Ausstattung - Test im Wildgehege - Astrotest am Mond - Auflösung im Labor - Autofokus und Bildstabilisator - USB-Dock - Nahbereich - Handhabung - Technische Daten - Fazit - kaufen ja oder nein? - welches Stativ kaufen? - Objektivrangliste - Links - Leserkommentare
Sigma 150 - 600mm / 5 - 6,3 DG OS HSM Contemporary im Test

Wir testen das Sigma 150-600mm Contemporary für Canon an der EOS 5D Mark 3 und EOS 7D II ausführlich in der Praxis und im Labor!
Lange Telebrennweiten der 600mm-Klasse waren bis vor Kurzem schlichtweg unbezahlbar. Für aktuelle 600mm / f4-Objektive werden 9.000 Euro und mehr verlangt. Dabei ist der Bedarf riesig, weil viele Motive außerhalb der Reichwerte kleinerer Telebrennweiten liegen. Egal ob man die streunende Katze, den Mond am Himmel oder Singvogel auf dem Gartenzaun ablichten möchte. Wer es versucht merkt schnell, selbst ein 300'er-Tele an einer brennweitenverlängernden APS-C-Kamera reicht dafür oft nicht aus.
Tamron sprang hier mit seinem Tamron SP 150-600mm f5-6.3 Di VC USD Anfang 2014 in die Bresche (siehe unseren Test hier) und war prompt kurz nach Markteinführung monatelang ausverkauft. Die riesige Nachfrage konnte der Hersteller nicht decken. Entscheidend war und ist dabei, dass es um 1.000 Euro bezahlbar aber vor allem auch eine überzeugende Abbildungsleistung abliefert.
Jetzt greift Sigma den Trend auf und offeriert die gleiche Brennweite 150 - 600mm / 5 - 6,3. Davon gibt es gleich zwei Versionen. Die hier getestete ist die günstigere und etwas leichtere Contemporary-Version. Wir vergleichen sie aber auch zur teureren Sports-Version und zu Telekonverter-Kombinationen etwa mit dem Canon 100-400L oder einem Canon 300mm/2,8L-Objektiv.
Das Sigma ist in drei Varianten für Canon, Nikon und Sigma erhältlich. Wir testen hier die Canon-Version an der EOS 5D Mark 3 und EOS 7D Mark 2.
Ausstattung
Der flexible Brennweitenbereich von 150 - 600mm eignet sich für vielfältige Natur- und Actionmotive. Insbesondere die Endbrennweite ist auch für scheuere Motive wie etwa Sing- oder Greifvögel attraktiv. Aber auch bei vermeintlich leichter zu fotografierenden Motiven wie im Zoo oder Wildgehege eröffnet sich ein viel größerer Gestaltungsspielraum, um interessante Details einzufangen oder Freistelleffekte zu erzielen. Wer einmal spontan mit einer 600mm-Brennweite unterwegs ist wird entdecken, dass er mit einer großen Brennweite viele Motiven einfangen kann, die sonst flüchten oder sich verstellen. Egal ob es sich dabei um Wild-, Haustiere oder gar Personen handelt.
Vorteilhaft ist der Zoom gegenüber festen Brennweiten auch als Motivfinder, um das Motiv zunächst in der Startbrennweite überhaupt erst auszumachen, um dann schnell in die Endbrennweite zu zoomen.
Hervorragende Ausstattung
Das Sigma 150-600mm Contemporary bietet mit optischem Bildstabilisator, Autofokus auf Utraschallbasis, Fokussierbegrenzer und Custom-Modi eine Vielzahl an Funktionen. Letzere bieten etwa via USB-Dockingstation individuelle Fokusanpassungen und beim Autofokus kann sogar im Servomodus der Fokus durch manuellen Eingriff überstimmt werden (MO-Modus). Zwei derzeit einzigartige Funktionen, die nur am Sigma vorhanden sind.
Der Bildstabilisator (OS) wurde speziell für die Fotografie sich schnell bewegender Objekte mit einem Beschleunigungssensor ausgerüstet. Dieser soll zudem erkennen, ob sich die Kamera im Hoch- oder Querformat befindet und so präziser arbeiten.
Der Tubus lässt sich über einen Zoom-Lock-Schalter auch außerhalb der Startbrennweite fixieren, um die Linse für den Transport vorzubereiten oder ein versehentliches Ausfahren zu vermeiden.
Dichtungsring und Messing-Bajonett
Im Gegensatz zur S-Variante fehlen der C-Version Dichtungsringe im Inneren des Tubus, dafür wird aber immerhin das Bajonett mit einem O-Ring geschützt. Das Bajonett ist aus langlebigem Messing gefertigt und Sigma bietet einen optionalen (kostenpflichtigen) Austauschservice, falls der Anwender einmal das Kamerasystem wechseln sollte.
