Obwohl Canon zwar schon einige L-Weitwinkel-Zooms offeriert, sah der
Hersteller offenbar die Notwendigkeit, ein weiteres mit dem hier
getesteten Canon 16-35mm/4,0L IS USM anzubieten. Und dies völlig zu
recht, denn sowohl das
Canon 16-35mm/2,8L II USM als auch das
Canon
17-40mm/4,0L USM zeigen am Vollformat deutliche
Randauflösungsschwächen, die das neue 16-35'er ausgemerzt hat.
Endlich kann man sagen, denn jetzt steht ein relativ leichtes
Weitwinkelzoom zur Verfügung, das im Prinzip in allen Disziplinen
punkten kann.
Wer jetzt auf die Randschwäche
bei 16mm und Offenblende in den Testwerten aufmerksam wird, sollte
die Leistung im Outdoorbeispiel beachten. Beim Labortest müssen wir
bei 16mm so dicht ans Testchart heran, dass dort schon erste
Bildfeldwölbungs-Effekte zuschlagen. Wir machen das aber aus
Kompatiblitätsgründen. Tatsächlich ist auch der Randbereich bei 16mm
und Offenblende überraschend hochaufgelöst, wenn auch noch nicht
ganz perfekt.
Moderate Farbsäume und Vignettierung
Die Vignettierung liegt bei 16mm und
Offenblende bei 2 Lichtstufen, was für den Bildwinkel am
Vollformatsensor relativ gering ausgeprägt aber bei kritischen
Motiven noch erkennbar ist. Die Abdunkelung greift jedoch nur in den
äussersten Ecken, während das 17-40/4,0L stärker ins Bild ragende
Vignettierungen und das 16-35/2,8 II erheblich auffälligere
Schattierungen aufweist. Weiter abgeblendet bzw. in grösseren
Brennweiten verschwindet die Randabdunkelung am 16-35/4'er aber
gänzlich.
Farbsäume sind mit bis zu 5 Pixel an
harten Kontrastlinien erkennbar aber sie sind farblich weniger
auffällig als an den Vorgängern ausgeprägt. Auch hier ist eine
deutliche Optimierung zu erkennen. Verzeichnungen
sind in der Startbrennweite leicht tonnen- und in der Endbrennweite
etwas kissenförmig ausgeprägt. Sonderlich stark verzeichtnet das
16-35'er ab nicht.
Linsenflecken bei Gegenlicht (sonnige Landschaft
bei Tage) konnten wir nur in geringfügigem Ausmaß feststellen, sie
waren nicht besonders auffällig. Anderes haben wir etwa am Canon
24-105mm/4,0L IS USM oder dem Tokina 16-28mm/2,8 festgestellt, wo
sie teils wirklich störend um die Sonne herum aber auch im Bild
verteilt auftreten können. Abgeblendet zeigt die Sonne am Canon
16-35/4'er schon ab f8 wunderschöne, harmonische Sonnenstrahlen.
4-stufiger Bildstabilisator
Als Innovation bietet das 16-35/4'er einen Bildstabilisator, der mit
einem 4stufigem Ausgleich angegeben ist. Den sollte man aber nicht
überbewerten, denn selbst bei 35mm wird man frei aus der Hand kaum
Verwackler hinnehmen. Dennoch schön, ihn mit an Bord zu haben. Er
kostet übrigens praktisch keine Auflösung, wenn man ihn am Stativ
vergessen haben sollte abzustellen. Der von uns hier gemessene
Auflösungsverlust lag bei lediglich 25 Linien, die man optisch nicht
wahrnimmt.
Der Bildstabilisator ist - wie von der neueren Canon-Generation
gewohnt - flüsterleise, nur wenn man direkt mit dem Ohr am Objektiv
horcht, ist ein leises Summen zu vernehmen. Das kann allerdings in
extrem ruhigen Umgebungen bei der Videoaufzeichnung noch letzte
Geräusche verursachen.
Fazit
Endlich können
Vollformat-Anwender auf ein Weitwinkel-Zoom zurückgreifen, ohne die
bislang leidigen Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Das 16-35/4'er
bietet eine in der Praxis durchgehend hohe Detailzeichnung bis in
die äussersten Randbereiche. Hier wird es bei 24mm/f4 nur vom
wesentlich teureren
Canon 24-70mm/2,8L II USM leicht überboten. Insoweit ist es auch
ein toller Partner für ihn, um die Brennweite nach unten zu
erweitern.
