Info zur Punkte-Vergabe

Die Aussstattung eines Objektivs bestimmt den Komfort und teilweise die Einsatzmöglichkeiten. Ein wertiger Metalltubus und angenehm rund laufender Fokussierring bei hoher Lichtstärke erhält in unserer Ausstattungswertung viele Punkte. Ist ein solches Objektiv jedoch gleichzeitig schwer und verfügt über eine relativ hohe Mindestdistanz, so werden wieder Punkte abgezogen. Wir werten also nicht nur die technischen und haptischen Ausstattungsfeatures sondern gleichzeitig den praktischen Nutzen.

Bitte beachten Sie, dass die Ausstattungs-Punktevergabe nichts über die Abbildungsleistung aussagt. Ein Zoomobjektiv erhält z.B. aufgrund seiner Zoomfähigkeit und der damit verbundenen Flexibilitätssteigerung Punkte, während das Festobjektiv hier leer ausgeht, wenngleich letzteres oft höhere Abbildungsqualitäten zeigen wird.

Nicht bewertet werden ausserdem Zugaben des Herstellers wie z.B. eine ggf. im Kaufpreis enthaltene Streulichtblende, Stativschelle, Schutztasche o.ä.

Das Austattungs-Preis-Verhältnis gibt das Verhältnis des Kaufpreises (ermittelt anhand der Preissuchmaschine.de, kann aufgrund Marktschwankungen zu tatsächlichen Abweichungen kommen) zu den Ausstattungspunkten an. Wir verwenden eine komplexe Formel, die dem überproportionalen Aufwand höherwertiger Ausstattung Rechnung trägt. IdR erreicht ein Objektiv maximal 100 Punkte.

Hinweise

Die getroffene Ausstattungs- und Preiswertung impliziert die Sichtweise eines ambitionierten Users, der den Schwerpunkt auf Mobilität, vielseitige Einsatzmöglichkeiten und hochwertige aber nicht extrem teure Objektive legt. Ihre individuellen Wertungen können hiervon natürlich abweichen und sollten ggf. gegengeprüft werden.

Nicht alle Features eines Objektivs lassen sich aufgrund der verfügbaren Informationen mit 100%-Sicherheit zuordnen. Wir haben die Ausstattungsmerkmale im Rahmen eines vertretbaren Aufwand sorgfältig recherchiert, in mehrdeutigen Fällen (z.B. Verarbeitungsqualität, Parfokalität etc.) jedoch nach fachmännischem Augenschein geurteilt bzw. haben Sekundärquellen herangezogen. Falls Ihnen genauere Kenntnisse zur Verfügung stehen oder sich in unsere Angaben anderweitig Ungenauigkeiten eingeschlichen haben sollten, wären wir für eine kurze Korrekturmitteilung dankbar (foto@traumflieger.de).

Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass alle Angaben ohne Gewähr erfolgen und im Zweifel durch Anfrage beim Hersteller/Händler rückversichert werden sollten. Die gezeigten Abbildungen der Produkte können ggf. vom tatsächlichen Produkt abweichen.

Ausstattungsmerkmale

Die einzelnen Merkmale und Punkte werden in nachfolgender Tabelle beschrieben, wobei ein Objektiv idR 100 Punkte nicht übersteigt.

Ausstattungs-Merkmale

Bezeichnung Beschreibung Punktevergabe
Ultraschall-Motor
(Kurzform USM oder HSM)
leiser und schneller Antrieb, bei dem ein Rotor hochfrequente Schwingungen im Ultraschallbereich von einem keramischen Piezo-Element abgreift und die Linsengruppen zur Scharfstellung verschiebt. Ring-USM (oder auch bei Sigmas HSM) ermöglichen zudem den permanenten Eingriff in die Fokussierung, während bei Mikromotoren erst noch der AF-MF-Schalter in die MF-Stellung gebracht werden muss.
Der USM-Antrieb wurde erstmals im Canon EF 300mm/2,8 im Jahre 1987 vorgestellt.
5 Punkte
Mikromotor wird meist in Objektiven der unteren Preisklasse eingebaut. Gegenüber dem USM ist er lauter und etwas langsamer 0 Punkte
Bildstabilisator
(Kurzform IS oder OS)
er stabilisiert mit Hilfe einer beweglichen Linsengruppe Verwackler um bis zu vier Blendenstufen. Damit kann häufig auf einen Stativeinsatz verzichtet werden. Der Verschiebungsgrad der Linsengruppe wird mit Hilfe von Giroskopen ermittelt. Erstmals wurde der Bildstabilisator im Canon 70-300/4,5-5,6 IS USM im Jahre 1995 vorgestellt.

