ISO - Bildqualität - Serie - HDR-Mehrfachbel. - WLAN - GPS - Videomodus - Belichtg - Teil 1 - Teil 3
geringes ISO-Rauschen, gute Bildauflösung
Wer auf eine Vollformat-DSLR setzt, erwartet ein geringeres Bildrauschen als z.B. im APS-C-Format. Und genau das bietet auch die EOS 6D. Ihre 6,6µm-Pixel sind gegenüber den aktuellen APS-C-Modellen mit 4,3µm deutlich grösser und können so mehr Licht einfangen. Die Folge ist ein reduziertes ISO-Rauschen, das sich vor allem in höheren Regionen zeigt. Hier gewinnt man im Bereich von ISO 800 - 3.200 eine ganze Stufe an Rauschfreiheit, während man oberhalb von 3.200 sogar optisch rund 1 1/3 weniger ISO-Korn hinnehmen muss. Da auch ein Restrauschen selbst bei ISO 100 besonders dann erkennbar wird, wenn man die Bilder nachträglich im Bereich der dunklen Bereiche aufhellt, erzielt der 6D-Anwender auch in den niedrigen ISO-Stufen eine höhere Bildqualität.
Vergleicht man die 6D zu den Geschwistern wie der EOS 5D Mark 3 oder 5D Mark 2, dann sind zu ihnen keine signifikanten Unterschiede auszumachen, zumindest im Rohdatenformat. Canon hat allerdings die kamerainterne JPEG-Engine seit der 5D III weiterentwickelt und bügelt bei JPEGs in höheren ISO-Werten das Korn recht geschickt weich, so dass JPEG-Fotografen auch an der 6D idR gegenüber der etwas älteren 5D Mark 2 subjektive Vorteile erwarten können. Schaut man genau hin, dann sind Details hier aber auch nur glattgebügelt.

RAW entwickelt mit Adobe Lightroom 4.3 bei Standardeinstellungen, JPEG mit Kamerastandard. Belichtungszeiten ab ISO 50 mit 0,8Sek. jeweils für jede ISO-Stufe halbiert (endet bei 1/3.200 Sek.). Spiegelvorauslösung und elektronischer Verschluss durch Liveview-Aufnahme genutzt, manuelle Fokussierung mit 10x-Lupe. Jeweils identischer Bildwinkel (APS-C um 1,6x weiter vom Motiv entfernt). Aufnahmeobjektiv Canon 24mm/1,4L USM bei f5,6, Bildzentrum.
gute 6D-Auflösung, den Rekord hält aber die 5D II
Beim Auflösungsvermögen bietet der 6D-Bildsensor eine Linienauflösung von maximal 2.615 Linien. Ein Wert, der zwar messtechnisch unterhalb einer 5D III (2.856 Linien) und der 5D II (3.034) angesiedelt ist, der aber dennoch eine absolut zufriedenstellende Feinzeichnung bietet. Die Unterschiede zeigen sich eigentlich nur in den feinsten Linien unseres Testcharts. Selbst bei 100%-Monitoransicht konnten wir etwa bei Naturmotiven im RAW-Format keinen wirklich signifikanten Unterschied zu den Vollformat-Geschwistern ausmachen.
Dennoch offenbart der Messwert, dass die 5D-Modelle eben doch noch ein Quäntchen mehr an Detailauflösung bieten, auch wenn er in der Praxis sicherlich eine untergeordnete bis garkeine Rolle spielt. In der Praxis beim Autofokusbetrieb selbst mit hochwertigen Standard-Zooms relativiert sich der Unterschied nochmal und egalisiert sich im Schnitt, wie wir oben gezeigt haben.


Serienbild-Leistung
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limitierte high speed: Die 6D nimmt SD-Karten auf. Bei 45MB/Sek. erreicht sie allerdings auch mit schnelleren Karten ihre maximale Schreibgeschwindigkeit.
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In Sachen Serienbildgeschwindigkeit bietet die EOS 6D nominell 4,5 Bildern/Sek. und damit etwas mehr Geschwindigkeit als die 5D II (3,9 B/Sek.). Die 5D III ist allerdings mit rund 6 Bilden/Sek. nochmal etwas flotter. An der 6D kommen SD-Karten zum Einsatz, die zwar derzeit mit bis zu 95 MB/Sek. Schreibrate als UHS-1 (Ultra High Speed) angeboten werden; dabei unterstützt die 6D jedoch maximal eine Rate von 45 MB/Sek. Im Direktvergleich mit einer Sandisk 45MB/Sek. und 95MB/Sek. konnten wir im Test keinen relevaten Unterschied ermitteln. Nach rund 17 RAW-Bildern ist der Buffer gefüllt und benötigt dann an beiden Karten im Schnitt 9 - 10 Sekunden, bis sämtliche Aufnahmen geschrieben sind.
