Ok… Hier also mein Reisebericht: Foto-Workshop auf Mallorca:
Veranstaltet wurde der Workshop von
Alexander Heinrichs und
Matthias Schwaighofer. Ich kannte die beiden (natürlich nicht persönlich) bereits von vielen Videos auf Youtube, wo sie regelmäßig Tutorials und/oder Making Offs veröffentlichen und wusste daher, dass sie zum einen exzellente Fotografen und zum anderen sehr sympathisch sind. Als ich dann auf Alex Facebookseite las, dass Alex zusammen mit Matthias einen Fashion und Beauty-Fotografie Workshop auf Mallorca plant, war ich praktisch schon überzeugt. Da dann auch noch Alex „Stamm“-Model
Franzy Balfanz dabei sein sollte, hatte ich nur noch eine einzige Frage: „Wo muss ich unterschreiben?“.
Der erste Workshoptag stand allerdings nicht unter einem besonders guten Stern. Vormittags wolkenbruchartige Regenfälle. Statt des eigentlich geplanten ersten Shootings gab es also zunächst mal nur gegenseitige Vorstellung und Theorie.
Teilgenommen haben außer mir noch 14 Männer und eine Frau. Das Alter lag zwischen 25 und guten 50 Jahren, allerdings mit Schwerpunkt Mitte 30. Ich war damit streng genommen mit derweil 51 sozusagen der „Opa“ unter den Teilnehmern. Ich hab mich aber vergleichsweise gut gehalten
.
Es waren 2-3 Profis darunter, die ihr Geld hauptsächlich mit der Fotografie verdienen und ein gutes halbes Dutzend „Nebenberufler“, die z.B. bei Events oder Hochzeiten gegen Honorar arbeiten. In Bezug auf den Erfahrungslevel „People-Fotografie“ war ich also eher so das Küken der Gruppe. Wie sich später herausstellte, machte das aber nicht das Geringste.
Während des regenbedingten Theorieteils wurden dann gleich grundlegende Fragen geklärt. Das lief sinngemäß ungefähr so:
Matthias: „Wer von euch fotografiert denn gern available Light Portraits im AV Modus?“
2-3 Teilnehmer und ich melden uns vorsichtig.
Matthias: „Ok. Ab heute nicht mehr !“.
M-Modus: Super!, AV-Modus: nicht optimal, Grünes Kästchen: GANZ böse… In diesem Moment flog, wie zur Bestätigung seiner Worte, die Hauptsicherung der Finca raus und der Rest des Theorieteils fand dann bei Kerzenschein statt. Übeltäter war eine Außensteckdose, die wohl auf Malle nicht für solche Regenmengen abgedichtet sind.
Ähnliches gab es dann natürlich zu diversen Themen rund um die Fotografie am Set.
Nachmittags klarte es dann auf und die ersten Bilder konnten geknipst werden.
Zu den Lerninhalten:
Matthias und Alex haben sich unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Alex war eher der „Blitzer“, fotografiert also auch outdoor meist mit mindestens einem Blitz und Matthias (blitzt natürlich auch gelegentlich) ist aber eher der „available Light“ Typ und arbeitet gern mit „Bouncern“ (Reflektoren verschiedener Art) und „Swattern“ (Abschattern). Die Bilder, die bei diesen Herangehensweisen erzeugt werden könnten dann auch unterschiedlicher nicht sein. Alex „Blitzpower“ erzeugt bei entsprechender Leistung des Blitzes gern mal einen dramatischen Look mit starken Kontrastunterschieden während Matthias für den weichen, verträumten Sommerabendlook zuständig war (den man übrigens auch Mittags auf Malle bei Sonne direkt von oben erreichen kann).
Uns wurde also neben anderem beigebracht, uns VOR dem Shooting das gewünschte Ergebnis zu überlegen und entsprechende Techniken einzusetzen.
Weiterhin gab es natürlich Grundlegendes zu diversem technischen Zubehör wie z.B. den Blitzen, Belichtungsmesser, verschiedene nützliche Apps zur Planung des Shootings (Sonnenstand und Richtung usw.), und vielem mehr, die einem die Planung des Shootings und die anschließende Arbeit am Set erleichtern.
Viel Wert legten die beiden auf das für mich eigentlich wichtigste Thema bei der People Fotografie: Die Kommunikation mit dem Model. Fragen wie: „ Wie sag ichs dem Model was ich mir vorstelle?“, „was darf ich dabei tun und was nicht?“, „wie verhalte ich mich vor, während und nach dem Shooting?“, „zeige ich Bilder oder lasse ich das besser sein?“
Natürlich auch: Woher bekomme ich Models? Wie organisiere ich eventuell nötige Requisiten und ggf. eine Visa? Wie funktioniert TFP (Time for Prints)? Brauche ich einen Modelvertrag oder geht’s auch ohne? und tausenderlei andere Dinge.
