service-Hinweis von Tamron).
Ein Canon 16-35mm/4L IS USM liegt im sich überschneidenden Brennweitenbereich in der Praxis auch an einer hochauflösenden EOS 5DS auf Augenhöhe. Als Extra gibt es noch einen Bildstabilisator dazu und man kann auch Filter anschrauben. Ein Canon 16-35mm/2,8 II kann allerdings bei weitem in Sachen Randauflösung weder mit dem 11-24mm noch 16-35mm/4 mithalten.
Unterm Strich kann uns das Canon 11-24mm sowohl haptisch als auch von der Abbildungsleistung überzeugen. Allerdings ziehen wir wegen recht ausgeprägter Farbsäume und weil letztlich noch Luft bei der Randschärfe vorhanden ist, einen halben Stern von der Höchstnote ab.

- überzeugende Auflösung bis in den Randbereich
- unterstützt auch die hohe Auflösung einer EOS 5DS
- herausragende Fertigungsqualität
- hohes Kreativpotenzial bei der Motivgestaltung
- derzeit konkurrenzloser - verzeichnungskorrigierter - Extremweitwinkel für Vollformat
- geringe Anfälligkeit für Linsenflecken
- Fluorit-Vergütung gegen Wassertropfen bzw. Schmutzpartikel
- schneller und rel. leiser Ultraschall-Antrieb
- Staub- und Spritzwasserschutz
- parfokal (verlagert die Schärfeebene beim Zoom nicht)
- Nodalpunkt lässt sich auch an kürzeren Panoramakopf-Armen erreichen
- anfällig für Farbsäume
- mit rund 1.200gr relativ schwer
- Schutzdeckel etwas klapprig beim Aufstecken
- Filteranschluss nur über Steckfach im Bajonett möglich (oberhalb von 11mm)
Das Canon EF 11 - 24mm / 4L USM bei Amazon kaufen!

Alle Canon-Objektive (Vollformat) im Traumflieger-Test

weiterführende Links
