Hi alle,

bei der Recherche, ob man mit einem normalen Schwarzfilter die Sonne fotografieren kann oder ob man damit seine Kamera und sein Augenlicht riskiert, bin ich auf cheskys interessanten Sonnenfoto-Workshop gestoßen. Der Seite 2 zufolge geht das. Von anderer Seite wurde ich gewarnt, dass diese Filter IR ungehindert durchlassen und man das deshalb nur mit der Baaderfolie machen darf. Wie seht ihr das?

Mein Gedankengang: Bei gleicher Blende und Belichtungszeit gelangt bei einer Tele-Aufnahme pro Pixel nicht mehr Energie auf den Sensor als bei einem Landschaftsbild, bei dem die Sonne mit im Bild ist. Selbst wenn ich das Sonnenfoto ausschließlich mit einem Graufilter abdunkeln würde (ich will ja Details auf der Sonne sehen) und dieser für IR voll transparent wäre, bekäme jedes Pixel immer noch eine geringere Dosis ab als im Landschaftsbild (gleiche IR-Dosis, weniger sichtbares Licht).

Bevor ich meine teure Kamera auf die Sonne richte, wäre mir aber doch etwas wohler, wenn mir das jemand mit Erfahrung bestätigen könnte.

Bis dahin habe ich testweise mal die alte D70 aus der Schublade gezogen und auf die Sonne gerichtet. Das Ergebnis ist ganz OK, finde ich, und Retina und Sensor leben noch.

--snorri

20130824_104058.jpg
Beschreibung:
Dateigröße:	306.43 KB
Angeschaut:	9139 mal

EXIF Information  Details
Kamera-Hersteller	NIKON CORPORATION	Kamera-Modell	NIKON D70
ISO-Wert	Nicht verfügbar	Brennweite	0/1mm
Belichtungszeit	1/4000 seconds	Blende (F-Zahl)	f/1.0

D. Graufilter – Systeme mit Graufiltern (auch als Neutraldichtefilter bezeichnet) sind gut zum Fotografieren und Beobachten der Sonne geeignet. Die Filter müssen eine neutrale Filterdichte von ND=4 bis 5 haben. Das heißt die Durchlässigkeit des Filters beträgt 0,0001 bis 0,00001.
GANZ WICHTIG: die Filter müssen VOR dem Objektiv angeordnet werden! Okularseitige Filter sind durch die Erhitzung der starken Sonnenstrahlung nicht sicher und gefährden das Augenlicht bzw. die Kamera. Diese Filter sollten entsorgt werden!

Für Beobachtungen und Blicke durch den Sucher ist zusätzlich der Infrarot-Anteil des Sonnenlichtes auf kleiner als 0,5% zu begrenzen.( mit IR-Sperr-Filter)

Hallo snorri,

Du beziehst Dich sicher auf den o.g. Abschnitt.
Ganz wichtig ist der letzte Satz. Also wenn Du durch die Kamera schauen willst, brauchst Du zusätzlich einen IR Filter zum Schutz Deiner Augen!
Wenn Du nur fotografierst oder auf Lifeview schaltest, brauchst Du den IR Filter nicht zwingend. Vor dem Sensor Deiner
Cam ist schon ein IR Sperrfilter.

Ein IR-Filter außerhalb der Cam hätte aber den positiven Effekt, dass die Wärme nicht in die Cam gelangt.

LG Ingo

Welche Brennweite hast Du für das Bild genutzt?

Hallo Ingo,

das Objektiv ist ein altes 8.0/500er der Marke Beroflex "Wundertüte" Davorgeschraubt (logisch) waren zwei Filter, ein ND 3 und ein ND 0,9, zusammen also die erforderliche Dichte.

Durch den Sucher hab ich schon geschaut, aber wohlweislich gerade so lang wie für das Zielen notwendig (für Beobachtungen wäre der Sucher eh zu mickrig.) Wenn ich das demnächst mal mit der guten Kamera wiederhole, habe ich dann aber LiveView zur Verfügung (hatte die alte noch nicht).


Im Prinzip schon, aber der ist bei der D70 recht schwach. Ich vermute, dass die Unschärfe des Bildes zumindest teilweise auch vom IR stammen könnte, denn das Mondfoto vom Tag davor war deutlich schärfer.

snorri

Ach ja, noch eine Frage zum IR durch den Sucher: Kommt da eigentlich wirklich so viel durch? Immerhin betrachtet man das Bild ja nicht direkt, sondern eine Projektion auf die Mattscheibe.

--snorri

Das ist sehr unterschiedlich.

