High Resolution: Olympus OMD EM5 II vs Canon 5Ds / Sony A7R
Olympus bietet an der OM-D E-M5 Mark 2 einen High Resolution-Modus, bei dem ein 40 Megapixel JPEG bzw. 64 Megapixel RAW gespeichert werden. Damit wildert sie in Regionen hochauflösender Vollformat-Modelle wie einer EOS 5Ds bzw. Sony A7R. Wir untersuchen die High Resolution-Qualität der EM5 II und ziehen Vergleiche.
Demovideo - Stacking nachstellen - RAW-Direktvergleich - Fazit - Links - Leserkommentare
Die Olympus OMD EM5 Mark 2 ist gerade bei uns zu einem Test eingetroffen, den wir im Rahmen des Kamera-Direktvergleichs bereit online gestellt haben. Besonderes Interesse erweckt dabei allerdings auch ein neuer High Resolution-Modus, bei dem die EM5 II 40 Megapixel JPEG bzw. 64 Megapixel RAW-Bilder kameraintern speichert. Dabei nimmt sie kameraintern 8 Einzelbilder auf und verrechnet sie zu einem hochaufgelösten Bildergebnis.
Technisch gesehen nimmt die EM5 II ein normales Foto auf und shiftet dann den beweglich aufgehängten Sensor für die weiteren 3 Aufnahmen um einen Pixel, um die umgebenden RGB-Farben zu speichern. Dann shiftet sie die weiteren 4 Aufnahmen um 0,5 Pixel, um die Auflösung weiter zu steigern. Im Ergebnis speichert sie so ein hochaufgelöstes Bild, das auf Sicht deutlich höher aufgelöst und auch rauschärmer als eine Einzelaufnahme wirkt. Letzteres wird an der EM5 II sonst nur mit maximal 16 Megapixel im Mikro 4/3-Standard (2x Crop) ausgegeben.
Die Olympus OMD EM5 II ist nicht die erste Kamera, die einen Pixel-Shift nutzt, um die Auflösung zu steigern. Schon die mittelformatige High-End-Kamera Mittelformat Hasselblad H4D-200 MS nutzt 6 verrechneten Aufnahmen, um die nominelle Auflösung von 50 auf 200 Megapixel zu steigern. Auch eine Pentax K3 II shiftet Pixel; steigert mit Hilfe von 4 Einzel-Aufnahmen allerdings nicht die nominelle Auflösung sondern speichert alle RGB-Farbinformationen aus den umgebenden Pixeln, um so die sonst übliche Farbinterpolation zu vermeiden. Das verhindert u.a. Farbmoiré-Effekte. Ähnlich geht auch Sigma mit dem Foveon-Sensor etwa in der SD1 Merill vor, der dafür allerdings übereinanderliegende RGB-Schichten mit einer Einzelaufnahme nutzen kann.
Unseren ersten Test des High Resolution-Modus haben wir in nachfolgendem Video dokumentiert. Dabei begeistert uns die Bildqualität der EM5 II. Allerdings werden wir weiter unten die Qualität auch hinsichtlich der Dynamik noch etwas differenzierter betrachten.
Demovideo

