Mit Canons neuem
70-300mm hat sich der Hersteller für diesen attraktiven
Brennweitenbereich etwas besonderes einfallen lassen und ihn um das
L-Objektiv ergänzt. Wer den hohen Preis von 1.400€ nicht scheut, dem
wird das zur Zeit auflösungsstärkste 70-300mm'er Zoomobjektiv
von Canon geboten.
Auflösung
Die Auflösungsleistung liegt auf einem
für L-Objektive ("L" steht für luxery = luxeriös) angemessenem Niveau und
leistet mit durchschnittlich 2.019
Linien deutlich mehr als die Alternativobjektive ohne L-Status wie etwa
das Canon 70-300mm 4 - 5,6 USM (1.700 Linien) oder gar die
DO-Version (1.624 Linien). Klar dass es nicht an die
nochmals erheblich teueren Superteleobjektive herankommt; der Anwender kann aber auch bei
Offenblende mit einer einwandfreien, hochaufgelösten Alltagsqualität
rechnen. Dies auch, obwohl unser Objektiv nicht ganz telezentrisch
arbeitet und etwa bei der Startbrennweite im erweiterten Bereich -
statt direkt im Zentrum - die
höchste Auflösung erreicht. Im äußersten Randbereich des
Vollformatsensors lässt die Schärfe bei 300mm erwartungsgemäß etwas nach,
ohne jedoch besonders deutlich einzubrechen.
sonstige Leistung
Auffällig ist
allerdings die chromatische Aberration mit relativ breiten 5 Pixel. Leichte tonnenförmige Verzeichnungen
bei 70mm gehen über in kissenförmige Verzeichnungen ab 135mm und
sind ebenfalls sichtbar. Bei Offenblende vignettiert das 70-300'er in der
Anfangsbrennweite um eine EV, bei
135mm mildert sich die Randabdunkelung dann auf unbedeutende 0,2 EV
ab und erhöht sich in der
Endbrennweite wieder auf knapp über eine EV. Die
Autofokusleistung liegt mit durchschnittlich 98% auf
sehr hohem
Niveau (97% Phasen-AF, 99% Kontrast-AF).
Konstruktion
Der Hersteller hat das neue EF
70-300mm ganz im Sinne eines L-Objektivs konstruiert. Massiv gebaut,
kein Plastik und nichts klappriges am Objektiv. Umfassender Staub- und Spritzwasserschutz
durch Dichtungsringe inklusive. Der Nutzer muss allerdings mit etwas
über einem Kilo mit einem deutlich spürbaren Gewicht hantieren.
Ganze acht
Blendenlamellen sorgen für ein weiches Bokeh im Unschärfebereich.
Nur eingefahren auf 70mm kann eine Sperre (Lock) aktiviert werden,
so dass der Tubus nicht hinausfahren kann. Unser Exemplar ließ sich
erfreulicherweise auch in ausserhorizontaler Positionen gegen den
Himmel oder in den Bodenbereich abneigen, ohne dass der
nichtdrehende Tubus selbständig ausfuhr. Das Objektiv hat
den neuesten vierstufigen Bildstabilisator, der auch im
EF 70-200mm f2,8L IS II USM Verwendung findet. Bis dato einer
der leisesten, die bisher in Canon Objektiven verbaut wurden.
Da das Objektiv in Abhängigkeit mit
der Brennweite eine variable Offenblende hat, zeigen wir Ihnen hier
die jeweiligen Brennweiten/Blenden-Bereiche:
Brennweite
Blende
von 70mm bis 103mm
f4
von 104mm bis 153mm
f4,5
von 154mm bis 228mm
f5
von 229mm bis 300mm
f5,6
Größtmögliche Blendenzahl bei 70mm: f35,
bei 300mm: f45
Fazit
Das Canon 70-300
f4-5,6L IS USM
ist eines der leistungsstärksten Zoom-Objektive in
unserem Test. Von der Ausstattung her kommt es als eines der
wenigen Objektive auf 100%. L-typisch wird eine
Streulichtblende und ein sehr
hochwertiger sowie praktischer Lederbeutel mitgeliefert. Optional erhältlich
ist die Stativschelle "C". Trotz der leichten Schwächen durch chromatische
Aberrationen und Verzeichnungen erhält das Objektiv fünf Sterne, allein der
gehobene Preis dämpft den Kaufdrang etwas. Allerdings sind
Alternativen wie etwa das Canon 70-200/4,0L IS USM mit 1,4x
Konverter interessant (siehe unten)!