Quintessenz aus diesem Teil: Lern dein Model kennen! Tu alles dafür das sie/er sich am Set und mit dir wohl fühlt. Schaff eine vertrauensvolle Atmosphäre. REDE mit deinem Model! Und zwar nett!
Fotografiert man eher unerfahrene Models wird dieser „psychologische“ Teil um so wichtiger.
Nun zur Praxis:
Am Nachmittag des ersten Tages und an den folgenden beiden (erfreulicherweise deutlich trockeneren) Tagen arbeiteten wir in Vierergruppen. Also jeweils vier Fotografen und ein Model an einem Set.
Nach einer Kurzeinweisung mit Hinweisen auf die Besonderheiten des Sets (Sonne, Mischlicht, Schatten und wie nutze ich dies möglichst produktiv) durch Matthias oder Alex bekamen wir ein grobes Ziel, wie die Ergebnisse aussehen sollten. Danach ging es dann los: Model und der erste Fotograf durften loslegen, während die anderen zusahen oder sich Tips von Alex, Matthias oder auch den anderen Teilnehmern holten. Nach zumeist etwa 10 Minuten wurde dann gewechselt und der nächste der Vierergruppe durfte starten. Mit ganz wenigen Ausnahmen waren Model und Fotograf also vollständig miteinander beschäftigt und konzentriert. Wild durcheinanderknipsen gab es nicht!
So lange wir den gleichzeitig arbeitenden anderen Sets räumlich nicht ins Gehege kamen hatten wir durchaus die Möglichkeit uns einen „eigenen“ Spot zu suchen, das Model dort nach unseren Vorstellungen aufzustellen und damit „eigene“ Bilder zu gestalten.
Als eher unerfahrener People-Knipser habe ich mich in diesen Vierergruppen vor allem an den ersten beiden Tagen bestimmt nicht vorgedrängelt, sondern habe mir lieber angesehen, was die Kollegen denn so mit dem Model veranstalten. Sehr lehrreich das und nebenbei konnte man die eine oder andere gute Idee abstauben. Unser einziges weibliches Gruppenmitglied (übrigens ebenfalls ein (Ex-) Model, die von vor auf hinter die Kamera gewechselt hat) hat nach Anregung durch Matthias z.B. gern „mit Kondom“ fotografiert. Eine Frischhaltefolie halbwegs glatt über die Gegenlichtblende gezogen, ein größeres Loch rein und man erhält manchmal sehr seltsame aber gelegentlich auch sehr attraktive Lichtflares auf den Bildern wie durch Regen auf der Linse.
An den regenfreien Tagen 2 und 3 haben wir auf diese Weise täglich 8 Sets geschafft. Jeder Teilnehmer bekam also jede der vier Models zwei mal täglich in unterschiedlichen Outfits und an unterschiedlichen Locations mit mehr oder weniger Ruhe vors Ojektiv.
Klasse System! Und verhindert Chaos und „Drängeleien“.
Und nun zum Tollsten: Den Models
Die Ladys sind unglaublich sensationell. Absolute Vollprofis!
Anfangs war ich reichlich nervös, plötzlich Playmates fotografieren zu dürfen (da hätte ich doch beinahe versehentlich „müssen“ geschrieben…), aber jede der vier konnte den Fotografen bei Bedarf „an die Hand“ nehmen und durch Vorschläge für die Szene und Posing zunächst (zumindest bei mir) erstmal für Ruhe sorgen. Nach ein paar Bildern wurde ich dann mutiger und hab dann auch meinen Mund aufgekriegt, wenn ich gern eine eigene Idee umsetzen wollte.
Profis hin, Profis her… Was mich am allermeisten beeindruckt hat: Alle vier sind zwar unglaublich attraktiv aber absolut nicht eingebildet, zickig oder kapriziös! Das absolute Gegenteil. Das sind tolle, nette, sympathische, witzige, intelligente, coole und völlig normale Mädels, wobei „Mädels“ eigentlich nicht der richtige Ausdruck ist. Die (glaube ich wenigstens) jüngste der 4, Jessi, wurde während des Workshops 26, ist aber beeindruckenderweise bereits zu Ende studierte Architektin. Die anderen drei waren mehr oder weniger knapp unter 30. Also erwachsene Frauen und ganz bestimmt keine „Küken“.
Man konnte sich beinah bis zu 8 mal täglich an jedem Set beim Blick durch den Sucher neu verlieben.
In alphabetischer Reihenfolge:
Franzy Balfanz (Playmate of the year 2013)
Jessica Czakon
Madeleine Handle
Nilu Ha
Wer der Meinung ist, Fotomodell sei ein leichter Job, irrt gewaltig. Was die Damen bei uns aushalten mussten (und auch ohne auch nur einen Anflug schlechter Laune ausgehalten haben) war schon gewaltig.
