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Im März 2005 gab die EOS 350D ihren Einstand. Sie löst im gewohnten Turnus nach 1,5 Jahren den Vorgänger 300D ab. Das Gehäuse ist allerdings erheblich kompakter geworden und wie üblich bietet sie mehr Megapixel und eine verbesserte Ausstattung. Noch immer kann die 350D mit den Bildergebnissen überzeugen. Die 350D ist auch heutzutage noch mit ihren 8 Megapixeln für viele Anwendungen tauglich. Ausstattungsmässig ist sie allerdings in die Jahre gekommen. Die Menübedienung, Bildkontrolle und Funktionsfülle ist mittlerweile nicht mehr up to date. Canon läutete mit der 350D seinerzeit eine Trendwende bei den digitalen Spiegelreflexkameras ein, denn vormals waren ausschliesslich deutlich grössere Bodys gebräuchlich. Der Consumer-Anwenderwunsch nach einer kompakteren SLR führte bei der 350D - incl. des kleineren Akkus - zu einem rund 100gr. leichteren und um rund 1,5cm schmalerem Gehäuse. Ansonsten wurde das Bedienkonzept der noch jungen dreistelligen Canon-DSLR-Klasse beibehalten. Seinerzeit bot die 350D noch einen kleineren Monitor, der allerdings rückseitig einer Flüssigkeitskristall-Anzeige Platz für die permanente Anzeige grundlegender Parameterwerte liess. Spätere Monitore waren dann deutlich grösser, so dass das LC-Display schon am 400D-Nachfolger entfiel. Die vier Pfeiltasten der 350D sind hingegen noch immer Klassenstandard und werden erst ab der zweistelligen Klasse durch ein idR als komfortabler empfundenes Daumenrad nebst Joystick als alternative Controller angeboten. Neben dem kompakteren und in dunklem Anthrazit-Farbton gehaltenen Gehäuse (Kunststoff) fällt die merklich kürzere Startzeit beim Anschalten der 350D auf. Die 300D brauchte zur Bereitschaft mit dem Signalprozessor erster Generation noch 2,5 Sekunden, während die 350D bereits nach gut 0,2 Sek. dank des neuen DIGIC II einsatzbereit ist. Diese kurze Startzeit ist seitdem in allen Canon DSLR Standard. Am Programmwahlrad hat sich nichts geändert, neben 5 Kreativprogrammen mit Halbautomatiken bzw. manueller Steuerung werden Vollautomatik aber auch einsteigergerechte Motivprogramme geboten. Letztere erleichtern in typisierten Situationen etwa für Portraits, Makros, Sport und Nachtaufnahmen die Bedienung und stellen für Einsteiger optimierte Parameter automatisch bereit. Später kommt dann mit der 500D noch eine Vollautomatik mit Eingriffsmöglichkeiten in die Schärfentiefe und Belichtung (Creativ Auto) und ein Videoprogramm hinzu.
Menüfunktionen Das Menü der 350D ist an dem relativ kleinen Monitor (115.000 Subpixel) wie am Vorgänger gehalten. Fünf Karteireiter zeigen in kleinen Lettern idR sämtliche Menüpunkte ohne Scrollbedarf auf einen Blick an. Im Vergleich dazu kommt einem seit der 450D ein grösserer Monitor mit grösserem Schrifttyp und farbig zugänglicher gestaltetem Menü entgegen. Dennoch vermisst man im 350D-Menü funktional wenig. Unter anderem werden eine automatische Belichtungsreihe, manueller Weissabgleich, Farbraumwahl, LCD-Helligkeit und automatische Abschaltzeit neben bildwirksamen Einstellungen für Schärfe, Kontrast und Helligkeit aber auch Individualfunktionen geboten. In den Genuss eines praktischen "MyMenü" für den Parameter-Schnellzugriff kommt der Anwender erst seit der 450D. 350D-Nachfolger bieten gegenüber den Bild-Parametern zudem die etwas zugänglicheren und detaillierter einstellbaren Picturestyles (ab 400D). Verzichten muss der 350D-Anwender auch auf eine Tonwertpriorität (verfügbar ab 450D) und automatische Belichtungsoptimierung (ab 450D). Auch wird erst später eine automatische ISO-Wertwahl geboten, die in den Kreativprogrammen für unverwackelte Spontanaufnahmen nützlich ist (ab 450D). Sucherblick Der Sucher zeigt an der 350D noch die 7 Autofokusfelder des Vorgängers an, ist jedoch hinsichtlich der Grösse von real 62% auch später nicht wesentlich erweitert worden (450D - 500D 67%, 550D 68%). Er stellt die klassentypischen 95% dar, man muss daher gedanklich noch einen schmalen Rand hinzurechnen, um auf den etwas grösseren Bildwinkel der finalen Aufnahme zu kommen. Mittels Liveview kann dann in späteren Modellen ab der 450D schon vor der Aufnahme eine 100%-Ansicht genutzt und somit exakter komponiert werden. Wer hierfür den optischen Sucher verwenden möchte, muss bei Canon entweder zur 7D oder 1D-Klasse greifen. Spitzlichter werden im Bokeh der 350D klassentypisch etwas zerfasert.
