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home - Fototechnik - Blitzreport Teil 2 |
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Ausreichend Umgebungslicht |
mittleres Umgebungslicht |
geringes Umgebungslicht |
Hinweis: die Bilder zeigen lediglich das Umgebungslicht, ohne die Wirkung des Blitzlichtes zu repräsentieren ! | ||
Bei ausreichend Umgebungslicht (EV>= 9;
1/30sec und Blende 4): Der Blitz wird etwa wie bei M als
Hilfslichtquelle gesehen, das Hauptlicht liefert die Umgebung und eine
Veränderung der Belichtungszeit findet hier noch nicht statt. |
Im
Übergangsbereich (EV< 9; 1/15sec und Blende 4) wird die
Belichtungszeit bei Blitzeinsatz leicht verkürzt und somit die Wirkung des
Umgebungslichts geringer. Dabei versucht die Kamera bei leicht verstärktem Blitz
ein möglichst ausgewogenes Mischverhältnis zwischen Blitzlicht und
Umgebungslicht beizubehalten. Wie das genau berechnet wird ist leider nicht
ausreichend dokumentiert und lässt sich auch nicht durch den Fotografen
beeinflussen. |
Geringes Umgebungslicht (EV<=7; 1/8 sec und Blende 4): Die Kamera belichtet bei Einsatz des Blitzgerätes etwa mit der halben Belichtungszeit, also eine Blendenstufe unter dem Wert, den sie für Aufnahmen ohne Blitz benutzen würde. Der Hintergrund fällt damit deutlich dunkler aus als das eventuell vom Fotografen geplant war, was manchmal recht ärgerlich ist. Etwas Positives lässt sich dieser Bevormundung durch die Kamera allerdings auch abgewinnen: So kommt es nicht mehr so leicht zu Überbelichtungen durch punktförmige Lichtquellen, die in solchen Beleuchtungssituationen manchmal eine Aufnahme ruinieren können, und außerdem werden mit der kürzeren Belichtungszeit natürlich Verwacklungen des Fotografen sowie Bewegungsunschärfen durch das Motiv vorgebeugt. |
Canon geht also bei der Mehrfeldmessung und geringem Umgebungslicht generell
davon aus, dass der Blitz zunehmend zur Hauptlichtquelle werden soll. Da diese
Logik auch unabhängig vom eingestellten ISO-Wert gleichermassen greift,
wird deutlich, dass Canon damit nicht etwa die Reduktion von Verwacklungs- oder
Bewegungsunschärfen im Sinne hat.
Falls gerade kein Stativ zur Hand ist oder sich das Motiv bewegt, können die teilweise recht langen Belichtungszeiten im AV-Programm allerdings manchmal stören. Auch für diesen Fall gibt es aber bei Canon eine Lösung: Unter den Individualparametern findet sich eine Einstellung, die bei Blitzeinsatz eine kurze Verschlusszeit erzwingt. Auf die Einstellmöglichkeiten und deren Auswirkungen wird bei der Behandlung der Individualfunktionen später noch näher eingegangen.
Das Programm TV für fixe Zeiteinstellung
In diesem Programm wird die Zeit fest voreingestellt und die passende Blende dazu automatisch von der Kamera bestimmt. Wird im TV Programm ein Blitzgerät verwendet, so können Werte zwischen 30 sec und der für das jeweilige Kameramodell kürzestmöglichen Synchronzeit angegeben werden. Diese liegt je nach Modell bei 1/200 sec bzw. 1/250 sec und kann nur unterschritten werden, wenn das Blitzgerät über einen FP-Modus verfügt. Gelingt es der Kamera zu der eingestellten Zeit eine Blende zu finden, bei der das Bild richtig belichtet wird, so wird der Blitz wie im AV-Programm als Aufhellblitz zugemischt. Bei Mehrfeldmessung gilt auch hier wieder, dass je nach EV-Wert die Belichtung analog der Vorgehensweise im Programm AV bis zu einer Blendenstufe abgesenkt wird. Ist die Lichtsituation so, dass auch schon bei Offenblende eine Unterbelichtung auftreten würde (die Blendenzahl blinkt im Display), versucht der Blitz das Bild noch ausreichend zu belichten und wird zum Hauptlicht.
