zweite Auflage
Das Tamron 150-600mm/5-6,3 Di VC USM G2 im Test
Nach dem riesigen Erfolg des ersten Tamron 150-600mm/5-6,3 folgt jetzt die zweite Generation. Zwar nicht mehr zum Schnäppchenpreis, dafür aber funktional aufgewertet. Kann Tamron seinen Erfolg wiederholen? Wir haben das neue Tamron an einer EOS 80D, 5Ds und 5D Mark 2/3 getestet!
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Mit einem Straßenpreis von mittlerweile um 900 Euro ist das seit Dezember 2013 verfügbare Tamron 150-600mm in erster Generation eingeschlagen wie eine Bombe. Soviel Brennweite zum Schnäppchenpreis gab es bis dahin noch nicht. Zumal die Bildqualität in der Praxis überzeugt. Sigma ist da alsbald mit zwei Objektiven gleicher Brennweite und Lichtstärke - dem Sigma 150-600mm Contemporary und der Sport-Version - nachgezogen. Jetzt will auch Tamron mit einer zweiten Generation nochmal auf die generelle Nachfrage reagieren und lockt mit funktionalen Verbesserungen. Dazu zählt mechanisch ein Lockmechanismus (Flex Zoom Lock), der in allen Brennweiten greift, wenn man den Fokusring nach vorne schiebt. Die Stativschelle ist jetzt arca-swiss-kompatibel und der AF-Betrieb greift jetzt auf zwei Antriebsmotoren zurück. Zudem ist die Mindestdistanz von 2,7m auf 2,2m gesunken. AF- bzw. Bildstabilisator-Feinjustierungen können mit Tamrons TAB-IN-Konsole durchgeführt werden. Die Frontlinse bietet jetzt eine E-Band Nanovergütung zur besseren Unterdrückung von Streulicht bzw. Geisterbildern an.
Unsere Waage gibt für das Tamron 150-600mm G2 ein Sologewicht von 2.013gr aus. Eingefahren messen wir eine Länge von 26,5cm, ausgefahren bei 600mm ergeben sich 33,5cm.
Tamron ordnet das neue 150-600mm seiner Superperformance-Reihe zu - zu erkennen an der silbernen Plakette, in die auf einer Aluplatte das Kürzel SP eingraviert ist.
Fokus-Begrenzer, AF-MF-Umschalter, Stabilisator-Betrieb sowie ein Stabilisator-Modusumschalter (1 - 3) zieren das Tamron.
Das Bajonett ist in Metall ausgeführt und bietet einen Dichtungsring gegen Staub und Spritzwasser.
Neu am Tamron ist eine im Arca-Swiss-Standard gehaltene Stativschelle. Wer möchte kann via zweier eingelassener 1/4''-Anschlussgewinde aber auch noch andere Schnellwechselplatten untersetzen.
Zwar lässt sich das Tamron noch recht entspannt an der Stativschelle tragen aber Tamron hätte hier Fingermulden einlassen dürfen, was den Komfort erhöht hätte.
Neu ist eine Lockfunktion (Flex Zoom Lock), die via nach vorne gedrücktem Fokusring in jeder Brennweite aktiv wird. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann aber in der Startbrennweite auch den Lock-Taster für Transportsicherungszwecke betätigen. Tamron liefert zudem eine Distanzanzeige.
Erster Test im Wildgehege mit einer EOS 5Ds bei 600mm vom Stativ aus.
Bei dem hohen ISO-Wert fängt es natürlich an, rauschig zu werden. Zudem dämpft ein Ast, der ca. 1m vor dem Uhu im unscharfen Bereich positioniert war, den Kontrast vor der Augenpartie. Die Schärfe geht aber noch in Ordnung (RAW mit Adobe Lightroom Standard, für 100%-Ansicht bitte auf das Bild mit der Maus klicken).
Ein weiterer Test bei den Uhus in der Voliere mit der EOS 5Ds erneut vom Stativ aus.
