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 Mein erster Tag mit Nachführung - HEQ5, M42 und viel Chaos 

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Halloa!

Ich habe immer mal ein wenig hier im Astro-Bereich reingeschaut und so manches Bild bestaunt.
Insgesamt hatte mich das Thema Astro aber immer recht kühl gelassen. Irgendwie war es mir zu "speziell" und kompliziert, etwas das man nicht wie andere, normale fotografische Themen mal eben angeht. Für Portraits schnappe ich mir das 50mm und suche eine schöne Hintergrund-Ecke/Szenerie, im Bereich Wildlife das große Tele und ein Stativ. Aber Astro? Mit dem bloßen Auge sieht man ja nur ein paar Sterne, in sehr klaren Nächten eben mehr Sterne. Dazu braucht man eine Nachführung, einen dunklen Ort, muss Sternbilder kennen oder wissen wo die Objekte zu finden sind, eine Teleskop und und und...

Mein wirkliches Interesse ist in meinem ersten, leider bisher einzigen, Namibia Urlaub geweckt worden. Durch die klaren Nächte und das absolute Minimum an Lichtverschmutzung war der Nachthimmel echt umwerfend. Ich sah den Wald vor Lauter Bäumen nicht könnte man sagen. Es waren so viele Sterne zu sehen, dass es schwer wurde Sternbilder auszumachen - speziell, da diese die Angewohnheit haben im Süden auf dem Kopf zu stehen.
Ich hatte zu der Zeit versucht die Szenerie mit meiner EOS 7D und dem Canon 24mm f1,4 einzufangen. Zu der Zeit hatte ich noch nicht die geringste Ahnung von dem Thema und hatte versucht den Nachthimmel auf die Schnelle so einzufangen wie er gerade mit bloßem Auge zu sehen war. Leider zogen dann doch ein paar Wolken auf, ich hatte kein passendes Stativ zur Hand und, dass es in absoluter Dunkelheit um mich herum immer lauter raschelte wurde mich auch zunehmend unheimlich.

Da man in Deutschland bei weitem nicht so viele Sterne sehen kann war das Thema für mich erst einmal durch. Neben dem Fakt, dass ich mich das erste mal in meinem Leben an einem Ort zuhause gefühlt habe, fehlte mir aus Namibia vor allem nun auch der Nachthimmel. Nicht wegen der Fotografie, sondern um das Wissen wie schön der Ausblick sein kann, wenn man denn nicht ständig so viel Licht um sich hat.

Dann aber sprach mich ein Freund im August 2012 auf die ausstehenden Sternschnuppen an. Nachdem wir die Idee hatten zur Sababurg zu fahren, da es dort schön dunkel ist, (von uns etwa 20 Minuten mit dem Auto - und übrigens das Dornröschenschloß aus dem Märchen) waren wir an dem gekommenen Abend schon kurz davor abzubrechen da es schrecklich bewölkt war. Da wir aber sonst eigentlich keine Pläne hatten und es ja nichts zu verlieren gab fuhren wir dennoch an - zum Glück, denn rund um die Sababurg war der Himmel aufgerissen und frei.
Um ein paar Sternschnuppen einzufangen richtete ich einfach mal mein 16-35 gegen Himmel aus, habe im Live View von Hand fokussiert und per trial and error ermittelt wie lange ich Belichten kann ohne Startrails zu erhalten. Nach den ersten Tests war ich weniger von den Sternschnuppen begeistert, wenn ich auch erstaunt war, dass diese teilweise wie Feuerwerk aussehen, sondern eher davon, dass ich aus versehen die Milchstraße fotografiert hatte, welche ich vorher nur grob mit dem Auge ausmachen konnte. Ich richtete meine Kamera mit den gefundenen Einstellungen auf die Sababurg aus. 13 Sekunden später war endgültig meine Begeisterung für das Thema Astro geboren. (Bild anbei)

Danach folgten noch einige Versuche mit Stacking bei fixierter Kamera, also lediglich auf einem normalen Stativ.
Neben vielen Video Tutorials zum Thema Deep Sky Stacker und der richtigen Bearbeitung in Photoshop kam ich sehr schnell zu der Erkenntnis, dass ohne Nachführung nicht so richtig viel geht. Dennoch eines der Ergebnisse anbei.

