Sigma 85mm / 1,4 DG HSM Art im Test
Sigma baut mit einer lichtstarken Portraitlinse sein Portfolio weiter aus und liefert jetzt ein vollformatkomptibles 85mm / 1,4 Art. Ob es dem von der Abbildungsleistung exzellenten Ruf der Art-Serie gerecht werden kann, zeigen wir im Test!
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Dass Sigma mit der Art-Serie den Künstler in einem wecken möchte, klingt nach einer reinen Marketing-Floskel. Doch der Hersteller zeigte u.a. mit dem Sigma 50mm/1,4 und 35mm/1,4 Art, dass bereits bei Offenblende eine bis Dato fast unerreichbare Auflösung möglich ist. Ob das künstlerischen Ansprüchen gerecht wird, steht auf einem anderen Blatt - begeisternd ist es allemal, auch wenn teils AF-Probleme der reinen Freude einen Dämpfer verpassen.
Auf dem generellen Erfolg aufbauend lieferte Sigma dann auch ein 20mm/1,4 Art und jetzt - im Spätherbst 2016 - das vor allem von Portraitfotografen ersehnte 85mm/1,4 Art. Dabei hat Sigma schon ein Sigma 85mm / 1,4 EX DG HSM im Portfolio das jetzt aber ein kompromissloses Upgrade erfahren soll und mit dem Neuen auch sehr hohe Sensor-Auflösungen wie etwa einen 50 Megapixel-Sensor einer EOS 5Ds bedienen soll. Ob dem so ist, zeigen wir unten.
Das Sigma 85mm/1,4 Art an einer Canon Vollformat DSLR (hier EOS 5Ds) - wirkt wuchtig und zeigt durch den vorne vergrößerten Tubus, dass hier reichlich Lichtstärke angeliefert wird!
Der breite, mechanisch übersetzte und spielfrei laufende Fokusring beherrscht das Design. Die Frontlinse fordert einen großen 86mm-Filter.
Einziger Schalter ist ein Switch des Autofokus-Betriebes. Er lässt sich dank Erhebung auch blindlings schnell auffinden, könnte noch eine Spur leichtgängiger sein, ist ansonsten aber gefällig.
Die Distanzskala reicht von 85cm bis unendlich, wobei jeweils vom Verstellweg noch etwas Luft gelassen wird, um Materialdehnungen auszugleichen. Markiert ist auch die Schärfentiefe-Ausdehnung bei f8 und f16.
Das Bajonett ist in Metall ausgeführt, bietet einen Dichtungsring und liefert vorbildlich zwei Ansatzmarkierungen - je nachdem aus welchem Blickwinkel man das Objektiv gerade beim Ansetzen an die Kamera betrachtet.
Das Sigma 85mm/1,4 Art ist ein sattes Teil und füllt unsere größeren Hände vollständig!
Die Streulichtblende ist im Lieferumfang enthalten und rastet dank Bajonett-Anschluss sicher ein. Die Riffelung macht sie griffig!
Die Streulichtblende lässt sich für Transportzwecke auch verkehrtherum aufsetzen, wobei auch der Frontschutzdeckel aufgesetzt werden kann!
Im Lieferumfang ist auch ein Objektivköcher mit Trageriemen enthalten!
Nachgewogen zeigt unsere Waage ein Gewicht von satten 1.141gr!
An der EOS 5D Mark 2 ergibt sich ein sehr guter Linienschnitt von 2.178 Linien in der Bildhöhe (RAW-Format mit Adobe Lightroom-Preset, MTF 50, Imatest)!
An der EOS 5Ds erreichen wir im Schnitt 3.210 Linien, wobei die Randschärfe aber erst ab f4 sehr hoch ausfällt!
Im Direktvergleich bringt ein Canon 85mm/1,2L II USM im Bildzentrum an der EOS 5D II bei f1,4 einen Tick mehr an zentraler Schärfe!
Das Sigma bringt dafür mehr Randschärfe (für 100%-Ansicht bitte auf das Bild klicken)!
An der EOS 5Ds zeigt sich bei f1,4 schon eine gute zentrale Auflösung während der Randbereich noch schärfer hätte sein dürfen. Der legt erst ab f2,8 deutlich zu. (für 100%-Ansicht bitte auf das Bild klicken)!
Abschleßend noch ein Portrait, das wir mit dem Sigma bei Offenblende abgelichtet haben. Das Bokeh gefällt uns hier!
Fazit
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massives Prachtstück: Das Sigma ist allein von der Ausführung ein Prachtstück, in das man sich fraglos verlieben kann. Und die Abbildungsleistung stimmt. Was will man mehr? Tja, ich würde mir tatsächlich ein etwas schlankeres Outfit wünschen - aber man kann nicht alles haben und der Auftritt ist dann in jedem Fall eindrucksvoll!
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Zwar erreicht das Sigma an unserer EOS 5Ds bei Offenblende noch keine knackige Testchart-Schärfe im äußersten Randbereich aber das ist auch bei einem nochmals deutlich teureren Zeiss Otus 85mm/1,4 so. In der Praxis zeigt sich das Sigma aber dennoch voll offenblendtauglich auch im Randbereich. Autofokussorgen sind uns generell nicht unter gekommen, wenngleich wir einen ganz leichten Backfokus an einem Testchart registrierten, der sich aber via AF-Feinjustierung bzw. Sigma USB-Dock korrigieren lässt.
