spiegellose 30 Megapixel Vollformat
Neue Canon EOS R ab Okt. 2018
Canon kündigt für den 9. Oktober 2018 eine neue spiegellose EOS R an. Die bietet einen Vollformat-Sensor mit 30 Megapixel, einen großen elektronischen Sucher (0,76x, 3,7 MP), frei dreh- und schwenkbaren, touchfähigen Monitor, 4K-Video sowie Wifi-Funktionen. Besonderheiten sind hohe Geschwindigkeit und Lowlightfähigkeiten beim AF (-6EV, f1,2) sowie eine große Anzahl an AF-Feldern. Neu ist auch eine Touchfläche sowie ein Kontrollring zur Wertesteuerung an den RF-Objektiven.
Auf einen Dual-Slot und internen Stabilisator verzichtet die EOS R allerdings. Die UVP liegt bei 2.499 EUR. Bis Jahresende sollen zudem 4 neue Objektive für den neuen R-Mount verfügbar sein. Dabei ist auch ein RF 24-105mm/f4L IS USM, das im Set zusammen mit der EOS R zu einer UVP von 3.499 EUR angeboten wird. Herkömmliche EF- oder auch EF-S-Objektive lassen sich via Adapter nutzen.
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Nachdem Nikon vor ein paar Tagen sein neues, spiegelloses Vollformat-Z-System angekünfigt hat, folgt Canon jetzt mit seiner EOS R. Letztere bietet einen 30 Megapixel CMOS-Bildsensor mit Dual-Pixel ähnlich wie man ihn aus der Canon EOS 5D IV kennt. Von einer EOS 6D II erbt die EOS R im Prinzip den touchfähigen Schwenkmonitor, der allerdings an der EOS R höher auflöst (2,1 MP). Damit enden auch die meisten Gemeinsamkeiten, denn die EOS R nutzt als spiegellose Vollformat-Systemkamera keinen Schwingspiegel, so dass Canon das Auflagemaß von 44 auf 20mm heruntergesetzt hat. Logisch, dass die EOS R auch keinen optischen sondern einen elektronischen OLED-Sucher nutzt. Der bietet eine Auflösung von 3,7 Megapixel und eine Größe von 0,76x. Und liegt damit auf dem Größenniveau, wie man es von einer 1Dx II kennt. Nikon (0,8x) und Sony (0,78x) dimensionieren ihre aktuellen spiegellosen Vollformat-Modellen noch etwas größer.
Der Autofokus der EOS R greift auf 5.655 wählbare Positionen zurück (Dual-Pixel) und bietet Scharfstellfähigkeiten bei geringem Umgebungslicht bis zu -6EV mit einem f1,2-Objektiv. Canon spricht auch bei der Fokussiergeschwindigkeit mit 0,05Sek. von einem neuen Weltrekord. Die Serienbildleistung liegt bei 8 Bildern/Sek. allerdings nur im OneShot-Betrieb. Mit kontinuierlichem AF sind es 5 Bilder/Sek. (mit Schärfenpriorität 3 B/Sek.). Sony (A7 III) bzw. Nikon (Z6, Z7) bringen mit 10 bzw. bis zu 12 Bilder/Sek. mehr Geschwindigkeit, wobei Sony die 10 Bilder/Sek. auch im Servo-Betrieb anliefert. Der Buffer ermöglicht an der EOS R bis zu 100 unverzögerte und hochaufgelöste JPEG bzw. 47 RAW. Die EOS R bietet ein single-SD-Slot mit UHS II-Unterstützung. Auch Nikon verzichtet an seiner Z6 und Z7 auf einen Dual-Slot und setzt das etwas exotischere XQD-Format ein.
Video unterstützt die EOS R bis UHD mit 3.840 x 2.160 Pixeln und bis zu 30 Bilder/Sek. Dabei wird ein Crop von rund 1,7x genutzt. Full HD wird bis 60 B/Sek. und HD bis 120 B/Sek. unterstützt. Intern wird mit YCbCr 4:2.0 und in 8 Bit aufgezeichnet. Per HDMI-Out kann ausschließlich UHD-Video auch in 4:2:2 und in 10 Bit ausgegeben werden. Mit C-Log dann in 8-Bit. Externer Mikrofon- sowie Kopfhöreranschluss ergänzen die Videomöglichkeiten.
