Superzoom für M4/3-Systeme
Olympus M. Zuiko Digital ED 12 - 100mm / 4 IS Pro im Traumflieger-Test
Olympus bietet mit dem 12-100mm f4 ein noch lichtstarkes Superzoom, das umgerechnet auf Kleinbild einen Bildwinkel wie ein 24 - 200mm-Objektiv liefert. Dazu offeriert es einen rel. großen Abbildungsmaßstab sowie einen optischen Bildstabilisator. Ob sich der Kauf des 1.300 EUR teuren und mit 561gr. schon recht mächtigen Objektivs lohnt, klärt unser Test!
Fazit - große Übersicht m4/3-Objektive

Das M. Zuiko 12-100mm/4 an einer OMD EM1 Mark 2 sieht nicht nur schick aus, sondern passt auch noch - wenngleich durchaus mächtig - von Größe und Volumen zum Spitzenmodell von Olympus.

Wird der Tubus ausgefahren, verlängert sich die Baulänge von 12 auf 16cm. Der Tubus hält ohne Nachzusacken in sämtlichen Positionen selbst senkrecht gegen den Zenit gerichtet. Während der Innentubus aus Kunststoff gefertigt ist, so ist das 12-100mm'er außen nobel mit Metall-Einstellringen für Zoom und Fokus verschalt.

Der Fokusring kann rukelfrei und angenehm leichtgängig zurückgezogen werden. Jetzt lässt sich manuell fokussieren und eine Distanzskala kommt zum Vorschein.

Während der kleine Bruder, das M. Zuiko 12-40mm/2,8 über einen Dichtungsring am Bajonett verfügt, so verzichtet Olympus hier am 12-100'er auf ihn. Nichtsdestotrotz ist das Objektiv mit einem Metallbajonett nobel ausgestattet.

Hier ist die Baulängenänderung - oben bei 12mm, unten bei 100mm - noch einmal an der OMD EM1 II zu sehen!

Im Lieferumfang ist eine Streulichtblende und Schutzdeckel enthalten. Die Streulichtblende lässt sich für Transportzwecke auch verkehrtherum aufstecken!

Auch einhändig ist das Gespann noch gut ausbalanciert, wenngleich man mit den kleineren Fingern eine minimale Kopflastigkeit am Gehäuse ausgleichen muss.

Wie fällt der Bildwinkel eigentlich aus? Bei 12mm ist das Objektiv ideal für weitläufige Landschaftsimpressionen wie hier zu sehen. Auch die 100%-Auflösung kann voll überzeugen.

Jetzt zoomen wir auf 100mm (Bildwinkel KB = 200mm). Jetzt lassen sich die Pferde schon detailliert portraitieren. Auch hier zeigt sich eine überzeugende 100%-Ansicht!

Bei 100mm und Offenblende machen wir ein Portrait von unserem Kollegen Olaf. Hier ist die Hintergrundunschärfe gut erkennbar und ein Freistell-Effekt erzielbar!

Das Superzoom ist ein klassisches Reiseobjektiv und bietet bei 12mm eben die so beliebten, weitläufigen Landschaftsimpressionen.

Eine besondere Stärke sind die Nahbereichsfähigkeiten. Man kann sich in Weitwinkelstellung bis auf sagenhafte 1,5cm Frontlinse Motiv annähern und so einen Abbildungsmaßstab von 0,3x erreichen. Hier nutzen wir die Weitwinkel-Makrofähigkeiten, um Schachtelhalme im Vordergrund und eine Person im weiträumigen Hintergrund gleichermaßen einzufangen! Damit eröffnet sich im Nahbereich besonders viel Gestaltungspielraum!

Jetzt geht es aber ins Traumflieger-Testlabor. Wir untersuchen hier die 100%-Auflösung bei 12mm und sind angenehm überrascht von der ausgezeichneten Feinzeichnung. Sogar die Ecken sind noch relativ scharf! Vignettierungen sind hier bei f4 nicht auszumachen!

Bei 50mm lässt die Feinzeichnung eine Idee nach, ist aber noch immer sehr gut. Nur die Ecken sind schon etwas deutlicher weichgezeichnet.

