Superteleobjektive nennt Canon seine hochklassigen Profilinsen. Besondere
Ausstattungsmerkmale aber vor allem die hohe Lichtstärke gepaart mit einer langen
Brennweite zeichnen diese Produktklasse aus. Da solche Objektive zwischen 4.000
und 8.000 Euro nicht zum Schnäppchenpreis zu haben sind, lohnt sich ein
prüfender Blick auf ihre optischen Qualitäten. Gleich drei Klassenvertreter haben wir ins Traumflieger-Testlabor
gebeten. Untersucht werden unterschiedliche Distanzen und
Telekonverterkombinationen.
Getestet wurde das
Canon 300mm/2,8L IS USM; wohl das beliebteste der hochpreisigen
L-Teleoptiken. Ausgestattet ist es - wie die beiden Test-Kontrahenten - mit
AF-Stopptasten, Fokussierbegrenzung, Bildstabilisator,
Steckfilterschublade und Fokusspeicher. Insbesondere die AF-Stopptasten
und der Fokusspeicher sind ansonsten in keiner anderen Objektivklasse von Canon
zu finden (Details).
Das
Canon 400mm/2,8L IS USM doppelt mit 5,4 KG nicht nur das Gewicht
sondern kostet auch fast
doppelt soviel wie das vorgenannte 300mm/2,8. Der Stativeinsatz dürfte zum
Pflichtprogramm gehören.
Das ausserdem im Test vertretene
Canon 600mm/4,0L IS USM bewegt sich ebenfalls in der 5KG-Gewichtsklasse und
wird für nicht wenige Profi-Naturfotografen als Nonplusultra vor allem wegen der
langen - und meist notwendigen - lichtstarken Brennweite angesehen.
Wir testen im RAW-Format, entwickelt mit Lightroom bei Standardeinstellungen
(sehr geringe Schärfung).
Manuelle Scharfstellung via 10x-Livebild, SVA, jeweils Offenblende.
Aus rund 80 Metern
Distanz wurde eine Fassade abgelichtet (Markierung 100%-Ausschnitt für das
Canon 300mm).
aus 12m wurde ein
Fasan-Präparat aufgenommen.
1. Häuserfront
Zunächst erfolgt der Test aus einer 80-Meter-Distanz auf eine Häuserfassade:
Canon 300mm/2,8
Canon 400mm/2,8
Canon 600mm/4,0
Motivdistanz ca. 80m jeweils mit Offenblende,
Bildzentrum, 100%-Ausschnitte
Die Auflösung der 100%-Ausschnitte aller drei Objektive erscheint ähnlich, den
Grössenunterschied einmal unbeachtet.
2. Fasan
Die Motivdistanz wird von 80 auf 12 Metern verkürzt. Eine typische Entfernung
für scheue Naturmotive wie z.B. Greifvögel (mit einem 600mm + 2x
Telekonverter ergibt sich auf diese Distanz im Hochformat z.B. ein Kopfportrait
eines Bussardes). Wir zeigen 100%-Ausschnitte von einem Fasan-Präparat jeweils
bei Offenblende aus dem Bildzentrum.
Canon 300mm/2,8
Canon 400mm/2,8
Canon 600mm/4,0
Canon 300mm/2,8
+ Canon 1,4x-Extender
Canon 400mm/2,8
+ Canon 1,4x-Extender
Canon 600mm/4,0
+ Canon 1,4x-Extender
Canon 300mm/2,8
+ Canon 2x-Extender
Canon 400mm/2,8
+ Canon 2x-Extender
Canon 600mm/4,0
+ Canon 2x-Extender
Canon 300mm/2,8
+ Kenko 1,4x MC4 DGX
Canon 400mm/2,8
+ Kenko 1,4x MC4 DGX
Canon 600mm/4,0
+ Kenko 1,4x MC4 DGX
Canon 300mm/2,8
+ 1,4x Canon + 2x Canon
Canon 400mm/2,8
+ 1,4x Canon + 2x Canon
Canon 600mm/4,0
+ 1,4x Canon + 2x Canon
Bei einer ersten optischen Analyse fällt die überraschend hohe Auflösung auch
bei doppeltem Telekonvertereinsatz auf. Und die leichte Farbverschiebung bzw.
die etwas kontrastarm wirkenden Testausschnitte beim 600mm-Objektiv, sobald der
2x-Telekonverter zum Einsatz kommt. Überraschend vielleicht auch, dass der
Kenko-Telekonverter auflösungsmässig dem Canon 1,4x-Teleextender nicht
nachsteht.
