Helicon Focus kann mit einigen wichtigen Grundeinstellungen stark optimiert werden!
Um Helicon Focus (PRO oder PREMIUM, aktuell Version 7.6.3) optimal zu nutzen, sind einige Einstellungen notwendig. Wir zeigen hier, mit welchen Einstellungen wir arbeiten um unsere Bilder zu verrechnen. Diese Einstellungen nutzen wir auch, um die Bilder für die Makrowelt oder unsere Bücher zu erstellen.
Da die Menüs in Helicon Focus nur teilweise aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt wurden und die Begriffe zudem nicht immer selbsterklärend sind, folgen hier Schritt für Schritt die Anpassungen, die wir selbst vorgenommen haben, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Im Menü Bearbeiten findet sich der Eintrag Grundeinstelllugen, der auch alternativ via Tastenkürzel STRG+ ALT+P erreichbar ist.
Dieses Menü hat vier Reiter, die wir im Folgenden abhandeln.
1. Reiter Allgemein
Für Besitzer älterer PCs oder nicht so leistungsstarker Laptops ist der Punkt "Zwischenergebnisse während der Berechnung zeigen" im Bereich Interface interessant. Zwar kann es spannend sein, sich die Tiefenkarte des Bildes bei der Verrechnung anzusehen, aber das kostet auch richtig Leistung. Da wir zwar leistungsstarke PCs haben, aber auch oft wenig Zeit, haben wir den Haken entfernt.
Im Bereich Output werden Einstellungen vorgenommen, die das fertige Ergebnis betreffen. Dazu werden bestimmte Codewörter in eckige Klammern gefasst, z.B. [Time] für Zeit, [Date] für Datum, [PARAMS] für Parameter, oder [COUNT] für die Anzahl der verrechneten Bilder. Alle Zeichen, die dort nicht in eckigen Klammern eingetragen sind, werden direkt in den Dateinamen übernommen. Wie zum Beispiel die runden Klammern um [PARAMS], die der besseren Lesbarkeit des Dateinamens dienen.
Unter "Save file name template" werden also Parameter für den Dateinamen eingestellt, den der fertige Stack beim Speichern erhält. Damit man möglichst weiß, was man denn genau dort gemacht hat, sind die Einträge ([PARAMS]) und [COUNT] von Bedeutung. Durch den Eintrag PARAMS wird die Methode und Methodeneinstellugen, mit der Helicon Focus ein Bild verrechnet hat, in den Dateinamen aufgenommen. Der Wert COUNT bezeichnet die Anzahl der genutzten Bilder. Wichtig ist es auch, die Exif Daten der einzelnen Aufnahmen für den Stack in das Ergebnis zu übernehmen. bei "Do not safe EXIF metadata "sollte deshalb kein Haken gesetzt werden.
So konfiguriert enthält die Datei des fertigen Stacks nun im Dateinamen die Methode, mit der gestackt wurde, die Anzahl der Einzelbilder und die Exifdaten dieser Einzelbilder zu Kamera, Objektiv und Kamerakonfiguration wie ISO, Blende und Belichtungszeit. Sie können also nachvollziehen, was Sie genau gemacht haben.
Der Punkt "use default JPEG quality" ist für Leute interessant, die in JPEG exportieren. Wir exportieren allerdings grundsätzlich nach TIFF. Es gibt eigentlich keinen Grund, in ein JPEG verminderter Qualität zu exportieren, darum ist hier 100% als Voreinstellung gewählt.
2. Reiter Autoeinstellungen
Dieser Reiter ist besonders wichtig. Er betrifft die Ausrichtung der Bilder für den Stack, eine der Stärken von Helicon Focus, die zu besonders guten Bildergebnissen im Vergleich zu anderen Programmen führt. Dazu haben wir in unserem Focus Stacking Buch einen separaten Artikel eingefügt, weil das Thema so wichtig ist.
Im Bereich Fokus Autoeinstellungen werden Grenzwerte festgelegt, bis zu denen die Bilder maximal zueinander ausgerichtet werden. Diese Werte sind in der Voreinstellung recht klein. So wird die Software deutlich schneller, aber bei schwierigem Bildmaterial, wo etwa der Wind einen Grashalm mit einem Insekt ein wenig bewegt hat, funktioniert die Ausrichtung dann nicht und damit wird auch der Stack fehlerhaft. Helicon Focus kann leichte Windbewegungen aber erstaunlich gut ausgleichen, weshalb es sich lohnt die Werte anzupassen. Immer zu lasten der Geschwindigkeit, Nutzer langsamerer PCs sollten das beachten und ggf. die Werte von Situation zu Situation anpassen.
Vertikal einpassen und Horizontal einfassen gibt an, wie stark die Einzelbilder maximal zueinander in der X und Y Achse verschoben werden können. Drehen beschreibt den Winkel, in dem die Einzelbilder zueinander rotiert werden können. Und Skalieren gibt schlussendlich an, wie weit die Einzelbilder im Verhältnis vergrößert/verkleiner werden dürfen.