Der ISO-Wertebereich reicht nativ von 100 - 40.000 und mit Erweiterung von 50 - 102.400. Auch im Video kann ISO 102.400 genutzt werden, wobei hier der Normbereich zwischen 100 - 12.800 liegt. Belichtungszeiten lassen sich von 30s - 1/8000s nutzen, wobei auch eine Langzeitbelichtung möglich ist. Ein vollelektronischer Verschluss ermöglicht geräuschlose Aufnahmen. Allerdings steht er derzeit nur im OneShot-Betrieb zur Verfügung. Canon kündigt aber an, ihn per Firmwareupdate später auch im Serienbildmodus bereitzustellen.
An Bord sind auch Funktionen wie Anti-Flicker, Fokus-Peaking sowie Bluetooth und Wifi. Letzteres ermöglicht auch eine drahtlose Smartgerätesteuerung über die neu entwickelte und kostenlose App Canon Camera Connect. Die soll auch mit einer neuen App zur RAW-Bildbearbeitung für das iPad zusammenarbeiten.
An Schnittstellen wird - neben der erwähnten Mikrofon- und Kopfhörerbuchse - auch USB 3.1 sowie eine Fernauslöser-Buchse E3 und HDMI geboten. Über einen optionalen Batteriegriff BG-E22 soll auch eine Blitzsynchronbuchse verfügbar sein.
Canon startet bis Jahresende mit 4 nativen RF-Objektiven: einem RF 24-105mm/f4L IS USM, einem 28-70mm/f2L USM sowie einem 50mm/1,2L USM und 35mm/1,8 Macro IS STM. Ein Mount Adapter EF-EOS R ermöglicht den Betrieb mit EF-Objektiven. Auch EF-S-Objektive für Canon APS-C-DSLR-Modelle sind ansetzbar, dann wird die EOS R jedoch in einem Crop-Modus betrieben, was im UHD-Videobetrieb jedoch zu keinen Einschränkungen führen dürfte. Weitere Adapter sind verfügbar, die teils einen Kontroll-Ring bieten bzw. bei denen ein variabler ND-Filter bzw. Polfliter integriert ist. So lassen sich für EF- bzw. EF-Objektive Filtereffekte nachrüsten.
Die EOS R mit angesetztem RF 35mm/1,8 IS STM. Die Front zeigt neben der Objektiventriegelungstaste keine weiteren Funktionstasten wie man sie etwa an einer Nikon Z6 oder Z7 bzw. anderen spiegellosen Systemkameras wie bei Panasonic (Lumix G9) bzw. Olympus (OMD EM1 II) findet.
Das Bajonett ist wie bisher mit 54mm Durchmesser großzügig dimensioniert und bietet jetzt anstelle von 44mm ein Auflagemaß von 20mm. Canon proklamiert, dass so die Entwicklung besonders lichtstarker Optiken ermöglicht sei. Rückseitige Linsenelemente haben jetzt mehr Platz und können größer dimensioniert werden, was zu kleineren Elementen vorne im Objektiv führen kann. So lassen sich insgesamt schmalere Optiken fertigen und die Konstrukteure können mehr Freiheiten nutzen, um z.B. Vignettierungen und Verzerrungen zu minimieren. Anstelle von 8 sind jetzt 12 Kontakte für die Objektivkommunikation zuständig. Der 24 x 36mm-CMOS Bildsensor bietet wie an der EOS 5D IV 30 Megapixel. Unterstützt wird auch das seinerzeit neu eingeführte Dual Pixel RAW-Format, wobei u.a. der Fokus nachträglich noch minimal verlagert werden kann, dafür jedoch mit dem doppelten Datenvolumen umgegangen werden und die Bildentwicklung in Canons hauseigenem RAW-Konverter Digital Photo Professional erfolgen muss.
