APSC-DSLR vs spiegellose Systemkameras:
Die Oberklasse im Überblick - Teil 4

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FAZIT
Spiegellose Systemkameras und DSLR liegen hinsichtlich der Funktionalität kaum mehr auseinander. Schwenkdisplay, Touchscreen, Wifi, ein gut ausgebauter Videomodus und schneller Livebild-Autofokus findet sich in beiden Systemen. Egal ob Sie sich für DSLR oder Spiegellose entscheiden, mit beiden kann man glücklich werden, muss aber Kompromisse eingehen. Die DSLR sind grösser und schwerer, bieten dafür die bessere Haptik, eine grösserer Auswahl an Objektiven und Zubehör. Die Spiegellosen sind mobiler. Ob nun optischer oder elektronischer Sucher, beide haben Vor- und Nachteile und sind letztlich auch eine Frage der Gewohnheit.
Teuer wird es so oder so, auch die Spiegellosen langen vor allem dann bei den Objektiven nochmal kräftig zu, wenn es mehr als das Set-Objektiv und mehr Lichtstärke sein soll.
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DSLR oder Lumix GH3: "Persönlich nutze ich Canon DSLR und mittlerweile zwei Lumix GH3. Letztere sind toll ausgestattet, haptisch fast auf DSLR-Niveau aber im Verbund mit einem halben Dutzend Objektiven unterwegs viel schlanker - ausserdem bieten sie bessere Videofähigkeiten. Touchscreen und Schwenkmonitor nebst Wifi sind ebenfalls klasse. Dank überaschend flimmerfreiem A-Modus und eingebautem Timer sind sie auch die perfekten Zeitraffer-Werkzeuge. Elektronischer Verschluss und geräuschlose Aufnahmen inclusive. Und bei der Frage, ob ich einen elektronischen oder optischen Sucher besser finde, muss ich passen - unentschieden.
Von den kleineren Spiegellosen ist für mich die Lumix GX7 am spannendsten weil sie die insgesamt kompletteste Ausstattung incl. Objektivangebot aufweist.
Mich reizt aber auch eine Olympus Pen E-P5 bzw. OMD EM5 wegen des besseren, internen Bildstabilisators mit 5 Stufen plus Shiftausgleich bei Videos und Makros. Nicht zu vergessen der einzigartige Live-Bulbmodus mit laufend aktualisierter Langzeitbelichtung! Aber entweder fehlt der integrierte Sucher oder der eingebaute Blitz. Auch der Touchscreen ist nur teilweise aktiv. Fokus Peaking im laufenden Video schafft auch nur die Lumix GX7, sie bietet kürzere Verschlusszeiten / niedrigere ISO-Werte, den empfindlicheren Autofokus und die App-Steuerung via Smartgerät ist viel ausgefeilter. In den Startlöchern steht allerdings schon die OMD EM1, die eine Haptik auf dem Niveau der GH3 verspricht.
Einer Sony NEX6 scheint allerdings auch kaum etwas zu fehlen, sie ist zudem vergleichsweise günstig. Das Objektivangebot ist bei der Sony jedoch noch sehr überschaubar, die App-Fernsteuerung per Wifi schwach ausgebaut. Die gerade angekündigte Sony A7/A7R bietet hingegen einen extrem spannenden Vollformatsensor, jedoch eine noch dünnere Objektivauswahl. An der Fuji X-E1 reizt mich hingegen der sehr rauscharme Sensor, aber soll ich dafür Touchscreen, beweglichen Monitor und Wifi aufgeben und nur eine magere Objektivauswahl akzeptieren? Vorerst nicht.
Persönlich bleibe ich daher - neben den Canon DSLR - im spiegellosen Micro 4/3-Lager und werde mir dann als nächstes die Lumix GX7 näher anschauen.
Die EOS 70D ist gerade frisch bei uns zum Testen eingetroffen. Touchscreen, Wifi, Schwenkmonitor und schneller Livebild-AF sind so oder so höchst spannend und in der Summe bei Canon DSLR derzeit einzigartig. Was sie im Detail leistet, ob sie wirklich ein Game-Changer ist, dazu finden Sie detaillierte Infos im grossen Test-Video zum neuen Live-Autofokus!"
Wer auf die neue Sony A7 / A7R schielt, die einen Vollformat-Bildsensor bietet, für den haben wir auch einige Infos hier!
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Wer viel will, muss schleppen. Profis kommen nicht drum herum und werden in der überwiegenden Mehrzahl bei der DSLR bleiben. Von besonderem Interesse sind dabei die noch rauschärmeren und etwas mehr Freistellpotenzial ermöglichenden Vollformat-Modelle wie bei Canon z.B. die EOS 6D, 5D III oder 1Dx, doch dürfte auch eine EOS 70D viele Anwendungsbereiche zufriedenstellend abdecken. Noch gibt es kein Vollformater bei Canon, der einen wirklich sehr praktischen Schwenkmonitor und Touchscreen bietet. Vom neuen Livebild-Autofokus der 70D ganz zu schweigen. Selbst für Sportmotive eignet sie sich mit 7 Bildern/Sek. und der 1,6x-Crop ist im Telebereich vorteilhaft. Das 70D-Daumenrad ist allerdings ungewohnt klein und die darin integrierte 8-Wege-Wippe fast nur mit spitzen Fingern bedienbar. Profis sind hier anderes von Canon gewohnt.