Die 5D-Modelle nutzen hingen die grösseren Compact Flash-Speicherkarten und erreichen hier dank UDMA-Untersützung regelmässig die nominellen Schreibgeschwindigkeiten, wie sie die Hersteller angeben. Die Wartezeit reduziert sich an schnellen Karten also auf rund 5 Sekunden, bis alle RAW-Dateien geschrieben sind und die volle Serienbildgeschwindigkeit wieder zur Verfügung steht . Wartet man nicht so lange, dann reduziert sich die Serienbildleistung bei RAW-Bilder auf etwa die Hälfte (mehr Infos im Speicherkarten-Test).
An der 5D III kann man ergänzend über ein zweites Kartenfach ausserdem SD-Karten einsetzen. Hier haben wir eine maximale Schreibgeschwindigkeit von 20MB/Sek. ermittelt. Nutzt man beide Kartenfächer parallel, dann bestimmt die langsamere Karte die Gesamtperformance. Praktisch ist jedoch an der 5D III, dass man z.B. RAW-Bilder auf der einen Karte und JPEG auf der anderen sichern kann. Damit lassen sich z.B. JPEG-Bilder unkompliziert weitergeben, während man die RAW später in aller Ruhe nachbearbeitet.
Das zweite Kartenfach eignet sich an der 5D III auch für den Eyefi-Karteneinsatz. Wir nutzen diese Lösung an der 5D III z.B. gerne im Studio, um per Eyefi-Karte Bilddaten drahtlos zum Computer ins Netzwerk zu übertragen, während das Livebild (via USB-Kabel verbunden) mit der WLAN-Box Camranger an einem Tablet drahtlos dargestellt wird. Das funktioniert auch an der 6D, wenn man auf die kamerainterne WLAN-Funktion verzichtet (die dann die Eyefi-Kartenunterstützung blockiert).

HDR und Mehrfachbelichtung
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kreativ: Die 6D bietet - wie die 5D III - eine Mehrfachbelichtungsfunktion, bei der 2 - 9 Einzelaufnahmen kameraintern zu einem Bild zusammengefügt werden. Oben eine Zweifachbelichtung eines jungen Waldkauzes, bei dem der Waldhintergrund mit der zweiten Belichtung in die dunklen Flächen der ersten Aufnahme automatisch eingerechnet wurde.
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Wie die 5D III bietet auch die 6D innovative HDR- und Mehrfachbelichtungsfunktionen. Mit der HDR-Funktion
können drei Aufnahmen kameraintern zu einem hochdynamischen Bild verrechnet werden. Dieses HDR (high dynamic range) liegt dann allerdings stets als JPEG vor. An der 5D III gefallen uns die Ergebnisse nicht immer, hier sind oft noch Säume bei höheren Kontrasten erkennbar; beispielsweise kann die Sonne am blauen Himmel einen dunklen, grossflächigen Halo aufweisen
. Die 6D geht hier zurückhaltender vor, nutzt dann allerdings auch weniger Dynamik aus.
Eine automatische Ausrichtfunktion sorgt für Deckungsgleichheit im Ergebnisbild, um Verschiebungen bei Freihandaufnahmen zu vermeiden. Sie greift allerdings pauschal ein, beschneidet den Ausschnitt etwas und skaliert das Bild dann aufs volle Format. Dies selbst dann, wenn die drei Einzelbilder exakt deckungsgleich vom Stativ aus aufgenommen werden. Allerdings lässt sich an der 6D und 5D III wählen, ob die Ausrichtfunktion aktiv werden soll.
