Die Canon EOS 5D Mark II
Teil 3


 

ein Report von Stefan Gross - Februar 2009

 

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    Video

Full HD-Video

Als erste und bei Canon bislang einzige DSLR ist die EOS 5D Mark II mit einem Full-HD-Videomodus (1.920 x 1.080) ausgestattet. Unter Verwendung des effektiven h264-Movie-Formats lassen sich gestochen scharfe und brilliante Filme mit einer Länge von bis zu 24 Minuten bzw. 4GB (in Full-HD bis 12 Min.) aufzeichnen. Im Gegensatz zu HD-Camcordern können alle EF-kompatilben Objektive für Videozwecke eingesetzt werden. Damit lässt sich insbesondere der bei Camcordern oft vermisste Weitwinkel aber auch der Makro- und Telebereich filmtechnisch unkompliziert erschliessen. Zudem ist an der 5D II ein externer 3,5mm Stereo-Mikrofoneingang vorhanden, um durch Positionsoptimierungen Hall und beim Zoomen entstehende Störgeräusche zu minimieren.

Canon bietet einige Eingriffsmöglichkeiten bei Verwendung der Videofunktion. Dazu gehört die mittlere Belichtungsstufe und auch die Verwendung von Picture-Styles bzw. Parameter für Schärfe und Kontrast nebst Tonwertpriorität sind möglich. Um bei Schwenks eine konstante Belichtung zu erzielen, lässt sich zudem der Messwert über die Sterntaste fixieren. Allerdings wird die Blenden-/Zeit-/ISO-Kombination vollautomatisch je nach Umgebungslicht eingestellt, diese gilt auch für die optionale Möglichkeit, während eines laufenden Videos Fotos mit kurzer Video-Unterbrechung zu schiessen. Es gibt jedoch einige Workarounds, um z.B. die Schärfentiefe durch eine offenere Blende zu erzwingen und somit aus Kinofilmen bekannte Effekte mit einer sehr engen Schärfenebene umzusetzen. Einige - von Canon offiziell nicht vorgesehene - Möglichkeiten demonstrieren wir u.a. im nachfolgenden Video.

 

 

Autofokus & Video

Da der Live-Modus bei hochgeklapptem Schwingspiegel für Videozwecke verwendet wird, stehen auch nur die Autofokus-Betriebsarten der Live-View zur Verfügung. D.h. man muss mit einem vor- und zurückpumpenden Kontrast-AF vorlieb nehmen oder - wie dies bei professionellen Filmproduktionen Standard ist - die Schärfe manuell nachführen. Ein bei Camcordern üblicher, kontinuierlich nachgeführter Autofokus ist genausowenig vorhanden wie ein Motorzoom.

 

Highspeed

Da der Videomodus mit einer Frequenz von 30 Bildern/Sek. arbeitet und das HD-Video immerhin ein Format mit 1.980 x 1.080 Pixeln bereitstellt, ist sein Einsatz auch für fotografische Zwecke an Bewegtmotiven und Hochgeschwindigkeitsaufnahmen interessant. Von Haus aus lässt die 5D Mark II jedoch je Frame keine kürzere Zeit als 1/125 Sek. zu, so dass Bewegungen bei Actionmotiven idR verschwimmen. Mit einigen Tricks findet sich aber auch hier eine Lösung, um dennoch kurze Belichtungszeiten zu realsieren. Ein Beispiel haben wir unten in der Animation eines Wassertropfens demonstriert, eine ausführlichere Anleitung zum Thema finden Sie im Profihandbuch zur EOS 5D Mark II

das HD-Video zur obigen Animation kann hier heruntergeladen werden (rechte Maustaste, ca. 30 MB)
 

Frames

Ein Vergleich der Formatgrössen zeigt zunächst, dass im grossen JPEG- bzw. RAW-Format deutlich mehr Bildpixel als etwa im HD-Video-Format zur Verfügung stehen. Allerdings wird bei hohen ISO-Werten im Videoformat auch das Bildrauschen heruntergerechnet, so dass bei wenig Umgebungslicht Rauschvorteile im kleineren 1.080 HD-Format erzielt werden.


 

Problem mit dunklen und hellen Bildpartien

Werden die Videos der 5D Mark II in einem Schnittprogramm bearbeitet, können Probleme mit zulaufenden Dunkelfeldern bzw. ausbrennenden Lichtern auftreten. Grund: derzeit wird der Codec nur mit RGB-Werten von 15 - 235 anstelle mit 0 - 255 Tonwerten übernommen. Abhilfe schafft ein individueller Picturestyle, zu dem Sie weitere Informationen und auch den Download hier finden.

 

TIPP: weitere Informationen zum Video-Modus finden Sie in diesem PDF-Dokument von Canon Deutschland

TIPP2: ein Firmwarehack von Magic Lantern erweitert die Videofunktionen an der 5D Mark II. Infos hier!

zum DokumentanfangTIPP3: Firmware-Update für die EOS 5D Mark II mit manueller Steuerung des Videomodus !

 

 

     Autofokus

Die 5D Mark II nutzt das gleiche, phasenbasierte AF-System der 5D Mark I: an beiden Modellen ist nur ein mittiger Kreuzsensor vorhanden und die 8 aussermittigen AF-Felder sind als Zeilensensoren entweder für horizontale oder vertikale Kontrastlinien empfindlich. Hinzu kommen noch 6 im Sucher unsichtbare Autofokusfelder, die optional das Tracking im nachgeführten AI-Servomodus verbessern sollen. Die EOS 50D bietet - bis auf die Hilfssensoren - ebenfalls 9 AF-Felder, die jedoch alle als Kreuzsensoren ausgelegt sind und somit sowohl horizontale als auch vertikale Kontraste gleichermassen detektieren. 