Die im Lieferumfang enthaltene Stativschelle kann für einen platzsparenderen Transport abgenommen und durch einen Dekoring ersetzt werden.
Über das separat erhältliche USB-Dock kann bei dem Objektiv u.a. - falls notwendig - eine Feinjustierung des Fokus vorgenommen, die Fokussiergeschwindigkeit oder Genauigkeit, der MO-Modus, Bildstabilisierungs-Modus angepasst oder ein Firmware-Update aufgespielt werden.
Technische Daten
UVP / Strasse (06/2015) |
1.399 EUR / ab ca. 999 EUR (kaufen bei Amazon) |
Markeinführung |
Frühjahr 2015 |
Gewicht |
1.930gr lt. Hersteller / unsere Messung: solo 1.799gr - Streulichtblende 105gr - Stativschelle 128gr = gesamt 2.032gr |
Bajonett |
Canon EF (auch Nikon und Sigma) |
Brennweite |
150 - 600mm |
Naheinstellgrenze |
2,80m |
Abbildungsmaßstab |
0,2 |
optische Elemente |
20 Linsen in 14 Gruppen (1 FLD, 3 SLD) |
Filteranschluß |
95mm |
Anzahl Lamellen |
9 |
Blendenumfang |
f 5 - f 22 |
Bildstabilisierung |
ja |
Motor |
Ultraschall |
Größe |
ca. 105 x 260mm (Länge, eingefahren) |
Lieferumfang |
Frontdeckel, Rückdeckel, Transport-Köcher (gepolstertes Textil), Stativschelle (abnehmbar, Dekoring bei Abnahme im Lieferumfang enthalten), Transport-Gurt |
Besonderheiten |
Staub- und Spritzwasserschutz, MO-Funktion (manual override), Zoom-Lock in allen markierten Zoomstufen, 2 Custom-Modi |

erster Test im Wildgehege
Bevor wir auf Details eingehen machen wir einen ersten Test im Wildgehege. Hier können wir uns einen schnellen Praxisüberblick verschaffen und die Bildqualität näher begutachten.
Wie oben in der Bildstrecke zu sehen, zeigen sich in allen Brennweitenbereichen bereits bei der Offenblende wirklich überzeugende Bildergebnisse. Wir haben hier das RAW-Format genutzt und die 100%-Beispiele per Lightroom-Preset so belassen. Wer möchte, kann hier noch einen Kick mehr an Auflösung herausholen, wenn man den Schärfeparameter etwas nach oben dreht. Entscheidend für uns ist die Tatsache, dass ausreichend Basis-Zeichnung vorhanden ist. Bei niedrigerem ISO-Wert sind so etwas aufbereitet u.E. einwandfreie 100%-Bildergebnisse möglich. Auch wenn man mit den sündhaft teuren Superteleobjektiven sicherlich noch einen Kick mehr wird herausholen können.
Insgesamt haben wir natürlich noch deutlich mehr Aufnahmen durchgeführt und nicht alle Bilder wurden immer auf den Punkt scharf (aber ca. 80 - 85%). Das ist aber offenbar nicht dem Sigma geschuldet sondern liegt am AF-System, das auch mal gerne über die Punktmarkierung hinaus Kontraste anmisst und so auch mal den Hintergrund erfassen kann.
Wer sich den Vergleich zum Canon 100-400mm/ 4,5 - 5,6L IS USM (Mark I) mit 1,4x Kenko-Telekonverter und dem Uhu näher ansieht wird aber entdecken, dass die Canon-Linse von der Auflösungsqualität eine Alternative darstellt. Hier haben wir allerdings vom Stativ aus manuell in aller Ruhe fokussiert. Nachteilig an der Canon-Lösung via Telekonverter ist die etwas verringerte End-Brennweite dann mit 560mm und die um 0,67 EV reduzierte Lichtstärke mit f8 gegenüber f6,3 am Sigma.

Astro-Test am Mond
Der Mond ist ein faszinierendes Motiv, doch leider schwer erreichbar. Wer einzelne Krater genießen will, braucht mindestens 600mm. Wir haben daher auch Telekonverter-Kombinationen angetestet und vergleichen hier auch die Sigma Sports-Version!
Wie oben in der Bildstrecke zu sehen, braucht es für hochaufgelöste Monddetails Brennweite ohne Ende. Wir nutzen daher die EOS 7D II, um mit dem 1,6x-Crop-Faktor die 600mm auf eine Bildwirkung von 840mm zu bringen. Und selbst dann füllt der Mond gerade einmal nur die halbe Bildhöhe aus.