Die letzten Tage hatte ich nun aber das große Glück mir von einem sehr netten Kollegen eine HEQ5 ausleihen zu können.
Nachdem ich die Anleitung studiert hatte wusste ich mehr, verstand aber weniger zum Thema Nachführungen. Wieder einmal half mir Youtube auf die Sprünge. Besonderer Dank für die tollen Videos gilt an dieser Stelle Adrian Clark (der mich als Liebhaber der englischen Sprache furchbar neidisch auf seinen Akzent gemacht hat) & dem Astronomyshed.

Nun aber endlich zu meinem ersten Nachführungserlebnis.
Eigentlich wollte ich am Freitag Abend noch gemütlich einkaufen gehen und ein paar Zeichenblöcke besorgen. Als ich aber gesehen habe, dass der Himmel sich auflockerte brach ich alle Pläne ab und packte schnell alles zusammen. Also die Kameratasche ins Auto, die HEQ5, Stromversorgung, das Stativ und wieder auf zur Sababurg, der bisher beste und nähste Astropunkt den ich finden konnte.

Die ganze Fahrt über konnte ich in einen herrlich klaren Himmel schauen. Kaum an der Sababurg angekommen aber blickte ich nur noch in Wolken.
Enttäuscht drehte ich um und fuhr noch eben bei einem Supermarkt vorbei der auf halber Strecke lag. Beim einladen meiner Einkäufe in den durch Ausrüstung überfüllten Kofferraum fiel mir auf, dass der Himmel hier wieder frei ist. Also auf gut Glück wieder zurück zur Sababurg. Dort war es natürlich wieder bewölkt. Auf dem Heimweg war ich dann nicht nur enttäuscht sondern irgendwie auch frustriert und genervt.

Zuhause, in der Stadt war es dann natürlich klar, als wollte das Wetter mich verspotten.
Um aber zumindest einmal den Aufbau und die Ausrichtung getestet zu haben habe ich die HEQ5 auf dem Balkon aufgebaut - nur um festzustellen, dass ich Polaris genau nicht sehen kann von dort aus. Also alles abbauen und durch das Haus runter in den Garten schleppen und wieder aufbauen.
Jetzt ging das ganze Theater erst richtig los. Wo genau ist Polaris eigentlich? Wie ein Trottel stand ich da und musste erst einmal nach Sternbildern googeln. Trotz der Ergebnisse konnte ich Polaris einfach nicht finden. Mehrere Minuten brauche ich bis sich meine Augen so weit an die Dunkelheit angepasst hatten, dass ich trotz des Lichts der Stadt und dem leichten aufziehenden Nebel Polaris finden konnte – eine gute Portion doof anstellen war auch dabei. Sehr schön, also nun die Nachführung ausrichten! Kappe oben ab, kappe unten ab und... ich sehe nichts! Dass man den oberen Teil der HEQ verdrehen muss um den Strahlengang für die Ausrichtung frei zu geben wusste ich noch. Aber was ich auch machte, ich konnte einfach nichts sehen. Ist es eventuell doch zu hell hier in der Stadt? Ist dieses Ausrichtungsrohr einfach zu lichtschwach um bei diesem Licht zu arbeiten? Ich habe dann angefangen mit dem Handy in den Strahlengang zu leuchten und konnte noch immer nichts sehen - ich hatte vergessen die Stange des Gegengewichts wieder auszufahren.
Nachdem dies geschehen war und ich noch mehrfach schauen musste ob ich wirklich Polaris im Sucher hatte - was mir schwer viel da ich keine Übung habe und die Sternenbilder durch Teleskope ja auf dem Kopf stehen und einige Wolken aufzogen - konnte ich die HEQ5 nun endlich ausrichten.