Die Feinzeichnung ist hier bei ISO 1.600 noch okay aber nicht in der Oberliga angesiedelt. Hat sich der Uhu möglicherweise noch leicht bewegt? (RAW-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Wir erhöhen den ISO Wert auf 3.200 und halbieren so die Verschlusszeit. Jetzt verbessert sich tatsächlich die Feinzeichnung etwas auf ein gutes, wenn auch nicht begeisterndes Niveau. (RAW-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Zwischendurch machen wir ein paar Schnappschüsse frei aus der Hand auf Damwild - viele Aufnahmen geraten dabei unscharf, weil der AF meist zu weit hinten zu liegen kommt bzw. die Verschlusszeit - trotz aktiven Stabilisators - zu lang gewählt wurde.
Hier gelingt der Freihand-Schnappschuss, die 100%-Ansicht geht in Ordnung. (RAW-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Aufgestützt machen wir ein paar Shots ins Wildschweingehege.
Das Wildschwein dämmert gemütlich vor sich hin.
Zwar gelingt uns die Aufnahme mit noch akzeptabler Schärfe durchaus aber weitere Bilder mit längeren Zeiten geraten erneut sämtlich unscharf - der Stabilisator könnte also doch effektiver arbeiten. (JPEG-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Jetzt machen wir vom Stativ aus im Gehege auch Testaufnahmen mit einer EOS 80D.
Das Reh schaut neugierig in unsere Richtung und wird mit gutem Kontrast eingefangen.
Der Fokus sitzt, die Scharfe geht in Ordnung aber wegen rel. hohen ISO-Wert ist der 100%-Ausschnitt nicht mehr besonders rauscharm. (JPEG-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Wir riskieren einen etwas niedrigeren ISO-Wert mit ISO 800 und erreichen hier bei 300mm ein rauschärmeres Bild, das eine noch gute Feinzeichnung bringt, ohne aber wirklich topscharf zu wirken. (JPEG-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Der Mufflon schaut ins Tamron - ein Topmotiv! (JPEG-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Die 100%-Ansicht gelingt auch, wenngleich auch hier der letzte Kick an Schärfe noch hätte drin sein können - das lässt aber der hohe ISO-Wert nicht zu! (JPEG-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Wir testen auch den Nahbereich an einem Pilzmotiv in der Endbrennweite!
Die 100%-Ansicht hätte schärfer werden können, aber hier verwäscht uns auch die JPEG-Engine etwas die Detailansicht wegen des hohen ISO 6.400'er-Wertes! (JPEG-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Im Labor testen wir die Detailschärfe unter Idealbedingungen. Hier ist noch eine minimale, kissenförmige Verzeichnung erkennbar! Farbsäume sind messtechnisch mit bis zu 6 Pixel zwar recht deutlich in der Praxis aber bei unseren Test nicht besonders auffällig. Vignettierungen sind mit 0,5EV bei Offenblende in der Startbrenntweite oder in höheren Brennweiten sogar geringer ausgeprägt, was gut ist!
Die zentrale Schärfe geht hier an der EOS 5D III in Ordnung, die Ecken bzw. der Rand sind allerdings ziemlich unscharf! (RAW-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Bei 600mm lässt die Detailzeichnung im Zentrum etwas nach, auch der Rand bzw. die gezeigte Ecke ist weiterhin unscharf! (RAW-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Jetzt testen wir die EOS 5Ds, wo die Feinzeichnung im Zentrum an ihre Grenzen stößt, der Randbereich fällt weiter ab! (RAW-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Bei 400mm machen wir einen Vergleich an der 5Ds zu einer Festbrennweite mit einem Canon 400mm/2,8L IS USM jeweils bei f5,6. Das Zentrum kann nicht ganz aber fast mithalten, während der Randbereich am Canon erheblich besser ausfällt! (RAW-Format, für 100%-Ansicht bitte mit der Maus auf das Bild klicken!).
Die Messwerte ergeben an unserem Teststandard mit der EOS 5D Mark 2 akzeptable Werte, kommen insgesamt jedoch nicht ganz an den Vorgänger heran, der im Schnitt 1.845 Linien erreicht. In der Praxis ist der Unterschied aber marginal. Den Test haben wir übrigens dreimal von drei verschiedenen Personen durchführen lassen, weil wir doch bessere Laborwerte erwartet hatten (die sich letztlich aber nicht einstellten).
An der EOS 5Ds sind die Messwerte nicht wesentlich höher als an der 5D II, das Tamron stößt hier offenbar an die Auflösungsgrenze des 50 Megapixel-Sensors.