Autofokus Die sieben Autofokusfelder ragen im Gegensatz zu Nachfolgern weiter in den Randbereich rein und sind wie ein quer liegendes Kreuz angeordnet. Ab der 400D kommen dann zwei Felder hinzu und eine eher rautenförmige Anordnung bietet zwar eine bessere Abdeckung im Zentrum, dafür kann aber links- und rechtsseitig nicht so weit wie an der 350D automatisch fokussiert werden. Wie an allen dreistelligen Canon DSLR arbeitet an der 350D nur das zentrale AF-Feld als Kreuzsensor wohingegen die peripheren Felder als Zeilensensoren ausgelegt sind. Detektiert wird mit Objektiven bis zu einer Lichtstärke von f5,6. Anwender von Telekonvertern benötigen daher wenigstens ein Objektiv mit einer Lichtstärke von f4,0, um mit einem 1,4x Telekonverter noch automatisch scharfstellen zu können. Von dieser Regel gibt es zwar Ausnahmen (Kontakte abkleben, Telekonverter ohne durchgeschleifte Kontakte nutzen), die jedoch für den AF-Betrieb sehr gute Lichtverhältnisse und Kontraste voraussetzen. Später wird alternativ zum normalem, messzellengesteuertem Autofokusbetrieb ab der 450D dann in der ebenfalls später eingeführten Liveview ein Kontrastautofokus geboten. Dieser ist zwar erheblich langsamer und regelmässig nur für ruhende Motive geeignet, dafür aber auch etwas genauer. Im Gegensatz zum Vorgänger bietet die 350D auch den Servo-Betrieb für Actionmotive. Diese Betriebsart führt den Fokus kontinuierlich nach, so dass auch bewegte Motiv automatisch in der Schärfenebene gehalten werden. Im Regelfall wird man jedoch mit einer Ausschussquote von 50% und mehr leben müssen, was klassentypisch ist und auch noch in höherwertigen Modellen keine Ausnahme darstellt. Bildqualität Die Aufnahmen der 350D sind - im Gegensatz zu vielen Kompaktkameras - detailliert und relativ rauschfrei. Natürlich erhält der Anwender mit 8 Megapixel kein allzu grosses Potenzial, um Poster auszudrucken oder Ausschnitte zu verwerten. Im Vergleich zu späteren Canon DSLR - insbesondere ab der 550D mit deutlich kleineren Pixeln - sind die niedrigen ISO-Werte der 350D noch relativ rauschfrei. Der Anwender hat daher an der 350D im unteren ISO-Bereich eine etwas bessere Datenbasis für nachträgliche Aufhellarbeiten oder Kontrastierungen.