Ein ähnliches Bild wie bei 50mm zeigt sich hier bei 100mm mit einer hervorragenden Feinzeichnung im Zentrum und erweiterten Zentrum und der Offenblende!

Durchgemessen im RAW-Format bei Lightroom Standardentwicklung ergeben sich im Schnitt mit 1.962 Linien hervorragende Auflösungswerte. Herausragend ist der Weitwinkel bereits bei Offenblende aber auch der Telebereich macht noch eine sehr gute Figur. Zum Vergleich: die Panasonic Superzoom 14-140mm erreichen beide um 1.500 Linien.

Der optische zweiachsige Bildstabilisator arbeitet mit dem kamerainternen Stabilisator (IBIS) zusammen und wird um drei Achen ergänzt. Die Effektivität nimmt zum Telebereich auf rund bis zu 6,5 Blendenstufen zu (EM1 II). Wir haben daher an der OMD EM1 II Auto-ISO mit einer MIndestverschluss von 1/10s vorbelegt und können so in allen Brennweitenbereichen scharfe Freihandaufnahmen von unbewegten Motiven auch in Lowlight durchführen. Unser Test hat gezeigt, das zwar teils noch längere Zeiten möglich sind aber dass dann doch die Gefahr von vereinzelten Verwacklern entsteht.

Eine große Stärke des sehr effektiven Stabilisator sind auch kreative Unschärfe-Effekte, die wir hier aus einem fahrenden Fahrzeug nutzen. Auch Mitzieheffekte sind so z.B. bei 1/10s fantastisch realisierbar!
Hier nutzen wir das M.Zuiko 12-100mm an einer Lumix GH5 im Nahbereich an Schachtelhalmen. Dabei hilft uns der Traumflieger Intelli-Shoot Einstellschlitten, wobei wir sehr tief in den Bodenbereich hineinkommen. So können wir bis auf 1,5cm Frontlinse-Moitv bei einem Abbildungsmaßstab von 0,3 heranrücken!

Hier nutzen wir bei 100mm eine Nahlinse Raynox DCR 150, die man mit einem Anpassungring z.B. von 72>58mm einschnappen lassen kann. Dabei entstehen zwar im Randbereich noch leichte Vignettierungen aber so können wir an dem Hornissenpräparat rund 3cm formatfüllend einfangen. Ansonsten sind - ohne Nahlinse - im Telebereich in der Breite max. 7,5cm aus einer Distanz von rund 22cm Frontlinse-Motiv erfassbar.
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Fazit
Die Auflösung stimmt einfach am M.Zuiko 12-100mm in allen Brennweitenbereichen und bis weit in den Randbereich hinein bereits bei Offenblende. Damit ist es ein vollwertiger, absolut professioneller Superzoom-Allrounder. Zudem fallen Verzeichnungen oder Vignettierungen nicht weiter ins Gewicht.
Besonders gefällt uns auch die robuste Ausführung mit Metallverschalung, die eine hochwertige, spiegellose Systemkamera - egal ob von Panasonic oder Olympus - nochmals deutlich aufwerten kann. Mechanisch ist das Objektiv überzeugend. Zwar läuft der Fokussierring nicht ganz reibungsfrei, dafür hält er aber auch Zwischenzoomstufen klaglos. Die smarte Umschaltung in den manuellen Fokusbetrieb ist zudem hakelfrei und überzeugend realisiert. Als Bonus ist noch eine programmierbare L-Fn-Taste vorhanden, die sich jedoch nur an Olympus-Systemkameras konfigurieren lässt. Eine Besonderheit ist der sehr effektive Stabilisator, der auch in unserer Untersuchung im Telebereich die versprochenen 6,5 Blendenstufen an Verwacklungsausgleich liefert.
Olympus dürfte allerdings generell an seiner Taster-Haptik arbeiten. Der L-Fn-Taster könnte gerne einen definierteren Druckpunkt bieten und der Fokusring noch eine Spur reibungsärmer arbeiten. Etwas schade auch, dass das Objektiv nicht ganz parfokal arbeitet, so dass bei Videozoom die Schärfe etwas verloren geht.
Insgesamt gibt das M. Zuiko 12-100mm/4 eine mehr als überzeugende Vorstellung und erhält von uns volle 5 Sterne!
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