Fazit
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gemischte Gefühle: Mechanisch und von der generellen Ausführung gefällt mir das neue Tamron 150-600mm ausgezeichnet - an einer 5Ds stößt es zumindest in der Endbrennweite aber schon an seine Auflösungsgrenzen! Generell muss einem auch klar sein, dass man beste Lichtverhältnisse braucht, um gute Ergebnisse zu erzielen.
Der Autofokus hat mir an einer EOS 5Ds und 80D allerdings im Zusammenspiel mit dem Tamron nicht so gut gefallen, da war die Ausschussquote zu hoch und der Stabilisator könnte ebenfalls effektiver arbeiten, zumindest hatte ich hier von einer zweiten Generation doch mehr erwartet. Auch sollte Tamron an der Adapterkompatibilität arbeiten, die nicht besonders hoch ist, wenn man das Tamron z.B. an m4/3-Modellen oder Sony E-Mount montieren möchte. Hier hoffen wir auf ein Fimwareupdate, ob und wann es kommt ist aber ungewiss!
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Unter guten Lichtverhältnissen lassen sich mit dem Tamron 150-600mm G2 wirklich hochwertige Aufnahmen sogar bei 100%-Ansicht realisieren. Dafür müssen aber auch viele Parameter - allen voran muß reichlich Licht vorhanden sein - stimmen. Der Autofokus gefiel uns z.B. beim Test nicht so gut, da doch einige Aufnahmen nicht auf dem Punkt saßen, egal ob mit der 80D oder einer EOS 5Ds. Hier wäre ein Training mit der Tab-In-Konsole überlegenswert, wenngleich wir auf keinen konstanten Fehlfokus erkennen konnten. Auch konnten wir frei aus der Hand praktisch nur mit Faustformelwerten operieren (Kehrwert der Brennweite in Sek.). Sobald wir längere Zeiten genutzt haben, waren die Aufnahmen i.d.R. auch verwackelt. Das ist nicht ungewöhnlich aber zeugt nicht unbedingt von einer signifikanten Verbesserung des Stabilisators.
Mechanisch ist das Tamron hingegen top und kann uns in allen Belangen begeistern. Angefangen von der arca-swiss-kompatiblen Stativschelle und dem neuen Lock-Mechanismus. Der wäre allerdings gar nicht nötig, da das Tamron jetzt auch ohne Lock sogar horizontal gehalten in allen Brennweitenbereichen nicht mehr nachsackt wie noch der Vorgänger. Nach wie vor weist das Tamron auch an der Frontlinse eine noble Gummierung gegen Stöße auf und der Fokussierring läuft feinfühlig und spielfrei.
Wären doch die Laborwerte etwas besser, dann käme noch mehr Begeisterung auf. Aber messtechnisch legt das Tamron gegenüber der ersten Version nicht zu, sondern bleibt noch leicht darunter. An einer 5Ds ist vor allem in der Endbrennweite doch erkennbar, dass hier das Tamron an seine Grenzen kommt. Immerhin liegt es bei 400mm optisch beurteilt im Bildzentrum fast auf Augenhöhe zu einer hochwertigen Festbrennweite wie einem Canon 400mm/2,8L IS USM und das hat uns doch überrascht.
Letztlich macht man mit dem Tamron wenig falsch - bei AF-Sorgen empfehlen wir allerdings, auf den Liveview-AF auszuweichen. Der Preis ist mit einer UVP von 1.999 EUR allerdings hoch angesiedelt. Erfreulicherweise liegt der Straßenpreis mittlerweile deutlich darunter. Es spricht aber wenig dagegen, auf den Vorgänger zurückzugreifen, wenn man nicht die kleinen Ausstattungsoptimierungen mitnehmen möchte. Von unserer Höchstnote ziehen wir wegen nicht ganz zuverlässigem AF und keiner deutlichen Auflösungsverbesserung bei aber signifikant gestiegenem Verkaufspreis einen Stern ab. Bleibt nach wie vor ein gute Wertung, wenngleich wir doch noch etwas mehr erhofft hatten.