Im Detail überzeugen beide Sigmas-Versionen gleichermaßen bereits bei Offenblende. Die 1,4x-Konverterkombination mit dem Canon 100-400mm L kann allerdings auch hier noch recht gut mithalten genauso wie die 2x-Telekonverterkombination am allerdings teuren Canon 300mm/2,8L IS USM.
Bei solchen Astro-Testversuchen muss man allerdings beachten, dass durch Luftbewegungen teils unterschiedliche Ergebnisse herauskommen und die Schärfe drastisch schwanken kann. Wir haben daher mit jeder Kombination jeweils 3 RAW-Testbilder (im AF-Betrieb und Livebild) durchgeführt und die jeweils beste Variante gewählt. Dazwischen gab es mit jeder Kombination erkennbare Schwankungen in der Auflösung.
Ergänzend wurden auch die beiden Sigma-Objektive mit Telekonverter bestückt. Mit 1,4x-Telekonverter (egal ob mit Kenko Pro 300 oder Canon 1,4x III) fanden wir die Auflösung noch überzeugend. Das gezeigte Beispiel am Contemporary mit doppelter Konverterbestückung ist sicherlich nur noch als grenzwertig von der Auflösung zu bezeichnen aber einen Versuch war es wert. Immerhin ist der Mond nur so formatfüllend abzulichten und er zeigt, wie viel Brennweite man an manchen Motiven gebrauchen könnte!

Auflösung im Labor
Getestet mit der Canon EOS 5D Mark 2 im RAW-Format mit Adobe Lightroom ab Vers. 5.7.1 bei Standardeinstellungen jedoch mit der Prozeßversion 2003 entwickelt. Wir nutzen hierfür ein Testchart im 3:2-Format
. Wertangaben in Linien je Bildhöhe nach MTF50. Max.-Wert = 2.662 Linien (am Canon 180mm/3,5). Mess-Software Imatest. Nicht kompatibel zu Messungen für Canon APS, Samsung NX, Sony und m4/3, da wir an der 5D Mark 2 unter Lightroom aus historischen Kompatibilitätsgründen die etwas weniger hochauflösende Prozessversion 2003 und im Testchart einen anderen Abschnitt auslesen.
Das Sigma 150 - 600mm kann auch im Labortest überzeugen und erzielt mit durchschnittlich 1.967 Linien einen für die Brennweite sehr beachtlichen Wert. Erwartungsgemäß fällt die Endbrennweite etwas ab aber wie oben in den Praxisbeispielen gezeigt, reicht auch ein Auflösungswert von knapp 1.800 Linien, um subjektiv eine noch gute Schärfe zu transportieren. Verzeichnungen sind in allen Brennweiten minimal kissenförmig aber kaum auffällig. Chromatische Aberrationen mit 5 Pixeln in der Breite nicht sonderlich stark ausgeprägt.
Überraschen mag, dass die Sports-Version insgesamt hinter der Contemporary-Version zurückfällt. Wir haben daher die Messung mehrfach wiederholt, ohne zu einem anderen Ergebnis zu kommen. Schuld sind insbesondere einseitige Randunschärfen auf der rechten Seite bei 400mm, die den Auflösungsschnitt insgesamt drücken. Wie oben gezeigt, wird man das bei vielen Motiven nicht negativ registrieren und in der Praxis eine insgesamt sehr ähnliche Performance wie an der Contemporary-Version realisieren. Möglich auch, dass unser Testmuster auch nicht ganz ideal gefertigt ist.
Das Tamron 150 - 600mm platziert sich in unserer Messung zwischen der Sigma C. - und S.-Version. Die in der Praxis sicherlich wichtigste Leistung bei Offenblende und Endbrennweite fällt im Bildzentrum praktisch identisch zu den Sigmas aus.
Die Canon 100-400mm-Versionen zeigen einen ähnlichen Linien-Schnitt wie das Sigma Contemporary, erreichen dabei aber weniger Brennweite am Teleende. In der Praxis unterscheidet sich die Canon Mark I von der Mark II-Version unter idealen Bedingungen nach unserer Messung nicht. Vorteile ergeben sich an der Mark II-Version aber durch eine bessere Kontrastwiedergabe im Gegenlicht.
Das Sigma 50-500mm erreicht gemessen am großen 10-Zoombereich einen überraschend hohen Linien-Schnitt. Übersehen sollte man aber nicht, dass die Endbrennweite etwas schwächelt, wenngleich man die Abbildungsleistung hier noch immer als sehr brauchbar bezeichnen kann.

