Seit die DSLR videofähig geworden sind besteht erhöhter Bedarf an mobilen HD-Monitoren. Vorteilhaft ist die verbesserte Schärfenkontrolle während der laufenden Videoaufzeichnung und räumliche Freiheit bei der generellen Bild- und Ausschnittsbeurteilung. Auch der Fotomodus profitiert erheblich vom HD-Monitor. Wir haben uns 4 Feldmonitore angesehen und einen Testsieger ermittelt.

Videofähige DSLR lassen sich während des Record-Vorgangs im Moviemodus nicht weiter einzoomen.phottix hector 9hd Die Lupenfunktion ist ausser Kraft. Das ist kein Canon-Phänomen sondern gilt praktisch für alle Hersteller. Dummerweise ist es schwer, ohne Lupenfunktion während des laufenden Videos die Bildschärfe exakt zu beurteilen und Bewegtelemente oder Kamerafahrten nachzuregeln. Ein HD-Monitor ist von der Beschränkung ebenfalls betroffen, stellt das Livebild jedoch grossformatiger dar und erleichtert so - ja nach Monitorgrösse - die Bildbeurteilung erheblich.

Drehen und Schwenken

Nicht minder vorteilhaft ist die freie Dreh- und Schwenkfähigkeit natürlich nicht nur für Videofilmer. Bestückt man die HD-Monitore mit einem kleinen Kugelgelenk/Kugelkopf, dann ist praktisch jede Position einnehmbar. Egal ob im Bodenbereich, bei Überkopfaufnahmen oder auch vor der Kamera; der HD-Monitor bietet jederzeit optimalen Einblick zur Bildkontrolle. Selbst bei Displayreflexionen kann die Position vielfach so geschwenkt werden, dass sie weitgehend verschwinden.

Die Drehfähigkeit der HD-Monitore ist in manchen Positionen sogar deutlich einfacher als mit Schwenkdisplay bestückte DSLR (bei Canon z.B. die 60D oder 600D). Letztere lassen sich nur auf 270 Grad drehen und schränken Bildkontrollen bei Überkopfaufnahmen oder vor der Kamera ein. Anschrägte Positionen sind schwer kontrollierbar - das Problem haben wir z.B. bei Überkopf-Repropositionen während Videomoderationen, bei denen die Kamera das Produkt direkt von oben filmt und das interne Display nicht mehr in Blickrichtung gedreht werden kann. Auch beim Ausklappen ist die 180-Grad-Beschränkung der kamerainternen Schwenkdisplays nicht immer optimal. Zudem ist die Möglichkeit einer von der Kamera entkoppelten Position nur an separten Displays möglich.

Das Testfeld

Wir selbst nutzen schon länger einen recht schweren 9-Zoll "Small HD"-Monitor erster Generation, den wir uns aus den USA beschafft haben. Aufgrund des Gewichts von 1 KG und einiger Betriebsprobleme fristet er jedoch ein Schattendasein in unserer Praxis. Drei weitere Monitore haben wir uns ausserdem angesehen: den recht kleinen IKAN-Monitor V5600 mit 5,6 Zoll-Display in der 600-Euro-Preisklasse, den in ähnlicher Preisregion angesiedelten, etwas grösseren 7-Zöller "Marshal LCD7" sowie den rund zweihundert Euro günstigeren Phottix Hector 9HD mit 9''-Display.

4 HD Monitore


Visueller Test

Zunächst wurde das Bild visuell beurteilt, während alle Monitore jeweils an einer Canon DSLR parallel nebeneinander aufgebaut sind und mit Presetwerten betrieben werden.

Der Small HD DP1 wirktKontrastvergleich farblich stark gesättigt und sehr kontrastreich allerdings ingesamt etwas inhomogen (starker Hell-Dunkel-Kontrast), ansonsten aber fein aufgelöst und in der Schärfung - dem fotografischen Blick entgegenkommend - nicht überzogen. Der seitliche Ablesewinkel ist zufriedenstellend allerdings reflektiert der Monitor etwas. Der Kontrastumfang entspricht dem internen DSLR-Monitor, liegt also bei etwa 8 Blendenstufen.