Jede der 4 musste, mal mehr, meist aber weniger warm bekleidet 4 mal am Tag für 16 Fotografen x 5-10 Minuten posen. Und wie man auf den Bildern an der Kleidung der Teilnehmer sehen kann, war es zwar nicht gerade bitterkalt (ca. 20 Grad Lufttemperatur), aber wie es z.B. Jessi ausgehalten hat, sich bei vielleicht maximal 18 Grad im Wasser und reichlich Wind insgesamt 160 Minuten mit nassem Bikini in der Brandungszone aufzuhalten und dabei auch noch fantastisch und sexy auszusehen ist mir komplett unklar. Zwischendurch haben wir sie immer mal wieder in Handtücher eingewickelt und einen von Matthias Bouncern zur Rettungsdecke umgewandelt um den zunehmend blauen Farbton aus ihrem Gesicht zu kriegen…
Die Gruppe:
Es macht einfach Spaß, mal mit „Gleichgesinnten“ nicht nur die Tage, sondern auch die Abende verbringen zu können! Wir haben uns teilweise bereits an den Tagen vor dem Workshop getroffen und 2 Fototouren in die Umgebung zusammen gemacht. Abends haben wir uns dann mit (fast) allen zur ausführlichen „Nachbesprechung“ in einer Kneipe am Hafen von Can Picafort getroffen, gegessen, getrunken, gefachsimpelt und Blödsinn erzählt. Das war Großartig!
Die Workshopleiter:
Alexander Heinrichs war in seinem früheren Leben Apotheker. Er ist entsprechend der zweifellos „seriösere“ der beiden und hat wohl große Teile des Workshops (ziemlich perfekt) organisiert. Trotz aller Ernsthaftigkeit bei der Arbeit ist er sehr sympathisch und immer für einen Spaß zu haben. Er macht gern Bilder mit dem „Wow!“-Effekt. Als ich die ersten von ihm gesehen habe, dachte ich mir: „Das willst du auch können!“.
Leider ist es noch nicht ganz so weit
.
Matthias Schwaighofer ist im Vergleich zu Alex eher der liebenswerte Chaot. Er hat definitv problemlos Talent zum Alleinunterhalter. Gnadenlos kreativ. Am letzten Tag wäre er nach dem Mittagessen beinahe eingebuchtet worden. Wir warteten gerade auf die letzten, die noch zahlen mussten und Matthias zeigte unserem Gruppen-Ex-Model mit Riesen-Brimborium einen Zaubertrick mit einem 50 Cent Stück. Die vorbeifahrende Polizeistreife muss ihn dann wohl für einen Hütchenspieler gehalten haben .
Davon abgesehen ist auch er ein toller Tutor! Er bringt seine Tips, Erklärungen und Anweisungen zwar immer mit einem gehörigen Part Humor aber didaktisch super aufgebaut und lehrreich.
Auch wenn das jetzt alles wie Werbung klingt: Nein Alex hat mich nicht bestochen. Das war schlicht und einfach der für mich geilste (Allein)-Urlaub der letzten 20 Jahre. Damals bin ich mit ein paar Kumpels ein paar Wochen durch die Kykladen gesegelt. Das war auch nicht schlecht
).
Kosten des Ganzen: 498,- € für den Workshop. Das ist zwar für viele Leute durchaus eine Menge Geld, aber für mich jeden Cent wert. Und wenn man den Aufwand bedenkt (4 Models und 2 Workshopleiter) sozusagen ein absolutes Schnäppchen!
Flug und Hotel + Taschengeld natürlich zusätzlich. Aber um diese Jahreszeit auf Malle nicht so teuer.
Die Technik:
Fotografiert wurde von den Teilnehmern mit einer ca. halb und halb Mischung von Canon und Nikon Kameras. In der Regel Vollformat. Einer war dabei mir einer Sony.