Rückseitig findet sich ein 3,2''-Monitor mit 2,1 MP-Auflösung, der dreh- und schwenkbar ist. Hier bietet die EOS R mehr Freiheiten als bei Sonys E-Mount bzw. an der Nikon Z6 bzw. Z7. Der elektronische OLED-Sucher wird automatisch via Augensensor beim Sucherblick aktiviert und schaltet den Monitor ab. Er offeriert eine Auflösung von 3,69 Megapixel ähnlich wie es die Spitzenmodelle von Panasonic (Lumix G9, GH5) bzw. Sony (A7R III, A9) bieten. Mit 0,76x erreicht die EOS R eine Größe wie etwa bei den 1D-Modellen. Sony offeriert mit 0,78x bzw. Nikon mit 0,8x und Panasonic gar mit 0,83x (Lumix G9) jedoch noch etwas mehr Fläche beim Sucherdurchblick.
Im Gegensatz zu Panasonic bzw. Sony liefert Canon - wie Nikon bei der Z6 und Z7 - kein Daumenrad sondern nur eine Mehrwegewippe auf der Kamerahinterseite. Neu ist an der Position, wo man einen Joystick erwartet, eine Touch-Bar mit berührungsempfindlicher Fläche. Hier kann in den Optionen z.B. hinterlegt werden, dass der ISO-Wert, Weißabgleich, AF-Methode, Movie-Modus oder auch die Feldgröße für den manuellen Fokus etc. und im Videobetrieb sogar in 1/8-Stufen die Helligkeit geräuschlos via Überstreichen mit dem Daumen geändert wird. AF-Positionensänderungen müssen allerdings über eine Touchpad-Funktion des Monitors beim Sucherblick ausgewählt werden.
Oben findet sich ein LC-Display, Multifunktionstaste, Record-Button, Auslöser und Hauptwahlrad. Dazu rechts noch ein Daumenrad mit Modus-Taste (Programmwahl-Funktion). Der Blitzschuh ist Speedlite-kompatibel, ein integrierter Blitz ist nicht vorhanden. Auf ein klassisches Programmwahlrad verzichtet die EOS R. Links findet sich ein Rädchen für den Betriebsschalter. Via Dreh lässt sich die EOS R hier ein- und ausschalten.
Verfügbare Programme an der EOS R u.a. mit Vollautomatik, Kreativprogrammen, 3 Customprogrammen. Ein Wechsel zwischen Movie- und Fotomodus wird über die Info-Taste durchgeführt.
Der optionale Batteriegriff BG-E22 kann die Haptik vor allem aber die Akku-Laufzeit verlängern. Der auch in zahlreichen anderen, etwas neueren Canon DSLR verwendete Akku LP-E6N findet auch in der EOS R Platz. Der reicht ohne Batteriegriff lt. CIPA-Standard jedoch nur für 370 Aufnahmen (23 Grad). Mit BG-E22 kann die Laufzeit verdoppelt werden, zudem wird so noch eine Blitzsynchronbuchse nachgerüstet. Auch externe Geräte wie etwa ein Handy lassen sich über den Batteriegriff aufladen.
Links oben der Standard-Adapter für Canon EF und EF-S-Objektive (UVP 109 EUR, ab 9.10.2018), die sich ohne Funktionsverlust nutzen lassen. Auch TS-E und MP-E-Optiken sind voll funktionsfähig. Rechts oben der Adapter mit gleicher Funktionalität jedoch mit programmierbarem Control-Ring, mit dem sich Blende, Zeit, ISO-Wert oder mittlere Belichtungsstufe ändern lässt (UVP 219 EUR, ab 9.10.2018).
Unten sind Adapter abgebildet , die eine Filterschublade nutzen, links mit cirkulärem Polfilter (C-PL, UVP 329 EUR, ab Feb. 2019) bzw. rechts mit variablem Graufilter (V-ND, UVP 449 EUR, ab Feb. 2019) . Mit beiden Adaptern lassen sich durch Rändelschrauben Filtereinstellungen ändern und die Effekte an EF- bzw. EF-S-Optiken nachrüsten. So ist es erstmals möglich, einen ND-Filter an Fischaugen wie etwa dem Canon 8-15mm/f4-Fisheye nachzurüsten!