Eine interessante Alternative kann ein
70-200mm in Verbindung mit einem 1,4x Telekonverter sein. Wir haben
im Rahmen unseres
Telekonverter-Report z.B. das
EF 70-200mm f4L IS USM mit dem Telekonverter Kenko 1,4x MC4 DGX
mit vergleichbarer Auflösung getestet. Preislich liegt die Kombi in
ähnlicher Region und auch der Brennweitenbereich ist mit 98 - 280mm
ähnlich der L-Linie. Interessant sind natürlich auch die weiteren
Leistungen etwa bei der Autofokusgeschwindigkeit. Hier benötigt die
Kombination mit Telekonverter eine durchschnittliche
Scharfstellgeschwindigkeit von Unendlich in den Nahbereich bei
mittleren Lichtverhältnissen 1,1 Sekunden während das Canon 70-300mm L-Objektiv mit 0,9 Sekunden etwas schneller fokussiert. Auch im
Nahbereich zeigt die L-Linse leichte Vorteile durch etwas
besser kontrastierte Details, hat jedoch einen kleineren Abbildungsmasstab
als die Telekonverter-Kombination. Dies zeigt sich auch auf grössere
Distanz z.B. von 3 Metern, wo das 70-300L'er nur 88% (264mm) gegenüber von
92% (277mm) der Telekonverter-Kombi bringt.
Unterm Strich kann das 70-200 4,0'er
mit Telekonverter insgesamt durchaus noch mit dem 70-300mmL-Objektiv mithalten.
Canon 300mm 4,0L IS USM
Das Canon
300mm 4,0L IS USM ist zwar
kein Zoomobjektiv und bietet daher nicht die Flexibilität, dafür
aber eine besonders hohe Leistung bei 300mm. Im Schnitt mit 2.119
Linien gegenüber von 1.850 Linien beim 70-300L-Objektiv (bei 300mm)
schon deutlich mehr. Auch die übrigen Leistungswerte sind
überzeugender gegenüber dem Zoom: im Nahbereich auf Mindestdistanz
zeigt es eine deutlich bessere Abbildungsleistung und auf 3m-Distanz
bleibt die Festbrennweite auf einem konstanten Grössenlevel, der bei
Zoomobjektiven nicht gehalten wird (Brennweite wird vom Hersteller
auf unendlich eingemessen, was bei Zoomobjektiven besonders im
Nahbereich zu Diskrepanzen führt).
Leistung auf Mindestdistanz
(100%-Ausschnitte)
Abbildungsgrösse bei 3 Metern
Distanz
(nur Grössenvergleich)
Canon 70-300mmL
bei 300mm
Canon 70-200mm/4,0L IS USM + 1,4x Kenko-Telekonverter
Stefan_tf: @Mattias: Angaben zur Blende werden in der Anmerkung unterm Auflösungschart erklärt.
VG Stefan (07.04.2018, 22:19 Uhr)
Matthias Muttersbach: Hallo zusammen,
eure angegebenen Daten passen nicht zu den Grafiken bei diesem Objektiv. Das ist verwirrend, zumal hier ein Wert für F=300 mm bei F/4 angegeben wird. Dabei hat das Objektiv bei 300 mm F/5,6. Also sind die Werte bei F/4 physikalisch nicht möglich.
Ich will hier aber gar nicht länger rummeckern. Ich brauche ein Objektiv für die Pampa, Fotografiert werden hauptsächlich Vögel und anderes Getier im Spot-Modus, also ist das Zentrum wichtig für mich. Ich will aber auch die Option für größere Bild-Bereiche nicht missen. Ist das Objektiv für diese Zwecke OK? Und wie hoch ist die Auflösung nun wirklich bei Offenblende und 300 mm?
Ich arbeite zZ mit einem 70-200 F/4 L IS USM mit EOS 700D, das ich fantastisch finde. Aber die Brennweite ist etwas zu kurz, es könnte mehr sein.
Ihr macht einen wirklich guten Job hier, aber was ich da oben über das 70-300mm lese verwirrt mich eher, als dass es mir hilft.