Kaum hatte ich sie ausgerichtet ging der Mond auf.... Du nicht auch noch!
Kurz davor das gesamte Astro Thema einfach hin zu werfen spannte ich aber dennoch kurz meine Kamera ein. Mangels einer passenden Prismenschiene konnte ich leider "nur" das 70-200 f2,8 zusammen mit dem 2x Konverter verwenden. Es sollte nur ein kurzer Test werden ob ich denn tatsächlich richtig nachführe oder weiterhin Startrails kriege. Also die 5D in Richtung Orion, ISO rauf, Blende auf, 60 Sekunden und los. Nach dem ersten Ergebnis holte ich schnell noch die 7D aus dem Wagen und machte meine ersten echten Aufnahmen.

Jetzt hat mich das Thema voll und ganz erfasst. Ich muss dringend noch einen besseren Ausblickspunkt suchen und mich weiter mit dem Thema beschäftigen, denn auch wenn das Bild in der Stadt, bei Vollmond, Bewölkung, über einen Fluss und eine Industrieanlage hinweg, an einer befahrenen Straße die für Vibrationen sorgt entstanden ist bin ich absolut begeistert.

Ich hoffe nun die Tage mein 500er Tele gassi führen zu können und dann mit echten Ergebnissen auftrumpfen zu können.

Wie ich meinem Kollegen nun erkläre, dass er seine HEQ5 nur über meine Leiche wieder kriegt muss ich noch überlegen.


Beste Grüße, Robert


IMG_5178.jpg
 Beschreibung:
EOS 5D Mark III - 16-35 L USM II
16mm f2,8 ISO 3200 13s
 Dateigröße:  208.75 KB
 Angeschaut:  6687 mal

IMG_5178.jpg


EXIF Information  Details
Kamera-Hersteller  Nicht verfügbar Kamera-Modell  Nicht verfügbar
ISO-Wert  Nicht verfügbar Brennweite  Nicht verfügbar
Belichtungszeit  Nicht verfügbar Blende (F-Zahl)  Nicht verfügbar

35mm.jpg
 Beschreibung:
 Dateigröße:  364.03 KB
 Angeschaut:  6687 mal

35mm.jpg



IMG_1457(50%).jpg
 Beschreibung:
 Dateigröße:  169.64 KB
 Angeschaut:  6687 mal

IMG_1457(50%).jpg


EXIF Information  Details
Kamera-Hersteller  Canon Kamera-Modell  Canon EOS 7D
ISO-Wert  1600 Brennweite  400mm
Belichtungszeit  30 seconds Blende (F-Zahl)  f/5.6
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Hallo Robert,

super dass Du nicht aufgibst - das Problem mit dem Wetter (alles aufgebaut - Sterne sind weg - alles wieder abbauen - Sterne wieder da) ist laut Murphy´s law ja "astronomischer Standard" Laughing

Stacken ist zur Reduktion des Bildrauschens unbedingt ein muss, als Regel kann man sich merken: mit der 4fachen Anzahl Bilder wird das Rauschen halbiert. Anders ausgedrückt: mit 4 Aufnahmen gestackt ist das Rauschen 1/2 so groß wie bei einer Einzelaufnahme und mit 16 Bildern ist das Rauschen wiederum 1/2 so groß wie bei einem 4fach gestackten Bild.

Astrophotographie ist schon spannend, man hat schon eine "steep learnig curve" und neben der kameratechnischen Seite muss man sich auch am Himmel noch einiges an Grundwissen aneignen.

Also weiter so und viele Grüße,

Wolfgang
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Hier mal ein Nachtrag von heute Abend.

Diesmal war es für mich kein Problem mehr Polaris zu finden, zumindest mit bloßem Auge.
Im "Zielrohr" der HEQ5 tat ich mich wieder schwer.

Heute hatte ich also Probleme mit dem anpeilen von Polaris und der genauen Ausrichtung - glaube ich.
Dazu kam aufziehender Nebel / Wolken, gegen späterer Stunde der Mond. Zwischendrin viel Wind.