Autofokus und Bildstabilisator
Das Sigma bietet einen Ultraschallantrieb und stellt mit ihm sehr flott scharf. Wir können keinen Geschwindigkeitsnachteil zu Canon-Original-Objektiven der L-Klasse erkennen. Die Fokussiergenauigkeit entspricht bei unseren Test auch in etwa dem, was hochwertige Canon-Objektive nach unserer Erfahrung leisten.
Beim Servo-Betrieb haben wir eine genauere Untersuchung insbesondere im Vergleich zur teureren Sportsversion durchgeführt. Hier sind wir im Schritt-Tempo aus größerer Entfernung bis zur Mindestdistanz auf die Objektive zugegangen und haben im Serienbildmodus und zentralem AF-Feld (+4 Hilfsfelder) die EOS 5D Mark 3 ausgelöst.
Die hier vorgestellte Contemporary-Version erzielt dabei von 71 Testaufnahmen 52 scharfe (73%), 17 halbscharfe (24%) und 2 unscharfe (3%). Zählt man 50% der halbscharfen hinzu, ergibt sich an verwertbaren Aufnahmen eine Quote von beachtlichen 85%. Die Sportsversion schneidet im Test etwas weniger gut ab. Hier werden von insgesamt 60 Testaufnahmen lediglich 30 scharf (50%), 11 halbscharf (18%) und 19 unscharf (32%). Was eine Quote an verwertbaren Aufnahmen von 59% entspricht. Hier würden weitere Untersuchungen sicherlich eine höhere statistische Sicherheit bieten, insoweit sollte man die ermittelten Quoten nur als Ersteindruck werten.

Individualisieren Sie den Bildstabilisator!
Für den Bildstabilisator gibt Sigma keinen Verwacklungsausgleich an. Bei unserem Test ergeben sich in der Endbrennweite rund 3,5 EV an Stabilisierungsvorteil. Nach der Faustformel sind Freihandaufnahmen bis zum Kehrwert der Brennweite möglich. Also bei 600mm sollte 1/600s (bzw. 1/640s) zu einer scharfen Aufnahme führen. Das konnten wir auch ohne Bildstabilisator sogar an einer Crop-Kamera realisieren, wesentlich längere Zeiten verwackeln uns dann aber zusehens.
Mit aktivem Bildstabilisator erreichen wir scharfe Aufnahmen in der Endbrennweite von bis zu 1/40 Sek. Das gelingt uns aber nicht mit dem Standard-IS sondern nur über die Individualisierung per USB-Dock. Hier ist nicht nur das Sucherbild oder eine ggf. aktivierte Monitorlupe deutlich beruhigter sondern der Modus "Moderater OS" - den wir auf C2 abgelegt haben - stabilisiert auch besser. Das haben wir in mehreren Versuchen verifizieren können. Weitere Hinweise dazu siehe den nächsten Abschnitt.

Individualisierung per USB-Dock
Per optionalem Sigma USB-Dock läßt sich das 150 - 600mm-Objektiv in einigen interessanten Bereichen anpassen. Generell kann der Autofokus in 4 Brennweitenbereichen und jeweils für 4 Entfernungen feinjustiert werden, sollte es zu einem konstanten Fokusproblem kommen. Doch das tritt bei uns erfreulicherweise nicht auf.
In diesem Fall interessanter ist daher die Möglichkeit, die beiden Customprogramme zu belegen. Auch hier kann man den AF-Betrieb anpassen und z.B. schneller oder präziser fokussieren. Oder man nutzt hier alternative Bildstabilisator-Modi, die - wie oben gezeigt - deutliche Auswirkungen und in unserem Test eine sichtbar bessere Stabilisierung bringen als der Standard-Preset. Insoweit lohnt allein deswegen der Kauf des USB-Docks, da man hier fast eine Belichtungsstufe mehr an Verwacklungsfreiheit realisieren kann.
Als weitere Option wird noch eine Anpassung für den MO-Modus (manual override) ermöglicht. Hier kann man einen Zahlenwert hinterlegen, der den Umdrehungsumfang definiert, bei dem die Funktion überhaupt erst anspricht. Die MO-Funktion kann ja den manuellen Fokus über den Scharfstellring selbst dann aktivieren, wenn die Kamera im AF-Servomodus steht. Wie stark soll der Ring jetzt gedreht werden, damit der Servomodus für die manulle Fokusanpassung unterbrochen wird? Wir halten diese Funktion offengestanden für wenig praxisrelevant, denn wenn man im MO-Modus am Scharfstellring dreht, soll natürlich sofort eingegriffen werden, sonst würde man nicht drehen.

