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Buchrezension:
"Das Geheimnis beeindruckender
MAKROFOTOS"

ein Fachbuch von Dr. Kyra und Dr. Christian Sänger
eine Rezension von
Stefan Gross
Selten hat die
Traumflieger-Redaktion ein Fachbuch zur Fotografie auf Anhieb so begeistert, wie
dies beim Buchtitel "Das Geheimnis beeindruckender Makrofotos" aus der Digital
Proline des Data Becker Verlages der Fall ist. Bereits beim ersten Durchblättern
fällt uns nicht nur die Vielzahl hervorragender Makroaufnahmen auf, auch das
erfrischende Gesamtdesign mit klaren Bildbeispielen, Tipp-Boxen und teils
kunstvollem Seitenlayout machte uns neugierig auf den Inhalt.
Zunächst könnte man
den Eindruck gewinnen, die Autoren nehmen den Leser auf eine Reise durch den
Dschungel Südostasiens, in die Fluten des Amazonas oder ins östliche Afrika nach
Kenia mit. Aufnahmen von teils exotischen Arten wie dem Atlas Seidenspinner,
roten Piranhas oder Sandrasselottern mögen zu der Annahme verleiten, doch das
titelgebende "Geheimnis" der gezeigten Makroaufnahmen liegt überraschenderweise
direkt vor unser mitteleuropäischen Haustür. Einsteigern und ambitionierteren
Fotografen mit einem Faible für die Welt des Kleinen werden nicht etwa
aufwändige Expeditionen in ferne Länder und die Anschaffungen entsprechend teuren
Equipments nahegelegt, sondern ganz praxisnahe Möglichkeiten
aufgezeigt, um mit wenig Aufwand in unmittelbarer Umgebung an solch
beeindruckende Makroaufnahmen zu gelangen.
Für manch einen
Makrofotografen mag es weniger spannend klingen, wenn Schmetterlingsparks,
Terrarien oder Aquarien in der Zoohandlung, Schrottplätze, vielleicht der eigene
Vorgarten oder die Blumenhandlung an der Strassenecke auf dem Programm stehen.
Die promovierten Biologen beweisen jedoch das Gegenteil und zeigen, dass sich
gerade in der vermeintlich bekannten Umgebung exotische Motive mit hohem
Überraschungspotential verstecken. Um sie jedoch zu entdecken und den Bildsensor
erfolgreich zu füttern, sind ein Blick fürs Detail, Artenkenntnis sowie ein
Verständnis der Kameratechnik höchst nützlich. Voraussetzungen, über die im Buch
nicht nur laut nachgedacht, sondern die besonders praxisnah mit Tipps und Tricks
und sehr anschaulichem Bildmaterial dargelegt werden.
Gestaltungs- oder
Technikfragen, die Einsteiger z.B. bei Begriffen zu "goldenem Schnitt",
Nahlinsen, Zwischenringen und sogenannten Makrofeatures von Allroundobjektiven
häufig stellen, werden ebenso durchleuchtet wie auch ambitionierte
Makrofotografen Anregung erhalten, um beispielsweise durch Brennweitenerhöhung
und Winkelverkürzung ein Motiv besser freizustellen, wie Silber- oder
Goldreflektoren wirken oder ob sich der Einsatz eines Makroblitzgeräts bezahlt
macht.
Einer der
Schwerpunkte des Buches behandelt den vielleicht häufigsten Fehler bei der
Makrofotografie, bei dem durch einen zu hohen Abstraktionsgrad der Bezug zum
Motiv schnell verloren gehen kann. Hier überzeugen die Ansätze und Hinweise der
Autoren, bei denen sich durch Betonung der grafischen Strukturen bzw. unter
Berücksichtigung der bildwichtigen Schlüsselelemente künstlerische aber nicht
notwendigerweise zu stark abstrahierende Ergebnisse erzielen lassen.
Besonders haben uns
auch die detaillierten Tipps gefallen, die für ganz spezielle Aufgabenstellungen
hilfreich sind. Fragenstellung, welche Probleme den Fotografen z.B. im
Schmetterlingspark erwarten, wie er am besten mit dem nicht stets fotophilen
Publikum umgeht und wie sich anspruchsvollere Aufgabenstellungen wie z.B.
Serienaufnahmen von der Puppen-Metamorphose zum Schmetterling am besten
realisieren lassen, finden aufschlussreiche Antworten. Reflektierende
Fensterscheiben, überstarke Spiegelung des Blitzlichts oder Überstrahlungen sind
Fallen auf die der Leser vorbereitet wird, um seine Ausschussquote z.B. bei
Terrarien- oder Aquarienfotosessions zu reduzieren. Problemfälle bei
Technik-Aufnahmen etwa im Museeum oder in der Geschichtswerkstatt sind ebenso
Thema wie Anregungen, um hier ungewöhnliche Details herauszuarbeiten. Insoweit
lässt sich das Buch nicht nur als Themenüberblick zur Makrofotografie sondern
auch als Nachschlagewerk verwenden. Hilfreich also, um beispielsweise Fototouren
zu speziellen Locations vorzubereiten (Tipp: sehen Sie sich einmal die vielen
Spezialthemen im unten abgebildeten Inhaltsverzeichnis an).