Liebe Grüße
Matthias (07.04.2018, 20:30 Uhr)
Reza Grimm: Hallo, ich habe seit kurzem das Objektiv an meiner Sony 7II mit Sigma MC 11 und bin damit sehr zufrieden. Das AF funktioniert sehr gut, nur bei sehr schwahen Lichtverhältnissen mit wenig Kontrast ist es langsamer als Originalobjektive.Die MF-Unterstützung(lupenfunktion)funktioniert allerdings nicht. Hat jemand eine Idee, wie das Problem zu lösen ist. Viele Grüße (05.10.2016, 21:52 Uhr)
Martin: Hallo, habe mir das Objektiv heute gekauft. Bin etwas verwundert über das doch sehr laute "Quietschen" beim fokussieren. Sind solche Geräusche normal oder liegt hier ein defekt vor? (28.02.2015, 16:16 Uhr)
Navyo Eller: Sehr guter Test, den auch ich an meiner 7D nur bestätigen kann. Generell Kompliment an Traumflieger für die meist sehr guten Tests und Bewertungen. (26.12.2014, 17:15 Uhr)
Robs: Hi erst ma, alos ich habe das Canon EF 70-300mm f/4-5,6L IS USM an einer EOS 70D dran. kann nur sagen das wirklich bei offener Blende schon knack scharf ist abgebelendet auf f/8 noch mal zu legt bei 300mm Brennweite.
Ich kann das Objektiv nur empfehlen.
MFG
Robs (18.09.2014, 18:38 Uhr)
Stefan_tf: @jo-1: direkt unter der Auflösungliste haben wir doch einen Hinweis gegeben, dass die Blendenzahl nur für die Offenblende gilt! Ggf. werden wir drüber nachdenken, die Auflösungswerte neu aufzubereiten, das ist aber leider nicht mal so eben gemacht. Dennoch danke für den Hinweis. (02.06.2013, 22:50 Uhr)
jo-1: ist schon fragwürdig bei einem 70-300 f/4,0 bis f/5.6 bei 300 mm f/4,0 Testierte zu veröffentlichen. Noch fragwürdiger ist es allerdings nicht die Kommentare zu lesen in denen wirklich viele User diese Problem ansprechen und dann die Web-Page nicht zu korrigieren.
Schade, das macht keine professionellen Eindruck zur sonst wirklich extrem gelungenen Webpage.
Bitte korrigiert das - ist wirklich echt peinlich! (02.06.2013, 08:27 Uhr)
tomba: Kann das Objektiv nur empfehlen.An meiner 50D Offenblendig knackscharf.Sehr schneller Autofocus.Stabi hervorragend und friert das Bild sehr gut ein.Überlegung war noch mit Extender von Kenko.Getestet mit Canon Extender 1,4 bei 300mm (geht nur mit 300mm Brennweite ,da die Innenlinse sonst tuschiert).
Ein Crop ist definitiv schärfer bzw. bessere Auflösung als mit Extender. (01.06.2013, 14:11 Uhr)
J. Hasenstein: Ich hatte mir das Objektiv im Januar für eine Woche geliehen und an meiner 40D ausprobiert. Meine anfängliche Euphorie endlich ein über alle Brennweiten scharfes Glas in den Händen zu halten, wich sehr schnell absoluter Ernüchterung, als ich damit tatsächlich wagte in freier Natur Aufnahmen über 150mm Brennweite durchzuführen. Wertige Aufnahmen aus der Hand sind mit eingeschaltetem Stabi bei bedecktem Himmel und Wald einfach nicht machbar. Mein 200mm SIGMA (Reise-)Zoomobjektiv, das ich zum Vergleich mitnahm und eigentlich per Definition schon schlechter sein müsste, produzierte qualitativ hochwertigere Ergebnisse bei gleichen Lichtverhältnissen und war durch das geringere Gewicht dabei wesentlich handlicher. Mag sein dass das Glas für Vollformatsensorik und aktuelle APS-C Systeme die ultimative Antwort ist, für mich ist dieser weiße Riese das auf keinen Fall. (24.03.2013, 10:41 Uhr)
Nicht jedes für Canon ausgewiesene
EF-Objektiv ist mit allen Canon DSLR kompatibel:
Canons EF-S-Objektive (das "S" steht für Short-Back) sind mit allen
Canon EOS-Kameras kompatibel allerdings mit Ausnahme der EOS 5D
(Mark I und II) und der 1D-Modelle. An letztgenannten Modellen können
diese EF-S-Objektive nicht angesetzt werden !
Sigmas Objektive für Canon EOS, die in der
Bezeichnung ein DC ausweisen lassen sich zwar an allen Canon
EOS-Kameras ansetzen, sie erzeugen jedoch idR Weitwinkel-Vignettierungen
an der EOS 5D und 1D-Modellen !
Tamron-Objektive für Canon EOS mit der
Bezeichnung Di II sind an allen Canon EOS-Kameras verwendbar,
erzeugen jedoch idR Weitwinkel-Vignettierungen an der 5D und 1D-Modellen.
Tokina-Objektive für Canon EOS mit der
Bezeichnung DX sind ebenfalls nicht mit EOS 5D und 1D-Modellen
kompatibel (idR Weitwinkel-Vignettierungen).