Natürlich kann Nikon den Profi auch mit der Nikon D7100 zufriedenstellen - von der fehlenden ISO-Taste im Zeigefinger-Zugriff einmal abgesehen. Sie bietet sogar gegenüber einer 70D den besseren Bildsensor, kommt via 2x-Cropmodus auch auf 7 Bilder/Sek. und hat im Videobetrieb sogar Kopfhörer-Kontrollmöglichkeiten. Ihr fehlt aber Schwenkmonitor, Touchscreen, interes Wifi und die Livebild-Performance fällt dürftig aus. Wer solche Funktionen selten nutzt, wird den abgedichteten Body aber sicherlich sehr schätzen. Touchscreen und Schwenkmonitor kann man an der DSLR bedarfsweise auch per Handy nachrüsten. Die App "DSLR Controller" (für Canon) oder der auch mit der Nikon D7100 kompatible Camranger machen es möglich - Funktionserweiterungen gleich inclusive und per Profi-Halterung auch amtlich am Body montierbar!.
Wenn, dann Micro 4/3 wegen der Objektiv-Vielfalt
Als ernsthafte Alternative zur DSLR-Welt sehen wir bei den spiegellosen Systemkameras eigentlich nur das Micro4/3-Format mit den Modellen von Panasonic und Olympus. Hier findet sich immerhin ein Fischauge, ein paar sehr gute Weitwinkel und sehr lichtstarke Normalbrennweiten und die erwähnten 24-70 und 70-200'er in 2,8-Lichtstärke. Der qualitativ hochwertige Telebereich endet bei auf Kleinbild gerechnet 300mm, bei dem die Offenblende noch zufriedenstellende Ergebnisse zeigt (am Lumix 100-300mm 4-5,6), das aber eigentlich schon zu schwer und voluminös auftritt. Wer es sich antun möchte, kann auch via Adapter 4/3 auf micro4/3 ein Olympus 150mm/2,0 montieren. 1,7 kg Gewicht und ausgebremster AF sind aber kontraproduktiv. Da könnten schon leichtere 70-200mm/4,0 (ergibt 140 - 400mm auf KB) via Canon EOS Adapter auf m4/3 interessant werden, die man via Peaking Funktion noch einigermassen schnell manuell scharfstellen kann und die z.B. an der Lumix GX7 stabilisert werden.
Nur die Lumix GH3 ist haptisch auf DSLR-Niveau
Dennoch sollte man auf eine vernünftige Haptik achten, wenn man die Spiegellosen als ernsthafte DSLR-Alternative erwägt. Hier können wir eigentlich nur die Lumix GH3 oder auch die für Oktober 2013 angekündigte (mit einer UVP 1.499 Euro recht teure) Olympus OMD EM1 empfehlen, die mit vielen Direktzugriffstasten und Einstellrädern noch am ehesten den DSLR-Komfort vermittelt und die sich haptisch nochmal um einen Batteriegriff aufrüsten lässt. Mit kleineren Modellen kann ein Profi nichts anfangen, wer etwas anderes behauptet ist entweder von der Werbung gekauft oder kennt den rauen Profialltag nicht, wo jeder Griff sitzen sollte und viele Direkttasten notwendig werden. Eine Kamera ohne separate und optimal via Zeigefinger erreichbare ISO-Taste ist hier ein No-Go, weil sie im etwa zu 80-90% genutzten Programm AV (A) einfach sofort im Zugriff gebraucht wird. Neben der EOS 70D bietet nur die GH3 eine solch gut erreichbare ISO-Taste. Die beiden Hersteller spendieren ihr sogar einen Tastpin wohlwissend, dass sie eine Sonderstellung in der Praxis einnimmt.
Viele brauchen gar keine Profi-Haptik!
Aber es gibt eben nicht nur den professionellen Fotografen sondern viele auch hochambitionierte Anwender, die mit einem grossen Kamerabody nebst schweren Objektiven schlichtweg nichts anfangen können. Das DSLR-System ist ihnen einfach zu gross und zu sperrig während Kompaktkameras, Prosumermodelle oder Handys keine zufriedenstellende Bildqualität oder Flexibilität erlauben. Und genau hier profilieren sich die spiegellosen Systemkameras, weil man an ihnen funktional nichts oder wenig vermisst und viele mit ein oder zwei Objektiven ihren Bedarf abdecken können. Entsprechend beliebt sind leichte Set-Objektive vom Weitwinkel bis zum mittleren Telebereich, auch Superzoomobjektive gibt es z.B. mit auf Kleinbild gerechnet 28-280mm mit vernünftiger Lichtstärke und geringem Eigengewicht. Damit kann auch noch der Nahbereich zufriedenstellend abgedeckt werden. Die Bildqualität kommt aber kaum an teure DSLR-Objektive insbesondere spezialisierte Festbrennweiten heran.