Das Programm P - eigentlich ideal für Partys und
Spontanaufnahmen
Das Programm P soll den Fotografen entlasten und sicherstellen, dass auch in unachtsamen Momenten Schnappschussaufnahmen gelingen. Blende und Zeit stellt die Kamera dazu bei ausreichendem Licht idR recht treffsicher ein. Bei wenig Licht legt das Programm P dabei die Priorität darauf, dass verwacklungsfreie Aufnahmen aus der Hand nach der Faustformel gelingen (ein aktivierter Bildstabilsator bleibt dabei unberücksichtigt). Steht jedoch ausreichend Umgebungslicht zur Verfügung um diesem Hauptkriterium zu genügen, so wählt es einen Kompromiss aus Erhöhung der Blendenzahl und Verkürzung der Belichtungszeit. Damit dehnt sich der Schärfentiefebereich aus und es werden gleichzeitig ggf. Bewegungsunschärfen vermieden. Das Programm achtet bei Aufnahmen aus der Hand also darauf, dass keine Probleme bei der Schärfe durch Verwackler, Bewegungsunschärfen oder zu geringe Schärfentiefe entstehen - für Stativaufnahmen eignet es sich allerdings nur bedingt.
Tipp: Vermeiden Sie das Programm P in dunklerer Umgebung, wenn vom Stativ aus unbewegte Motive abgelichtet werden und verwenden stattdessen lieber AV. Das Programm P ist für Aufnahmen aus der Hand optimiert und würde nicht nur unnötig die Schärfentiefe begrenzen, sondern auch im Blitzbetrieb idR recht stimmungslos wirken.
Über das Hauptwahlrad besteht im Programm P die Möglichkeit, in die Automatik partiell einzugreifen, um beispielsweise spontan ein Motiv vor dem Hintergrund freizustellen. Dazu wird über das Hauptwahlrad eine kürzere Zeit eingestellt und das Programm P stellt dann automatisch die erwünschte, in diesem Fall kleinere Blendenzahl dazu (Canon spricht hier auch von Programmverschiebung). Es arbeitet dabei ganz ähnlich wie das Programm TV mit dem Unterschied, dass versehentliche oder gewollte Über- bzw. Unterbelichtungen aufgrund zu langer oder kurzer Zeitwahl verhindert werden.
Wird das Blitzgerät aktiviert, so begrenzt das Programm P die Belichtungsdauer und lässt als kürzeste Zeit 1/60 Sekunde zu. Damit ist der Fotograf in seiner Gestaltungsmöglichkeit stärker als bei den übrigen Kreativprogrammen beschnitten, denn es wird in dunklerer Motivsituation weniger Umgebungslicht eingefangen und der Anteil des Blitzlichtes steigt automatisch an. Ist zudem ein sehr lichtstarkes Objektiv aufgesetzt, so wird der Fotograf bei wenig Umgebungslicht regelmässig mit der Blende 4,0 bzw. 2,8 konfrontiert sein, selbst wenn die Offenblende des Objektivs unter diesem Wert angesiedelt ist. Canon hat hier offenbar die Logik aus dem - hier nicht besprochenen - Vollautomatikprogramm schlicht ins Programm P übernommen und den damit einhergehenden Einschränkungen vermutlich frei nach dem Motto "mit Normalbrennweite wird bei 1/60 Sek schon nichts schief gehen" unserer Auffassung nach zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Schaltet man im Programm P den Blitz hinzu, unterscheidet die Kamera abhängig vom Umgebungslicht wieder drei Fälle, die aber hier unabhängig von der eingestellten Messmethode immer gelten:
Ausreichend Licht
(EV>= 13; 1/60sec und
Blende 11): Der Blitz wird wie bei den anderen Programmen als Hilfslichtquelle
gesehen und das Hauptlicht liefert die Umgebung.
Im Übergangsbereich versucht die Kamera bei leicht verstärktem Blitz ein
möglichst ausgewogenes Mischverhältnis zwischen Blitzlicht und Umgebungslicht
beizubehalten. Auch hier geht die Automatik ähnlich wie in den Programmen AV und
TV vor, allerdings schon ab EV=12 und nicht erst bei EV=9.
Geringes Licht (EV<10; 1/60 sec und Blende 4): Der Blitz wird als Hauptlichtquelle verwendet, und die Bilder tragen bei frontalem Draufhalten Züge einer ‚typischen Blitzlichtaufnahme mit flächigem Aussehen und harten Schatten.