Der Adapterbetrieb ermöglicht neue AF-Möglichkeiten, denn die EOS R unterstützt den AF-Betrieb bis f11, so dass auch Telekonterlösungen z.B. mit 2x-Teleextender praktikabel werden wie etwa mit einem Canon 100-400mm/4,5-5,6 + 2x III (= f11 in der Endbrennweite).
Vier native Objektive bringt Canon bis Jahresende 2018 mit einem Canon RF 28-70mm/f2,0 L USM (UVP 3.249, 1.430gr, ab Dez. 2018), einem RF 24-105mm/f4L IS USM (mit Nano-USM für bessere Zoomfahrten im Video, UVP 1.099 EUR, 700gr, ab 9.10.2018, auch im Set für einen Aufpreis von 1.000 EUR erhältlich), einem RF 50mm 1,2 L USM (UVP 2.499 EUR, 950gr, ab Ende Okt. 2018) sowie dem RF 35mm f1,8 Macro IS STM (UVP 549 EUR, 305gr, Hybrid IS, Makro mit ABM 0,5x, ab Dez. 2018). Alle Objektive verfügen über einen ergänzenden Steuerring, über den sich direkt am Objektiv Werte für z.B. Zeit, Blende, ISO oder mittlere Belichtungsstufe ändern lassen sollen.
Feature-Vergleich ähnliche, spiegellose Vollformat-Modelle
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Canon EOS R
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Nikon Z6
|
Sony A7 III
|
UVP
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2.499 EUR |
2.449 EUR |
2.299 EUR |
Markteinführung |
Okt. 2018 |
Nov. 2018 |
Mai 2018 |
Sensor |
30 MP, Vollformat |
24 MP Vollformat |
24 Megapixel Vollformat |
Autofokus |
5.655 AF-Felder, Dual Pixel, Touch AF, -6EV (f1,2), Gesichtserkennung |
273 Phasenfelder, Touch-AF, -3EV (f2), Gesichtserkennung |
693 Phasen- und 425 Kontrast-Felder, Touch-AF, -3EV (f2), Gesichtserkennung |
Augen-AF |
nein (ja im One-Shot und Video) |
nein |
ja |
ISO-Bereich |
100 - 40.000 (50 - 102.400) |
100 - 51.200 (50 - 204.800) |
100 - 51.200 (50 - 204.800) |
Bel.-Zeiten |
30s - 1/8.000s, bulb |
30s - 1/8.000s, bulb |
30s - 1/8.000s, bulb |
Serienbilder (AF)
|
bis 8 B/Sek., 47 RAW unverz. |
bis 12 B/Sek., k.A. |
bis 10 B/Sek (auch Servo), 81 RAW unverzögert |
Monitor |
3,2' mit 2,1MP, voll touchfähig, schwenkbar |
3,2'' mit 2,1MP, klappbar, voll touchfähig |
3'' mit 1,04MP, teilweise touchfähig, klappbar |
Sucher |
0,76x (KB), 3,69 MP |
0,8x, 3,69 MP |
0,78x, 2,36 MP |
Video |
UHD 30p, 1,7x-Crop, 120p bei HD |
UHD 30p, kein Crop, 120p bei Full HD |
UHD 30p, bei 30p 1,2x-Crop, 120p bei Full HD |
Video-Stabi |
ja, vorhanden |
ja, vorhanden |
nein |
Wifi |
ja, 2,4GHz |
ja, 2,4 und 5 GHz |
ja, 2,4 GHz |
GPS integr.