Wir differenzieren bei den Bildstabilisatoren nicht nach speziellen Features, wie z.B. unterschiedliche Stabilisationsgrade (Blendenstufen-Kompensation) bzw. Zusatzfunktionen (z.B. Bewegungsdetektion um Stativeinsatz zu erkennen bzw. Schwenkmodus).

20 Punkte
Innenfokussierung
(Kurzform IF)
bei der Innenfokussierung wird nicht die gesamte Optik sondern nur einzelne Linsengruppen innerhalb des Objektivtubus verschoben (eine Variante hiervon ist z.B. die Hinterlinsen-Fokussierung). Damit bleibt die Baulänge konstant und die Frontlinse dreht nicht mit. Ersteres ist besonders für grosse Brennweiten praktisch, da nur geringfügige Gewichtsverlagerungen eintreten und sich an Makroobjektiven die nutzbare Mindestdistanz nicht ändert.

Eine fixierte Frontlinse hilft beim Einsatz von Pool- oder Verlaufsfiltern, da sie ihre Einstellung trotz Änderung der Fokussierung beibehalten können sowie beim Einsatz von Tulpen-Gegenlichtblenden (die bei Weitwinkelobjektiven gegen Vignettierungen eingesetzt werden). Von der Innenfokussierung ist der Innenzoom zu unterscheiden (siehe unten). 

3 Punkte
Bildkreis für Vollformat bzw. APS-C-Format Objektive, die sich am Vollformat (Sensorgrösse entsprechend dem Kleinbildformat von 24 x 36mm, z.B. EOS 5D, 1Ds) nutzen lassen, sind universell auch an den DSLR im APS-C-Format wie der EOS 350D, 400D, 20D, 30D etc. einsetzbar.

Seit einiger Zeit sind allerdings eine ganze Anzahl an Objektiven auf dem Markt, die sich nur am APS-C-Format verwenden lassen (Canon Ef-S) oder zumindest an Vollformat-Kameras zu Abschattungen im Randbereich führen (Sigmas DC-Objektive und Tamrons DI II, bzw. einige von Tokinas AT-X). Solche Objektive müssten bei Formatwechsel verkauft werden bzw. lassen sich nur mit Einschränkungen nutzen. Wir differenzieren nicht zwischen EF-S und Objektiven die lediglich zu Vignettierungen am Voll- bzw. APS-H-Format (= Crop 1,3x) führen.
10 Punkte
für Bildkreis im Vollformat
Innenzoom Zoomobjektiven mit Innenzoom ändern ihre Baulänge bei geänderter Brennweite nicht. Damit treten nur geringfügige Gewichtsverlagerungen auf und zwischen Tubus und Linsengruppen besteht weniger Potential, dass Staub oder Spritzwasser eindringt. 2 Punkte
integrierte Streulichtblende eine im Objektivtubus eingelassene Streulichtblende, die sich bei Bedarf gegen Streulicht oder zum Schutz (z.B. bei Nieselregen) ausziehen lässt. Sie ist praktisch, da die Montage bzw. das Umstecken einer separaten Blende entfällt. 2 Punkte
gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet In das Objektiv eindringender Staub bzw. Spritzwasser führt zu Verunreinigung bzw. kann die Elektronik angreifen. Objektive der L-Serie sind alle gegen Staub- und Spritzwasser abgedichtet, wohingegen einige Modelle (z.B. das Canon 16-35 bzw 17-40mm) nicht über den Innenzoom verfügen und daher zum Schutz ein Filter erforderlich wird. Neuere Modelle der L-Serie werden zusätzlich mit einem Dichtungsring am Bajonett ausgestattet. 3 Punkte
Schiebezoom bzw. Drehzoom Zoomobjektive mit Schiebezoom ändern ihre Brennweite nicht über einen Einstellring sondern werden ausgezogen bzw. zusammensteckt. Das Handling kann etwas erschwert sein, da die Friktion manchesmal kontrolliert werden muss (z.B. bei Überkopfaufnahmen) bzw. ist gewöhnungsbedürftig. 2 Punkte für Drehzoom
Fertigungsqualität wir werten die Fertigungsqualität des Objektivs (Material, Leichtgängigkeit des Einstellrings bzw bei Zoomobjektiven die Verstellung der Brennweite, Haptik etc.). L-Objektive erhalten idR den Status "sehr hoch", wenngleich auch hier teils Unterschiede zu sehen sind (z.B. ist das Canon 300mm/2,8 L IS USM wertiger als z.B. das Canon 17-40 L USM gearbeitet).
Die Wertigkeit spiegelt sich manchmal rein subjektiv auch im Gewicht des Objektivs wieder (z.B. wirkt das Canon 17-55mm/2,8 allein des Gewichtes wegen wertiger als das Canon 17-85, obwohl die Bauweise sehr ähnlich ist) und wir berücksichtigen diesen subjektiven Faktor.
25 Punkte (sehr hoch)
12 Punkte (hoch)
0 Punkte (mittel)
-12 Punkte (gering)
Gewicht die Einsatzmöglichkeiten von schweren Objektiven sind gegenüber Leichtbauten deutlich eingeschränkt, da sie höhere Anforderungen an den Transport stellen, idR mehr Platz beanspruchen und teils den Stativeinsatz voraussetzen.