Ich habe beim Auswerten der Bilder gesehen, dass diese immernoch "wandern". Bei korrekter Ausrichtung sollte dies nicht geschehen denke ich.
Auch das exakte Fokussieren muss ich noch üben. Mit dem Einstellring am Objektiv erzeuge ich zu viele Vibrationen und kann nicht fein genug arbeiten.
Im nächsten Versuch will ich diesen Schritt umstellen auf die Nutzung eines Android Handies und einem langen USB Kabel. Das Kabel das ich heute dabei hatte was zu kurz und ich musste neben dem Stativ stehen und habe so selbst wieder für Vibrationen gesorgt.

In meinen Bildern habe ich massive Unterschiede in der Schärfe und kann aktuell nicht ausmachen weswegen.

Gründe könnten sein:
1. Schlecht ausgerichtet (falscher Stern?)
2. Zu viele Vibrationen durch Wind / mein Rumgezappel / baumelnde Umhängegurte
3. IS war an (anfangs um den starken Wind auszugleichen, später nicht aus gemacht
4. Schlecht fokussiert
5. Aufgezogener Nebel / beschlagene Fronstlinse?
6. Luftunruhen?

Meine to do Liste für das nächste mal lautet also:

1. Ausrichten üben - vor allem Polaris im Zielrohr anpeilen
2. Fokussieren per langem Kabel und Tablet / Handy
3. Vibrationen vermeiden, ich glaube ich hatte zu nahme am Stativ geparkt / mich neben dem Stativ zu viel bewegt
4. Testen ob der IS an oder aus muss - der nicht-Astro-Erfahrung nach aus
5. Für mehr Zeugs zum Aufwärmen sorgen!
6. Gurte und Kabel befestigen
7. Automatisches ausrichten der Bilder deaktivieren. Meine Lightframes so Ordnen ist noch recht einfach, teilweise sind die Darkframes aber verdreht da ich diese meist mache wenn ich einen Teil der Ausrüstung schon wieder wegpacke und die Kamera dafür an den Rand lege.
8. Genauer in die Bedienung des Canon TC80N3 einlesen. Im Moment habe ich Probleme mit der Spiegelverriegelung im Bulb Modus. Eine Auslösezeit von 60 Sekunden zu konfiguerieren ist kein Problem, diese wird aber auch auf das Hochklappen des Spiegels angewand. Somit macht meine EOS nur alle zwei Minuten ein Bild a 60 Sekunden.


1.jpg
 Beschreibung:
 Dateigröße:  258.16 KB
 Angeschaut:  6614 mal

1.jpg


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Hallo Robert,

zu1.
eine "perfekte" Ausrichtung die nahezu keine Korrekturen während der Aufnahme mehr benötigt erreicht man im Grunde nur bei fester, stationärer Aufstellung der Montierung (Ausrichtung über Scheiner-Methode) und auch dann sind noch Korrekturen nötig, um die mechanischen Fehler einer Montierung (Getriebespiel, Schneckenfehler etc,) auszugleichen. Hierzu wird parallel zur Aufnahmeoptik ein Leitrohr eingesetzt, mit dem man entweder über ein Okular mit beleuchtetem Fadenkreuz einen Leitstern immer in der Mitte hält (über die Steuertasten der Montierung), was recht anstrengend ist - oder diese Aufgabe einem Autoguider mit entsprechender Software überlässt. Hier hat man praktisch eine kleine 2. Kamera anstelle des Fadenkreuzes und Abweichungen werden nach entsprechender Eichung praktisch pixelgenau ausgeglichen.

Will man nur über eine sehr gute Ausrichtung auf den Himmelspol (nicht auf den Polarstern !!, dieser liegt nur sehr nahe am Himmelspol und auf den Pol kommt es an) ohne diese "Nachführkontrolle" arbeiten, dann ist das Limit bei ca. 135 - max. 200mm Brennweite (siehe mein Post zu M33) und Belichtungszeiten von max. 5 min ausgeschöpft. Richtet man die Montierung nur auf den Polarstern aus, dann ist man ohne entsprechende Nachfühkontrolle schon bei ca. 50mm Brennweite im Grenzbereich.

