Am 11. November 1918 wurde zwischen dem Deutschen Reich, Frankreich und Großbritannien ein Waffenstillstand vereinbart, der den Ersten Weltkrieg beendete. Mit dem Versailler Vertrag, der im Juni 1919 unterzeichnet wurde und Anfang 1920 In Kraft trat, gehörte dieser Krieg dann auch offiziell der Vergangenheit an. Deutschland verpflichtete sich in diesem Vertrag zu Reparationszahlungen an die Siegermächte.

Schon während des Krieges war die Kaufkraft des Geldes in Deutschland gesunken. Der Krieg mußte finanziert werden. Eine einfache Möglichkeit schien es zu sein, mehr Geldscheine zu drucken. Die Inflation nahm ihren Anfang.

Der verlorene Krieg tat dann sein Übriges. Die Kosten für diesen unsinnigen Krieg konnten nicht abgewälzt werden auf die Besiegten, man war ja selber der Besiegte. Man mußte selber zahlen, unter anderem mit Sachleistungen.

Es kam immer wieder zu Verzögerungen bei den Reparationszahlungen. Manchmal wurde Aufschub gewährt, manchmal war man nicht so geduldig. So kam es Anfang 1923 zur Besetzung des Ruhrgebietes durch französische und belgische Truppen. Man wollte seine Kohlelieferungen gesichert wissen.

Mit dem Ruhrgebiet fiel ein wichtiger Faktor für die deutsche Wirtschaft weg. Außerdem mußten die Menschen dort, die passiven Widerstand gegen die Besetzung leisteten, von etwas leben. Sie bekamen finanzielle Unterstützung. Die Gelddruckmaschinen liefen auf Hochtouren und die Geldmenge nahm zu. Und die deutsche Wirtschaft, sie lag am Boden.

Im Herbst 1923 verlor das Geld so rasant an Wert, daß fast wöchentlich die Posttarife anpasst werden mußten. Es konnten gar nicht soviele Briefmarken auf einen Brief geklebt werden, wie es eigentlich notwendig gewesen wäre. Die Reichsdruckerei in Berlin war überfordert. Sie schaffte es nicht, genügend Briefmarken mit den angepassten Posttarifen herauszugeben. So wurden die Oberpostdirektionen ermächtigt, bereits vorhandene Briefmarken mit neuen Werten zu überdrucken.

Ich glaube nicht, daß es sehr viele Menschen gibt, die sich das Szenario einer sochen Hochinflation wirklich vorstellen können. Ich kann es selber auch nicht. Aber es ist mir wenigstens möglich, durch meine Briefmarkensammlung einen Eindruck von der Dynamik dieses Geschehens zu bekommen.

Die beiden ersten Briefmarken wurden im April 1923 zum ersten Mal herausgegeben, die 1000 Mark Briefmarke im August desselben Jahres. Und dann wurde es so richtig rasant. Die überdruckten Werte stammen von September bzw. Anfang Oktober 1923.

So ein Briefmarkenalbum ersetzt manchmal fast ein Geschichtsbuch.

Edgar

fc0010.jpg
Beschreibung:
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EXIF Information  Details
Kamera-Hersteller	Canon	Kamera-Modell	Canon EOS 600D
ISO-Wert	100	Brennweite	100mm
Belichtungszeit	1/125 seconds	Blende (F-Zahl)	f/8.0

Hallo Edgar,

ein sehr interessanter umfangreicher Text, den Du hier postest und mit einem passenden
Foto untermauerst. Gut, dass man diese Zeiten nicht mitmachen musste.

Solche alten Briefmarken habe ich noch nie gesehen und finde das Foto deshalb sehr
informativ mit einem guten Fokus auf die 2 Millionen.

Viele Grüße
Martina

@ Escho

Sammelst du selbst? Ist jedenfalls sehr informativ.

Mhh sieht aus wie ein focus-Test.

Duck und wech.....

Ich habs mir verkniffen.

Brauchst du dir nicht zu verkneifen, Peter. Ich hab tatsächlich mit Focus und Licht gespielt.

Licht war schwierig, das hier ist mit entfesseltem Blitz von der Seite über das Album hinweg. Alles andere ergab entweder zu starke Kontraste oder es spiegelte in den Pergaminstreifen.

Und der Focus, hmm..
Ich hatte in dem Album geblättert und vor dem Hintergrund einer aktuell möglichen Deflation (wenn man der Politik denn glauben soll), die Idee zu diesem Bild gehabt. Einige Versionen wurden von meiner Frau gnadenlos abgeschmettert. diese hier gefiel dann uns beiden am Besten. Ich wollte einen Schärfeverlauf über die Briefmarkenwerte hinweg haben. Offenblende, also f/2,8 war entschieden zu viel, da die oberen Werte dann nicht mehr lesbar waren. Eine geradere Perspektive, um alles scharf zu haben, machte das Bild platt und einfallslos. Schärfepunkt in die Mitte mit Unschärfeverlauf nach vorne und hinten brachte viel Unruhe ins Bild rein. f/8 kam meinen Vorstellungen dann am nächsten.

Und ja, ich sammle Briefmarken. Hab da noch einige Schachteln voll mit Briefmarken rumliegen. Mir fehlt es nur etwas an Motivation, alles in die Alben zu stecken.

Edgar