Ein bischen schade ist es allerdings,
dass Canon nur eine moderate f4,0-Lichtstärke bereitstellt. Der
Bildstabilisator kann sie nur bedingt ausgleichen; vor allem bei
Lowlight-Einsätzen verdoppelt sich gegenüber einer wünschenswerteren
f2,8 die Belichtungszeit.
Eine Streulichtblende
und Köcher sind im Lieferumfang enthalten. Ausserdem bietet es eine
Blendenskala und ist gegen Staub- und Spritzwasser abgedichtet.
Erfreulich ist die konstante Baulänge, die sich bei Zooms nicht
ändert. Allerdings ist das 16-35/4'er kein echter Innenzoom, weil
die Linsen im Inneren des Tubus dennoch die Baulänge ändern.
Beim Zoomen hält das
Objektiv erfreulicherweise die Schärfeebene und ist somit parfokal,
was auch für Videofilmer nützlich ist. Der 77mm-Filteranschluß
ermöglicht noch relativ preisgünstige Filter, während man etwa am
16-35/2,8'er schon auf die teureren 82mm zurückgreifen muß. Nicht
zuletzt bietet das Objektiv an der Front- und Rücklinse eine
Flourit-Vergütung, dank derer Schmutz und Wassertropfen leichter zu
entfernen sind.
Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es aber am 16-35/4'er, wenn man
das Objektiv für Panoramen im Nodalpunkt ausgerichtet einsetzen
will. Da wird dann in allen Brennweitenbereichen ein ziemlich langer
Arm benötigt, der rund 17cm Einstellweg bereitstellen sollte. Beim
Test mit dem Traumflieger Intelli Shoot Pro Kopf mussten wir auf die
Langschiene wechseln.
Unterm Strich
sind wir begeistert vom neuen Weitwinkel-Zoom und vergeben einen
lupenreinen Kauftipp!
FZG: Danke für die Bewertung und den Test. Ich brauche immer etwas vom Wunsch bis zum Kauf und schaue hier immer gerne rein. Die Bewertung kann ich nur bestätigen, super Linse. Die Auflösung könnte natürlich immer mehr sein aber für mich vollkommen ausreichend auch in den Randbereichen.
Eine Kritik auf hohem Niveau hätte ich doch zur Gegenlichtblende. Sie lässt sich schön ansetzen und nach einer viertel Drehung sitzt das Teil fest. Aber der Kunststoff wird immer dünner. Ich möchte nicht irgendwann (wenn der Trend so weiter geht) bei einem Glas für knapp 1000 € eine Gegenlichtblende ähnlich einem Yoghurtbecher bekommen.
Ist das Euch auch schon aufgefallen?
Grus FZG (21.09.2016, 01:33 Uhr)
FF: Ich bin mit dem 16-35 f4 sehr zufrieden. Ein rundum einwandfreies Objektiv. Ich habe mir dazu einen B+W Slim Pol-Filter gekauft und leider nicht bedacht, dass damit der Frontdeckel nicht mehr aufgesetzt werden kann. Ansonsten perfekt. (11.05.2016, 20:57 Uhr)
Sascha: "vergeben einen lupenreinen Kauftipp! " irgenwie habt Ihr oben rechts (wie Ihr das sonnst immer macht) diesen Kauftipp "Sticker" vergessen...
LG Sascha
PS.: Super Linse! Hab Sie als "ImmerDrauf" (17.03.2016, 22:15 Uhr)
Steigerpaul: Lieber Stefan, besten Dank für deine Nachsicht! Jetzt erinnere ich mich auch wieder, ich hätte den Test einfach nochmal lesen müssen (war schon ne Weile her). Offenbar habe ich mich in den letzten Tagen zu viel mit Testcharts beschäftigt und darüber die Orientierung verloren. Herzliche Grüße, Steigerpaul (03.01.2015, 22:31 Uhr)
Stefan_tf: @Steigerpaul: es ist bedauerlich, wenn der Text nicht wirklich gelesen wird, daher zitiere ich ihn (unnötigerweise) nochmal: Wer jetzt auf die Randschwäche bei 16mm und Offenblende in den Testwerten aufmerksam wird, sollte die Leistung im Outdoorbeispiel beachten. Beim Labortest müssen wir bei 16mm so dicht ans Testchart heran, dass dort schon erste Bildfeldwölbungs-Effekte zuschlagen. Wir machen das aber aus Kompatiblitätsgründen. Tatsächlich ist auch der Randbereich bei 16mm und Offenblende überraschend hochaufgelöst, wenn auch noch nicht ganz perfekt.