Nachfolgend eine direkte Gegenüberstellung bei ähnlicher Brennweite durch
Telekonvertereinsatz:
Canon 300mm/2,8
+ 2x Canon TK
Canon 400mm/2,8
+ 1,4x Canon TK
Canon 600mm/4,0
(ohne Telekonverter)
Die Telekonverter-Fragestellung lässt sich leicht beantworten: das
300mm-Objektiv mit 1,4x Telekonverter reicht nicht an die Auflösung des
400mm-Objektivs ohne Telekonverter bzw. mit 2x Konverter an das 600'er-Tele
heran. Gleiches gilt für die Kombination 400mm + 1,4 TK im Vergleich zum
600'er-Objektiv. Nachfolgend ein Vergleich mit doppeltem TK-Einsatz am 400'er
(=1.120mm) und dem 600'er mit 2x-Telekonverter (=1.200mm):
Canon 400mm/2,8
+ 1,4x + 2x Canon TK
Canon 600mm/4,0
+ 2x Canon TK
Canon 600mm/4,0
+ 2x Canon TK - kontrastoptim.
Die Auflösung des 400'er mit doppeltem Telekonvertereinsatz reicht offenbar an
das Canon 600mm mit 2x-Telekonverter heran (und übertrifft ihn ein wenig).
Selbst dann, wenn der Kontrast am 600'er rechts durch Tonwertspreizung optimiert
wird.
3. Briefmarke
Auf unser ISO-Testchart mit integrierter Briefmarke wurde aus einer variablen
Distanz von 4 bis 8m (4m für das Canon 300mm/2,8, 5,33m für das Canon 400mm/2,8
und 8m für das Canon 600mm/4,0) abgelichtet.
Canon 300mm/2,8
Canon 400mm/2,8
Canon 600mm/4,0
Motivdistanz zwischen 4 und 8m jeweils mit Offenblende,
Bildzentrum, 100%-Ausschnitte
Canon 300mm/2,8
Canon 400mm/2,8
Canon 600mm/4,0
Motivdistanz zwischen 4 und 8m jeweils mit Offenblende,
äusserer Rand oben rechts, 100%-Ausschnitte
Auch hier zeigt sich im Bildzentrum eine sehr hohe Auflösung, wenngleich das
600mm/4,0 etwas im Kontrast abfällt (aber dennoch eine hohe Auflösung bringt).
Im äusseren Randbereich bricht das 600'er-Supertele ebenfalls minimal ein; als
besonders drastisch kann der Unterschied zu den beiden anderen Linsen aber kaum
gewertet werden.
Die gemittelte Linienauflösung beträgt von Offenblende bis f16 im Schnitt über
Zentrum, erweitertes Zentrum und äusseren Randbereich für das Canon 300mm/2,8
2.195 Linen, für das Canon 400mm/2,8 2.221 Linien und beim Canon
600mm/4,0 sind es 2.008 Linien (mehr Details
hier).
Fazit
Einen Sieger zu
küren wäre wenig sinnvoll. Unser Test zeigt, dass alle drei Kandidaten den
Erwartungen gerecht werden und hochaufgelöste Bildergebnisse bis in die
Randbereiche liefern. Via Telekonvertereinsatz lassen sich die kleineren
Brennweiten regelmässig nicht an die Leistung des 600'er-Teles (ohne
Telekonverter) heranbringen. Ausnahme ist jedoch das etwas kontrastarm
abschneidende Ergebnis des 600er mit dem Canon 2x-Teleextender. Hier kann das
400'er mit doppeltem Telekonferteinsatz (1,4x + 2x) zur Auflösungsleistung
aufschliessen und bringt noch etwas besser kontrastierte Ergebnisse - mögen auch
80mm Brennweite fehlen. Die dann nötige Offenblende von f8 ist allerdings nur
für sehr ruhige Motive bei stabiler Montage geeignet und lässt den AF-Betrieb
derzeit nur an 1D-Modellen mit dem zentralen AF-Feld zu. Detaillierte Hinweise
zu der Auflösung, Autofokusleistung, CA's etc. finden Sie auch in den
Einzeltests zum
300mm/2,8,
400mm/2,8 und
600mm/4,0.
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erstmal ein groooßes Kompliment für eure immer sehr aufwändigen und aufschlussreichen Tests. Aber manchmal komme ich beim Betrachten der Ergebnisse zu einem ganz anderen Schluss als ihr: Hier bei diesem Test empfinde ich einen ganz deutlichen Sieger: Das 2,8/400 !! in fast allen Situationen gefallen mir die Fotos des 400-er am besten, - Wand, Fasan, mit Konverter fast scharäfer und kontrastreicher als das 600-er, und mit zwei Konvertern immer noch ein Suuuper-Ergebnis. Ich hab ja nur eure kleinen Bildchen zur Verfügung, aber da schneidet das 400-er für meine Augen herausragend ab. Und es ist ja wohl auch eines der allerbesten Objektive , die es überhaupt gibt. Euer Test bestätigt dies eigentlich, aber ihr formuliert es anders... viele Grüße von einem Canon- Enthusiasten, Roland (26.11.2015, 00:41 Uhr)
Martin: Moin,
mit welchen TKs genau wurde das 400mm (+ 2x + 1.4x) im direkten Vergleich zum 600mm (+ 2x) betrieben? Mal steht da Canon - Canon (was doch zumindest bei den MKIII garnicht geht), mal steht einfach 1.4x uns Canon 2x.
War das eine Kombination von Canon 2x MKII mit Canon 1.4 MK II oder MKIII ODER ein Canon 2x MKIII mit einem Kenko 1.4x?