Beim kleinen IKAN V5600 erkennen wir ebenfalls ein hochaufgelöstes, angenehm natürlich wirkendes Bild mit gutem Kontrast aber schlechtem, seitlichem Ablesewinkel. Der Kontrastumfang zeigt sich in etwas früher ausbrennenden Lichtern bzw. dunklen Feldern nicht auf bestem Niveau (ca. 7,25 Blendenstufen).

Der Marshal LCD7 überzeugt uns mit einem grafisch weichem, angenehmen Bild und gutem aber etwas hell dargestelltem, seitlichem Ablesewinkel. Tiefen und Lichter werden so wie am DSLR-Monitor wiedergegeben (ca. 8 Blendenstufen).

Am Phottix Hector 9HD gefällt uns die hohe Detailauflösung, die Schärfebeurteilungen erleichtert. Der seitliche Ablesewinkel ist wie am Marshal gut. Farbverläufe können allerdings etwas treppenartig dargestellt werden. Der Bildkontrast entspricht weitgehend dem des Canon-DSLR-Kameramonitors.

Ingesamt sind alle Monitore zur Bildkontrolle tauglich, wenngleich der Ikan seitlich etwas flau wird und eine Idee weniger Kontrast als die übrigen Kandidaten abbildet. Der Phottix glänzt durch eine hervorragende Schärfendarstellung kann dabei aber schon eine Idee übertreiben, wenn harte Kontrastlinien eine Rolle spielen. Etwas weicher bilden der Marshal und Small HD ab, letzterer dafür mit etwas übertriebenem Farbkontrast und der Marshal schien uns etwas hell. Sicherlich kann man durch Menüanpassung noch Optimierungen durchführen, wobei der Phottix aber auch der Small HD allein aufgrund der reichhaltigen Parametersätze hier die grösste Spielwiese bieten. Farbtemperaturen lassen sich z.B. nur am Phottix hinterlegen.

4 HD Monitore, seitlicher Blickwinkel


Reaktions-Test

Neben der Lifebilddarstellung ist auch die Bildnachkontrolle im Playmodus von hoher Praxisrelevanz. Canon DSLR (und viele andere Kameras auch) können so eingestellt werden, dass sie unmittelbar nach der Aufnahme das gerade aufgenommene Bild mehr oder weniger lange zwecks Nachkontrolle darstellen. Dabei reisst jedoch das HDMI-Signal ab und die HD-Monitore müssen die Videoquelle neu scannen, sobald vom Lifebild in die Bildwiedergabe gewechselt wird. Die Unterbrechungszeiten sind dabei nur am Phottix mit gemessenen 3,1 Sekunden als kurz zu bezeichnen, während der Marshal 7,1 Sek, der Ikan 8,7 Sek. und der Small HD lange 9,3 Sek. benötigt, bis das Bild am HD-Monitor angezeigt wird.

Ausstattung und Bedienung

Darstellungsanpassungen sind natürlich an allen HD-Monitoren möglich. Bildschärfe, Kontrast und Farbe können an allen Modellen verstellt werden. Darüberhinaus bietet aber nur der Phottix eine ausgereifte Oberfläche mit User-Presets, ausgefeilter Bild in Bild-Funktion, Autosleep, Timer und vielfältigen Klanganpassungen. Auch werden hintergrundbeleuchtete Steuerungstasten und sogar Fernauslösefunktionen incl. Autofokus- und Langzeitbelichtungsunterstützung geboten - der Phottix kann sogar per im Lieferumfang enthaltener IR-Fernbedienung gesteuert werden. Die Anschluss-Buchsen sind mit Eingängen für VGA-, HDMI-, AV-, S-Video und Y-YB-Pr nebst Kopfhörer-Klinkeneingang die reichhaltigsten des Testfeldes.