Canon-Fotografen wird
es freuen, dass die Autoren insbesondere das Equipment des Branchenführeres
verwenden und dennoch bei Objektiven und Zubehör Drittanbieter wie Sigma, Manfrotto, Novoflex u.a. Hersteller berücksichtigen. Auch softwareseitig wird
der Leser mit Tipps und kleinen Workshops anhand des weit verbreiteten Photoshop
Elements versorgt. Nicht zu letzt berücksichtigt das reichhaltige Themenspektrum
Heimwerker und Bastler und gibt kostensparende Hinweise, wie sich Reflektoren,
Diffusoren oder Phototische mit wenig Aufwand selbst anfertigen lassen.
Für das durchweg
angenehm zu lesende Buch ist es fast ein bisschen schade, dass ihm kein
Hardcover spendiert wurde; vermutlich lässt sich das aber zu dem äusserst fairen
Kaufpreis verlagstechnisch kaum realisieren. Uns hat es in der Summe jedenfalls
so gut gefallen, dass wir es im Rahmen der Fotofachbücher für Canon-Fotografen
ins
Shop-Angebot aufgenommen haben.
Das Traumflieger-Interview zum Buch
für Traumflieger.de führte Stefan Gross mit den
Autoren Herrn und Frau Dr. Christian und Dr. Kyra Sänger das Interview (die
textliche "Ich"-Form bezieht sich auf K. Sänger)
traumflieger:
Text, Layout und die hervorragenden Bildbeispiele lassen auf ein
umfangreiches Buchprojekt schliessen. Wie lange haben die Arbeiten an dem Buch
gedauert ?
K.+S. Sänger: Wir haben für die Erstellung des Textes, der Bilder
sowie eines Großteils der Grafiken ca. 3 Monate benötigt. Da man als Fotograf
üblicherweise nur die besten Aufnahmen eines Motivs aufhebt, im Buch jedoch
Vorher-Nachher-Effekte/ Vor- und Nachteile/ Gestaltungsvergleiche usw. gezeigt
werden sollten, mussten fast alle Bilder neu fotografiert werden. Das war in
diesem Zeitrahmen schon ein ganz schöner Kraftakt. Zum Glück haben Wetter und
Motive meist gut mitgespielt
traumflieger:
Wie den Bildunterschriften zu entnehmen, arbeiten Sie vielfach mit der
Kombination Makroobjektiv + Zwischenring. Gab es damit zwischendurch einmal
Probleme mit dem eingeschränkten Scharfstellbereich (z.B ist die
Unendlichkeiteinstellung nicht mehr erreichbar) beispielsweise in zeitkritischen
Aufnahmesituationen bei denen das Motiv ggf. ausserhalb der erreichbaren
Schärfezone lag ?
K.+S. Sänger:
Der Zwischenring ist ein wirklich angenehmes Hilfsmittel, um den
Abbildungsmaßstab für den Nahbereich zu vergrößern. Aber es stimmt, man kann
damit nicht mehr ganz so flexibel auf rasche Motivwechsel reagieren. Mir fallen
zwei Beispiele ein, in denen ich gerne schneller zwischen Makro ohne und mit
Ring gewechselt hätte. Das eine betrifft das Fotografieren einer Großlibelle.
Den Kopf musste ich mit Zwischenring ablichten, um die faszinierenden
Facettenaugen abbilden zu können. Um den ganzen Körper auf den Sensor zu bannen,
wäre der Abstand zu groß geworden und ich wäre mit Ring außerhalb des
Schärfebereichs gelandet. Man muss Glück haben und sich sachte bewegen, um das
Insekt beim Objektivumbau nicht zu verjagen, zumal sich Großlibellen sowieso
meist nur sehr kurz niederlassen.
Im zweiten Fall wollte ich einen Putzläufer-Käfer fotografieren (Buch S. 126).
Aufgrund dessen, dass man mit Zwischenring näher an das Motiv heran muss, um im
Scharfstellbereich zu liegen, hatte ich in diesem Fall Probleme mit dem
Unterschreiten der Käfer-Fluchtdistanz. Dies hatte zur Folge, dass ich eine
ganze Weile hinter dem Tier herrobben musste, bis ich das Bild endlich im Kasten
hatte.
traumflieger: Das RAW-Format wird zunehmend von ambitionierten
Fotografen favorisiert und der Markt wird mit einer Vielzahl an RAW-Konvertern
bedient. Welchen verwenden Sie selbst ?