Von uns gemessene Fokuszeiten von 0,48s von Unendlich auf 1m Distanz sind ein guter Wert für ein lichtstarkes Portraitobjektiv. Dabei besteht jederzeit Eingriff in die Fokussierung dank Ultraschall-Antrieb.
Dazu gibt sich das Sigma praktisch verzeichnungsfrei und sehr arm an Farbsäumen. Letztere können zwar bei sehr harten Kontrasten auch im Zentrum auftreten (longituale Aberrationen) aber diesbezüglich ist das Sigma einem Canon 85mm/1,2L II USM deutlich überlegen.
Designtechnisch, von der Haptik und generellen Ausführung begeistert uns das Sigma Art. Besser geht es nicht. Der Scharfstellring läuft spielfrei, spricht frühzeitig an und bietet eine angenehm breite Griff-Fläche. Der Tubus ist größtenteils aus Metall gefertigt. Dazu wird ein Wetterschutz, Streulichtblende und Köcher geboten.
Allerdings wird man am Sigma mit einem nicht unerheblichen Gewicht von rund 1,15KG konfrontiert, dazu ist es ziemlich lang und voluminös gebaut! Portraitprofis kalkulieren das ein, Freitzeitfotografen werden damit allein aus Transportgründen jedoch schnell überfordert sein. Letzteren empfiehlt sich eher z.B. ein Canon 85mm/1,8, das eine ebenfalls sehr gute Abbildungsleistung bringt, aber deutlich günstiger und viel schlanker daherkommt.
Auch wenn wir noch einen minimalen Kick mehr an Auflösung im Randbereich an einer 5Ds gesehen hätten, alles andere als die Höchstnote mit 5 Sternen wäre dem Sigma 85mm/1,4 Art nicht angemessen. Dass man mit Volumen und Gewicht zu tun hat, sollte trotzdem berücksichtigt werden!
Bleibt die Frage nach der Adapter-Kompatibilität:
- Traumflieger EF>Sony E-Mount-Adapter: AF-S und AF-C wird an einer Sony A7 II bzw. A7R II bei aktivem Phasenverfahren unterstützt, AF noch recht flott mit 0,9s von Unendlich auf 1m (Oneshot). Auch unter Kunstlicht greift der AF bei unserem Test zuverlässig.
- Metabones-Adapter für Sony E-Mount: AF etwa vergleichbar zum oben besprochenen Traumflieger-Adapter (Fokuszeit von Unendlich>1m 1,1sek., AF-C spricht gut an, Test an einer Sony A7 II mit aktiviertem Phasenverfahren).
- automatischer EF>Micro 4/3-Adapter, neue Version ab Nov. 2016: AF funktioniert sehr schnell mit 0,5s von unendlich auf 1m. Kontinuierlicher AF wird nicht unterstützt. Test an einer Olympus OMD EM1 und Panasonic Lumix G81.
- Betrieb an einer EOS M (Mark I) via Canon Mount Adapter EOS-M: AF funktioniert recht zuverlässig, braucht aber 1,5 - 2s, bis er greift.
- Telekonverter-Test mit einem Canon Extender 1,4x III: Ansatz nicht möglich wegen am Telekonverter abstehenden Frontelements.
- herausragende Fertigungsqualität
- Tubus größtenteils in Metall verschalt
- spielfrei ansprechender, angenehm breiter Fokusring mit Vollzeiteingriff in die Fokussierung
- noch gute Nahbereichsfähigkeiten mit 85cm Mindestdistanz
- sehr gute Auflösung in der 20 Megapixel-Kameraklasse schon bei Offenblende, auch an einer 5Ds offenblendtauglich
- geringe Anfälligkeit für Farbsäume, praktisch verzeichnungs- und vignettierungsfrei
- Dichtungsring am Bajonett
- sehr guter Lieferumfang mit Streulichtblende, Schutzdeckeln, Köcher
- gute Adapter-Kompatibilität
- Filteranschluss mit 86mm fordert nach teuren Filtern
- Nicht zu unterschätzendes Gewicht und Volumen
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Technische Daten
UVP |
1.249 EUR (kaufen hier bei Amazon) |
Markteinführung |
Dez. 2016 |
Gewicht |
1.141gr solo plus Streulichtblende (54gr), plus Schutzdeckel (35gr)
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Bajonett |
Canon EF (vollformat-komptibel, auch an APS-C ansetzbar), Nikon, Sigma |
Brennweite |
85mm |
Naheinstellgrenze |
85cm |
Abbildungsmaßstab |
0,12x |
optische Elemente |
14 Linsen in 12 Gruppen |
Filteranschluss |
86mm |
Anzahl Lamellen |
9 |
Blendenumfang |
f1,4 - f16 |
Bildstabilisierung |
./. |
AF-Motor |
Ultraschall |
Maße |
94,7 x 126,2 (Durchmesser x Länge) |
Lieferumfang |
Frontdeckel, Rückdeckel, Streulichtblende, Objektivköcher |
Besonderheiten |
./. |
weiterführende Links