Makrofotografie in der Praxis
Zebraspringspinne als Pfadfinder
Die Zebraspringspinne ist mit 4 - 7mm ziemlich klein und mit bloßem Auge gerade noch zu erkennen. Fotografisch sind sie daher eine Herausforderung. Zu finden sind die Minijäger im Sommer meist an Häuserfassaden. Und genau danach schaute ich bei meiner Tasse Frühstückskaffee auf der Terasse. Alle 3 Tage entdecke ich mal eine und so auch heute morgen. Um sie zu fotografieren sind Blitz- oder Stackingtechniken hilfreich. Ich entscheide mich für einen Highspeed-Stack vom Stativ aus.
Eine Fotostory von Stefan Groß
Unglücklicherweise wandert die Zebraspringspinne am Regenabflussrohr so weit hinauf, dass ich sie nur noch mit einer Trittleiter verfolgen kann. Fotografisch wird die Operation daher zu aufwändig für mich. Ich nehme ein Schnapsglas und lasse die zunächst scheue Spinne dort reinkrabbeln. Dann wird sie auf den gekachelten Rand meiner Vogeltränke abgestellt. Hier kann ich viel besser fotografieren. Langsam kriecht sie die Glaswand hoch und schaut sich ersteinmal um.

Genau so habe ich mir das Bild vorgestellt: Detailliert, mit Blick auf die großen Komplexaugen und mit guten Haltungsnoten. Doch das war nicht leicht umzusetzen, denn die Zebraspringspinne hat sich ständig bewegt. Um ausreichend Schärfentiefe zu realisieren, musste sie gestackt werden, was hier mit 8 Bildern im schnellen Serienbildmodus gelingt, weil sie einen Moment inne hielt (für größere Ansicht bitte mit Maus klicken, hier ist das Bild in der fotocmmunity zu sehen)

Hier krabbelt die Springspinne aus dem Schnapsglas heraus, nachdem ich sie damit vom Regenwasser-Abflussrohr gefischt habe. Die Einzelaufnahme geht noch in Ordnung, wenngleich die Schärfentiefe schon etwas knapp ist (f8 - ISO 1.000 - 1/400s - 100mm-Makro - APS-C-Systemkamera mit 28 Megapixel, Bildausschnitt).

Noch auf den Kacheln der Vogeltränke findet die Spinne eine allerdings schon tote Fliege und schnappt sich diese. Jetzt habe ich einen Moment Gelegenheit, sie in Ruhe abzulichten und die Aufnahmereihe zu stacken (ca. 14 Bilder bei f8).

Dann springt die Zebraspringspinne von der Vogeltränke herunter ins Gras. Hier verfolge ich sie aber die Grashalme behindern die Sicht. Für die Spinne ist es wie in einem fast undurchdringlichen Dschungel.

Endlich erreicht sie die Terasse und verharrt hier teils für wenige Sekunden auf dem Fleck. Den Moment nutze ich wieder für einen Hochgeschwindigkeitsstack (für größere Ansicht mit Maus klicken).

Dann ist sie zurück am Regenwasser-Abflussrohr. Die rund 5mm kleine Spinne hat den Weg von der Vogeltränke durchs Gras über die Terasse zielstrebig zum Ausgangsort angestrebt. Eine Wegstrecke von ca. 7 Metern. Umgerechnet auf eine 1,70cm große Person wäre das ein Weg von knapp 2,5km!

Hier nutze ich ein Stativ in Umkehrstellung, eine Langschiene (arca-swiss kompatibel), um die Kamera wieder gerade zu richten, sowie ein 100mm/2,8 Makroobjektiv. Der Klappmonitor ist praktisch, um von oben herab das Motiv leichter zu verfolgen.

Um die Spinne direkt an der Fassade vom Stativ aus abzulichten, ist ein Ablegearm bzw. die genutzte Langschiene unabdingbar. Hier habe ich eine Panasonic Lumix GX8 mit 60mm Makro (M.Zuiko) sowie eine Nahlinse Raxnox DCR 250 im Einsatz.
Mehr zur Fotografie von Springspinnen finden Sie in der neuen Fotozeitschrift Traumflieger MAKROWELT Ausgabe Nr. 1 (erscheint ab Mitte September 2016). Dort zeigen wir auch ein detaillierteres Tutorial, wie das Hochgeschwindigkeits-Stacking in der Praxis bei den Springspinnen funktioniert.
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