VG Stefan_tf (02.01.2015, 22:23 Uhr)
Steigerpaul: Herzlichen Dank auch von mir für die fundierte Arbeit, die das Traumflieger-Team hier leistet! Die genauere Betrachtung der Test-Charts hat mich allerdings etwas verwirrt. Trotz der angeblich deutlich verbesserten Randschärfe löst das 16-35/4 bei 16 mm nach den Messtabellen in den Außenzonen erheblich schlechter aus als das viel kritisierte 16-35/2,8 II. Beim Abblenden vergrößert sich der Vorsprung des lichtstärkeren Modells in dieser Disziplin sogar noch. Bei 24 und 35 Millimeter liegt das 16-35/4 mit einer gleichmäßigeren Leistung klar vorne, aber zumindest bei 16 Millimeter behaupten die Testcharts für den Randbereich das Gegenteil. Was bedeuten würde, dass das 2,8er für alle, die sich bevorzugt bei 16 Millimeter aufhalten, weiterhin die bessere Wahl wäre. Oder verstehe ich irgendetwas falsch? Würde mich freuen, wenn hier jemand für Klarheit sorgen könnte. Herzlichen Dank! (02.01.2015, 20:01 Uhr)
Waldspecht: In der Anleitung diese Objektives steht, man benötigt einen Protect-Filter damit Staub und Wasserdichtheit gewährleistet sind.
Wie ist Eure Meinung hierzu? (24.12.2014, 09:02 Uhr)
AL: Naja auf diesen Test Charts kann man nicht erkennen das am Rand das Bild schärfer wird als bei dem 16-35 II. Zumindest im 16mm Bereich. Ab 24mm würde ich eh immer zum 24-70mm zurückgreifen. (17.10.2014, 08:33 Uhr)
Anonym: Hallo "RW"
die Objektive sind doch hier gründlich getestet worden ?
Ich mutmasse das Canon bald noch ein UWW nachlegt, schätze ein 2.8er - um die Line komplett zu halten.
Das 16-36 f2.8 L II ist zwar deutlich besser in der BQ als das 17-40 f4 L aber das hier vorgestellte 16-35 f4 L IS schlägt ja deutlich beide alten Objektive. Wenn du nun nicht unbedingt 2.8 brauchst - dann ist das f4 IS doch die Wahl aktuell ?
Bei Lowlight zwar keine 2.8, aber der IS ist auch mal Hilfe als Kompensation der einen Blendenstufe ?
Gruß Bernd (29.06.2014, 15:47 Uhr)
Knut: Na,
nach dem Test ist doch wohl klar, welches Objektiv in Zukunft genommen wird, solange man auf Blende 2,8 verzichten kann, oder?
Ich habe das Objektiv übrigens auch schon und bin bisher sehr angetan! (29.06.2014, 15:30 Uhr)
Nicht jedes für Canon ausgewiesene
EF-Objektiv ist mit allen Canon DSLR kompatibel:
Canons EF-S-Objektive (das "S" steht für Short-Back) sind mit allen
Canon EOS-Kameras kompatibel allerdings mit Ausnahme der EOS 5D
(Mark I und II) und der 1D-Modelle. An letztgenannten Modellen können
diese EF-S-Objektive nicht angesetzt werden !
Sigmas Objektive für Canon EOS, die in der
Bezeichnung ein DC ausweisen lassen sich zwar an allen Canon
EOS-Kameras ansetzen, sie erzeugen jedoch idR Weitwinkel-Vignettierungen
an der EOS 5D und 1D-Modellen !
Tamron-Objektive für Canon EOS mit der
Bezeichnung Di II sind an allen Canon EOS-Kameras verwendbar,
erzeugen jedoch idR Weitwinkel-Vignettierungen an der 5D und 1D-Modellen.
Tokina-Objektive für Canon EOS mit der
Bezeichnung DX sind ebenfalls nicht mit EOS 5D und 1D-Modellen
kompatibel (idR Weitwinkel-Vignettierungen).