Das hängt von vielen Faktoren ab, von der Beschichtung der Linsen, des Glases aber natürlich auch von der Mattscheibe.
Ich wäre in puncto Augenlicht aber immer sehr vorsichtig.
Die IR Strahlung ist wie die UV Strahlung sehr tückisch, da das Auge nicht durch Pupillenverkleinerung reagiert, da sie unsichtbar ist.

Also Vorsicht.

LG Ingo

PS Ich finde Dein Bild schon ganz gut. Hast Du nachträglich bearbeitet?

Ja, das Bild ist nachbearbeitet: Ich habe den Kontrast erhöht, den Helligkeitsunterschied zwischen Zentrum und Horizont etwas ausgeglichen und anschließend großzügig geschärft. Ich bilde mir ein, dass man bei dem einen Fleck sogar den "Hof" erkennen kann, aber vielleicht ist das auch nur ein Schärfungs-Artefakt.

--snorri

Nein, nein das ist schon der Hof um den Fleck. ( korrekt Umbra und Penumbra )

Wenn man sorgsam schärft gibt es wenige Artefakte.
Am besten schärfst Du mit dem Hochpassfilter(das kennst Du?) , das ist oft besser als die USM und gibt keine Artefakte.

LG Ingo

Hallo Ingo,

ich hab grad noch spaßeshalber ein kleines Experiment gemacht: Eine Möglichkeit zur Messung der IR-Durchlässigkeit steht mir zwar nicht zur Verfügung, aber ich habe mal das Okular der Kamera vor den IR-Empfänger des Fernsehers gehalten und die Fernbedienung vor die Frontlinse. Dann zum Vergleich nur das Objektiv ohne Kamera, dafür mit einem Papier am Bajonett, in das ich ein ungefähr okulargroßes Loch gemacht habe.

Resultat:
- Das Okular der Kamera darf nicht weiter als 30 cm vom Empfänger entfernt sein, sonst sieht der nix mehr.
- Ohne Kamera gehen mindestens 3 Meter (also normale Entfernung Sofa-Fernseher), wahrscheinlich auch mehr.

Das ist natürlich nicht quantitativ belastbar, aber der Spiegelkasten scheint schon einiges zu "schlucken".

Trotzdem: Rückblickend ist mir bei der Aktion selbst nicht mehr 100%ig wohl. Ist zwar nix passiert, aber nochmal mache ich das lieber doch nicht

Danke für die Rückmeldung!

--snorri

Also das IR Spekrum der Sonne ist wesentlich breiter als das einer IR LED.
Deshalb hinkt der Vergleich etwas


LG Ingo

Hi Ingo,

mal eine andere Überlegung: Kann das eigentlich sein, dass die ND-Filter im IR so offen sind? Dann müsste man sie doch eigentlich als Filter für die IR-Fotografie verwenden können, mit den bekannten Effekten (helles Laub, schwarzer Himmel usw.). Oder halten sie das nahe IR noch ab (für das manche Kamerasensoren empfänglich sind) und lassen nur das langwelligere durch?

Ich finde leider nirgends Transmissionskurven, denen ich das entnehmen könnte ...

--snorri

Schau mal hier siehst Du die verschiedensten Filterkennlinien als Beispiel:

http://www.schott.com/advanced_optics/german/syn/advanced_optics/products/optical-components/optical-filters/optical-filter-glass/index.html

Was für Filter benutzt Du denn?

LG Ingo[/i]

Ich habe:
- so einen und
- so einen
Also jedenfalls keine Billig-Scherben

Entnehme ich deinem Link richtig, dass zumindest von Schott-Glas Infrarot durchaus recht effektiv gefiltert wird?

--snorri

Ich möchte jetzt nicht schnorrig erscheinen.
Was ihr für die Objektive macht isr mir eigentlich egal, aber für eure Augen nicht.
Wenn ihr die eingeschweißten Tonerkartuschen für die Laserdrucker oder Kopierertrommeln ausgepackt habt, die schwarzen Plastick-Verpackungen, das sind ganz tolle Filter gegen Sonnenstrahlung in allen Bereichen. Googlet da mal ein wenig hinterher, die sind für Auge und Kamera sehr hilfreich.
Ist Günstig, aber nicht unbedingt scharf in der Abbildung.


Nur als Tip, Gruß Peter

Hallo Peter,

wie gesagt, in der Form will ich das eh nicht nochmal praktizieren Wenn ich die Sonne weiter beobachten wollen sollte, hole ich mir natürlich mindestens mal eine Baaderfolie.

Mir geht es jetzt eigentlich nur noch um das technische Verständnis. Wenn Graufilter wirklich mehr IR durchlassen als erwartet, sollte man sich bei ihrem Einsatz ja beispielsweise auf Farbabweichungen gefasst machen (bei älteren Sensoren mehr als bei aktuellen).

--snorri