|
./. |
./. |
./. |
IBIS (interner Stabilisator)
|
nein |
ja |
ja |
Controlring am Objektiv |
ja |
ja |
nein |
Speicherkarte |
1 x SD-Karte UHS II |
1 x XQD |
1 SD-Karte UHS I, 1 SD UHS II |
vollständig abgedichtet |
ja |
ja |
nur teilweise |
Buchsen |
HDMI-Out, USB 3.1, Fernauslöser, Mikrofon, Kopfhörer |
HDMI-Out, USB 3.1, Fernauslöser, Mikrofon, Kopfhörer |
HDMI-Out, USB 3.1, Fernauslöser, Mikrofon, Kopfhörer |
Akku |
LP-E6N, ca. 370 Aufnahmen |
NB-12L, EN-EL15B, ca. 330 Aufnahmen |
NP-FZ100, ca. 610 Aufnahmen |
Abmessungen (B x H x T) |
135,8 x 98,3 x 84,4mm |
134 x 100,5 x 67,5mm |
126,9x 95,6 x 73,7mm |
Gewicht (incl. Akku, Speicherk.)
|
660gr |
675gr |
650gr (incl.) |
Traumflieger-Meinung
|
robust und innovativ: Ich gebe zu, ein robustes und gut abgedichtetes Gehäuse, das satt in der Hand liegt und schicke Features wie ein LC-Schulterdisplay bietet, dazu in bekannter DSLR-Qualität ausgeführt ist, hat einen großen Reiz. Genau daran fehlt es einer Sony A7 III nämlich noch und hier sehe ich gute Chancen für die EOS R bzw. auch für Nikon. Unter der Haube ist die Sony aber unglaublich stark, sowohl in der Bildqualität als auch im Videobereich, zudem lässt sie sich weitgehend frei konfigurieren. Canon hat keine technologischen Gründe geliefert, warum der Sensor deutlich verbessert sein könnte. Sony und Nikon nutzen immerhin einen rückseitig belichteten Bildsensor (BSI), wobei Sony auch noch einen Front End LSI für einen Boost in höheren ISO-Werten und Kupferdrähte nutzt. Hier muss man jedoch zunächst Tests abwarten, Canon macht immerhin Andeutungen, dass eine verbesserte RAW-Dynamik und Qualität verbaut sei und begeht hoffentlich nicht den bitteren Fehler wie an der EOS 6D II, wo die RAW-Dynamik um etwa 2 - 3 Stufen durch fehlende Integration von Onboard A/D-Wandler zurückfiel.
Warum fehlt der EOS R und bei Nikon eigentlich ein Daumenrad auf der Gehäuserückseite? Am Platz kann es eigentlich nicht liegen. Sony hat es verbaut und Panasonic bekommt es auch hin. Ich finde es eigentlich sehr praktisch und entgegenkommend!
Bei der EOS R fehlt sogar ein Joystick, mag hier die Touchbar auch neue Bedienmöglichkeiten eröffnen. AF-Positionen werden per Touchpad-Funktion am Touchscreen beim Sucherblick geändert und da wäre ein Joystick überlegen, weil der Daumen viel kleinere Wege zurückzulegen braucht. Menübestätigungen via mittigem Druckpunkt sind ebenfalls von Vorteil (auch wenn das bei der Sony etwas schwammig gelingt). Sony punktet insgesamt mittlerweile auch durch eine zunehmende Auswahl an nativen Objektiven. Teuer sind alle drei Hersteller bei ihren Optiken und ich frage mich, wer das bezahlen soll?
Als Makrofan bin ich aber doch etwas ernüchtert, dass Canon nicht einmal an eine Fokus-Stacking bzw. Fokus-Bracketing-Funktion denkt. Nur Nikon hat sie aus dem Trio verbaut. Ich hoffe ja, dass man mit einem Helicon FB-Tube nachrüsten kann, falls hier keine Kompatibilitätsprobleme entstehen. Canon sollte aber dann bitte auch schnell ein Firmware-Update mit dem versprochenen vollelektronischen Verschluss im Serienbildmodus nachreichen, sonst würde es den mechanischen Verschluss in meiner Stacker-Praxis schnell überstrapazieren. Und ich bin mit meiner beim Stacken überragenden Olympus OMD EM 1 II (mit einem 60mm/2,8 Makro) mit hoher Geschwindigkeit zwischen 9 - 18 B/Sek. glücklich. Da kommt derzeit kein anderes System gegen an.