Da ich mir gerade eine 1D MKIV zugelegt habe möchte ich gerne mein 400 2.8 ISI (+ 2x Canon MKIII) um einen weiteren 1.4x Konverter erweitern, damit ich auf echte 1120mm komme (den "Cropfaktor" von 1,3 mal ignorierend). Dann kann ich mir das 600er sparen ;-)
Danke und schöne Feiertage,
Martin (20.12.2013, 14:04 Uhr)
ROBSEN: Danke!!! (03.06.2013, 16:25 Uhr)
Basti: Wie im Namen des Objektivs bereits angegeben sind die genannten Objektive Festbrennweiten.
So hat das Canon EF 400mm f/4 DO IS USM eben eine feste Brennweite von 400mm im Gegensatz beispielsweise zum Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6L IS USM das, wie du im Namen bereits erkennen kannst einen Brennweiten bereich von 100 - 400mm hat (also einen 4-fachen Zoom). (02.05.2013, 19:44 Uhr)
ROBSEN: Ich bin jung, und habe mal eine Frage.
Sind die Teleobjektive von CANON, z.B.s.:Canon EF 400mm f/4 DO IS USM oder
Canon EF 400mm f/5.6L USM festbrennweiten oder nicht? (21.03.2013, 21:17 Uhr)
Stefan_tf: @GJH: 400mm x 2x-Konverter x 1,4x-Konverter = 1.120mm / 600mm x 2x-Konverter = 1.200mm, Differenz = 80mm!
Ist in beiden Fällen f8,0 bei Offenblende. (15.01.2013, 02:16 Uhr)
GJH: was ist denn das mit den 80mm am Ende? Sollen das 800 sein (2x400)? Da komme ich auf math. Blende 5,6 und das schafft sowohl eine 5DII als auch eine 7D - die 5DIII geht ja bereits bis f/8. (15.01.2013, 00:57 Uhr)
Nicht jedes für Canon ausgewiesene
EF-Objektiv ist mit allen Canon DSLR kompatibel:
Canons EF-S-Objektive (das "S" steht für Short-Back) sind mit allen
Canon EOS-Kameras kompatibel allerdings mit Ausnahme der EOS 5D
(Mark I und II) und der 1D-Modelle. An letztgenannten Modellen können
diese EF-S-Objektive nicht angesetzt werden !
Sigmas Objektive für Canon EOS, die in der
Bezeichnung ein DC ausweisen lassen sich zwar an allen Canon
EOS-Kameras ansetzen, sie erzeugen jedoch idR Weitwinkel-Vignettierungen
an der EOS 5D und 1D-Modellen !
Tamron-Objektive für Canon EOS mit der
Bezeichnung Di II sind an allen Canon EOS-Kameras verwendbar,
erzeugen jedoch idR Weitwinkel-Vignettierungen an der 5D und 1D-Modellen.
Tokina-Objektive für Canon EOS mit der
Bezeichnung DX sind ebenfalls nicht mit EOS 5D und 1D-Modellen
kompatibel (idR Weitwinkel-Vignettierungen).
Die Liveview zählt - neben der zunehmend
integrierten Videofunktion - mittlerweile zum Standard bei DSLR. Viele
Fotografen nutzen die Liveview jedoch kaum - und verzichten damit auf
viele Vorteile:
Interessant ist die Liveview vor allem, um
die Schärfe exakt manuell einzustellen. Dafür wird bei Canon DSLR einfach
die 10x-Zoom-Ansicht über die Lupentaste aufgerufen und schon lässt sich
die Schärfe manuell am Objektiv 100%-exakt einstellen. Im Studio kann man
die Liveview z.B. über das Programm EOS-Utility an einem Computer-Monitor
grossformatig darstellen und so die Schärfe noch genauer einstellen.
Hilfreich nicht nur für Astrofotografen oder die Mikroskopie sondern auch,
um z.B. Videoaufnahmen mit Monitor vor der Kamera zu kontrollieren.
weitere Vorteile: vom Sucher
losgelöste Bild- und Ausschnittskontrolle, daher sind ungezwungenere
Aufnahmen möglich, erleichterte Überkopf- oder bodennahe Perspektiven,
sofortige Kontrolle des Bildergebnisses bereits vor der Aufnahme,
Nachtsichtgerät da die Liveview bei Dunkelheit idR mehr anzeigt als durch
den optischen Sucher, 100%-Bildausschnitt (viele Kameras haben einen
beschnittenen Sucher).
Bei aller Freude über die Liveview:
nutzen Sie ergänzend auch weiterhin den optischen Sucher, denn er bietet
den qualitativ bestmöglichen Blick, die Auslöseverzögerung ist geringer
und bei Actionmotiven steht Ihnen ein besserer Autofokus zur Verfügung (Ai-Servo).
Zudem sparen Sie Energie und beugen Bildrauschen vor (in der Liveview kann
bei längerem Gebrauch durch Erwärmung das Bildrauschen deutlich
ansteigen).