Wie im Video gezeigt, setzt die EM5 II im High Resolution-Modus selbst bei guten Lichtbedingungen unbedingt den Stativeinsatz voraus, damit Verwackler vermieden werden. Das mit dem internen Bildstabilisator bzw. durch den beweglich aufgehängten Bildsensor realisierte Pixel-Shifting gelingt sonst nicht sondern es werden 8 zueinander zu stark verschobene Einzelaufnahmen fusioniert, was wie ein deutlicher Handverwackler aussieht. Auch Bewegtelemente verschieben sich zueinander und können nicht nur Schlieren sondern auch Artefakte im High Res-Bild erzeugen. Insoweit ist der Modus auf eher ruhende Motive beschränkt. Aber es gibt dennoch zahlreiche Anwendungsbereiche wie etwa bei Architektur, Sachaufnahmen, ruhende Landschaftsmotive etc.
Oben in den Bildbeispielen mit der Blütenpflanze (Amaryllis Hippeastrum) wurde an der EM5 II das Lumix 20mm/1,7 und an der EOS 5Ds das 40mm/2,8 STM jeweils bei f5,6 und ISO 100 genutzt. Anhand unseres Studiotestcharts konnten wir allerdings erkennen, dass die Auflösung der E5Ds noch eine Idee höher ausfällt (5.326 Linien gegenüber ca. 4.300 Linien an der EM5 II). Auf Sicht fällt die oben gezeigte und im RAW-Format nachgeschärfte Blüte an der EM5 II jedoch nicht weniger hochaufgelöst aus, sondern sogar noch etwas feinstrukturierter.
Auch die Rauschniveau ist in den High Resolution-Aufnahmen auffällig gering ausgeprägt. Kein Wunder, denn durch die Verrechnung der 8 Einzelaufnahmen wird auch das Rauschen ausgemittelt. Somit können die High Res-Raws noch überraschend rauscharm aufgehellt werden. Allerdings gelingt die Korrektur von Lichtern in den High Res.-RAWs an der EM5 II deutlich schlechter als in einem Einzel-RAW bzw. in RAW-Dateien anderer Kameramodelle. Hier sieht man, dass Olympus kein natives RAW im High Res-Modus anliefert.

Stacking nachstellen!
Ist es aber fair, wenn wir das High Resolution-Bild der EM5 II mit einem Einzel-RAW anderer hochauflösender Modelle wie der 5Ds oder Sony A7R vergleichen? Schließlich werden dabei 8 Einzelaufnahmen ausgelöst. Die EM5 II braucht dafür die 8fache Zeit zuzüglich der anschließenden Verrechnungszeit.
Einen faireren Vergleich kann man aber herstellen, wenn man an der EOS 5Ds bzw. Sony A7R ebenfalls 8 Einzelaufnahmen auslöst und sie miteinander verrechnet. Dabei meinen wir nicht etwa eine Panoramatechnik, wie wir sie im 100 Megapixel-Trick gezeigt haben, sondern eine Aufnahmetechnik, bei der dasselbe Motiv vom Stativ aus achtmal nacheinander ausgelöst und anschließend am Computer gestackt wird. Zugegeben, der Nachbearbeitungs-Aufwand am Rechner entfällt bei den High Res.-Aufnahmen an der OMD und das gespeicherte Datenvolumen ist an der OMD zunächst auch geringer (High Res-RAW = ca. 100MB, 8 x 60MB RAW = 480MB z.B. an einer EOS 5Ds).
Da sich via Stacking nur schwer ein Pixelshift herstellen lässt, ist zwar keine direkte Auflösungssteigerung zu erwarten aber das Rauschniveau sinkt etwa um 3 Stufen ab. Später können so dunkle Bildbereiche viel rauschärmer aufgehellt werden und auch Nachschärfungen gelingen artefakte-freier. So ist der Vergleich zur EM5 vielleicht eher hergestellt, wenn auch mit externen Mitteln.
Die Verrechnung kann man z.B. in Photoshop so durchführen:
- alle Einzelaufnahmen werden im Stapel in Photoshop geladen über den Befehl "Datei > Scripten > Dateien in Stapel laden" (kann man auch via rechter Maustaste aus Lightroom heraus machen: "Bearbeiten in... > in Photoshop als Ebenen öffnen")
- Die Ebenen-Deckkraft der über dem Original liegenden Duplikate wird stufenweise reduziert: 50%, 33%, 25%, 20%, 17%, 14%, 12%
- Das Ergebnis wird fusioniert: Alle Ebenen markieren und über strg + e zusammenfügen
- Alternative: Alle Ebenen markieren und via rechter Maustaste aus dem Kontextmenü "In Smartobjektiv konvertieren" aufrufen. Im Menü unter "Ebenen > Smartobjekte > Stapelmodus > arithmetische Mittel" wählen.
Wer für die Verrechnung nicht Photoshop bemühen will, kann auch ein Programm aus dem Astrobereich nutzen wie etwa das kostenlose Fitworks.