Die von uns im Bild gewählten Werte sind sehr hoch und in aller Regel so nicht notwendig. Sie stellen ein Maximum dar, das bei schwierigen Bildern zum Einsatz kommt. Als Grundregel kann man auch einfach vor die vorkonfigurierten Werte eine 1 setzen, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Oder Sie legen sich unseren Report in Ihre Favoriten! Dann können Sie ggf. auch selber damit experimentieren.
Werkseinstellungen sind:
- Vertikal einpassen 3%
- Horizontal einpassen 3%
- Drehen 0°
- Skalieren 5%
Deutlich sinnvoller bei Bildmaterial mit leichten Bewegungen:
- Vertikal einpassen 13%
- Horizontal einpassen 13%
- Drehen 2°
- Skalieren 15%
Unter dem Punkt Interpolation Autoeinstellungen können verschiedene Interpolationsmethoden eingestellt werden, die die Geschwindigkeit des Stackingvorgangs maßgeblich verschlechtern, wenn man auf eine minimal bessere Bildqualität setzt. Eine Einstellung auf Lanczos 8 empfiehlt sich nur für Besitzer schneller PCs. Der Effekt dieser Einstellung ist messbar, wenn man die Ergebnisse verschiedener Interpolationen voneinander subtrahiert. Man sieht dann, dass eine etwas höhere Detailschärfe möglich ist. Mit bloßem Auge ist die aber nicht erkennbar. Die Einstellung Bikubisch standart 4 x 4 ist also auch absolut ausreichend. Ggf. können Sie mit Nachschärfen den selben Effekt erzielen.
Der Punkt Helligkeit einstellen sollte auch unbedingt mit einem Haken versehen werden. Wir haben bei Makroobjektiven über die gesamte Fokusstrecke bei einem Motiv im Nahbereich vom Anfang bis zum Ende eine Veränderung der Helligkeit um 2,33 Blendenstufen gemessen. Diese müssen für ein gutes Bildergebnis angeglichen werden, ebenso wie Veränderungen an der Lichtsituation während der Aufnahmen.
Die nächsten drei Einstellungen dienen dem Schnitt des Ergebnisses, die Bildränder werden leicht geschnitten. Die Einstellung Crop output automatically ist oft empfehlenswert, da der Rand vom Ergebnis im Wesentlichen nur aus Bildfehlern besteht.
Der Punkt auslaufen des Tiefenabbildes betrifft nur Methode B und ist im Ergebnis auch wieder kaum sichtbar, so wie bei der Interpolationseinstellung. Durch Subtraktion der Ergebnisse zeigt sich, es gibt einen Einfluss auf die Ränder, mit denen sich die Teilstücke aus den Einzelaufnahmen überlappen. Diese sollten in unseren Augen nicht zu groß sein, ein Wert von 3 oder 4 ist gut, sonst riskiert man leichte Unschärfen, besonders bei hohen Abbildungsmaßstäben in der Mikrofotografie.
3. Reiter Performance
Zu diesem Thema haben wir bereits einen umfassenden Artikel (Fokus Stacking mit Vollgas) veröffentlicht, wo wir im Detail erklären, wie man eine sehr hohe Geschwindigkeit mit der richtigen Hardware erzielt. Hier gehen wir nur kurz auf die Einstellungen ein.
Interessant ist der Speicherort disk cache folder, in dem die ausgerichteten Bilder gespeichert werden, wenn Sie Beispielsweise einen Vergleich mit einem anderen Stackingprogramm durchführen. Dann können Sie das exakt gleiche Bildmaterial ohne vorher nötige Ausrichtung verwenden. Oder wenn Sie Helicon Focus benutzen, um einer Videodatei Einzelbilder zu entnehmen. Dazu laden Sie das Video als Ausgangsmaterial in Helicon Focus und können dann die Bilder dem Verzeichnis separat entnehmen.
Unter Parallel image loading können Sie die Ladezeiten des Ausgangsmaterials optimieren, das "Enable" sollten Sie nur entfernen, wenn Sie Schwierigkeiten haben, die Bilder in Helicon zu laden.
Unter Use openCL hardware acceleration können Sie wahlweise einstellen, ob Sie das Focus Stacking auf der GPU (Grafikkarte, hier als AMD Accelerated Parallel Processing - Ellesmere bezeichnet) oder der CPU (Hauptprozessor, No OpenCL acceleration) durchführen lassen wollen. Wenn möglich wählen Sie die GPU, weil diese deutlich schneller ist. Den Failsafe mode probieren Sie, wenn sie dabei eine Fehlermeldung bekommen.
4. Reiter Integration
Die Einstellungen hier betreffen nicht unmittelbar die Wirkungsweise von Helicon Focus und wir lassen Sie unangetastet. Mittels des mitgelieferten Lightroom Plugins können Bilder direkt von Lightroom an Helicon Focus übergeben werden, nachdem Sie diese in Lightroom aus RAW Dateien entwickelt haben. Der DNG Konverter dient dem Export fertiger Stacks in das offene RAW-Format DNG.
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