Der Nahbereich
Die Abbildungsleistung kann uns auch im Nahbereich auf Mindestdistanz überzeugen. Die Mindestdistanz von 2,80m ist allerdings nicht unerheblich und fordert schon einigen Platz ein. Der Abbildungsmaßstab kann am Vollformat-Sensor mit rund 0,2 (1:4,9) noch Motive mit einer Breite von rund 18cm bzw. an der Canon APS-C-DSLR rund 11cm in der Breite formatfüllend einfangen. Letzteres ist also noch durchaus für größere Schmetterlinge oder Libellen interessant.
Mit Zwischenringen Makrofähigkeiten verbessern
Mit Zwischenringen lässt sich am Sigma 150-600 C die Mindestdistanz und damit der Abbildungsmaßstab deutlich herabsetzen. Beim Test mit einem 36mm-Zwischenring konnten wir bei 150mm eine Frontlinsen-Motiv-Entfernung von rund 30cm realisieren. Der Unterschied ist gravierend, denn ohne Zwischenring muss man auch in der Startbrennweite ansonsten einen Abstand von rund 250cm einhalten. Die Motivgröße beträgt mit Zwischenring am Vollformatsensor rund 11cm in der Breite. Wechselt man in die Endbrennweite, beträgt die Motivgröße ebenfalls 11cm in der Breite (statt 18cm ohne Zwischenring), die Mindestdistanz liegt jetzt jedoch bei noch immer recht beachtlichen 180cm.
Durch Kombination mehrerer Zwischenringe lässt sich die Motivdistanz weiter herabsetzen. Ergänzend mit einem zusätzlichen 20mm-Zwischenring sinkt die Mindestdistanz Frontlinse-Motiv von rund 30 auf 22cm bei der Startbrennweite und Motive mit 8cm sind jetzt formatfüllend erfassbar. An APS-C-DSLR sind es dann 5cm in der Breite und ein Abbildungsmaßstab von knapp 1:2. In der Endbrennweite sind ebenfalls am Vollformatsensor 8cm erfassbar, die Entfernung sinkt auf rund 125cm. Der Zoomring kann jetzt auch die Schärfe verlagern, wobei gleichzeitig auch die Mindestdistanz verändert wird.
Bei Zwischenringen sollte man beachten, dass die Lichtstärke absinkt und der AF-Betrieb - soweit vom Ring grundsätzlich unterstützt - damit nicht mehr gewährleistet bleibt. Ggf. empfiehlt es sich, in die Liveview zu wechseln, wo der AF idR auch dann nutzbar bleibt. In jedem Fall sollte man beste Lichtverhältnisse abpassen. Weiterhin haben Zwischenringe die Nebenwirkung, dass die Unendlichkeitsstellung nicht mehr erreichbar ist. Am 150-600'er ist mit den beiden Zwischenringen angesetzt ein Motiv bei 600mm nurnoch bis rund 6m Entfernung scharf zu erfassen.
Auch mit Einsatz von elektrifizierten Zwischenringen bleibt bei unserem Test (mit Kenko-Zwischenringen, andere sollten ebenfalls funktionieren) der Bildstabilisator in allen Modi - auch per C1/2 aktviert - erhalten, so dass man auch Freihand-Makros stabilisieren kann.

Fertigungsqualität und Handhabung
Der Tubus ist zwar komplett aus Kunststoff gefertigt, dennoch macht das Sigma 150-600 C. auf uns einen hochwertigen Eindruck. Der Tubus läuft spielfrei und sauber. Eine ca. 110-Grad Drehung wechselt von der Start- in die Endbrennweite. Der Zoom-Einstellweg könnte allerdings eine Idee kürzer ausfallen, da es mit einem Dreh nicht immer leicht ist, ohne nachzufassen den vollen Zoombereich zu durchfahren.
Der Zoom-Lock-Schalter arretiert den Tubus fix in der Startbrennweite als Transportsicherung. In den markierten Brennweiten 180, 200, 250, 300, 400, 500 und 600mm kann er ebenfalls den Tubus fixieren. Möchte man die Fixierung hier lösen, reicht ein etwas nachhaltigerer Dreh am Tubus. Die Funktion ist eher dafür gedacht, eine konkrete Brennweite für mehrere Motive zu nutzen als ein Absacken in außerhorizontalen Positionen zu verhindern. Das ist nämlich nicht nötig, da der Tubus auch senkrecht gegen den Himmel oder nach unten gegen den Boden gehalten nicht nachsackt.
Durchfährt man den Tubus mit einer festen Fokuseinstellung, dann verliert sich der Fokus etwas, so dass man nicht von einer perfekten Parfokalität sprechen kann.