Bleibt die Frage nach der Adapter-Kompatibilität:
- Traumflieger EF>Sony E-Mount-Adapter: AF-S und AF-C wird an einer Sony A7 II bzw. A7R II bei aktivem Phasenverfahren unterstützt, AF rel. langsam (oft 1 - 2s) und setzt sehr gute Lichtverhältnisse voraus. Unter Kunstlicht greift der AF bei unserem Test oft im Nahbereich nicht.
- Metabones-Adapter für Sony E-Mount: AF noch schwächer als beim vorgenannten Adapter, AF pumpt bei unserem Test auch bei gutem Licht vor- und zurück, ohne zu greifen (Test an einer Sony A7 II mit aktiviertem Phasenverfahren).
- Commlite automatischer EF>Micro 4/3-Adapter, neue Version ab Nov. 2016: Funktioniert nicht, Bild bleibt dunkel an der Kamera (getestet mit einer Lumix GX8).
- Betrieb an einer EOS M (Mark I) via Canon Mount Adapter EOS-M: AF funktioniert recht zuverlässig, braucht aber 2 - 3s, bis er greift.
- Telekonverter-Test mit einem Canon Extender 1,4x III: Autofokus wird nicht unterstützt, Blendensteuerung nicht korrekt möglich (nur von f10 - f18 einstellbar, Test an einer EOS 5Ds)
- hochwertige Fertigungsqualität
- Tubus zum Teil in Metall verschalt
- spielfrei ansprechender Fokusring mit Vollzeiteingriff in die Fokussierung
- Tubus sackt auch in außerhorizontalen Lagen nicht ab
- Bildstabilisator mit drei Modi (generelle Stabilisierung, Schwenkmodus, Stabilisierung nur beim Auslösen)
- noch gute Nahbereichsfähigkeiten mit 2,20m Mindestdistanz
- gute Auflösung in der 20 Megapixel-Kameraklasse, auch bei 400mm an einer EOS 5Ds im Zentrum
- Dichtungsring am Bajonett
- Frontlinse E-Band vergütet gegen Geisterbilder
- Filteranschluss mit 95mm fordert nach teuren Filtern
- Gewicht für die Brennweite zwar moderat aber generell sollte man sich klar sein, dass incl. Streulichtblende 2,1KG ein nicht zu unterschätzendes Gewicht liefert
- Nicht parfokal, Fokusebene ändert sich beim Zoomen
- Ecken lassen in der Auflösung deutlich nach (auch wenn sie bei Tele-Naturmotiven seltener eine Rolle spielen)
- Schärfe bedient bei Offenblende in der Endbrennweite nicht den 50 Megapixel-Sensor einer EOS 5Ds
- insgesamt rel. schwache Adapterkompatibilität (z.B. auf m4/3, Sony E-Mount bzw. via Teleexter Canon 1,4x III)
Das Tamron 150-600mm/5-6,3 Di VC USD G2 hier bei Amazon kaufen!
Technische Daten
UVP / Straße (Stand 11/2016) |
1.999 EUR / 1.593 EUR (kaufen hier bei Amazon) |
Markteinführung |
Nov. 2016 |
Gewicht |
2.013gr incl. Stativschelle, ohne 1.810gr, komplett mit Streulichtblende und Schutzdeckeln: 2.172gr
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Bajonett |
Canon EF (vollformat-komptibel, auch an APS-C ansetzbar), Nikon |
Brennweite |
150 - 600mm |
Naheinstellgrenze |
2,2m |
Abbildungsmaßstab |
0,26x |
optische Elemente |
21 Linsen in 13 Gruppen (3 LD Elemente) |
Filteranschluss |
95mm |
Anzahl Lamellen |
9 |
Blendenumfang |
f 5 - f 40, Offenblende f5 bis 210mm, f5,6 von 211mm - 400mm, f6,3 ab 401mm |
Bildstabilisierung |
ja, 3 Modi |
AF-Motor |
Ultraschall |
Maße |
260,2 x 108,4mm (Länge x Durchmesser) |
Lieferumfang |
Frontdeckel, Rückdeckel, Stativschelle |
Besonderheiten |
Fluor-Vergütung Frontlinse gegen Kondensation, Fingerabdrücke und Schmutz, eBand-Vergütung (Extendes Bandwidth & Angular Dependency) gegen Geisterbilder, BBAR-Vergütung (Broad Band Anti-Relection), Kompatibel zur Tamron TAB-IN-Konsole |
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