Verfasst am: 14 Aug 2012 22:19 |
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Die internationale Raumstation, unübersehbar am Himmel ob ihrer Helligkeit und kaum fassbar wegen ihrer Geschwindigkeit. In eineinhalb Stunden hechelt das Teil einmal um den Globus rum. Da komm ich auf meinem Fahrrad nicht mehr ganz mit. Oder sagen wir mal so, wenn ich Gegenwind habe, bin ich langsamer als die ISS. Und mit Rückenwind, na reden wir nicht drüber...
Ich hatte es mir zur Aufgabe gestellt, die ISS so zu fotografieren, daß ich wenigstens einige Details der Station erkennen konnte und nicht bloß eine Strichspur oder einen undeutlichen Lichtfleck.
Meine Ausrüstung war einfach: Ein selbstgebautes Holzstativ, stabil einen Panzer zu tragen, oben verziert mit einer wackeligen Goto-Montierung (billig, aber mit Nachführmotoren). Das Teleskop selber war ein Maksutov-Cassegrain Reflektor (auch billig, aber top, da selektiert und kollimiert) mit einer effektiven Öffnung von 5 Zoll. Das würde theoretisch, wenn das Wetter mitspielte, eine Auflösung von knapp unter einer Winkelsekunde bedeuten. Und die 1500mm Brennweite würden dann für die nötige Vergrösserung sorgen. An das Teleskop schraubte ich fokal meine EOS600d. Der Cropfaktor der Kamera würde dann eine gefühlte Brennweite von 2400mm bieten.
Den ersten Versuch startete ich, als die unbemannte russische Raumfähre nach einigen Fehlversuchen gerade angedockt hatte. Tja, dieser Versuch war ein Fehlversuch. Die Station war zu erahnen und auch die Raumfähre konnte als vorhanden definiert werden. Mehr war aber nicht drin. Ich hatte die Belichtungszeit mit 1/320s viel zu lang eingestellt. Also Papierkorb, die Bilder.
Der zweite Versuch ein paar Tage später brachte mehr Erfolg. Das Ergebnis ließ sich sehen. so richtig zufrieden war ich aber nicht, Da mußte einfach mehr gehen.
Also mußte ein neuerlicher Versuch her, ein Versuch, den ich am Abend nach den Plejaden startete. Optimierung hieß die Devise und Optimierung bedeutete erst einmal die Erkennung von Mängeln.
Da war als erstes die Belichtungszeit, die mußte kürzer werden. Ich entschied mich für 1/1250s. Den ISO-Wert jagte ich ohne Rücksicht auf Verluste in ungeahnte Höhen. ISO 1600, das traute ich mich nicht oft, an diesem Tag wollte ich es wagen. Dann war da noch die Größe der Station. Ich wollte das Teil größer auf der Platte haben als bei den letzten Bildern. Also Videomode eingeschaltet und die digitale Vergrößerung auf 3fach gestellt.
Hmm, da mußte ich nochmal rechnen. 1500mm Brennweite und der Cropfaktor von 1,6 meiner 600d und nochmal dazu der 3fach-Zoom, das würde bei einer Entfernung von 400km ein horizontales Blickfeld von etwas über 2000m ergeben. Die gefühlte Brennweite wäre dementsprechend ungefähr 7m. Freunde der Nacht, da würde das Hinzittern der Fokussierung Spass machen.
Nun gab es noch ein Problem. Und dieses Problem hieß Nachführung. Es war mit der Goto-Montierung fast ein Glücksspiel, die schnelle ISS ins Fadenkreuz des Suchers zu bekommen. Sie dort zu halten, war unmöglich. Also entschloß ich mich diesmal für eine manuelle Nachführung und montierte das Telekop auf mein Fotostativ. Der Kugelkopf hielt das System problemlos und das Stativ würde in dieser Viertelstunde schon nicht gleich zusammenbrechen.
Ein paar Minuten, bevor die ISS erschien, bemerkte ich einen fatalen Denkfehler, den ich gemacht hatte. Der Kugelkopf war für solche Aktionen nicht gebaut worden. Denn als ich die Klemmung leicht löste, kippte das Teleskop zur Seite. Den Dreiwegeneiger draufzubauen war zeitlich nicht mehr drin. also mußte ich das Teleskop mit der Kamera beim Nachführen von Hand stützen und das bei gefühlten 7m Brennweite!
Egal, die internationale Raumstation war schon zusehen, also schaltete ich die Kamera ein und gab bei der Nachführung mein bestes.
Nach 6 Minuten war der ganze Spuk vorbei und ich konnte die Gerätschaften abbauen und nachschauen, ob die ISS wenigsten ein paar Frames lang auf dem Videoclip zu sehen war. Und was soll ich euch sagen, von den 8000 Frames war die Station auf knapp 1000 Frames zu sehen. Ein voller Erfolg also, die manuelle Nachführung, trotz aller Widrigkeiten. Und die Bilder selber? Na ja, man konnte sie herzeigen. Hier eines davon:
Edgar
Beschreibung: |
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Dateigröße: |
31.58 KB |
Angeschaut: |
9814 mal |
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EXIF Information Details |
Kamera-Hersteller |
Nicht verfügbar |
Kamera-Modell |
Nicht verfügbar |
ISO-Wert |
Nicht verfügbar |
Brennweite |
Nicht verfügbar |
Belichtungszeit |
Nicht verfügbar |
Blende (F-Zahl) |
Nicht verfügbar |