>2.500 gr. = sehr hohes Gewicht
1.000 - 2.499 gr = hohes Gewicht
500 - 999 gr = mittleres Gewicht
0 - 499 gr = geringes Gewicht
7 Punkte (gering)
5 Punkte (mittel)
3 Punkte (hoch)
0 Punkte (sehr hoch)
parfokal Wird an einem parfokalen Zoomobjektiv scharfgestellt und anschliessend die Brennweite verändert, dann bleibt die Scharfstellung unverändert. Diese Eigenschaft wird über von der Rücklinse entkoppelte Baugruppen erreicht und sie lässt sich als Sucherlupe praktisch nutzen (Scharfstellung mit Endbrennweite, Auslösen mit geringerer Brennweite)

Details zu Konstruktionen von Linsengruppen finden sie hier
3 Punkte
AF-Stopptaste die grossen Teleobjektive der L-Klasse sind mit einer AF-Stopptaste in Nähe der Frontlinse am Tubus ausgestattet. Mit ihr lässt sich partiell der Autofokusbetrieb unterbrechen bzw. sie kann an einigen Canon DSLR über Individualfunktionen unterschiedlich belegt werden. 2 Punkte
Lichtstärke die Lichtstärke ist von der Blendenzahl abhängig. Je niedriger die Blendenzahl (Grössenverhältnis der Blendenöffnung zur Brennweite), umso mehr Licht wird eingefangen. Kleine Blendenzahlen lassen kürzere Belichtungszeiten und eine gezielte Schärfentiefe zu (z.B. im Protraitbereich wird der Hintergrund weichgezeichnet).

Je näher die Brennweite an der sog. Normalbrennweite von 50mm liegt, umso leichter lässt sich eine kleine Blendenzahl realisieren. Je weiter man sich von der Normalbrennweite entfernt, umso höher ist der Konstruktionsaufwand. Wir stufen daher differenziert nach Brennweite die Lichtstärke ein und unterteilen nach Weitwinkel, Normalbrennweite, leichtes Tele, grosses Tele etc. (insgesamt 7 Stufen) und berücksichtigen jeweils die relative Blendenzahl (ein 50mm/1,0 bzw. 1,2 gilt als sehr lichtstark, während ein 300mm bereits bei 2.8 als sehr lichtstark eingestuft wird).

Lichtstärke lässt sich nur bedingt durch einen Bildstabilisator ersetzen, da letzterer zwar Verwacklungsunschärfen auffängt, jedoch bei schnell bewegten Motive bzw für einen weichgezeichneten Hintergrund keine Wirkung hat.