Belichtung Die Belichtung misst die 350D via Mehrfeld, mittenbetonter Integral- und Selektivmessung. Eine Spotmessung für hohe Kontraste wird erst ab der 450D geboten. Selbstredend sind alle professionellen Eingriffe wie Korrektur der mittleren Belichtungsstufe, freie Kombination von Blende, ISO-Wert und Zeit über das manuelle Programm möglich. Auch eine dreistufige Belichtungsreihe mit bis zu zwei Stufen Spreizabstand kann u.a. für DRI-Aufnahmen genutzt werden. Später ab der 550D wird die Belichtungsmessung von 35 auf 63 Sektoren erweitert und den Mess-Sensoren Farbfilter spendiert. Canon tauft diese Neuerung dann als iFCL-Verfahren; uns sind derzeit aber keine wesentlichen Praxisvorteile aufgefallen. Etwas mehr Spielraum und Komfort wird jedoch über die ab der 550D (auch 7D) gebotene Belichtungsstufenkorrektur von +-5 EV ermöglicht; die 350D hat hier nur für +-2 Stufen Spielraum, Belichtungsprobleme bzw. selektive Korrekturen etwa für Spitzlichter sind erst später in der jüngsten Kamerageneration schnell durchführbar. Den Dynamikumfang der 350D haben wir mit 10,55 Blendenstufen ermittelt. Damit liegt er auf einem typischen Niveau von Canons dreistelliger DSLR-Klasse (siehe auch unseren Mitglieder-Report "die besten RAW-Dateien"). Serienbilder Wer die 300D kennt, hat sich an lange Speicherzeiten gewöhnt. Sie schafft nur 0,9 MB in der Sekunde. An der 350D sind die Wartezeiten beim Abspeichern hingegen reduziert, mit einer flotten Karte muss man nur 5 Sekunden warten, bis weitere 5 RAW-Aufnahmen im Serienbildmodus unverzögert ausgelöst werden können (300D: Minimum 44 Sekunden für 4 RAWs). Mehr als 9 MB/Sek. sind aber an der 350D nicht drin, dieser Wert wird erst ab der 450D mit rund 16 und 550D mit 23 MB/Sek. übertroffen, dann allerdings auf etwas empfindlicheren SD- und nicht mehr auf den robusteren CF-Karten (nur 300D - 400D). Mehr als 2,7 Bilder/Sek. konnten wir an der 350D jedoch nicht erreichen, hier schaffen Nachfolger mit 3,5 Bildern/Sek (550D/500D) etwas mehr (siehe unseren Speicherkartentest). Zubehör Canon-typisch wird die 350D mit USB-Kabel (Unterstützung 2.0), Kameragurt, einem Akku (NB-2LH) nebst Ladegerät ausgeliefert. Eine CF-Karte muss sich der Anwender selbst besorgen. An Software erhält der User das übliche Paket mit Browser, Rohdatenkonverter, Panorama-Stitching sowie Fernsteuersoftware. Wer die 350D haptisch aufwerten möchte, kann sie um einen Batteriegriff (BG-E3-kompatibel) erweitern.
Fazit Die 350D ist hinsichtlich der Basisfunktionalität auch heutzutage noch voll tauglich. Manuelle Eingriffe, Rohdatenformatunterstützung, Belichtungsreihen aber auch Fernsteuerungsmöglichkeiten via USB vom Computer oder per Fernauslöseranschluss sind möglich. Und der entscheidende Faktor "Bildqualität" stimmt an der 350D ebenfalls. Natürlich nagt der Zahn der Zeit vor allem an der Ausstattung. Der grössere Kameramonitor an Nachfolgern ab der 400D vor allem aber ab der 450D ist schon deutlich komfortabler. Hier ist die Menübedienung dann erleichtert durch klarere Schriftgrössen, Einstellbildschirme aber auch die Liveview seit der 450D bieten deutlich mehr Optionen z.B. im Bodenbereich oder bei Überkopf-Aufnahmen. Hohe ISO-Werte fehlen ebenfalls an der 350D. Und dennoch: wer keine grösseren Druckformate etwa Poster oder Ausschnittsverwertungen mit einem Maximum an Qualität nutzt oder gar Video möchte (ab 500D) und auf versierte Actionaufnahmen verzichten kann, der kommt auch heutzutage noch mit der 350D aus.
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