Die Offen-Blendenreihe in Abhängigkeit von der Brennweite sieht wie folgt aus:
- ab 150mm - f5
- ab 180mm - f5,6
- ab 400mm - f6,3
Eine Schwachstelle sehen wir im relativ schmalen Scharfstellring. Er ist zwar noch gut mit der linken Hand erreichbar aber bei feinem und langsamen Dreh hakelig. Es fällt so teilweise schwer, manuell feine Fokusverlagerungen durchzuführen.
Die im Lieferumfang enthaltene Streulichblende arretiert sicher an der Frontlinse und rastet dort ein. Sie lässt sich für den Transport auch verkehrtherum aufstecken. Die ebenfalls mitgelieferte Stativschelle ist aus Metall gefertigt. Markierungen zeigen, wie man sie horizontal oder vertikal für Hochformataufnahmen hinzudrehen hat. Eine Rastung wird nicht geboten.

Fazit 
Am Sigma stimmt das alles entscheidende Kriterium mit einer praxistauglichen Auflösung vor allem auch in der Endbrennweite bereits bei der Offenblende. Man kann hier bei 100% mit etwas Nachschärfung hochdetaillierte Bildergebnisse realisieren. Verzeichnungen, Vignettierungen oder Farbsäume sind nicht besonders auffällig. Auch der AF-Betrieb konnte uns überzeugen, er ist flott und idR zielsicher.
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auf Augenhöhe: Keine Frage, eine 600mm-Brennweite brauch ich einfach, wenn es um Naturmotive geht. Vor allem wenn ich eine Vollformat-Kamera ohne zusätzliche Brennweitenverlängung durch Crop einsetzen will. Die Contemporary-Version würde ich persönlich der Sports in jedem Fall vorziehen. Optisch tut sich wenig aber die C-Version ist deutlich schlanker und wirkt robust genug. Allerdings ist der Einstellring an der Sports-Version feinfühliger zu bedienen und der Tubus komplett aus Metall gefertigt.
Tut es aber nicht auch ein 100-400L mit 1,4x-Telekonverter? Ja, das kann ich alternativ mit ähnlichen Ergebnissen auch nutzen, auch wenn der AF-Betrieb dann nicht ganz so sicher ist und noch etwas Brennweite zu 600mm fehlen. Es kommt schon darauf an, wie oft ich das einsetze. Fotografen, die häufiger in diesem Brennweitenbereich unterwegs sind, würde ich aber eher zu einer Lösung ohne Telekonverter raten.
Im Vergleich zum Tamron 150 - 600mm gefallen mir am Sigma die Anpassungsmöglichkeiten via USB-Dock (z.B. Fimwareupdates) oder dass der Tubus auch in längeren Brennweitenbereichen vertikal gehalten nicht absackt. Tamron punktet hingegen mit dem besseren Scharfstellring und der haptisch besseren Stativschelle, liegt ansonsten aber auf Augenhöhe und ist derzeit günstiger zu haben!
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Zudem ist das Sigma hervorragend ausgestattet. Die Frontlinse dreht nicht mit, der Tubus läuft sauber und ruhig. Vor allem hält er auch ohne Arretierung in außerhorizontalen Positionen ohne nachzusacken. Das Metall-Bajonett bietet einen Dichtungsring, Funktionen wie Bildstabilisator, Fokusbereichsbegrenzung, Distanzskala aber auch Sonderfunktionen wie Manual Override im Servobetrieb oder konfigurierbare Customfunktionen via USB-Dock lassen wenig Wünsche offen.
Auch der Lieferumfang mit Stativschelle, Streulichtblende und Transportköcher ist umfangreich.
Angesichts so vieler Vorzüge bleiben aber dennoch Kritikpunkte. Hierzu zählt ein ziemlich schmaler Scharfstellring. Dabei stört uns weniger, dass er sehr schmal ausgelegt ist sondern vielmehr die Tatsache, dass er sich kaum feinfühlig bedienen lässt. Und Sigma bietet ja gerade manuelle Sonderfunktionen, die so torpediert werden.
Nicht so toll finden wir die recht hohe Mindestdistanz von 2,80m und einen großen Filterdurchmesser von 95mm. Man kann sich auch fragen, warum der Anwender Customfunktonen nur mit einem zusätzlichen USB-Dock konfigurieren kann. Wenigstens hätte Sigma die besseren Bildstabilisierungsmodi hier schon vorkonfiguriert anbieten dürfen.
Ansonsten können wir uns aber mit dem Sigma sehr gut anfreunden, sein Gewicht von 2KG muss man natürlich tragen. Im Vergleich zur 3,2KG schweren Sportsversion (incl. Streulichtblende) ist es aber rund 1,2 KG leichter und so erheblich mobiler. Der Preis derzeit um 1.100 Euro scheint uns angemessen.