Nach der Untersuchung des Verhaltens der einzelnen Programme im Blitzbetrieb stellt sich natürlich die Frage, welches Programm man möglichst verwenden sollte. Es gibt darauf leider genauso wenig eine eindeutige Antwort wie auf die Frage nach dem Objektiv für alle Motivsituationen. Alle Programme haben je nach Situation Vorzüge und Nachteile.
Steht Ihnen genug Zeit zur manuellen Einstellung zur Verfügung, bietet das Programm M die besten Möglichkeiten für die ideale Lichtmischung. Schneller und komfortabler lässt sich mit dem Programm AV arbeiten, da es dem Fotografen die korrekte Einstellung der Belichtungszeit abnimmt. Soll dabei das Umgebungslicht bei aktiver Mehrfeldmessung voll erhalten bleiben und der Blitz auch in dunkleren Umgebungen nur eine untergeordnete Rolle spielen, empfiehlt sich eine gezielte Überbelichtung um eine Blendenstufe. Damit wird die Belichtungszeitverkürzung durch Zuschalten des Blitzgerätes wieder zurückkorrigiert und die Szenerie wirkt idR weniger einseitig ausgeleuchtet.
Sollen andererseits Aufnahmen z.B. aus der Hand
möglichst unverwackelt bzw.
Bewegungsunschärfen vermieden werden, so ist eine Unterbelichtung z.B. einer
ganzen Blendenstufe hilfreich, da das Blitzgerät bis zur Obergrenze entsprechend
mehr Leistung abgibt, um das nunmehr fehlende Umgebungslicht zu kompensieren.
Hier ist man jedoch nicht vor unangenehmen Überraschungen gefeit, falls sehr wenig Licht in
der Umgebung vorhanden ist bzw. eine zu hohe Blendenzahl eingestellt wurde.
Als Alternative zum AV-Programm bietet sich das Programm TV an, bei dem z.B. nach der Faustregel eine feste Zeit eingestellt wird, die verwacklungsfreie Aufnahmen sicherstellt. Haben Sie ein Weitwinkelobjektiv aufgesetzt, so besteht zudem kaum die Gefahr, dass durch automatische Wahl einer geringen Blendenzahl zu wenig Schärfentiefe vorhanden sein sollte. Auch hier im TV-Programm wird das Blitzlicht ggf. fehlendes Umgebungslicht durch eine höhere Blitzleistung auszugleichen versuchen.
Das Programm P ist eine gute Wahl, wenn es um recht spontane Aufnahmen aus der Hand geht, wie dies z.B. typisch für Feierlichtkeiten ist. Wird der Blitz allerdings hinzugeschaltet, arbeitet die ansonsten zuverlässig Unschärfen unterdrückende Logik weniger erfreulich und begrenzt das Umgebungslicht durch eine zu kurze Mindestbelichtungszeit von 1/60 Sekunde bzw. durch Wahl einer zu hohen Blendenzahl. Dennoch hat auch dieses Programm seine Berechtigung, falls man von einer Situation überrascht wird und keine Zeit für die Kontrolle der Einstellungen bleibt. Außerdem kann man es problemlos in sehr hellem Licht einsetzen, so beispielsweise bei Gegenlichtportraits bei Tage, da es oberhalb von EV=13 das Umgebungslicht trotz Blitzlichtzuschaltung voll verwertet.
Generell sollten Sie berücksichtigen: je mehr Umgebungslicht Sie einfangen, umso reichhaltiger und stimmungsvoller wirkt idR eine Aufnahme. Wie noch gezeigt wird, ist das Blitzlicht z.B. bei Gegenlichtaufnahmen, um harte Kontraste anzugleichen oder um ein Motiv freizustellen unverzichtbar, in der Landschaftsfotografie oder dort wo sein Einsatz als störend empfunden wird, hilft er nur in Ausnahmefällen. Nutzen Sie also das vorhandene Licht soweit wie möglich aus und setzen dabei auf lichtstarke Objektive sowie einen noch nicht zu stark rauschenden ISO-Wert (z.B. 400 oder 800). Das macht sich idR besser als pauschal mit Blitzlicht zu arbeiten, so wie es die Automatikprogramme gerne veranlassen.
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