Walimex bietet
mit dem neuen 24mm/1,4-Weitwinkel eine interessante Alternative zum erheblich teureren
Canon 24mm/1,4L USM, die beide mit extremer Lichtstärke
daherkommen. Die Walimex Objektive werden von der Firma
Samyang aus Südkorea hergestellt und für Walimex umgelabelt. Der Testbericht
gilt daher auch für das Samyang-Pendant (Samyang 24mm/1,4 ED AS IF
UMC).
Nach dem überraschend guten Testergebnis des
Walimex Pro 35mm f/1,4 AS UMC, waren wir besonders auf die
Ergebnisse der 24mm-Brennweite gespannt.
Auflösung
Auf den ersten Blick sind bei Offenblende deutliche Unschärfen im
Bildzentrum zu erkennen, die bei solch lichtstarken Linsen nicht
untypisch sind. Ein Querblick zum Canon-Pendant zeigt vergleichbare
Unschärfen bei f1,4. Die Auflösungsermittlung mit unserer
Profitester-Software weist jedoch für das Walimex ein etwas
schwächeres Ergebnis aus, zeigt aber Vorteile im erweiterten Zentrum
für das Drittanbieter-Objektiv. An beiden Linsen muss man also mit
gewissen Unschärfen leben. Dass hier das Walimex nicht wesentlich
abfällt und auf vergleichbarem Niveau zum Canon-Original liegt,
dürfte angesichts des Verkaufspreises überraschen.
Wer eine Topqualität im gesamten Bereich des Vollformatsensors
realisieren will, sollte schon auf f2,8 und darüber abblenden.
Chromatische Abberation und Vignettierung
Farbsäume treten am Walimex mit 5 Pixeln in der Breite erkennbar
deutlich auf, liegen aber ziemlich exakt auf demselben Niveau der
anderen - von uns getesteten - lichtstarken Weitwinkel-Objektive.
Ähnlich verhält es sich mit den Randabdunkelungen, die am Walimex
aufgrund der hohen Lichtstärke und im Weitwinkelbereich unparallelen
Lichteinfalls auftreten. 2,4 Blendenstufen sind bei Offenblende
hinzunehmen, die dann ab f4,0 auf eine halbe Stufe reduziert und
darüber praktisch nicht mehr auffällig werden. Überraschend dürfte
hier der Vorteil von fast einer Blendenstufe gegenüber dem
Canon-Original sein (3,2 EV Vignettierung bei Offenblende).
Insgesamt liegen die Werte zu Farbsäumen und Randabschattungen auf
noch akzeptablem Niveau.
Linsenflecken
Seinerzeit waren wir etwas ernüchtert von der Anfälligkeit für
Linsenflecken am dagegen expliziet als optimiert ausgewiesenen
Canon 24mm/1,4 II, bei dem uns das Subwavelenght-Coating nicht
gerade überzeugte. Zumindest bei kritischen Nachtaufnahmen. Das
Walimex haben wir ebenfalls an nächtlichen Lichtquellen getestet und
dabei auch Lensflares ausmachen können. Im Direktvergleich zum Canon
24mm/1,4 (II) ist es allerdings eine Spur anfälliger dafür; dies
natürlich vor allem bei seitlichen Lichtquellen. Unterm Strich tun
sich beide Objektive jedoch wenig. Bei Tageslicht wird man kaum mit
Lensflares konfrontiert, Nachts sollte man - wenn möglich - durch
Bildnachkontrolle und ggf. geänderterm Einfallswinkel die Aufnahmen
optimieren.
Links im Bildbeispiel bei F8,0 sind praktisch
keine Lensflares auszumachen. Rechts mit geänderter Position der
Lampe (f1,4) zeigen sich dann jedoch recht deutliche, grüne Linsenflecken
im linken Bildbereich.
Konstruktion
Die Konstruktion ist praktisch baugleich zum Walimex 35mm/1,4. Daher
gilt auch für das hier besprochene 24mm/1,4 eine überraschend hohe Fertigungsqualität. Zwar
ist der Tubus in Kunststoff ausgeführt; immerhin bietet es ein
metallenen Bajonettanschluss und einen Metall-Dekoring. Die
Einstellringe für Fokus und Blende laufen angenehm satt und rund in der Fassung. Qualitativ kann es
von der Konstruktion durchaus mit L-Objektiven wie etwa dem Canon
24-105mm mithalten, das auch aus einem Materialmix gefertigt ist.