K.+S. Sänger:
Ja, ich fotografiere eigentlich nur im RAW-Format. Das bietet einfach
die besten Möglichkeiten, ein Maximum an Qualität aus den eigenen Bildern heraus
zu holen. Zuerst habe ich lediglich den Photoshop implementierten Adobe Camera
RAW Converter verwendet. Mit dem Erscheinen von RawShooter Essentials (Pixmantec)
habe ich dann schnell umgeschwenkt. Mir gefallen die umfangreichen und
professionellen Bearbeitungsmöglichkeiten. Außerdem ist eine deutlich
zeitsparende Stapelverarbeitung möglich. Die Unterdrückung von Bildrauschen ist
meiner Meinung nach in RSE auch sehr gut gelöst.
traumflieger: Makrofotografen liegen gerne auf dem Boden und
bewerkstelligen dort für unsere Mitmenschen scheinbar obskure Dinge. Kam es hier
einmal zu Missverständnissen oder gar komischen Situationen ?
K.+S. Sänger:
Direkt beim auf dem Boden herumrobben nicht, aber mit Stativ und professionellem
Equipment erzeugt man hier oder da doch schnell einen kleinen Menschenauflauf.
Wie z.B. bei den Aufnahmen im Schmetterlingspark. Außerdem kann es gerade beim
Fotografieren von Tieren passieren, dass Passanten einem eine kurze
naturkundliche Führung abnötigen.
traumflieger:
Stativ, Fernauslöser, Winkelsucher, Reflektoren und ggf. Makroblitz gehören
zur Standardausrüstung ernsthafter Makrofotografen. Gibt es darüberhinaus noch
ergänzendes Equipment oder Kamerafeatures, die der Markt bisher nicht anbietet
und die Sie für nützlich halten ?
K.+S. Sänger:
Prinzipiell bin ich mit meinem Equipment ganz zufrieden. Ein vor allem
hinsichtlich der Geschwindigkeit optimierter Autofokus wäre allerdings ganz
nett, denn bei bewegten Motiven und Nutzung eines außermittigen Messfeldes
funktioniert die Autofokusnachführung nur sehr schleppend, zumindest bei meinem
Modell. Da muss man in aller Regel den Fokus manuell mitführen, was bei
bodennahen Motiven ziemliche Verrenkungen erfordert.
traumflieger:
Gab es eine unwiederbringliche Aufnahmesituation, bei denen Ihnen ein Motiv
entwischt ist, über das sie sich besonders geärgert haben ?
K.+S. Sänger:
Als Naturfotograf, insbesondere beim Fotografieren von Actionszenen im
Tierreich, muss man natürlich immer mit so etwas rechnen. Ich kann mich an eine
Situation erinnern, in der ich mich einerseits ein wenig geärgert habe.
Andererseits musste ich aber auch schmunzeln, als sich eine Mosaikjungfer
erfolgreich der Ablichtung entzog, indem sie mit ihrer Beute direkt auf meinem
Arm landete und diese eben dort genüsslich verspeiste. Mir blieb nichts anderes
übrig, als das Geschehen fasziniert zu beobachten. Ironischer Weise hielt ich
gerade ein 200 mm Teleobjektiv in der Hand.
traumflieger:
Sie schreiben zu Ihrer erstaunlichen Aufnahmeserie vom Monarchfalter, dass
Sie 5 Stunden bis zum Beginn des Schlüpfprozess warten mussten. Hat man Ihnen im
Schmetterlingshaus einen Tasse Kaffee für die erzwungene Wartezeit serviert oder
wie haben sie die Zeit genutzt ?
K.+S. Sänger:
Einen Kaffe gab's im Tropenhaus nicht, aber dafür jede Menge Tipps und Infos von
den Mitarbeitern des Schmetterlingsparks. Die konnte ich dann gleich an die
Besucher weitergeben, die mein Stativ umlagerten. Bei der Aufnahmeserie standen
bestimmt an die 20 Leute um mich herum. Außerdem habe ich in dieser Zeit noch
eine weitere Serie geschossen und mindestens 3 Schlüpfvorgänge verpasst - das
geht fixer als man denkt.
traumflieger:
Herr und Frau Dr. Sänger, vielen Dank für das aufschlussreiche Interview !
Das
Geheimnis beeindruckender Makrofotos
24,95 EUR
191 Seiten
erschienen 01/2006
erhältlich direkt
hier im Traumflieger-Shop*
oder doch lieber bei
Amazon ? Dann geht's
hier zum Geheimnis Makrofotos
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Leserkommentare: Derzeit sind hier 2 Kommentare vorhanden: Roman: Uuh ich liebe Makrofotografie... Nachdem ich von dem 40D Ratgeber begeistert war, kommt vllt auch noch dieses Büchlein in meine Sammlung - mal sehen ;) (18.01.2010, 19:13 Uhr) : Das Buch ist ausgezeichnet - eine echte Empfehlung für angehende aber auch fortgeschrittene Makrofotografen ! (07.06.2006, 21:45 Uhr)
Hier geht es ZUM FORUM / Canon Specials finden Sie im TRAUMFLIEGER-SHOP !
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