zu 2.
nur mit manueller Fokussierung, am besten über Lifeview bei 10x und einigen Testaufnahmen wirst du die korrekte Schärfe finden - wenn die abgebildeten Sterne am kleinsten sind, ist die optimale Schärfe gefunden. Scharfstellen ist nicht gerade unproblematisch und da geht schnell mal ne halbe Stunde dabei drauf.

zu 3.
stimmt - kann eine Ursache sein, aber auch Wind ist nicht zu unterschätzen

zu 4.
IS immer aus

zu 5.
man kann nur ruhig arbeiten, wenn man selber nicht zittert Laughing

zu 6.
prinzipiell richtig, Kabelsalat ist immer eine Fehlerquelle, aber Achtung: die Montierung bewegt sich ja, wenn sie dem Lauf der Sterne folgt - es muss also noch genügend Kabel vorhanden sein, dass kein Zug / Spannung auf den Kabeln entsteht.

zu 7.
korrekt

zu 8.
Es liegt vermutlich nicht am Timer, sondern an der automatischen Rauschkorrektur bei Langzeitbelichungen, ist diese bei Dir aktiviert? dann deaktivieren.
Diese Rauschunterdrückung führt nämlich dazu, dass die Kamera ein Bild von 60 sec. macht und anschließend ein Darkframe mit 60 sec und dies intern dann sofort mit dem Lightframe verrechnet. Praktisch genügt es in der Regel, wenn man zwischen den Bildern bei Gelegenheit ein paar Darkframes aufnimmt, oder eben am Ende der Session.

Viele Grüße

Wolfgang
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Nabend Wolfgang, danke dir schonmal für deine Hilfe.

Was mich in Sachen Autoguiding interessiert:
Muss ich denn immer noch so genau auf Polaris ausrichten oder gebe ich dem Guider einfach einen Stern und überlasse ihr die Steuerung?
Für mein bisheriges Verständis stellt der Autoguider nur ein Addon dar, wwelches nach erfolgter Nordausrichtung schaut, dass alles gut weiter läuft und selbst korrigiert?

Zu 2.
Ich hatte diesmal schon im Live View Manual fokussiert, aber das Problem, dass ich den gesamten Aufbau zu sehr in Schwingung versetzt habe.
Das Manualfokus Rad am 500er ist für diese Situation einfach zu grob und unpraktisch. Ein 10 Meter USB Verlängerungskabel ist aber unterwegs um zukünftig per Adroid Device scharf zu stellen - vielleicht gleich aus dem warmen Wagen herraus. Ich glaube auch, dass ich aufgrund des leichten Dunst / Nebels und der Luftunruhe massive Kompromisse eingehen musste.

Zu 4.
Der IS wurde vom Segen zum Fluch. Den Wind, fast schon Sturm hat er gut weg gekriegt, ich hab einfach vergessen den IS aus zu schalten...
Meine Hauptunschärfe diesmal lag aber sicherlich wo anders.

Zu 6.
Hatte ich im Kopf, kann man aber nicht oft genug erwähnen denke ich, vielen Dank für den Hinweis.

Zu 7.
Man bin ich mich gerade am ärgern. Ich finde einfach keine Funktion die Bilder wieder normal auszurichten.
Meine Dark Frames aus dieser Runde kann ich wohl vergessen.

Zu 8.
Das Problem liegt definitiv in meinem falsch eingestellen TC80N3. Dieser schickt in der aktuellen Einstellung stets wieder aufs Neue einen 60 Sekunden Auslösebefehl. Die Kamera löst also 60 Sekunden lang aus, im zweiten Befehl klappt der Spiegel wieder hoch und die nächsten 59,99 Sekunden passiert gar nichts, bis dann im dritten Anlauf erst wieder der Auslösebefehl auf eine bereite Kamera trifft.
Ich müsste einen 2,60,2,60,2,60 .... Zyklus eingeben können. Mal schauen was ich am TC80N3 noch so alles konfigurieren kann oder welche Möglichkeiten mir der DSLR COntroller auf dem Android Device gibt.


Gute Nacht!