Am Small HD muss man für die Wahl der Videoquelle oder Einstelländerungen (soweit nötig) umständlich hinter den Monitor greifen und findet dort etwas harsch knackende Tasten. Das war besonders ärgerlich, weil wir bis zur Reparatur (die unkompliziert abgewickelt wurde) aufgrund von Problemen mit verschiedenen HDMI-Kabeln hier vielfach für Tests zugreifen mussten. Letztlich bekamen wir ein neues Gerät was die generelle Tastenbedienung jedoch nicht besser macht. Die Anschlüsse sind fast so umfangreich wie am Phottix nur fehlt der Kopfhörereingang.

Der Ikan bietet zur Wahl der Videoquelle einen eigenen Taster, via Menübutton allerdings nur sehr rudimentäre Funktionen zur Helligkeit, Kontrast und Sättigung - vergleichsweise dünn aufgestellt. Am Marshal sind darüberhinaus schon ein paar mehr Funktionen wie Lautstärkeregler und Zoomfunktion vorhanden; immerhin bietet er auch hintergrundbeleuchtete Tasten wie der Phottix, kann aber bei weitem nicht mit dem Einstell-Umfang des Hectors mithalten. Der Marshal bietet als Eingänge lediglich HDMI und VGA während der Ikan zusätzlich einen AV-In sowie eine 3,5mm-Köpfhörerbuchse liefert.

TEST-UPDATE (Jan. 2012)

Der Deutschlandvertrieb hat uns den brandneuen Phottix Hector 7HD zugesandt, der zum Phottix 9HD sehr ähnlich aber deutlich günstiger ist. Unterschiede zeigen sich in der Bildqualität, denn der 7HD ist spürbar kontrastreicher und bietet eine integrierte Sonnenblende (klappbar) gegen Streulicht oder als Transportschutz. Das Bild wird mit 1,8 Mio Pixel auf 7'' dargestellt (17,8cm). Damit ist es genauso hochauflösend wie am 9HD, wird jedoch etwas kleiner abgebildet. In der Praxis empfinden wir die 7'' als noch sehr praktikabel, um auch ohne Zoomfunktion die Bildschärfe zu kontrollieren oder einzustellen.

Als Ergänzung bietet der Phottix 7HD eine zweite HDMI-Buchse, an die ein zweiter HD-Monitor angeschlossen werden kann, so dass sich das Livebild gleich aus mehreren Perspektiven betrachten lässt. Noch eleganter ist die rückseitige Kabelmontage, die durch abgewinkeltes HDMI-Kabel incl. Zugentlastung sehr kompakt ausgeführt ist. Im Menü fehlt dem 7HD die am 9HD vorhandene "Bild in Bild"-Funktion, ansonsten tun sich beide Monitore jedoch wenig hinsichtlich der Optionen. Fernauslöse- und Langzeitbelichtungsfunktionen bieten beide.

Wir stellen den Phottix 7HD im nachfolgenden Video ausführlich vor und vergleichen ihn auch zum Phottix 9HD.

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Video-Version für iPod / Phottix Hector 7HD im Traumflieger-Shop

 

Je grösser umso besser gilt uneingeschränkt bei HD-Monitoren, vorausgesetzt sie sind dann nicht zu schwer. Im Fall des Phottix sind 780 Gramm (incl. Akku) noch akzeptabel während der Small HD mit 1 KG schon die Gewichtstoleranz strapaziert.

Mit 9 Zoll werden die aktuell verbauten 3''-Monitore der DSLR von der Grösse verdreifacht und ermöglichen eine nahezu analog bessere Schärfenkontrolle. Mit 7'' am Marshal wird man allerdings auch noch gut bedient während die 5,6''-Diagonale am IKAN zwar der Mobilität auch durch geringes Eigengewicht entgegenkommt jedoch Schwächen beim seitlichen Einblickwinkel und durch ein für unseren Geschmack zu kleines Bildformat auszumachen sind.

