Workshop Astrofotografie
von Ingo Mathyl

Folge I : Der Mond (2. Teil)

4.      Detailblick

4.1.   Brennweiten und Auflösungen

Nachfolgend sind die Anwendungsmöglichkeiten für einige Brennweiten bezüglich der erreichbaren Auflösung dargestellt.

 

Brennweiten und Anwendungsmöglichkeiten in der Mondfotografie

Brenn-weite
effektiv
mm
mit Crop-
faktor 1,6
(300D/
10D/20D)
mm
Grösse der Projektion
des Mondes auf dem
Sensor
Auflösung
mit EOS 300D/10D
arcsec
sichtbare Objekte auf
dem Mond ab ca.
km
Anwen-dungs-gebiet

Foto-Beispiel

Nachführung ab Belichtungs-zeit Praxishinweis
für die Aufnahme
sec. ca.
300 480 24 % 5,0 '' 10 für Details bedingt geeignet 0,64 1 / 2 gut handhabbar, keine Nach-führung
600 960 48 % 2,5 '' 5 Details sichtbar
(Krater bis
 5 km)
0,32 1 / 3 gut handhabbar, keine Nach-führung
800 1.280 64 % 1,9 '' 4 Details sichtbar
(Krater bis <= 5 km)
0,24 1 / 4 gut handhabbar, keine Nach-führung
1.200 1.920 96 % 1,3 '' 2,5 ideale Auflösung
für Ganzbild

Bild folgt

0,16 1 / 6 Ausrichten schwierig, noch keine Nachf. erforderlich
2.000 3.200 160 % 0,8 '' 1,5 für Ausschnitte, Mosaikfotos und Details

Bild folgt

0,10 1/ 10 gute Montierung erforderlich, ev. Nach-führung bei langsamer Optik

Empfohlene Objektivöffnung für die Brennweiten
Brennweite
effektiv
mm
Auflösung mit
EOS 300 D/10D
arcsec
empfohlener
Frontlinsen-
durchmesser
mm
300 5 '' >23 mm
600 2,5 '' > 46 mm
800 1,9 '' > 61 mm
1.200 1,3 '' > 91 mm
2.000 0,8 '' > 152 mm
 

Hinweis:
Alle hier angegebenen Werte sollten als Richtwerte verstanden werden und nur zur Orientierung dienen.

Die Verwendung hochwertiger Objektive kann durchaus bessere Auflösungen zulassen.

Das AS 63/840 von Carl Zeiss z.B. erreicht mit 63 mm Objektivdurchmesser eine Auflösung bis 1,3 '' !
Andererseits kann ein minderwertiges Kaufhausobjektiv selten seine theoretische Auflösung erreichen. 

 

Der Abschnitt 3.5 “Auflösung/ Seeing“ ist in diesem Zusammenhang zu beachten!

 

4.2.   Mondkarte

Richtig interessant werden Oberflächenmerkmale und einzelne Krater, wenn man deren Namen und Grössen kennt. Für eine erste Groborientierung und einen eigenen Detailvergleich mit Objekten von 30 - 100 km soll nachfolgende Karte dienen:

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5.      Praxis

5.1.   Der Beobachtungsort

Wie unter 3.5 schon gesagt sollte der Beobachtungsort möglichst dunkel und frei von Lichtverschmutzung sein. Zur Orientierung dient am besten eine Taschenlampe mit rotem Licht (LED oder Filter). Das schont die Augen, die sich an die Dunkelheit gewöhnen sollen. Auch wenn dieser Punkt für Mondbeobachtungen weniger wichtig ist, sollte man gleich die Grundlagen für die Beobachtung von lichtschwächeren Objekten verinnerlichen.
 

5.2.   Fokussierung in der Praxis

Der Fokussierung kommt eine ganz besondere Bedeutung zu. Mit ihr steht und fällt ein gutes Astrofoto. Beim Anschluss an ein Teleskop können wir uns nicht mehr auf unseren Autofokus verlassen, da er schlicht weg nicht mehr funktioniert. Wir müssen manuell fokussieren und die Schärfe durch den Sucher der Kamera beurteilen. Leider haben DSLR’s i.d.R. keine Schneidenblende mehr die hier helfen könnte. Man kann aber mit ähnlichen selbstgebauten Hilfsmitteln arbeiten – z.B. mit einer Scheinerblende.

Scheinerblende:

Die Scheinerblende besteht aus einer Scheibe, die das Licht vor dem Objektiv durch zwei (oder mehr ) Löcher aufteilt. Bei falscher Fokussierung entstehen so zwei gleiche Projektionen. Zur Scharfstellung fokussiert man einfach bis die beiden Bilder deckungsgleich sind. Das klappt bei einzelnen Sternen am besten.

  

Weiterhin ist es anzuraten, Schärfereihen mit leicht variierendem Fokus aufzunehmen.
 

5.3.   Belichtungszeiten / ISO-Werte in der Praxis

Für den Mond sollte man im Interesse rauscharmer Bilder mit ISO 100-200 arbeiten. Man kommt damit auf Belichtungszeiten, die noch keine Nachführung benötigen. (siehe Praxistabelle 4.1)

Im Gegensatz zum Autofokus kann man der automatischen Belichtungsmessung der DSLR weitgehend trauen. Es sei denn, der Mond ist durch die Wahl einer sehr kurzen Brennweite zu klein. Dann wird die Automatik immer zu überstrahlten Aufnahmen führen. Also zunächst Unterbelichten (Av – 2 bis –1). Zumindest zur Orientierung reichen diese Zeitwerte aus. Anschließend  beurteilt und korrigiert man die Belichtung dann über das Display der Kamera.

Weiterhin sinnvoll sind Belichtungsreihen, in denen man die Belichtung leicht zurücknehmen sollte.  
 

5.4.   Montierung in der Praxis

Auch wenn für die Mondfotografie keine parallaktische Montierung mit elektrischer Nachführung nötig ist (siehe Praxistabelle unter 4.1), so ist sie doch sehr anzuraten.

Wenn eine solche benutzt wird, ist sie mit einem Polsucher auszurichten.

Wichtiger für die erfolgreiche Mondfotografie ist eine solide Montierung, die Spiegelschlag und Windböen erschütterungsfrei standhält und schnell ausschwingt. Teleskop und Montierung müssen aufeinander abgestimmt sein. Viele Anfänger machen den Fehler und stecken den überwiegenden Teil des Budget in das Teleskop und zu wenig in die Montierung. Die Leistungsfähigkeit hängt aber von beiden ab.

Pflicht ist die Verwendung eines Fernauslösers (siehe 2.3) Schon geringste Wackler durch den Auslösevorgang an der Kamera wirken sich sonst durch die großen Brennweiten in einer Bewegungsunschärfe der Aufnahme aus.   

Infos, wie sich das Lidl-Teleskop/Montierung mit der Canon-DSLR verkoppeln lässt finden sich hier.
 

5.5.   Filter in der Praxis

So sinnvoll Graufilter  (Neutralfilter) beim Beobachten des Mondes auch sind, so muss man sie für Mondfotos nicht unbedingt anwenden. Durch die Nachbearbeitung der Bilder hat man wesendlich mehr und effektivere Möglichkeiten zur notwendigen Kontraststeigerung und anderer Korrekturen.
 

5.6.   Bildreihen für die Nachbearbeitung

Die Erstellung von Bildbelichtungsreihen ist für die Nachbearbeitung der Fotos sinnvoll. So können später mehrere gleichartige Aufnahmen überlagert werden, um so einen besseren Kontrast und Rauschabstand zu erzielen.

Aber dazu mehr in einem späteren Workshop...

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