Sehr geehrter Herr Gross,
Ihr Profihandbuch zur 5D Mark II ist wirklich eine wertvolle Hilfe, diese sagenhafte Kamera zu verstehen. Ich bin ein älterer Herr, der früher mit der 4x5 inch-Fieldkamera und einem Spotbelichtungsmesser fast immer richtig belichtete Aufnahmen machen konnte. Bei der EOS würde ich auch gerne die hellsten und die dunkelsten bildwichtigen Stellen anmessen und den Mittelwert für die Belichtung verwenden.
Gibt es dazu ein Verfahren, wie man das im manuellen Betriebsmodus elegant und ohne Rechnerei erledigen kann?
Für Ihre Antwort vielen Dank im Voraus.
Mit herzlichen Grüßen
W.B.
Guten Tag Herr W.,
Die Belichtungsmessung arbeitet prinzipiell auch im manuellen Programm M. Es lässt sich daher am Markierungsstrich für die mittlere Belichtungsstufe ablesen, ob die Kamera eine zutreffende Belichtung annimmt (Markierung idR in der Mitte entweder im Sucher oder in der Flüssigkristallanzeige).
Lässt sich der Kameramonitor gut ablesen, dann wäre die simpelste und recht genaue Methode*, schlicht den Livebild-Modus zu nutzen**. Prüfen Sie einfach optisch im Livebild, ob die Belichtung bei der eingestellten Zeit und den präferierten Bildpartien wunschgemäss ausfällt.
Manchmal ist auch ein hinzugeschaltetes Live-Histogramm hilfreich. Dafür starten Sie die Live-View und drücken den Button "Info" solange, bis das Histogramm oben rechts auf dem Monitor erscheint. Hier sollte das Gebirge in der Regel weder rechts noch links an die Grenze anstossen. Im Programm M ist es - im Gegensatz zu den anderen Kreativprogrammen - übrigens egal, wohin der Markierungsrahmen mit dem Multicontroller verschoben wird, es wird stets der vollständige Bildwinkel ausgemessen und im Histogramm repräsentiert.
Da Sie explizit von "bildwichtigen" hellen und dunklen Bildpartien sprechen, lässt sich mit der letztgenannten, histogrammbasierten Livebild-Methode wohlmöglich nicht exakt arbeiten. Falls Ihnen z.B. tiefdunkle Partien unwichtig erscheinen, dürften sie natürlich am linken Rand des Histogramms anschlagen. Nur lässt sich schwer ablesen, wo die Tonwerte für die bildwichtigen Partien liegen. Dies wäre eigentlich ein Fall für die Multispotmessung, über die aber nur die 1D-Modell von Canon verfügen.
Falls Sie die Sichtkontrolle im Livebild nicht nutzen möchten, dann kommen Sie um etwas Rechenarbeit nicht umhin: ausserhalb der Liveview die Spotbelichtungsmessung z.B. im Programm AV nutzen und mit der Kreismarkierung des Sucherzentrums die bildwichtigen Partien anmessen (Autofokus abschalten), Zeiten merken und einen Mittelwert in das Programm M übertragen. Alternative: machen Sie eine Belichtungsreihe (AEB) und wählen das gelungenste Bild aus oder verrechnen Sie die Reihe zu einer hochdynamischen Belichtung (Info hier).
freundliche Grüsse
Stefan Gross
* gilt für JPEG-Bildformat, bei RAW sind idR bis zu 2,5 Belichtungsstufen mehr intakte Tonwerte vorhanden, die im Histogramm nicht angezeigt werden.
**Belichtungssimulation in den Livebildeinstellungen wählen
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