Letztlich gewinnt der Phottix den Vierertest relativ deutlich, da er den besten Kompromiss aus grosser Bilddarstellung und einem vernünftigem Eigengewicht bietet und neben den vielen Eingangsbuchsen die umfassensten Funktionen u.a. mit Remotecontrol, Kamerafernauslöser (alle Canon DSLR und weitere DSLR u.a. von Nikon), drei Bild in Bild-Darstellungen, beleuchtete Hintergrundtasten und sogar eine Streulichtblende liefert.  Der Deutschland-Vertrieb hat uns mitgeteilt, dass der Monitor eigentlich zu günstig angeboten wird, was angesichts der Ausstattung nachvollziehbar wird. Entscheidender Vorteil sind auch die kurzen Umschaltzeiten vom Lifebild in den Playmodus, bei denen die übrigen Monitore mehr als doppelt solange brauchen und die Geduld strapazieren können, wenn man schnell mal die Aufnahme kontrollieren möchte oder die Bildwiedergabe standardmässig aktiviert hat.

Der per Testupdate nachträglich vorgestellte Phottix 7HD ist praktisch genauso schnell wie der 9HD, mit 650gr (incl. Akku) aber leichter und auch deutlich kostengünstiger. Er bietet einige Extras wie integrierte, klappbarer Streulichtblende und ergänzenden HDMI-Ausgang. Damit ist er ziemlich eindeutig unser neuer Favorit geworden.

Wir haben lange überlegt, ob der Praxisvorteil den zusätzlichen Transport bzw. die Kameramontage rechtfertigt und sind letztlich davon überzeugt. Der Praxisnutzen eines grossen HD-Monitors scheint uns einem hochwertigen Objektiv mindestens ebenbürtig. Fast alle fotografischen oder filmerischen Aufgaben lassen sich erheblich einfacher abwickeln, insbesondere im Tele- oder Makrobereich kann die Schärfe schnell und exakt gelegt werden - ja, der Autofokus ist leider nicht immer der Weisheit letzter Schluss und Bewegtmotive oder Kamerafahrten können im Videomodus mit dem grossen Display schlichtweg viel leichter nachgeführt werden. Denkt man an die Bildkontrolle, um etwa die Schärfentiefe oder Detailschärfe bei 10fach-Zoom auf dem kamerainternen Monitor mit kleinem Ausschnitt und langem Gescrolle sicherzustellen, dann braucht man sich am HD-Monitor dieser nervigen Prozedure nicht mehr zu unterwerfen und kann ohne oder mit geringer Zoomstufe Bildprobleme viele schneller entlarven. Von den Positionsvorteilen im Bodenbereich, Überkopf oder vor der Kamera ganz abgesehen.

Bei uns hängt der Phottix also zukünftig nicht nur im Studio zum exakten Einstellen bei Testchart-Aufnahmen sondern auch draussen auf dem Blitzschuh der Canon DSLR oder einem Leichtstativ.

Alternativen

Alternativen zu den HD-Monitoren könnten kleine Funk-Monitore sein (z.B. Phottix Hero oder Aputure Gigtube), die zwar mehr Freiheiten bei der Aufstell-Distanz aber zur exakten Bildkontrolle eine zu geringe Auflösung bieten.  Kleine Notebooks sind hingegen meist zu schwer oder die Monitorauflösung reicht nicht aus, um die Canon EOS-Utilities-Fernaufnahme zu installieren und damit das Livebild per USB-Kabel zu nutzen (min. 1024 x 768 Monitorauflösung). Auch werden im Serienbildmodus Datenstaus erzeugt, die einen schnell ausbremsen können.

Für das iPad ist leider noch keine praktikable, mobile Lösung in Sicht, da man mit dem ansonsten sehr guten DSLR-Camera-Remote (in der iPad-Version) keine Direktverbindung zur Kamera aufbauen kann sondern stets ein WLAN und einen Host-Rechner benötigt. Bleibt noch eine Videobrille wie die Zeiss Cinemizer. Mit der trägt man halt eine Brille auf der Nase und sieht von der Umgebung weniger - für Präsentationen vor Dritten ist sie kaum geeignet aber dennoch eine interessante Variante.

Keine Frage, den Phottix Hector 9HD haben wir aufgrund des überzeugenden Testergebnisses und positiver praktischer Erfahrungen hier ins Traumflieger-Angebot aufgenommen. In der Summe noch eine Idee besser gefällt uns der nachträglich besprochene Phottix 7HD, den wir oben bereits im Video vorgestellt haben. Nachfolgend noch ein Demovideo zum 9HD:


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