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6.5 Schärfentiefe durch Fokus-Stacking erhöhen
Besonders im Nah- und Makrobereich fehlt es trotz hoher Blendenzahl oft an der erwünschten Schärfentiefe. Sie können sich aber mit einer Schärfereihe behelfen, bei der Sie den Fokuspunkt schrittweise verschieben und anschließend die Einzelbilder zu einem einzigen Ergebnisbild mit höherer Schärfentiefe verrechnen.
Dafür stehen einige Spezialprogramme bereit, z. B. die Freeware CombineZP (http://www.hadleyweb.pwp.blueyonder.co.uk/). Kostenpflichtig sind hingegen etwas userfreundlichere Programme wie Helicon Focus (www.heliconsoft.com/) oder Zerene Stacker (www.zerenesystems.com/). Sie können aber auch Photoshop nutzen, um die Schärfeverrechnung durchzuführen. Im Schnitt konnte ich mit Photoshop noch die besten Ergebnisse erzielen. Photoshop hat aber den Nachteil, dass man nachträglich praktisch keine Korrekturen durch Maskierung an Einzelebenen durchführen kann, wie dies z. B. mit Helicon Focus möglich ist. Im Beispiel wird eine in der Tiefe gestaffelte Pilzgruppe abgelichtet. Da sie sich inmitten eines Baches auf einem abgestorbenen Baumstamm fand, war kein Platz zum Aufbau eines Stativs vorhanden.
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Hier wurde der Schärfepunkt schrittweise durch eine fünfstufige Schärfereihe verlagert und anschließend zu einem Ergebnisbild mit höherer Schärfentiefe (rechts) verrechnet.
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Jede der fünf Aufnahmen wurde mit einem Blendenwert von f10 und verschobenem Fokuspunkt mit einem 90-mm-Makroobjektiv bei 1⁄125 Sek. so abgelichtet, dass die Einzelaufnahmen keine Verwacklungsunschärfen aufweisen. Generell sind jedoch der Stativeinsatz und ein Makro-Einstellschlitten empfehlenswert, mit dem sich der Fokuspunkt sehr feinfühlig verschieben lässt. Sie können sich auch ohne Einstellschlitten behelfen und die Schärfe im manuellen Fokusmodus (AF/MFSchalter am Objektiv auf MF stellen) bestimmen.
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Um den Schärfepunkt im Makrobereich exakt zu verlagern, ist ein Makro-Einstellschlitten nützlich.
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Nutzen Sie das Programm Av und wählen Sie dort eine höhere, aber keine zu hohe Blendenzahl. Letzteres kann Beugungsunschärfen oberhalb von f10 nach sich ziehen. Stellen Sie den AF/MF-Schalter am Objektiv auf MF (wenn Sie via EOS Utility oder mit der App DSLR Controller die Schärfe schaltflächengesteuert verlagern wollen, muss der Schalter hingegen auf AF stehen). Verlagern Sie die Schärfe für jedes Einzelbild so weit, dass noch ausreichend Anschlussschärfe zum vorhergehenden Bild vorhanden ist. Sie können dafür am besten die Live View mit der Lupenfunktion verwenden.
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Nutzen Sie die Lupenfunktion in der Live View.
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Zunächst werden die Einzelaufnahmen jeweils als Layer in ein Photoshop-Bild geladen. Das kann händisch oder mittels Scripting-Funktion über Datei/ Skripten/Dateien in Stapel laden erfolgen.
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Wurde die Option Quellbilder nach Möglichkeit automatisch ausrichten im Skriptdialog nicht verwendet, sollte dies in jedem Fall über die Menüpunkte Bearbeiten/Ebenen automatisch ausrichten/ Projektionsmethode automatisch nachgeholt werden. Damit die Funktion arbeitet, müssen die Bildebenen zunächst alle via linkem Mausklick bei festgehaltener [Umschalt]-Taste markiert werden, sodass sie blau unterlegt sind.
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Hier gelingt die Verrechnung unter Photoshop etwas besser als in Helicon Focus – die Überlagerung ist in Photoshop mit mehr Detailbildschärfe durchgeführt worden.
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Wählen Sie im Menü Bearbeiten/Ebenen automatisch überblenden und dort Bilder stapeln inklusive der angehakten Option Nahtlose Töne und Farben. Photoshop startet jetzt den Erkennungsprozess und legt für jede Ebene eine Maske an, in der alle unscharfen Bildbereiche abmaskiert werden.
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Bearbeiten/Ebenen automatisch überblenden
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Das sichtbare Ergebnis sollte ggf. noch mit dem Freistellungswerkzeug (Taste [C]) beschnitten werden. Sollen im Summenbild z. B. noch Staubflecken weggestempelt werden, dann können Sie alle sichtbaren Ebenen mit der Tastenkombination [Strg]+[Alt]+[Umschalt]+[E] als separate Einzellayer erzeugen und das Ergebnisbild noch verbessern.
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Mit der Tastenkombination Strg+Alt+Umschalt+E können die Einzelebenen aufgerufen werden
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