- trotz Kunststoffbauweise hohe Fertigungsqualität
- schneller und bei unserem Test zuverlässiger Autofokus
- in allen Brennweiten durchgehend hohe Abbildungsleistung bereits bei Offenblende
- Tubus sackt nicht nach
- Metallbajonett mit Dichtungsring
- Sonderfunktionen via optionalem USB-Dock, besonders für einen optimierten Bildstabilisator zu empfehlen
- umfassender Lieferumfang mit Streulichtblende, Stativschelle aus Metall, Transportköcher
- Scharfstellring schmal, vor allem eine feinfühlige Bedienung schwierig
- hohe Mindestdistanz von 2,80m, auch in der Startbrennweite (Abhilfe schaffen Zwischenringe)
- 95mm Filterdurchmesser verlangt nach teuren Filtern
- USB-Dock für C-Funktionen erforderlich
Das Sigma 150 - 600mm Contemporary bei Amazon
Kaufen ja oder nein?
Sigma Contemporary oder das Tamron 150-600mm kaufen?
Vom Gewicht, Volumen aber auch bei der Abbildungsleistung und Funktionalität liegt das Sigma 150-600 Contemporary auf einem Niveau zum Tamron 150-600mm 5 - 6,3 Di VC USD. Das Tamron bietet jedoch einen breiteren und feinfühliger bedienbaren Scharfstellring. Die Stativschelle ist zudem massiver und mit einer längeren Anschlussplatte versehen. Griff-Flächen machen es handlicher als am Sigma.
Das Sigma punktet hingegen mit Sonderfunktionen wie Manual Override, der Möglichkeit via optionalem USB-Dock Fokusanpassungen bzw. auch Firmwareupdates einzuspielen. Letzteres kann am Tamron aufwändiger sein, wenn eine neue Kamerageneration ev. nicht mehr voll kompatibel sein sollte. Dann muß man das Tamron zum Hersteller zwecks Anpassung einschicken. Das Sigma hat auch den Vorteil, dass der Tubus in längeren Brennweitenbereichen nicht selbständig absackt und bietet zudem Zoom-Lock auch in höheren, markierten Brennweitenpositionen. Ein Extra wie den im Lieferumfang enthaltenen Köcher findet man bei Tamron nicht.
Das Tamron punktet hingegen mit einem günstigeren Anschaffungspreis. Letztlich dürfte die Wahl nicht ganz leicht fallen. Alles in allem sehen wir beide Objektive auf Augenhöhe.
Kaufen, wenn man ein Sigma 50-500mm besitzt?
Das Sigma 50-500mm nähert sich dem 150-600mm schon von der Endbrennweite an. Wenn Sie bisher mit dem 50-500mm zufriedenstellende Ergebnisse erzielt haben, würden wir einen Umstieg nicht empfehlen. Der Leistungszuwachs ist vorhanden aber u. E. nicht groß genug, wenn Sie auf den letzten Kick an 100mm Mehr-Brennweite verzichten können.
Kaufen, wenn man schon ein Canon 100-400mm L besitzt?
Das Canon 100-400mm L Mark I oder Canon 100-400mm L Mark II kommt mit max 400mm nicht an die 600mm des Sigmas heran. Der Unterschied ist bei vielen Motiven deutlich erkennbar. Wenn Sie das Canon mit einem 1,4x-Telekonverter hochrüsten, dann sind die Bildergebnisse zwar ähnlich aber es fehlt an Lichtstärke. D.h. der AF ist meist langsamer, wenn er überhaupt von der Kamera unterstützt wird. Bei Motiven, die einem ausreichend Zeit lassen und wo man manuell fokussieren kann, dürfte die TK-Lösung jedoch reichen. Insoweit können wir hier nicht eindeutig mit ja oder nein antworten.
Kaufen, wenn man ein Canon 400mm/5,6L USM-Objektiv besitzt?
Wir schätzen die Abbildungsleistung eines Canon 400mm/5,6L USM mit 1,4x-Telekonverter ähnlich der des Sigmas 150-600mm bei 600mm ein. Die effektive Lichtstärke ist allerdings mit f8 geringer als am Sigma und es fehlen 40mm an Brennweite. außerdem fehlt am Canon ein Bildstabilisator, den man nicht nur frei aus der Hand nutzen kann sondern auch, wenn man keine absolut stabile Stativmontierung nutzt (z.B. am Einbeinstativ, in der Monitorlupe bei 10x-Vergrösserung, wo es schon reicht, dass das Bild beim Anfassen der Kamera wackelt). Insoweit werden ambitionierte Fotografen mit einem Sigma 150-600 durchaus Vorteile realisieren können.