Die beiliegende Streulichtblende rastet sauber ein und auch das
massive Metallbajonett lässt sich sauber in den Kamerabody
einklinken.
Der Blendenring bietet ab Blende f2 halbe Blendenstufen und deckt
insgesamt einen Bereich von f1,4 bis f22 ab. Bei wenig
Umgebungslicht und höherer Blendenzahl empfiehlt es sich, ggf.
zunächst vor der Aufnahme die Blende zu öffnen, um ausreichend
Helligkeit im Sucher bzw. Kameralivebild nutzen zu können.
Der Scharfstellring bietet einen sehr grossen Einstellweg von etwa
einer halben Umdrehung. Damit kann die Schärfe sehr exakt gelegt
werden. Insbesondere Videofilmer werden den langen Scharfstellweg zu
schätzen wissen, der bei Fotoobjektiven ansonsten eher unüblich ist.
Die Schärfentiefe kann anhand einer Skala gut abgelesen werden.
Fazit
Das Walimex kann durchaus überzeugen und bringt eine - gemessen an
der Lichtstärke - überzeugende Abbildungsleistung sowohl von der
Auflösung als auch den übrigen Kriterien. Bereits bei Offenblende
sind wertige Ergebnisse möglich. Haptisch macht die Linse nicht
minder Freude und liegt satt in der Hand, bietet vor allem für
Videofilmer schön weite Fokus-Einstellwege und weist entsprechend
weitläufige Einstellskalen aus.
Mann muss sich aber darüber im klaren sein, dass kein
Autofokusbetrieb geboten wird und sich der Anwender auch um die
gewünschte Blendeneinstellung händisch via Ring am Objektiv kümmern
muss. Exif-Daten in den Bildern weisen zudem die Blende "0" bzw.
keinen oder - je nach Software - ggf. einen unrealistischen
Brennweitenwert aus.
Unterm Strich sind wir fast genauso begeistert wie vom
Walimex
35mm/1,4. Wäre da nicht der etwas angezogene Preis des 24mm/1,4, der
um 670 Euro doch schon spürbarer wird. Wer allerdings auf
Autofokus- bzw Blendenkomfort verzichten kann, spart noch immer
gegenüber dem Canon-Original rund die Hälfte bei ansonsten sehr
ähnlichen optischen Leistungen!
Wie üblich bieten wir besonders hochwertige Produkte auch im
Traumflieger-Shop an. Sie finden das Walimex 24mm/1,4 als Hightlight
hier !
Stefan_tf: @Roger: ja stimmt! Die Werte sind ja transparent, den Schnitt kann man daher egalisieren und sich die Blenden jeweils raussuchen. (28.11.2013, 15:35 Uhr)
Roger: Hallo Traumflieferteam,
Ich habe mal eine Frage zu eurer Bewertung.
Das oben getestet Walimex 24mm kommt ja nun auf 1782 Linien. Das ebenfalls getestete Canon 24mm f2.8 auf 1930. So könnte man meinen dass das Canon optisch ein gutes Stück besser sei.
Nun aber mein Einwand: Beim Walimex fließen aber noch die Blenden 1,4 und 2,0 mit ein, welche das Canon Objektiv gar nicht hat (streng genommen 0 Linien :-) )
Wenn man beim Walimex ebenfalls nur die Blenden 2,8 bis 16 nimmt kommt es auf 2003 Linien. (28.11.2013, 14:30 Uhr)
Nicht jedes für Canon ausgewiesene
EF-Objektiv ist mit allen Canon DSLR kompatibel:
Canons EF-S-Objektive (das "S" steht für Short-Back) sind mit allen
Canon EOS-Kameras kompatibel allerdings mit Ausnahme der EOS 5D
(Mark I und II) und der 1D-Modelle. An letztgenannten Modellen können
diese EF-S-Objektive nicht angesetzt werden !
Sigmas Objektive für Canon EOS, die in der
Bezeichnung ein DC ausweisen lassen sich zwar an allen Canon
EOS-Kameras ansetzen, sie erzeugen jedoch idR Weitwinkel-Vignettierungen
an der EOS 5D und 1D-Modellen !
Tamron-Objektive für Canon EOS mit der
Bezeichnung Di II sind an allen Canon EOS-Kameras verwendbar,
erzeugen jedoch idR Weitwinkel-Vignettierungen an der 5D und 1D-Modellen.
Tokina-Objektive für Canon EOS mit der
Bezeichnung DX sind ebenfalls nicht mit EOS 5D und 1D-Modellen
kompatibel (idR Weitwinkel-Vignettierungen).