Und es gibt die Anwender, die z.B. bei Landschafts- und Architekturmotiven ausreichend Zeit haben und hier garkeine oder nur wenige Direkttasten an der Kamera benötigen, die aber froh sind, wenn der Ausrüstungstransport leichtfüssig von statten geht. Eine spiegellose Systemkamera mit einem leichten Objektiv kann man locker auch auf längeren Wanderungen mitführen, was mit der DSLR schon grenzwertig wird. Wir nutzen die Spiegellosen aber auch in beengten Platzverhältnissen z.B. für Kugelpanoramen im Kühlschrank, für sehr flache Boden-Perspektiven etwa für Pilzunterkappen-Ansichten und wo es auf geringes Eigengewicht etwa für einen Reproaufbau ankommt, ohne gleich einen schweren Kamerakran hinstellen zu müssen. Hier können DSLR schlichtweg überdimensioniert sein.
von den kleineren Spiegellosen macht sich die Sony Nex6 sehr interessant
Wer also bereit ist, haptische Abstriche zu machen dürfte sich fragen, welche der kompakten Spiegellosen - neben der Lumix GH3 - denn die beste ist. Als vielleicht interessantesten Kompromiss aus Funktionalität und geringem Eigengewicht bei sehr fairem Strassenpreis fällt hier die Sony NEX6 ins Auge, an der man eigentlich kaum etwas vermissen dürfte. Immerhin bietet Sony noch leichte Objektive mit dem 10 - 18mm (KB 15 - 28mm) und einem demnächst erscheinenden 16 - 70mm (KB 24 - 105mm) in f4-Lichtstärke. Die Preise dafür sind aber um 800 Euro und mehr angesiedelt. Das Lichtstärkste im Bereich um 50mm (52,2mm KB) ist mit dem Sony SEL35mm/1,8 für derzeit über 400 Euro auch nicht gerade ein Schnäppchen. Bei Canon DSLR gibt es die Lichtstärke mit dem 50mm/1,8 schon für unter 100 Euro, das an der APS-C DSLR dann allerdings effektiv bei 80mm arbeitet. Wer also meint, mit dem Sony-Body zunächst zu sparen, wird später ggf. bei den Objektiven bluten.
Das bessere Objektivangebot findet man hingegen bei den m4/3-Modellen (Lumix GX7, GH3, Olympus Pen-EP5, OMD EM5, Objektive querkompatibel), auch hier werden teils saftige Preise verlangt, die denen von Sony nicht nachstehen. Aber sie bieten eine höhere Lichtstärkenklasse. Neben den erwähnten Standard-Zooms mit f2,8 (siehe unseren Test zum Lumix 12-35mm/2,8 und 35-100mm/2,8), gibt es auch sehr lichtstarke Normalbrennweiten wie das Lumix 25mm/1,4 (KB 50mm) oder gar ein sagenhaft lichtstarkes, manuelles Voigtländer 25mm f0,95 (KB 50mm). Auch der sehr lichtstarke Weitwinkel ist mit einem allerdings schon recht schweren SLR-Magic 12mm/f1,6 (KB 24mm) vertreten. Fischaugen gibt es von Walimex oder als Original mit dem 8mm/f3,5 (16mm KB) von Panasonic. Daneben stehen zahlreiche weitere Objektive bereit, die Sie z.B. hier im Test finden, nicht zu vergessen die Olympus M.Zuiko-Linsen.
Die Fuji X-E1 für Qualitätsfans - falls das Objektivangebot zusagt
Bleibt die Frage nach der Fuji X-E1. Die Bildqualität wird vom Hersteller als auf DSLR-Vollformat-Niveau liegend gelobt. Wir würden sie jedoch von der Auflösung her nicht dort angesiedelt sehen, jedoch vom geringen Rauschverhalten. Damit ist der Bildsensor in der Tat höchst spannend. Die übrige Ausstattung kann jedoch nicht so ganz mit den anderen Spiegellosen mithalten. Weder beweglicher Monitor noch Touchscreen oder Wifi werden geboten. Und bei den Objektiven sind derzeit nur magere 7 Modelle gelistet. Immerhin ist ein lichtstarkes 14mm/2,8 (KB 21mm) dabei. Auch ein 35mm/1,4 (50mm KB) oder das Fuji 60mm/2,4 Makro (91mm KB) bieten viel Lichtstärke und sind noch relativ leicht. Wer mit der Objektivauswahl leben kann, für den ist die Fuji sicherlich auch eine sehr interessante spiegellose Systemkamera!
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