Olympus OMD EM1 II vs Canon EOS 5Ds
High-Resolution-Modus vs 50 Megapixel Vollformat
Olympus bietet an der neuen OMD EM1 Mark 2 einen High Resolution-Modus mit nominell 80 Megapixel im RAW-Format. Damit übertrifft sie sogar eine Canon EOS 5Ds. Doch wie brauchbar ist der High-Res-Modus und wie schneidet er im Vergleich ab?
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Ein High-Resolution-Modus ist nicht neu, Pentax liefert einen an der K1 und Olympus hat ihn auch an einer OMD EM5 II (siehe Mitglieder-Videoreport, Dauer ca. 12min) bereits verbaut. Dafür wird der auch an der OMD EM1 Mark 2 beweglich aufgehängte Bildsensor genutzt, der so nicht nur einen internen Stabilisator realisiert sondern nebenbei eben auch einen High-Res.-Modus ermöglicht. Dabei shiftet er um Pixelbreite und nimmt statt eines gleich 8 Bilder im schnellen Serienbildmodus auf. Die 8 Aufnahmen werden dann kameraintern zu einem höher aufgelösten Bild verrechnet. Eine sonst übliche Farbinterpolation entfällt, da aus den Nachbarpixeln die tatsächlichen Farbinformationen ausgelesen werden.
Doch welche Nebenwirkungen der Modus hat und wie gut er zu einer 50 Megapixel auflösenden Canon EOS 5Ds abschneidet, untersuchen wir nachfolgend (bitte bei den Bildbeispielen für 100%-Ansicht mit der Maus raufklicken).

Zwei ungleiche Kameras: Links die spiegellose Olympus OMD EM1 Mark 2 tritt im High Resolution-Modus gegen eine Vollformat-DSLR Canon EOS 5Ds an!

Größenvergleich: mittig der normale Fotomodus der OMD EM1 II mit 20 Megapixel; der erweiterte Rahmen zeigt ein 50 Megapixel-Foto, wie es eine Canon EOS 5Ds/R anliefert und außen der High-Resolution-Modus der OMD EM1, der im RAW-Format sagenhafte 80 Megapixel bringt und damit die 4fache Fläche des normalen Fotomodus.

Links ein 100%-Ausschnitt aus dem High-Res-Modus der OMD EM1 II gegenüber einem aus der EOS 5Ds jeweils im RAW-Format. Damit kann die OMD EM1 II mindestens mit der Canon mithalten (jeweils f2,8, ISO 200, Olympus mit Leica 25mm/1,4 und EOS 5Ds mit Canon 50mm/1,4)!

Hier ist links der normale Fotomodus mit nominell 20 Megapixel im Vergleich zu rechts mit 50 Megapixel zu sehen. Nimmt man im JPEG-Format an der OMD EM1 II im High Resolution-Modus auf, dann speichert sie statt eines mit 80 lediglich mit 50 Megapixel. Aber auch das ist deutlich höher aufgelöst als das normale Bildformat!

Links haben wir ein normales 20 Megapixel-Foto mit Photoshop hochinterpoliert (bikubisch) auf die Größe der 50 Megapixel des High-Res-Modus. Hier ist deutlich der Auflösungsunterschied erkennbar!

Der High-Res-Modus hat allerdings bei Bewegtmotiven Nebenwirkungen, wie hier am Schlepper bzw. den Rotorblättern der Windräder zu erkennen. Hier sind die 8 Einzelbilder nicht mehr deckungsgleich verrechnet und erzeugen mehr oder weniger schwammige bzw. verzittert wirkende Details!

Den High-Res-Modus erreicht man an der OMD EM1 II über die Betriebsarten-Wahltaste links oben auf dem Body am ganz rechten Ende der Drive-Modi!

Um den Modus jedoch überhaupt anwählen zu können, muss er zunächst im Menü im Punkt "Hochaufgel. Aufnahme" freigeschaltet werden. Hier kann auch eine Startverzögerungzeit von 1/8s - 30s hinterlegt werden, um Verwacklungsunschärfen z.B. beim Durchdrücken des Auslösers zu minimieren!
RAW-Dynamik
Nachfolgend haben wir unseren Dynamik-Teststandard angewendet und dabei ein partiell überstrahltes und gleichzeitig zu dunkles Motiv abgelichtet. Dabei wurden Lichter im RAW-Konverter durch Lichterkorrektur von -100 in Lightroom bzw. im Olympus Image Viewer 3 durch Lichterkorrektur -7 und -2EV Gesamtlichtkorrektur weitestgehend durchgeführt. Tiefenaufhellungen wurden bei einem vollständig abgeschatteten Elefanten mit maximaler Aufhellungen in Lightroom von +100 Tiefen, +100 Schwarz bzw. im Olympus Image Viewer 3 mit Schattenkorr. +7 und 2EV allg. Belichtung durchgeführt.
Update: nachdem Lightroom die High-Res.-RAW unterstützt (Vers. 2015.9 - ACR 9.9), haben wir auch die Entwicklung hier vorgenommen. Im Ergebnis ändert dies jedoch nichts wesentliches an den gezeigten Beispielen.

Überstrahlungen lassen sich an der OMD EM1 II im High-Res-Modus bei ISO-Stufe "LOW" praktisch nicht mehr korrigieren. Dies ist an der Canon DSLR bei ISO 50 allerdings ebenso!