24 Pkte (sehr lichtstark)

12 Pkte (lichtstark)

6 Pkte (normale Lichtstärke)

0 Pkte (lichtschwach)

 
eingrenzbarer AF-Bereich der Fokussierweg lässt sich an einigen Objektiven über einen separaten Schalter im Autokusbetrieb eingrenzen. Nützlich ist diese Möglichkeit z.B. für Bewegtmotive, die nicht exakt vom Autofokus erfasst aber dennoch in einer gewissen Distanz erwartet werden. Trifft der Autofokus z.B. einen Vogel im Fluge vor freiem Himmel nicht, durchfährt er den gesamten Scharfstellweg, was mehr Zeit kostet, als wenn dieser Weg im voraus per Umschalter eingegrenzt wird. 1 Punkt
Nahdistanz eine geringe Nahdistanz erweitert den Einsatzbereich eines Objektivs erheblich und kann ggf. ein zweites Objektiv ersetzen. Das Canon 300mm/2,8 mit einer Nahdistanz von 2,50m (Sensorebene zum Motiv) lässt sich praktisch nicht im Nahbereich einsetzen. Bei wenig Platz vor dem Motiv ist es daher nicht mehr einsetzbar. Ein Objektiv wie das Canon 28-300mm L IS USM verfügt dagegen bei 300mm über eine Nahdistanz von 70cm. Es lässt sich daher deutlich flexibler einsetzen und deckt damit auch den Nahbereich ab. Wir setzen mit der Punktewertung die Nahdistanz in Relation zur Brennweite. Bei Zoomobjektiven wird die Endbrennweite für die Wertung der Nahdistanz herangezogen. 6 Punkte (sehr gering)

4 Punkte (gering)

2 Punkte (mittlere Nahdistanz)

0 Punkte (hohe Nahdistanz)
 

Abbildungsmasstab Ein grosser Abbildungsmasstab verdeutlich die Makrofähigkeit eines Objektivs. Klassische Makroobjektive verfügen über einen Masstab von 1:1. Damit wird der Sensor in der realen Motivgrösse ausbelichtet (z.B. ein Käfer mit 2 cm Breite wird auch auf dem Sensor in 2cm Breite ausbelichtet). Die Grenze für "echte Makrofähigkeit" kann etwa bei 1:2 (0,5) angesetzt werden, darunterliegende Abbildungsmasstäbe  (z.B. 1:5 = 0,2) sind zwar dennoch teils für den Nahbereich geeignet, schränken den Fotografen jedoch in seinen Möglichkeiten ein.

Wir werten dabei :
1:1 und höher (>=1) mit "sehr gross"
1:4 bis 1:0,99 (0,25 bis 0,99) mit "gross"
1:8 bis 1:4,01 (0,125 bis 0,249) mit "mittel"
kleiner 1:8 (kleiner 0,125) mit "klein"
10 Punkte (sehr gross)

5 Punkte (gross)

3 Punkte (mittel)

0 Punkte (klein)

 

Vollzeiteingriff in die Fokussierung Der Vollzeiteingriff in die Fokussierung ermöglicht manuelle Korrekturen via Einstellring am Objektiv trotz Autofokusbetrieb. Canon bietet dieses Feature bei seinen Ring-USM-Objektiven (mit goldenem Band markiert bzw. bei L-Objektiven Standard) und Sigma stattet alle mit "HSM" bezeichnete Objektive damit aus. 3 Punkte
Zoombereich (oder Festbrennweite) die Einsatzmöglichkeit eines Zoomobjektivs ist einer Fest-brennweite überlegen. Hier gilt für die Brennweitenbereiche folgende Einteilung:

>= 150mm "gross"
von 40 bis 149mm "mittel"
von 1 bis 39mm "klein"
12 Punkte (gross)

7 Punkte (mittel)

5 Punkte (klein)

0 Punkte (Fest-BW)
 

Tilt-Shift-Funktion die Tilt-Shift-Funktion einiger Objektive verhindert stürzende Linien (z.B. im Architekturbereich = Shift-Funktion) bzw. erweitert oder reduziert den Schärfentiefenbereich (=Tilt-Funktion, auch für selektive Schärfe einsetzbar). 20 Punkte
weitere Sonderfunktionen Einige Objektive verfügen über Sonderfunktionen wie z.B. Softfokus, über den Einstellring wechselbarer AF-MF-Betrieb (z.B. bei einigen Tamronobjektiven), speicherbarer Fokussierpunkt oder extreme Vergrösserungen (Lupenobjektiv). Wir haben solche Extras nicht explizit bewertet. ohne Ansatz