Robert
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Hallo Robert,


Zum Autoguiding:
Es täuscht die Annahme, dass man bei aktivem Auto-Guiding die Ausrichtung nicht so genau nehmen muss. Eine ungenaue Ausrichtung auf Norden führt auch bei sehr gutem Autoguidung zur sog. "Bildfeldrotation", d.h. es rotieren die Sterne um den nachgeführten Stern. Das führt zu sehr unschönen bildern, insbesondere bei Weitwinkel-Aufnahmen und von solchen kann man bei Astrofotografie alles dazurechnen, was eine kürzere Brennweite als 500mm hat.

Zu Pkt. 2: Kann ich gut verstehen, dass die Fokussierung eine sehr aufwändige und vor allem zittrige Angelegenheit ist. Hier hilft ein stabiles Stativ, insbesondere eine Montierung wie die HEQ5 und vergleichbare Typen lieben massive Eschenholzstative wie z.B. ein Berlebach Planet. Aber das geht dann auch schon wieder ins Geld. Oft hilft auch schon, das Stativ möglichst stabil aufstellen, z.B. im Feld durch hineintreten der Stativbeine in den Boden, sodass es zu zusätzlichen Versteifungseffekten kommt.
Die standardmäßigen Metallstative aus China, die obigen Montierungen meist beigelegt sind, sind leider nicht der Weisheit letzter Schluss.
Richtige Profis nehmen zur Fokussierung am Teleskop einen Fokusmotor mit Untersetzungsgetriebe. So kann man butterweich und ohne Erschütterungen im µm-Bereich den Fokus einstellen..aber das ist dann auch wieder teuer.

Noch was zum Autoguiden:
Falls du wirklich effektiv Astrofotografie betreiben möchtest, würde ich dir einen Stand-Alone-Autoguider wie den MGEN empfehlen. Habe das Kasterl selber im Einsatz und das funktioniert wirklich brauchbar. Geht auch sehr gut an einer HEQ5 und dergleichen. Das Teil hat eine kleine CCD-Kamera dabei und wird an ein Sucherfernrohr (sehr preiswert) angeschlossen. Man kann damit auch schwache Sterne zur Nachführung verwenden. Hat eine Reihe von Parametern zum einstellen, geht aber nach einer kleinen Einarbeitungszeit wirklich sehr gut. Habe damit Einzelbelichtungen bis 10 Minuten durchgeführt ohne nennensswerten Drift der Sterne. Wohlgemerkt mit exakter Nord-Ausrichtung, sonst sind die Sterne am Bildrand trotzdem Strichbögen.... Ausserdem hat der MGEN einen eingebauten Foto-Timer für Canon, d.h. hier kann man Belichtungszeiten und Bilderserien einstellen, SVA, etc. sozusagen ein Gerät für alles was das DSLR-Astrofotografenherz benötigt.

Zum Schluss noch eine Warnung:
Astrofotografie ist ein teueres Vergnügen. Das geht gleich mal in die hunderten bis tausende € und die Skala ist nach oben unbegrenzt, wenn man wirklich perfekt werden möchte....aber auch schon mit relativ kleinem Aufwand kann man schöne Bilder machen.


Lg Walter

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Hallo Robert,

Autoguiding - oder auch mühsames manuelles Guiding - ist ein Muß, selbst wenn Du die Polachse deines Teleskops mit theor. Null-Fehler parallel zur Erdachse ausgerichtet hast, sind die mechanischen Fehler einer Montierung immer noch nicht auskorrigiert, der Schneckenfehler erzeugt eine Drift, Getriebespiel hat einen Einfluß, wie genau führen die Motoren der Sternbewegung bzw. richtigerweise der Erdrotation nach etc. etc.

Dein Orionnebel zeigt zwar schon einiges an Details und du hast auch mit unterschiedlichen Belichtungszeiten gearbeitet um das Ausbrennen des hellen Zentrums zu verringern - aber selbst mit den vielen Aufnahmen mit 30sec. die Du gemacht hast, kriegst Du das Rauschen von den 5000 ISO nicht raus, bei hohen ISO Werten steigt das Rauschen gegenüber niedrigerem ISO stärker an, als durch stacken zu eliminieren ist. Denk einfach nochmals an die Grundregel, dass zur Halbierung des Rauschens das 4 fache an Bildern notwendig ist, d.h. die Anzahl der Bilder notwendigen Bilder sieht so aus: 4 - 16 - 64 - 256..... Du siehst wohin das führt.

