Hallo,
hier werden ja tatsächlich fast nur Zooms behandelt, deshalb will ich mal eine Empfehlung für ein eher "unbeachtetes" Objektiv abgeben:
Canon EF 300/4 L IS USM.
Zugegeben, wer sich auf eine Festbrennweite in diesem Brennweitenbereich einlässt, muss wissen was er tut, Zooms sind in vielen Bereichen deutlich flexibler.
Aber wer merkt, dass er mit seinem 70-300 etc. eigentlich eher immer bei "Vollanschlag" ist, sollte die Anschaffung dieses Objektives ernsthaft in Betracht ziehen.
Das eine Festbrennweite in Sachen Abbildungsleistung einfacher zu korrigieren ist als ein Zoom, dürfte durchaus auch für den technischen Laien nachvollziehbar sein. Wobei, beim EF 70-200/4 L IS USM oder 2,8 L IS USM II könnte diese Theorie ins wanken geraten. Allerdings haben die Wenigsten, und da zähle ich mich durchaus dazu, einen direkten Vergleich mit den aktuellen Top-Linsen vom Kaliber eines 300/2,8 II, 400/2,8 II, 500/4 II oder 600/4 II, denn die Entwicklung ist hier auch nicht stehen geblieben.
Das EF 300/4 IS ist schon eine ziemlich alte Rechnung, ich habe so um 1997 als Erscheinungsjahr im Kopf. Der IS ist daher noch zweistufig aber sehr effektiv.
In Sachen Abbildungsleistung ist es immer noch absolut auf der Höhe der Zeit: Auflösung, Farbwiedergabe, Bokeh und Kontrast befriedigen heute auch noch höchste Ansprüche und dürfen ohne Übertreibung als brillant bezeichnet werden.
Es ist unbedingt offenblendentauglich, legt aber einmal abgeblendet nochmals leicht zu. Auch der Einsatz eines 1,4 Konverters ( Ich nutze den Kenko 1,4 Pro 300 DG ) kann man lässig einplanen, dass der AF vom Kenko ausgebremst wird, soll aber nicht verschwiegen werden.
Bei "Pixelmonstern" ist allerdings beim Konvertereinsatz eine gewisse Vorsicht geboten:
An der 30D oder 1D MKIII mit ihren riesigen Pixeln muss man schon sehr genau hinschauen, um Unterschiede zu erkennen. Wer eine 7D oder ähnliche Pixelgiganten im APS-C Format nutzt, sollte die Geschichte vorher ausprobieren, da ich mit einer solchen Kombi keinen Vergleich habe.
Den Canon 2 X II habe ich auch schon versuchsweise angeschraubt: Man kann damit leben, verbissene Naturen werden aber hier eher einen "Notbehelf" sehen.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass das 300er bislang noch nie an der 5D MK II angeflanscht war.
Der Autofokus ist rasend schnell, besonders wenn der AF Schalter auf der Stufe 3m bis unendlich steht. Bei 1,5 m, was gleichzeitig die Naheinstellgrenze bedeutet, ist er einen Zacken langsamer. Befindet er sich aber über der "3-m-Marke", ist eingentlich kein Unterschied mehr zu spüren. Im Zweifel muss er aber nicht den ganzen AF-Weg durchkurbeln, was der AF-Geschwindigkeit deutlich zuträglich ist. Mit Hilfe eines Zwichenringes kann man natürlich die Naheinstellgrenze reduzieren, mit Erfahrungen dieser Art kann ich aber nicht dienen, da mir Letzterer fehlt.
Durch seine Lichtstärke von F4 ist es noch relativ "reisefreundlich", besonders im Vergleich zur 300/2,8 Familie. Selbstverständlich ist die Leistung bei den 2,8er nochmal eine andere Liga zum 300/4, dafür aber auch preislich. Empfindliche Naturen werden das 300/4 aber immer noch als Brocken empfinden, bei einem Gewicht von rund 1.200 Gramm ist es auch "nur relativ" leicht.
Allerdings liegt das 300er dadurch satt in der Hand, um eine Aufnahme zu verreißen muss man sich fast bemühen.