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Stärken bietet Canon mit der EOS R vor allem beim Autofokus, der lt. Herstellerangabe mit bis zu 0,05Sek. sehr schnell und durch eine hohe Zahl von AF-Feldern aber auch Lowlightfähigkeiten bis -6EV hervorsticht. Die -6EV muss man jedoch bezogen auf die angegebene Lichtstärke von f1,2 werten, da liegt Nikon und Sony mit -3EV bei f2,0 nur 1,5 EV entfernt. Eine EOS 5D IV bzw. 6D II bringen -3EV aber bei f2,8 und liegen zur EOS R daher nur 0,5 Stufen entfernt. Eine große AF-Sucherabdeckung bieten auch Nikon (90%) und Sony (93%).
Stark auch, dass die EOS R einen voll ausschwenkbaren Touchmonitor bietet, das erweitert die Bildkontrolle und Bedienung auch vor die Kamera. Zwar kostet das Ausschwenken gegenüber der Klappfunktion bei Nikon bzw. Sony Platz, doch sind Vorteile auch durch die Möglichkeit an der EOS R vorhanden, den Monitor zum Schutz vollständig einzuklappen.
Innovativ ist Canon auch durch die Touch-Bar an der Position des Joysticks, womit sich z.B. via Daumenwisch ISO-Werte, Weißabgleich etc. ändern lassen. Wie flüssig und überzeugend dies gelingt, muss die Praxis zeigen.
Erfreulich auch, dass Canon UHD-Video mit einer erträglichen Datenrate von 120MBit und h264-Codec offeriert und so das unsägliche Motion JPEG der EOS 5D IV mit riesigen Datenmengen vermeidet. Leider nutzt die EOS R auch nur einen 1,7x-Crop, so dass der Weitwinkel nur schwer - oder z.B. mit einem Canon EF-S 10-18mm - erreichbar ist. Eine gewisse Rauschempfindlichkeit dürfte damit auch einher gehen, da nicht mehr der volle oder zumindest ein deutlich größerer Sensorbereich ausgelesen wird. Für einige Anwender auc enttäuschend, dass die 5x-Zeitlupe (120p) nur in HD- und nicht Full HD-Qualität bereit steht. Das macht Nikon bzw. Sony besser.
Canon punktet andererseits damit, dass beim Objektivwechsel der mechanische Verschlussvorhang herunterfährt und den Bildsensor schützt. An anderen spiegellosen Systemkameras liegt er dann offen und ist ungeschützt.
Die EOS R verzichtet auch auf einen Dual Slot wie schon Nikon und überlässt so Sony Vorteile. Eine Sony A7 III nutzt zudem einen Augen-AF der bei Canon derzeit nur im OneShot-Betrieb ermöglicht wird. Bedauerlich auch, dass es Canon nicht geschafft hat, einen internen Stabilisator zu implementieren. So lassen sich einige Optiken wie etwa das RF 50mm/1,2 oder 28-70mm/2,0 nicht stabilisieren. Zudem auch Festbrennweiten, die man per Adapter nutzt. Nikon und Sony bieten einen internen Stabilisator. Immerhin bietet Canon im Videobetrieb einen Videostabilisator, den wir bei Sony vermissen.
So oder so sind wir gespannt auf die EOS R, die allerdings zusammen mit einem nativen RF 24-105mm/f4 L IS USM schon satte 3.499 EUR veranschlagt. Nikon ist mit der Z6 und einem 24-70mm f4 mit 3.049 EUR etwas moderater, während man eine Sony A7 III mit einem 28-70mm 3,5 - 5,6 derzeit (Sept. 2018) schon für knapp 2.500 EUR erwerben kann. Zugegeben, das höherwertige und in Metall gefasste Zeiss 24-70mm/f4 veranschlagt dann im Kit ebenfalls rund 3.100 EUR. Und Canon punktet mit einem Einstellring an den nativen Objektiven für verschiedene Parameter wie ISO, mittlere Belichtungsstufe etc. Eine Innovation, die wir schon bei einer Samsung NX1 gesehen haben und die Nikon ebenfalls verbaut hat, bei der Sony aber das Nachsehen hat.