Starke Aufhellungen von Tiefen lassen sich im High-Res-Modus und bei ISO-Stufe LOW (=ISO 64) auf einem ähnlichen Niveau noch recht rauscharm aufhellen wie an der EOS 5Ds bei ISO 50!

Hier bei ISO 200 lassen sich Überstrahlungen besser korrigieren, die Unterschiede fallen marginal aus!

Auch die Tiefenaufhellung gelingt bei ISO 200 vergleichbar und zeigt ein deutliches Korn, wobei der Elefant noch durchzeichnet erscheint!

Bei ISO 1.600 sind Lichterkorrekturen ähnlich ausgeprägt, das Rauschen fällt in den Lichtern gering aus!

Bei ISO 1.600 gelingt die starke Tiefenaufhellung bei 100%-Ansicht kaum zufriedenstellend - sowohl an der Olympus als auch der EOS 5Ds!
FAZIT
Das Auflösungsvermögen der OMD EM1 II ist im High-Res-Modus schlichtweg erstaunlich und erreicht im Idealfall sogar - messtechnisch - eine noch höhere Auflösung als eine EOS 5Ds/R (wir haben an der EM1 II bis zu 6.000 Linien in der Bildhöhe im RAW gemessen, während eine 5Ds/R bis zu ca. 5.500 Linien erreicht). Auch in Sachen RAW-Dynamik zeigen sich im Prinzip sehr ähnliche Ergebnisse wie an der EOS 5Ds, wobei die Low-Stufe kaum noch Headroom in den Spitzlichtern ermöglicht, dafür aber Tiefenaufhellungen recht manierlich gelingen. Ab ISO 200 wird der Spielraum bei Tiefenaufhellungen jedoch enger!
Die High-Res-Aufnahme setzt an der OMD EM1 II auch regelmäßig den Stativeinsatz voraus, Freihandaufnahmen gelingen selbst bei kurzen Verschlusszeiten kaum zufriedenstellend, der Bildstabilisator ist zudem dann nicht mehr aktiv. Die Aufnahme selbst wird mit elektronischem Verschluss geräuschlos und in sehr hoher Geschwindigkeit innerhalb ca. 1 Sek. durchgeführt. Hinzu kommt dann allerdings eine interne Verrechnungszeit von ca. 6 - 7 Sek. Generell wird auch ein ruhendes Motiv vorausgesetzt. Bei Bewegungen werden Bilddetails nicht mehr
deckungsgleich wiedergegeben. Und dafür reicht schon ein Windhauch, der in Baumwipfeln oder auf Wasseroberflächen Motivbewegungen erzeugt
.
Es gibt aber auch kamerainterne Grenzen, denn eine Kombination mit anderen Drive-Modi wie z.B. der automatischen Reihenbelichtung (AEB) oder HDR funktioniert nicht mehr. Zudem ist der obere ISO-Wert auf 1.600 begrenzt und Langzeitbelichtungen werden auch nicht unterstützt. Genauswenig ein kontinuierlicher AF oder eine Smartgeräte-Fernsteuerung per Wifi in der App Olympus Image Share.
Alles in allem sind dem High-Res-Modus der OMD EM1 also zahlreiche Grenzen gesetzt. Dazu zählt auch die Tatsache, dass das RAW-Format im High-Res-Modus nicht in Adobe Lightroom bzw. Adobe Camera RAW unterstützt wird und über die herstellereigene Software "Olympus Image Viewer 3" entwickelt werden will. Hier ist der Workflow auch langsam aber immerhim kann ein 16-bit-Tiff exportiert werden.*
Unterm Strich hat uns aber die wirklich gute Auflösung der hochaufgelösten Aufnahme überrascht, wenn man vom Stativ arbeitet und ein ruhendes Motiv ablichtet! Also insgesamt im Rahmen seiner Möglichkeiten ein durchaus wertvolles Zusatzfeature!
Einen ausführlichen Testreport zur OMD EM1 Mark 2 finden Sie in der Fotozeitschrift Traumflieger MAKROWELT in Ausgabe Nr. 3!
*Update: Seit Lightroom CC (Vers. 2015.9 ACR 9.9) werden die High Res-Dateien erkannt und können direkt in LR entwickelt werden
technische Daten
High Resolution Modus der OMD EM1 II
Aufnahmedauer |
ca. 8 Sek. (1 Sek. für die 8 Einzelaufnahmen, 7 Sek. für die interne Verrechnung) |
Bildmodi |
JPEG (50 MP), JPEG + RAW (RAW dann mit 80 MP), auch mit halber Größe aufnehmbar (25 MP) |
RAW-Entwicklung |
derzeit im herstellereigenen Olympus Image Viewer möglich (kostenlos) und in der aktuellsten Lightroom-Version CC (2015.9 ACR 9.9) |
Startverzögerung |
von 1/8s - 30s im Menü "hochaufgelöste Aufnahme" hinterlegbar |
AF |
S-AF, MF, SAF-MF, Pre MF |
ISO |
Low, 200 - 1.600 |
Bel-Zeiten |
60s - 1/8000s |
Wifi |
keine Unterstützung durch die App Olympus Image Share |

Rangliste