Interessant dürfte für ambitonierte Fotografen aber weniger die kamerainterne HDR-Funktion als vielmehr die externe Verrechnung von automatischen Belichtungsreihen sein. Die Ergebnisse gelingen dann deutlich eindrucksvoller und fehlerfreier als bei den kameraintern erzeugten HDR-Bildern. Die 6D und 5D III bieten hier eine erweitere Belichtungsreihe, die 2, 3, 5 und 7 Bilder automatisch nacheinander mit einstellbarem Belichtungsabstand (bis 3 EV) ablichten kann
. Eine 5D II bietet - wie auch die kleineren APS-C-Modelle - hingegen nur eine dreistufige Belichtungsreihe. Die hilft zwar oft weiter, aber bei hohen Kontrasten etwa Nachts reichen die 3 Reihen-Belichtungen nicht immer aus. Hier sind die 6D und 5D III mit ihrer Erweiterung schon deutlich komfortabler. Kombiniert man Auto-ISO mit der Belichtungsreihenfunktion, dann kann man sie vielfach auch aus der freien Hand durchführen.
Ausserdem bieten die 6D und 5D III eine Mehrfachbelichtungsfunktion
, wie man sie früher bei Analogkameras manchmal nutzte, um Bilder direkt bei der Aufnahme collagenartig zusammenzustellen. An beiden Vollformatern lassen sich dafür bis zu 9 Auslösungen durchführen, die dann im Anschluss automatisch zu einer Collage verrechnet werden. Damit kann man z.B. mit einem drahtlosen Blitz ein ruhendes Motiv aus mehreren Richtungen nacheinander belichten und nach Verrechnung der Aufnahmen so eine ganze Blitzanlage mit mehreren Lichtquellen simulieren
. An der 5D III kann man das Ergebnisbild sogar als RAW speichern, während die 6D nur JPEG anbietet. An beiden DSLR lässt sich die Mehrfachbelichtungsfunktion auch zweckentfremden und als Ausrichthilfe nutzen
.
Die 6D bietet allerdings weder bei der Mehrfachbelichtung noch der HDR-Funktion die Option, die Quellbilder zu speichern. An der 5D III besteht hingegen diese Möglichkeit. Damit kann man z.B. mit den Original-RAWs später am Computer weitere Varianten (auch mit Digital Photo Professional) durchspielen und ist nicht auf die nicht immer zufriedenstellende kamerainterne Verrechnung festgenagelt.


Drahtlos-Steuerung per Handy und Tablet
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Kabellos: Die 6D kann durch die kostenlose App EOS Remote vom Handy oder Tablet aus gesteuert werden. Damit lässt sich z.B. elegant auch ein touchfähiger Schwenkmonitor nachrüsten (Beispiel mit dem Traumflieger Handy- und DSLR Connector Tablet)
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Eine bislang an Canon DSLR einzartige Möglichkeit bietet die EOS 6D mit der internen WLAN-Funktion an
. Mit ihr kann man ein Handy oder Tablet zur Livebildkontrolle nutzen, die Kamera fernauslösen und wichtige Parameter wie Blenden-, Zeit- und ISO-Wert ändern. Sogar der Autofokus per Slider oder Fingertouch und die Lupenfunktion (5x-Lupe) werden unterstützt. Dafür installiert man am Smartgerät die kostenlose Canon-App "EOS Remote", die sowohl für Android als auch für Apple iOS-Geräte verfügbar ist. Man kann auch die Bilder am Smartgerät nach der Aufnahme betrachten und speichern oder auf die Speicherkarte der 6D zugreifen und - ohne die Bilddaten zu übertragen - kontrollieren. Das funktioniert sowohl mit JPEG als auch RAW-Bildern aber nicht mit aufgezeichneten Videodateien. Letztere können nur an der 6D gespeichert und beim Abspielen dargestellt werden.
Bedauerlich allerdings, dass sich das Livebild nur für den Fotomodus nicht jedoch im Videomodus nutzen lässt. Sobald die WLAN-Funktion aktiv ist, wird der Videomodus an der 6D blockiert und ausser Funktion gesetzt. Damit kann das Livebild am Smartgerät auch nicht als Kontrollmonitor bis zum ersten Videostart eingesetzt werden. Das Videolivebild und zahlreiche weitere Funktionen kann man allerdings via Camranger-Lösung an der 6D mit einem iOS-Smartgerät drahtlos nachrüsten. Auch die idR kabelgebundene App DSLR Controller auf Android-Geräten bietet ein Videolivebild und mehr Funktionen als die Canon App.