Längere Fototouren, wo man Kamera-Obektiv permanent in der Hand hat, sind relativ ermüdungsfrei zu bewerkstelligen, das "geringe" Gewicht lässt solche Touren durchaus zu.
Klar, kampferprobte Fotografen haben auch keine Hemmungen mit dem 500er oder 600er samt Kamera und Einbeinstativ durch den Wald zu tigern, wissen aber abends, was sie getan haben.
Diese "Monster" sind dann eher, fest auf dem Stativ montiert, für den Ansitz. Richtige Tourentauglichkeit, selbstverständlich abhängig von der Konstitution, würde ich neben den 70-300ern noch dem 100-400, dem 300/2,8 oder 400/4 DO attestieren wollen.
Freihand ist das 300/4 aber deutlich angenehmer als beispielsweise das 500/4 IS: Logischerweise lässt sich bei solchen Kalibern schneller eine gwisse Müdigkeit feststellen, für ein paar Schuß aus der Hand geht diese Kombi aber auch. Nur den ganzen Tag wollte ich keine 5 kg schleppen müssen.
Wem eine DSLR mit einem Standardzoom schon zu schwer ist, wird solche Gewichtsklassen sowieso meiden, wie der Teufel das Weihwasser.
Die Ausstattung des EF 300/4 L IS USM ist komplett, die Streulichtblende, übrigens äusserst elegant am Tubus angebracht, ist selbstverständlich dabei, ebenso eine Stativschelle. Selbige passt auch an das EF 70-200/2,8 L USM ( NON IS ). Der obligatorische Köcher ist ebenfalls vorhanden, wird aber von mir allenfalls zur Lagerung genutzt.
IS-Mode 1 und 2 ( für Mitzieher ) sind ebenfalls an Bord.
Durch den Duchrmesser von 77 mm kann man auch diverse "handelsübliche" Filter einsetzen und muss nicht auf die speziellen im "Heck" einsetzbaren Orginalfilter für die "dicken" Brocken zurückgreifen.
Die Verarbeitung und Haptik repräsentieren "Tresorqualität", das gilt uneingeschränkzt auch für die Schalter. Nicht so recht dazupassen mag das deutlich vernehmbare Summen der IS-Linsengruppe, ich habe da ruhigere Vertreter im Portfolio.
Als wirklich störend würde ich aber das IS-Geräuch nicht bezeichnen.
Der größte Feind des EF 300/4 L IS USM sitzt im eigenen Lager: EF 70-300/4-5.6 L IS USM und EF 100-400mm 1:4.5-5.6L IS USM liegen preislich und optisch fast in der selben Liga.
Mit dem 100-400 konnte ich das 300er vergleichen, ohne Konverter ist das 300er meines Erachtens klar besser, mit dem 1,4er hat je nach Serienstreuung mal die Kombi 300 + TK oder 100-400 die Nase vorne. Hier ist aber ganz klar von "jammern auf hohem Niveau" auszugehen, Pragmatiker, die nicht in die Gefilde des Pixelpeepings gehen, können gut damit leben.
Das 70-300 L hatte ich noch nicht an der Kamera, ich kann da nur auf Stefans Tests verweisen.
Als ich mir das 300er gekauft habe, gab es das 70-300 L noch nicht. Für dieses spricht insbesondere das moderne IS-Design und das etwas leichtere Gewicht.
Optisch soll das 300/4 IS bei 300 mm aber die Nase vorne haben, was angesichts des Alters schon Hochachtung verdient.
Für welches der drei Objektive man sich entscheidet, muss jeder für sich herausfinden, einen wirklichen Fehler macht man nicht. Ich muss zugeben, dass ich auch zwischen 70-300 L und 300 L schwanken würde, würde ich heute vor der Wahl stehen.
Bereut habe ich aber den ( Gebraucht- ) Kauf des EF 300/4 L IS USM nie.
Das 300er wird übrigens bei mir mit zwei 70-200ern, dem bereits erwähnten 2,8 NON IS und dem 70-200/4 IS ergänzt. Erstgenannte Linse wird aber nahezu nur noch für Sportaufnahmen genutzt, während das 4 IS alle anderen Sachen, insbesondere auf Reisen, abdeckt.
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