Panorama Höhlenfotografie:
360-Grad-Panoramen in der Geishöhle
ab in die Gruft..., ein Erfahrungsbericht von Stefan Gross

geishöhle bei münzinghof

Bernd warnt mich noch, ich solle vorsichtig die Steinstufen hinuntersteigen und schon sitze ich auf dem Hintern. Nichts passiert melde ich wahrheitsgemäss, doch später in der Gruft stosse ich mir heftig den Kopf am Fels. Hier ist es einfach zu dunkel, vor allem wenn einem die Höhlenerfahrung fehlt und man noch reichlich Fotoequipment mitschleppt.

Dabei ist die frei zugängliche Geishöhle bei Münzinghof schon noch für Höhlenanfänger geeignet. Man sollte nur reichlich Taschenlampen und einen warmen Pullover einpacken. Natürlich darf meine DSLR, Stativ und Panoramakopf nicht fehlen, denn schliesslich will ich die Höhle fotografisch als 360-Grad-Panorama dokumentieren.

Die Geishöhle bei Münzinghof
(Fränkische Schweiz, bei Nürnberg)

In der 145 Meter langen Höhle wurden schon prähistorische Funde aus der Bronzezeit von vor über 3.700 Jahren gemacht. Um 1900 diente sie  nicht mehr der menschlichen Behausung sondern als Schauhöhle. Reichlich Lehmablagerungen finden sich in einem Gewölbe am äussersten Ende der Geishöhle. Diese "Terra Sigillata" - auch Siegelerde genannt - half früher gegen Sodbrennen. In Tablettenform gepresst und mit einem Ortssiegel versehen wurde sie einfach geschluckt. Heutzutage ist die Höhle eher gelegentliches Ausflugziel von naturbegeisterten Wanderern und Fotografen. Die Geishöhle ist allerdings von Oktober bis März verschlossen, um Wildtieren ein ungestörtes Winterquartier zu bieten.

Bernd ist mehr der kreative Fotograf und führt mir seine mit Filtern versehenen Taschenlampen vor. Dann packt er sein 17mm Tilt-Shift-Objektiv aus und nutzt via Funkauslöser den Bulb-Modus für eine mehrminütige Langzeitbelichtung an seiner Canon DSLR. Dabei läuft er die gesamte Haupthalle ab, leuchtet aus verschiedenen Richtungen gegen harte Schlagschatten auch Nischen aus und achtet peinlich genau darauf, mit seiner Taschenlampe bloss nicht in Richtung Kamera zu schwenken. Ein Fehler und die Langzeitbelichtung wäre durch einen grellen Lichtfleck komplett überstrahlt und damit unbrauchbar.

Meinen Vorschlag, etwas entspannter mit Zwischenpausen die Höhle nur abschnittsweise auszuleuchten und später mehrere 30-Sekunden-Aufnahmen zu überlagern, zieht er nicht ernsthaft in Erwägung. Inkonsistenzen an den Schnittkanten können dabei in der Tat zu einem Problem werden.

Ich selbst bin da etwas pragmatischer, zumal ich die 360-Grad-Panoramen notgedrungen in Einzelabschnitten festhalte. Dafür reicht mir schon eine Schlüsselbund-Taschenlampe wie die Fenix E-15, deren Lichtkegel wie mit einer Malerrolle über die Felswände geführt wird, bis der Bildausschnitt innerhalb der genutzten 30 Sek. Belichtungszeit vollständig und gleichmässig ausgeleuchtet ist. Ein kleiner Filtervorsatz streut das Licht dabei und auch ich muss den Lichtspender permanent aus verschiedenen Richtungen schwenken, um insbesondere harte Schlagschatten durch die Stativbeine oder vorstehende Felsen zu vermeiden. Da ich allerdings 12 Abschnitte - jeweils 6 mit 30 Grad gegen den Zenit und 30 Grad gegen den Boden am Vollformatsensor - mit dem 15mm-Fischaugenobjektiv von Sigma ablichte, dauert die Aktion immerhin auch mindestens 6 Minuten. Nein, ich leuchte nicht kreativ-stimmungsvoll, sondern eher dokumentarisch aus.

Mein Test ohne Taschenlampe zeigt: in der Höhle ist null Licht, selbst bei hohen ISO-Werten und langen Belichtungszeiten würde ohne Kunstlicht nur Schwarz bzw. ISO-Rauschen auf dem Bild zu sehen sein. Gegen Überstrahlungen mache ich teils Belichtungsreihen, um sie später als HDR zu verrechnen. Die  stellen sich jedoch als überflüssig heraus; das RAW-Format mit Einzelaufnahmen reicht, um später noch einen dezenten Belichtungsausgleich im Rohdatenkonverter durchzuführen. Das Ergebnis ist unten als Panoramatour mit Höhleneingang und drei Hallen zu sehen, am besten auch den Vollbildmodus nutzen - eingebunden ist auch ein dreiteiliges Making-Of-Video.


(c) www.traumflieger.de - Stefan Gross - September 2012

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  Leserkommentare:


Derzeit sind hier 1 Kommentare vorhanden:
 

: Hallo Stefan,

danke für das interessante und sicher auch anstrengende Video ;o).
Aus meiner Sicht sollte man die Taschenlampe nur als Zusatz Leuchtmittel nutzen, speziell um die Nischen gut auszuleuchten. Das fehlt hier, gerade in der Nebenhöhle, doch an einigen Stellen signifikant.
Ich nutze für die großen Flächen mein 580 EX II mit aufgestecktem Bouncer und für die Nischen eine Kopf- oder Taschenlampe. Damit kann man, erstens mit den Farben spielen und zweitens die Flächen gleichmäßiger und reproduzierbar ausleuchten.
Als Beispiel habe ich einmal einen kleinen Raum, der nur fast dunkel war:
http://www.panoramashots.de/fileadmin/Panorama/lostPlaces/Brandenburg/Irgendwo-in-Brandenburg/1/Irgendwo-in-Brandenburg-3.html
und einen etwas größeren Raum mit dieser Technik beleuchtet:
http://www.panoramashots.de/fileadmin/Panorama/lostPlaces/Brandenburg/Unterwelten-2/Irgendwo-In-Brandenburg-Unterwelten-6.html

Dies vielleicht einmal als Anregung für die, die das einmal selbst ausprobieren möchten.

Viele Grüße
Karsten
(19.01.2013, 19:17 Uhr)

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