Übrigens ist das Sigma auch im Nahbereich praktisch identisch von der sichtbaren Brennweite zu Festbrennweiten ausgelegt, so dass man diesbezüglich keine Sorge zu haben braucht (zahlreiche Zoom-Objektive bilden ansonsten im Nahbereich nicht die Abbildungsgröße ab, die man mit Festbrennweiten realisieren kann. Ein 70-300mm-Objektiv verhält sich hier z.B. bei 300mm wie eine Festbrennweite bei 270mm).
Kaufen, wenn man ein Canon 70-300mm-Objektiv besitzt?
Wie im Test erwähnt, reichen 300mm-Objektive für zahlreiche Motive nicht aus, um sie großformatig einzufangen. Insoweit werden Sie einen deutlichen Fortschritt erzielen, wenn Sie sich für eine 150-600mm-Brennweite entscheiden. Denken Sie aber daran, dass damit idR ein deutlich höhere Volumen und Gewicht auf Sie zukommt. Das fordert ggf. nicht nur großvolumigere Fototaschen sondern auch stabilere Stative und Köpfe ein. Man wird auch unterwegs entscheiden müssen, ob man sich mit dem höheren Gewicht und Volumen arrangieren kann.
Eine Alternative wäre ggf. ein 2x-Telekonverter, den Sie mit Ihrem 70-300mm kombinieren. Jetzt erreichen Sie auch 600mm. Allerdings hat das Nebenwirkungen. Die Abbildungsleistung wird idR etwas weniger hoch sein, außerdem fällt der AF-Betrieb aus. Ggf. können Sie jedoch in die Liveview wechseln und dennoch einen dann etwas langsameren AF-Betrieb nutzen. Allerdings ist so ein Sucherbetrieb nicht möglich und Sie benötigen wirklich gute Lichtverhältnisse, da die effektive Blende jetzt bei f11 liegt.
Kaufen, wenn man ein Canon 300mm/4,0L IS USM-Objektiv besitzt?
Das Canon 300mm/4,0L IS USM kann man mit einem 2x-Telekonverter ggf. auch auf 600mm bringen und liegt dann bei einer effektiven Blende von f8. Keine schlechte Alternative aber mit der Nebenwirkung, dass der AF dann weniger Licht als am 150-600mm f6,3-Objektiv erhält. Hier muss man ggf. in die Kameraliveview wechseln (der sucherbasierte AF-Betrieb wird dann nur noch von Modellen wie der EOS 7D II, EOS 5D III und 1DX bzw. 5DS/5DSR unterstützt).
Die Abbildungsleistung wird zudem etwas unterhalb eines Sigma liegen. Es fehlt auch die Flexibilität eines Zooms, das als Motivfinder nicht unterschätzt werden sollte, da man das Motiv in der Startbrennweite viel einfacher im Umfeld findet.
Kaufen, wenn man ein Canon 300mm/2,8L IS USM-Objektiv besitzt?
Oben beim Astrostest am Mond konnte das Canon 300mm/2,8 + 2x Telekonverter durchaus mit dem Sigma 150-600mm vom Auflösungsverhalten mithalten. Wenn Sie auf die Motiv-Findermöglichkeit am Zoom verzichten können, würden wir ein 300mm/2,8 + 2x-Telekonverter idR als ebenbürtig ansehen und den Kauf nicht empfehlen. Das Sigma ist allerdings deutlich leichter und schlanker beim Transport!
Kaufen, wenn man ein Canon EF-S 55 - 200mm besitzt?
Siehe dazu oben die Infos zum "Kaufen, wenn man ein 70-300mm-Objektiv besitzt". Hier ist der Vorteil sogar noch größer, weil die Brennweite bei 600mm mehr als verdoppelt wird!
Welches Stativ für das Sigma 150-600mm Contemporary kaufen?
Man sollte sich darüber bewusst sein, dass insbesondere in der 600mm-Endbrennweite Verwackler viel eher auftreten, als man es von kleineren Brennweiten gewohnt ist. Es reicht schon ein leichter Windhauch oder ein Berühren der Kamera, um sich deutliche Unschärfen einzufangen. Grund ist auch das relativ hohe Gewicht, das - einmal ins Schwingen gekommen - relativ lange ausschwingt. Teils mehrere Sekunden!
Generell ist daher ein möglichst stabiles Stativ empfehlenswert. Wir zeigen das Sigma 150-600mm im nachfolgenden Video und demonstrieren die Verwacklungsgefahr an unterschiedlichen Stativen:
getestete Stative:
Beispiel-Funkfernauslöser Hähnel Captur


Objektiv-Rangliste

weiterführende Links