Eine Drahtlossteuerung ist auch zum PC oder einem Smartgerät mit Win8 über das im Lieferumfang enthaltene Programm EOS-Utlitity im Menüpunkt "Fernaufnahme" mit der 6D möglich. Im Gegensatz zur funktional einschränkten App "EOS Remote" kann man z.B. auch den Picture Style, den Drivemodus etc. ändern, einen Timer einsetzen und die 6D auch schaltflächengesteuert manuell fokussieren. Das Videolivebild lässt sich hier allerdings nur nutzen, wenn die 6D per USB-Kabel verbunden wird.
Bei aktivierter WLAN-Funktion sind ausserdem der USB-Anschluss und die Eyefi-Kartenunterstützung ausser Gefecht gesetzt. Mischlösungen im Studio, um per Smartgerät das Livebild drahtlos zu verwenden und gleichzeitig per Eyefi-Karte oder USB-Kabel Bilddaten von der 6D an einen Computer zu übertragen, sind damit ausgeschlossen. Die WLAN-Funktion kann auch nur jeweils ein Gerät bedienen.
Trotz der genannten Einschränkungen ist die Drahtlossteuerung an der 6D fraglos fantastisch. Ein Vorteil ergibt sich dann, wenn es in den Bodenbereich geht, bei Überkopf-Positionen, bei Hochmasteinsätzen oder auch wenn es beengt zugeht und der Platz nicht reicht, um hinter die Kamera zu kommen. Und vor der 6D kann man natürlich eine Livebildkontrolle ebenfalls z.B. bei Gruppenportraits etc. sehr gut nutzen. Bei etwas scheueren Motiven kann man sich auch versteckt halten und die 6D dann im passenden Moment fernauslösen, die Sichtverzögerung liegt - je nach Distanz - bei rund 1/20 Sek. Entfernt man sich allerdings weiter als auf etwa 25m, dann ist die Verzögerung deutlich länger und das Livebild gerät ins Stocken. Der Einsatz ist auch als Schwenkdisplay und Touchscreen an der 6D äusserst nützlich, dazu kann das Handy oder Tablet ganz einfach auf den Blitzschuh der 6D montiert werden. Wir haben dafür eine spezielle Halterung entwickelt (siehe Demovideo).
Die 6D-WLAN-Funktion bietet ausserdem die Möglichkeit, DLNA-zertifizierte Monitore drahtlos anzusteuern, Bilddaten zwischen Kameras zu übertragen, Aufnahmen in einen kostenlosen Canon-Webdienst hochzuladen oder per WLAN-Drucker auszudrucken.

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GPS: Hier werden 6D-Bilder in der Lightroom-Kartenansicht angezeigt.
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Kamerainterne GPS-Funktion
Die 6D bietet als erste Canon DSLR eine interne GPS-Funktion
. Mit ihr werden JPEG und RAW-Bilder bei jeder Aufnahme automatisch mit Geodaten bestückt, so dass sich deren Aufnahmestandort später komfortabel auf einer Landkarte betrachten lässt. Canon liefert dazu das Programm "Map Utility"
mit, man kann aber auch direkt in Lightroom die Bilder auf einer Google Landkarte betrachten.
Wer die GPS-Funktion zum ersten Mal einsetzen will, muss sich unbedingt nach draussen begeben und eine freie Sichtverbindung zum Himmel haben. Dann aktiviert sich die GPS-Funktionen nach einigen Minuten und füllt dabei intern den sogenannten Almanach - ein Verzeichnis mit Satellitendaten. Später reicht dann eine kurze Dauer von etwa 30 - 60 Sekunden, bis die GPS-Funktion arbeitet.
Neben der direkten Lokalisierung von Fotos bietet die GPS-Funktion auch einen Logger-Modus. Mit ihm können ganze Reiserouten aufgezeichnet und später visualisiert werden. Dafür muss die 6D nichteinmal eingeschaltet sein. Möchte man die Daten in sehr kurzen Abständen aufzeichnen, lassen sich mit einsekündigem Abstand rund 4 Tage kameraintern speichern. Mit einem meist sinnvollerem Turnus von 15 Sekunden lassen ich allerdings bis zu 60 Reise-Tage loggen. Die 6D kann dabei auch in einer Fototasche bzw. auch im Auto mitgeführt werden; die Daten werden dennoch weitgehend zuverlässig aufgezeichnet. Allerdings stellen Tunnel, abschattende Waldgebiete oder Schluchten - wie auch bei anderen GPS-Geräten - ein Problem dar; hier reisst die Satellitenverbindung regelmässig solange ab, bis wieder eine direkt Sichtverbindung hergestellt werden kann.