RAW-Direktvergleich
Nachfolgend haben wir:
- ein Landhaus bei Nacht mit der EM5 II im High Resolution-Modus und RAW-Format vom Stativ aus so abgelichtet, dass die Lichter nicht wesentlich ausbrennen (ISO 100, Blende f5,6, 8 Sek. x 8, Olympus M.Zuiko 12-40mm/2,8@16mm). An der EOS 5Ds und Sony A7R haben wir dasselbe Motiv achtmal nacheinander ebenfalls vom Stativ aus bei ISO 100 abgelichtet. Als Objektiv wurde das Canon 24-70mm/2,8L USM II bei 31mm genutzt (an der A7R via Adapter montiert). Anschließend wurden alle RAW-Aufnahmen in Lightroom so optimiert, dass vor allem die Schattenbereiche aufgehellt werden. Am High Res.-RAW der EM5 II wurde eine Nachschärfung vorgenommen (91, Radius 1,0). Die jeweils 8 Einzel-RAWs der EOS 5Ds und A7R sind - wie oben in der Stacking-Demo gezeigt - ebenfalls nachoptimiert und miteinander verrechnet worden.
- einen PKW bei Dunkelheit und ISO 100 abgelichtet. Hier wurde an der EOS 5Ds und A7R jedoch kein Stacking vorgenommen sondern es wird ein einzelnes RAW gezeigt, das an allen drei Kameras in Lightroom stark aufgehellt wurde (Belichtung +5EV, Lichter -100). Eine Nachschärfung wurde nicht vorgenommen. Objektiv an der EM5: Olympus 12-40mm/2,8 bei f2,8 und 16mm - EOS 5Ds und Sony A7R (via Adapter): Canon 24-70mm/2,8L USM II bei 32mm / f2,8.
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Wie am Landhaus zu sehen, ist das High Res.-RAW etwas stärker verrauscht, als das gestackte RAW an der EOS 5Ds. Die Unterschiede sind aber gering. Allerdings gelingt das Highlight-Recovering an der EM5 II im High-Res.RAW nicht so gut. Die gestackten RAWs der Sony A7R sehen noch am rauschärmsten und detailliertesten aus.
Am PKW auf dem Parkplatz zeigt sich, dass das High-Res.RAW rauschärmer aufzuhellen ist als ein Einzel-RAW aus der EOS 5Ds. An die Qualität eines aufgehellten Einzel-RAW einer Sony A7R kommt es aber noch nicht heran.

Fazit
Der High-Resolution-Modus ist eine fantastische Zusatzoption an der Olympus OM-D E-M5 Mark 2! Aufhellungen gelingen rauschärmer als an Einzel-RAWs von Canon DSLR bzw. einer EOS 5Ds. Werden an letzterer allerdings nachträglich 8 Aufnahmen gestackt, dann liegt die 5Ds beim Aufhellen von dunklen Bildbereichen mindestens auf Augenhöhe. Schade, dass beim Highlight-Recovering bei der Korrektur von Lichtern an der OMD EM5 II Probleme auftreten. Hier liegt das Korrekturpotenzial wenigstens 1EV hinter einem normalen RAW bzw. dem RAW anderer Kameramodelle wie der EOS 5Ds oder Sony A7R zurück.
Unterm Strich macht sich die OMD EM5 II mit dem High-Res-Modus wirklich sehr interessant. Achtet man darauf, dass Lichter nicht erst ausbrennen und schärft RAWs gut nach, dann kann man in nicht zu hochkontrastreichen Aufnahmesituationen Ergebnisse erzielen, die sich vor einer EOS 5Ds oder Sony A7R (auch A7R II oder Nikon D800 / D810) nicht zu verstecken brauchen. Allerdings veranschlagen die High-Res.-RAWs satte 100MB, setzen ruhende Motive, den Stativeinsatz und einen potenten Computer voraus.

Links