Canon bietet zum Start bis Jahresende allgemein begrüßte Objektive, die mit einem 28-70mm/2,0 und 50mm/1,2 sehr lichtstark ausfallen. Eine Roadmap für die Zukunft fehlt allerdings. Nikon stellt für 2019 immerhin ein zwar manuelles dafür aber mit f0,95 besonders lichtstarkes 50mm-Objektiv und eine etwas größere Objektiv-Auswahl in Aussicht. Demnächst werden wir uns die EOS R näher ansehen und weiter berichten!
technische Daten Canon EOS R
UVP |
2.499 EUR, mit RF 24-105mm/f4 3.499 EUR |
Markteinführung |
Okt. 2018 |
Sensor |
30 Megapixel, CMOS (36 x 24mm), 5,3µm-Pixel (Pitch), Dual Pixel CMOS-AF |
Bildformate |
- bis 6720 x 4.480 (RAW bzw. Jpeg L)
- RAW, JPEG, RAW+JPEG parallel vorhanden
|
Autofokus |
Dual Pixel CMOS AF. 5.655 AF-Felder, 1 flexibles AF-Feld, AF-Zone (4 Punkte, umgebende Felder, 9 Zonen, große Zone horizontal und vertikal), Touch AF, Gesichtserkennung, automatische Motivverfolgung, -6EV mit f1,2 (bis 18 EV) |
ISO-Bereich |
nativ 100 - 40.000, erweitert 50 - 102.400, Auto-ISO, Video 100 - 102.400 (mit Erweiterung) |
Belichtung |
30s - 1/8.000s (Halb- oder Drittelstufen einstellbar), Bulb., Korrektur +-3EV, in 1/3 oder 1/2 Schritten, AEB +-3EV halbe oder Drittelstufen |
Weißabgleich |
AWB (zwei Optionen), Tageslicht, Schatten, Wolken, Kunstlicht, weißes Leuchtstofflicht, Blitz, Custom, Kelvin, Korrektur |
Serienbilder |
bis 8 B/Sek., im Servo bis 5 B/Sek. (Schärfenpriorität 3 B/Sek.), 47 unverzögerte RAW bzw. bis 100 JPEG mit schneller UHS II-Speicherkarte lt. Hersteller |
Monitor |
3,2'' mit 2,1MP, dreh- und schwenkbar, touchfähig |
Sucher |
OLED, elektronisch, 0,76x (KB), 100% Abdeckung |
Blitz |
kein interner Blitz vorhanden, Blitzschuh Speedlite-kompatibel |
Video |
- 3.840 x 2.160 30p/25p/24p (All-I 480Mbit, IPB 120Mbit)
- 1.920 x 1.080 60p, 50p, 30p / 25p (bis 180 MBit)
- 1.280 x 720 120p, 100p, 60p, 50p, 30p, 25p (bis 160Mbit)
- MP4, MOV H264, 4:2:0, per HDMI-Out für UHD 4:2:2 8- oder 10-Bit
eingebautes Stereo-Mikrofon, Aufzeichnung max 29m59s
|
Wifi |
integriert, IEEE802.11b/g/n mit 2,4GHz, Bluetooth, Smartphone, kabelloser Transfer an den PC via EOS Utility, WLAN-Druck |
GPS |
nein, nur via Smartphone via Bluetooth |
Speicherkarten |
1 x SD UHS II |
Extras |
integrierte Wasserwaage, Antiflacker-Funktion, Focus-Peaking, 4K-Zeitraffer |
Buchsen |
HDMI-Out (Typ C) , USB 3.1 Typ C, Fernauslöseranschluss E3, Mikrofoneingang Miniklinke Stereo, Kopfhöreranschluss Miniklinke Stereo |
Akku |
LP-E6N für ca. 370 Aufnahmen |
Gehäuse |
135,8 x 98,3 x 84,4mm |
Gewicht |
660gr (incl. Akku und Speicherkarte), solo 580gr |
Anleitung |
derzeit noch nicht dokumentiert (prüfen) |
Objektive |
RF-Objektive, via Adapter auch EF- und EF-S. Kein EF-M ansetzbar |
Rangliste