Im Gegensatz zum optional auch nutzbaren GP-E2
bietet die 6D allerdings kameraintern keinen Digitalkompass, so dass die Aufnahmerichtung in den Geodaten nicht mit aufgezeichnet wird. Bei Einsatz des GP-E2 kann man z.B. in Map-Utility die Aufnahmerichtung visualisieren
(das funktioniert derzeit aber nicht in Lightroom, bis Vers. 4.3 getestet)

Videomodus
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Profi-Filmer: Seit der EOS 5D II setzen auch professionelle Videofilmer zunehmend Canon DSLR meist bevorzugt mit Vollformat-Bildsensor ein!
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Der 6D-Videomodus bietet mit Full-HD bei 30, 25 und 24 Bildern/Sek. im Mov.-Format (h264) den von Canon bekannten, hohen Video-Standard. In HD-Qualität gelten dann 60 bzw. 50 Bilder/Sek. (abhängig von der Videonorm NTSC oder PAL), so dass man hier noch etwas flüssigere Kameraschwenks oder Bewegtmotive einfangen oder nachträglich Zeitlupenaufnahmen
realsieren kann. Das Video lässt sich nur dann manuell hinsichtlich Blende/Zeit und ISO-Wert steuern, wenn das Programmwahlrad auf "M" steht. In den übrigen Programmen nutzt der Videomodus vollautomatische Parameter. Eine 5D III und II kann zusätzlich das Programm AV für die Blendensteuerung oder TV für Zeitvorgaben einsetzen. Steht man auf einem der Kreativpgramme (AV/TV/P), kann man allerdings auch an der EOS 6D noch die Belichtung via Dreh am Daumenrad anpassen bzw. die Belichtung via Sterntaste speichern. Die maximale Empfindlichkeit der EOS 6D liegt - wie die EOS 5D III - im Videomodus bei ISO 25.600 (heisst dann "H"), sie ist also noch für LowLight-Bedingungen sehr gut geeignet, natürlich wird man dann mit ISO-Rauschen im Videobild konfrontiert!
Der Ton lässt sich automatisch oder aber manuell auspegeln
. Letzteres ist allerdings nur vor der Videoaufzeichnung möglich während man an der 5D III den Mikrofonpegel auch während der Aufzeichnung einblenden und ändern kann. Optional lässt sich auch ein externes (Stereo-)Mikrofon über die 3,5mm Klinken-Eingangsbuchse nutzen; an der 5D III steht darüberhinaus eine Kopfhörer-Buchse bereit, um den Ton während der Aufzeichnung akustisch zu kontrollieren.
Der Autofokus kann wie im Foto-Livebild zwar auch im Video genutzt werden und wird dabei genauswenig kontinuierlich nachgeführt, sondern pumpt im Kontrastverfahren einige Augenblicke vor- und zurück. Dieser Scharfstellvorgang wird dabei mit aufgezeichnet, so dass sich der Autofokus nicht für den Videobetrieb eignet. Canon empfiehlt dann auch, ihn nicht im Video zu nutzen. Das funktioniert jedoch im Gegensatz zu den Vollformatmodellen an der EOS 650D/700D/EOS M/100D, die dank Hybrid-Bildsensor dann am besten mit STM-Objektiven praktisch geräuschlos und kontinuierlich fokussierend einsetzbar sind.
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Schnell-Zugriff: Der praktische Video-Livebild-Umschalter ermöglicht an der 6D einen intuitiven und schnellen Video-Zugriff!
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Wie schon an kleineren Modellen ab der 600D bietet die 6D einen Video-Schnappschussmodus
, bei dem sich in 4-sekündigen Abschnitten kurze Videosequenzen automatisch zu einem Film zusammenschneiden lassen. Wie an den 5D-Modellen besteht auch die Möglichkeit, während einer laufenden Aufzeichnung ein Foto aufzunehmen, bei dem das Video für rund 1 Sekunde unterbrochen wird. Das Video wird anschliessend - mit einer Zeitlücke - automatisch fortgesetzt.