Also niedrigeres ISO - 800 oder 1600 reichen aus und lieber länger belichten, gibt bessere Ergebnisse

Teste mal Deine Montierung (bei der besten Einnordung die Du hinkriegst) mit einer Belichtungszeit von 3 Minuten oder so - dann wird Dir auch schnell klar, warum guiding unbedingt notwendig ist. Deine 800mm Brennweite sind kein Pappenstiel sondern schon recht anspruchsvoll. Ich würde sowieso den 2x Konverter weglassen - kostet ja 2 volle Blenden und in der Astrophotograhie zählt jedes Photon, das den Chip während der Belichtung erreicht.

Was mir nicht klar ist, warum beim Scharfstellen alles in Schwingung gerät. Die EQ 5 sollte laut Datenblatt um die 10 kg tragen (photographisch dann vielleicht 6-7kg), also sollte daher das Ausschwingen recht kurz sein. Wie hast Du Dein Equipment auf die Montierung gepackt und ausbalanciert??
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Hallo Robert,


Anbei habe ich ein Foto ausgegraben: M42 (Orion-Nebel) und Running-Man (rechts oberhalb) aufgenommen mit einer modifizierten Canon EOS 1000D an meinem Teleskop (540mm Brennweite, f5,6) im Primärfokus, d.h. die Kamera statt einem Okular ans Teleskop geschraubt. Bei der Kamera wurde das IR-Sperrfilter aus der Kamera ausgebaut, sodass mehr Rot-Anteil der H-Alpha-Gebiete auf den Chip gebannt werden.
Die nomale DSRL ist ja im Rotbereich nicht gerade überempfindlich, so ca. 80% vom roten Licht bis in den nahen IR-Bereich werden durch das Filter abgeschnitten.....
Aber wie man sieht, kommen mit längeren Belichtungszeiten wieder jede Menge anderer Probleme ins Spiel. Mal ganz abgesehen von der Nachführung. Hier habe ich mit dem MGEN eine 900s-Belichtung durchgeführt. Das hat soweit sehr gut funktioniert. Das Bild ist eine Einzelaufnahme, d.h. kein Stacking oder sonstiges, nur im RAW-Konverter etwas an den Kurven und Weissabgleich gedreht. Es kommen hier schon recht schöne Strukturen zum Vorschein. Wobei der zentrale Bereich des Nebels natürlich heillos überbelichtet ist.... man müsste hier kurzbelichtete und länger belichtete Aufnahmen kombinieren und und und... ganz schön mühsam das ganze.
Und ja, ganz wichtig: Vergiss den TK bei Astro-Aufnahmen, insbesondere wenn du keine Planeten oder Mond aufehmen möchtest. Sehr gerne werden die Sterne zu "Knödeln" durch die spährische Abberation und andere Bildfehler, die solche optischen Konstrukte mit sich bringen....lieber mit kürzeren Brennweiten arbeiten, da erspart man sich viel Frust!



LG Walter


M42.jpg
 Beschreibung:
 Dateigröße:  242.77 KB
 Angeschaut:  6464 mal

M42.jpg


EXIF Information  Details
Kamera-Hersteller  Canon Kamera-Modell  Canon EOS 1000D
ISO-Wert  400 Brennweite  0/1mm
Belichtungszeit  904 seconds Blende (F-Zahl)  f/inf


Zuletzt bearbeitet von hathor39 am 20 Jan 2014 22:13, insgesamt einmal bearbeitet

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Sorry, war zu schnell am absenden - natürlich noch viele Grüße

Wolfgang

PS: habe gesehen, dass Walter auch schon sehr wertvolle weitere Tipps gepostet hat, an die ich im Moment auch noch nicht gedacht habe, insbesondere an die Bildfeldrotation Smile - Danke für die wichtige Ergänzung

nochmals Grüße,

Wolfgang
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