Ich habe (fast) immer mit der Kombination 5D MkIII und 85mm f1,8 geknipst. Das Objektiv hatte ich mir extra für den Workshop angeschafft und bin komplett begeistert von dem Ding. Knackscharf, relativ schneller und in Kombination mit der Kamera sehr treffsicherer AF. Ein paar Bilder habe ich auch mit meinem 70-200 f4 und ganz wenige mit einem 40mm f2,8 Pancake Objektiv gemacht. Das Pancake ist eigentlich aufgrund der kurzen Brennweite nett für Ganzkörperaufnahmen, hat aber dabei dann auch bei 2,8 eine für meinen Geschmack zu breite Tiefenschärfe. Bisschen lichtstärker wäre besser gewesen…
Zwar hatte Alex die Teilnehmer darum gebeten, wenn vorhanden ihre Aufsteckblitze mitzubringen, aber wir haben an den Blitz-Sets immer mit seinen portablen Studioblitzen gearbeitet, da Aufsteckblitze in der Sonne zu schwach gewesen wären. Dabei handelte es sich um 2 Jinbei DC-II 1200 Discovery Porty Blitz Sets. Die Dinger sind für die Outdoor-Blitzfotografie ziemlich optimal, da sie zum einen mit 1200 Wattsekunden selbst die Malle-Sonne wegblitzen können und zum anderen so langsam abbrennen, dass sie im Gegensatz zu den wesentlich teureren Geräten der „Luxusmarken“ wie Elinchrom oder Multiblitz die Synchronisation von schnellen Verschlusszeiten erlauben. Das Ganze nennt sich „Hypersync“ und ist vom Effekt vergleichbar mit dem HSS-Modus von Aufsteckblitzen. Damit kann man also auch bei Blitzbildern offene Blenden verwenden, was mit eigentlich deutlich besseren weil schnelleren Luxusblitzen nicht möglich gewesen wäre.
So ein Set kostet inklusive portablem Generator, Blitzkopf und Zubehör gute 800 Euro und ist damit auch für den Ottonormalfotografen bezahlbar. Ich glaube, ich krieg auch so ein Ding…
Was hat mir das Ganze gebracht?
Zum Einen: Wenn ich mir meine Bildergebnisse ansehe Dank Matthias und Alex und natürlich Dank der Wahnsinns-Models eine deutliche Steigerung von Tag 1 bis Tag 3 aber wesentlich wichtiger: Networking. Kontakte zu Leuten, die ähnlich ticken wie ich. Ein Gruppenmitglied plant bereits ein Treffen (verbunden mit eine Model-Shooting). Ich bin, denke ich, wenn es die Zeit erlaubt, dabei .
Zum Anderen: Ich habe Blut geleckt. Ich will definitiv weitermachen mit dem Thema.
Ich habe nun ein Grundstock eigene Bilder. Die Bildrechte der Workshopergebnisse liegen (zur nicht-kommerziellen Nutzung) bei den Teilnehmern. Ich kann also aus meinen Bildern ein Portfolio gestalten und dieses z.B. zur Eigenwerbung im Internet oder in Printmedien nutzen. Ich darf sie nur nicht ohne Zustimmung der Models verkaufen.
Ich plane z.B. in meinem Sportstudio anzufragen, ob nicht die eine oder andere der teilweise sehr attraktiven Damen und Herren Lust hat sich (beim Training) fotografieren zu lassen. Hat man dabei aber keine guten Bilder vorzuweisen, halten die Leute einen im besten Fall für einen Spinner. Mit den Bildergebnissen des Workshops in der Hand kann ich nun belegen, dass ich in der Lage bin, gute Fotos zu machen und erzeuge damit vielleicht bei der einen oder anderen ein „So ein Bild will ich von mir auch!“.
PS: Am Poolset mit Franzy habe ich teilweise üblen Mist gebaut. Der Dame wachsen auf meinen Bildern gelegentlich Palmen aus dem Kopf. Anfängerfehler… Franzy, Jessi und Alex machen im Sommer eine Workshoptour auch durch Norddeutschland. Hab mich in Warnemünde angemeldet. Da gibt’s keine Palmen
.
Mein persönliches Fazit: Schade nur, dass ich das noch nicht eher mal gemacht hab.
Beschreibung: |
Die "Workshop-Finca" in Aryani |
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Dateigröße: |
366.54 KB |
Angeschaut: |
11222 mal |
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EXIF Information Details |
Kamera-Hersteller |
Canon |
Kamera-Modell |
Canon EOS 70D |
ISO-Wert |
100 |
Brennweite |
Nicht verfügbar |
Belichtungszeit |
1/400 seconds |
Blende (F-Zahl) |
Nicht verfügbar |
Beschreibung: |
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Dateigröße: |
399.13 KB |
Angeschaut: |
11222 mal |
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EXIF Information Details |
Kamera-Hersteller |
Canon |
Kamera-Modell |
Canon EOS 5D Mark III |
ISO-Wert |
100 |
Brennweite |
84mm |
Belichtungszeit |
1/1250 seconds |
Blende (F-Zahl) |
f/4.0 |
Beschreibung: |
Alex bei der Morgeneinweisung |
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Dateigröße: |
388.04 KB |
Angeschaut: |
11222 mal |
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EXIF Information Details |
Kamera-Hersteller |
Canon |
Kamera-Modell |
Canon EOS 5D Mark III |
ISO-Wert |
100 |
Brennweite |
24mm |
Belichtungszeit |
1/2500 seconds |
Blende (F-Zahl) |
f/4.0 |