Wie bei allen DSLR ist die maximale Aufzeichnungslänge auch an der 6D aus zolltechnischen Gründen auf 29m:59s begrenzt. Allerdings wird man in Full HD bzw. HD-Qualität vorher durch die maximale Datei-Aufzeichnungsgrösse von 4GB (FAT) begrenzt, so dass die Aufzeichnung nach rund 12 Minuten stoppt. An der 6D und 5D III wird das Video dann allerdings automatisch mit einer neuen Videodatei lückenlos fortgesetzt, während an der 5D II das Video definitiv endet. Selbst wenn man schnell ist und die Aufzeichnung an der 5D II gleich wieder startet entsteht dennoch eine kleine Zeitlücke.
Alising-Effekte treten sowohl an der 6D als auch 5D II an kritischen Motiven im Video auf, wenn man z.B. Ziegeldächer oder Hemden mit Karomuster filmt. Die 5D III vermeidet das Problem, weil der Bildsensor beim Herunterrechnen keine Rundungsdifferenzen erzeugt (die 5D III ist mit einer Pixelzahl von 5.760/3 = 1.920 auf das Videoformat angepasst).
Die 6D bietet wie die 5D III auch das neue Video-Kompressionsformat "All-i"
, bei dem jeder Frame einzeln als Schlüsselbild und nicht mehr nur als Differenz wie beim optional auch verfübaren IPP-Format codiert wird. Damit können dann auch leistungschwächere Computer das Video ruckelfrei abspielen bzw. den Videoschnitt bewältigen. Die Dateigrösse ist allerdings im "All-i"-Format etwa verdreifacht.
Wer das Videolivebild während der Aufzeichnung an einem externen Monitor per HDMI-Anschluss kontrollieren möchte, kann an der 6D und 5D III ein unverzerrtes Full-HD-Livebild nutzen. Die 5D II senkt hingegen die Auflösung auf 640 x 480 Pixel ab und kann dabei verzerren, wenn das Livebild auf HD skaliert wird.

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erwischt: Auch sehr flinke Actionmotive - wie den Specht im Flug - kann man mit bis zu 1/4.000 Sek. an der 6D problemlos scharf einfangen!
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Belichtungsgrenzen
Im Vergleich zu den 5D-Geschwistern erbt die 6D einige Belichtungszeit-Grenzen von den dreistelligen Canon DSLR. Dazu gehört die kürzeste Belichtungszeit von 1/4.000 Sek. während die 5D-Modelle mit 1/8.000 auch bei viel Umgebungslicht noch grössere Blendenöffnungen nutzen oder eine Reihenbelichtung kompletter durchführen können.
Die kürzestmögliche Verschlusszeit bei Blitzlichteinsatz ist an der 6D mit 1/180 Sek. zudem etwas länger als an der 5D-Modellen, die 1/200 Sek. nutzen können. Theoretisch fängt man an der 6D im Blitzbetrieb also noch etwas mehr Umgebungslicht ein, das dann bei schnelleren Bewegungen zu Verwischeffekten führen kann. Der Unterschied ist in der Praxis kaum relevant. Ggf. kann man auch auf Kurzzeit-Synchronisation an höherwertigen Kompaktblitzgeräten ausweichen, um dann zwar etwas leistungsreduziert aber mit bis zu 1/4.000 Sekunde zu blitzen.
Im Gegensatz zu kleineren Canon DSLR bieten alle drei Vollformatmodelle die ISO-Werterweiterung auf ISO 50 an. Damit ist das Bild nicht nur rauschfreier als bei ISO 100 sondern man kann die damit einhergehende Belichtungszeitverlängerung auch tagsüber für kreative Langzeiteffekte - etwa zum Verschleiern von Wasserfällen - nutzen, ohne gleich auf einen Graufilter auszuweichen. ISO 50 wird allerdings künstlich in der Kamera durch eine interne Überbelichtung bei gleichzeitiger Belichtungsrücknahme erzeugt, ambitionierte Anwender können den Effekt genausogut bzw. sogar noch besser im RAW-Format extern nachstellen.
Die Ausdehnung der ISO-Werte auf 102.400 an der 6D und 5D III ist hingegen schwer und wohl hauptsächlich als Marketing-Massnahme nachvollziehbar, da die Bilder schlicht zu stark verrauschen. Ein ISO-Endwert von 25.600 - wie ihn auch die 5D II bietet - kann in der Praxis als oberes Limit selbst für kleinere Bildformate angesehen werden.

Weiter zum Test
- Teil 3 (Fazit, Demo-Video, Technische Daten, Beispiel-Bilder, Rangliste)
- Teil 1 (Body, Sucher/Monitor, Autofokus)