Mit 19 Kreuzsensoren und 26 zusätzlichen Hilfsfeldern verfügt die 1Ds Mark III über nominell die höchste Anzahl und deckt mit ihnen auch einen etwas grösseren Bildkreis im Sucher als die Geschwister ab. Insbesondere der zentrale Sensor ist für Lichtstärken bis f8 ausgelegt, arbeitet dann jedoch nur noch als horizontal erkennender Zeilensensor. Interessant ist diese höhere Empfindlichkeit insbesondere bei Einsatz von lichtschluckenden Telekonvertern.

Minimalkontrast bei Tageslicht

Im Labor haben wir die Detektionsfähigkeiten an zwei Objektiven, dem Canon 24-105mm 4,0 L IS USM und dem Canon 70-200mm 2,8 L IS USM, an einem Testchart im One-Shot-Betrieb untersucht: Die 5D Mark II benötigt an beiden Objektiven mit dem zentralen AF-Feld bei Tageslicht einen Minimalkontrast von 0,28 EV, um noch scharfzustellen. Damit bringt sie die gleiche Leistung wie die 50D. Nur die 1Ds III schneidet mit 0,22 EV etwas besser ab, während unsere 5D I mit 0,66 EV das Schlusslicht bildet. Bei den aussermittigen AF-Feldern liegt die 50D allerdings deutlich in Front und detektiert teilweise noch besser als mit dem zentralen AF-Feld, während die anderen Kameras idR einen etwas höheren Mindestkontrast gegenüber dem mittigen AF-Feld benötigen.

Im kontrastbasierten Live-AF-Betrieb detektieren die EOS 5D Mark II und 50D sogar einen Minimalkontrast von 0,12 EV, benötigen allerdings deutlich länger für die Scharfstellprocedure. Die Genauigkeit hängt allerdings auch von der Kontrastgüte ab und bei Dunkelheit konnten wir gegenüber den phasenbasierten AF-Sensoren keine Vorteile ausmachen. Generell bessere Ergebnisse liessen sich mit Canon-Originalobjektiven gegenüber Drittherstellern im Live-AF erzielen.

Scharfstellen bei Dunkelheit

Der Messbereich der Autofokus-Sensoren wird für die 1DsIII von -1 bis 18 EV angegeben, während die übrigen drei DSLR mit -0,5 bis 18 EV offiziell eine etwas höhere Mindesthelligkeit erfordern. Im Test konnten wir allerdings an der 5D Mark II und 50D iVm dem Canon 24-105'er bei einem um 0,67 EV geringeren Umgebungslicht gegenüber der 1Ds III noch scharfstellen (EOS 5D I +0,3 EV gegenüber der 1DsIII), während das Canon 70-200/2,8 L IS USM an allen 4 Kandidaten die gleiche Mindesthelligkeit erforderte (ca. 0,25 Lumen).

Das Ergebnis überraschte uns, denn immerhin soll das untersuchte zentrale AF-Feld - neben dem umfangreicheren Messbereich - der 1DsIII um eine Lichtstufe empfindlicher arbeiten. Insbesondere Kombinationen mit Telekonverter bis f8 unterstützt schliesslich nur die 1DsIII. Wir haben daher einen 2x Telekonverter ohne durchgeschleifte elektrische Kontakte mit dem Canon 300mm/4,0 L IS USM kombiniert und an der 5D Mark II angesetzt. Gegenüber der Vergleichskombination an der 1Ds III (dort mit dem 2x-Teleextender von Canon) konnten wir jedoch keine Unterschiede bei der erforderlichen Mindesthelligkeit zum erfolgreichen Scharfstellen ausmachen. Dies deutet darauf hin, dass der mittigen AF-Sensor der EOS 5D die gleiche Empfindlichkeit einer 1Ds III aufweist, jedoch firmwaretechnisch beschränkt wird.

AI-Servo

Den nachgeführten Autofokus haben wir an fahrenden PKW im Serienbildmodus bei guten und konstanten Lichtverhältnissen mit dem Canon 70-200/2,8 L IS USM getestet. Statistisch gesehen liegen die Kameras nicht weit auseinander und erzielen zwischen 60 und 69% an verwertbaren Aufnahmen. Keiner der Kontrahenten konnte jedoch eine Quote von über 50% an einwandfrei scharfen Bildergebnisse erzielen. Einen Einbruch der Serienbildfrequenz im AI-Servo- gegenüber dem OneShot-Betrieb konnten wir an keinem Modell verifizieren.

 

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     Serienbilder & Speichergeschwindigkeit

Speicher-Direktzugriff

Schnelle Speicherkarten sind schon lange auf dem Markt, nur die Kameras waren bislang der Flaschenhals. Bei Canon-DSLR wurde die Blockade erst durch UDMA-Unterstützung (ultra direct memory access) an der 5D Mark II und 50D aufgehoben. Hier lassen sich Geschwindigkeiten von 45 MB/Sek realisieren, während der Spitzenwert an der 5D I bei ca. 11 und an der 1DsIII bei rund 25 MB/Sek. die Obergrenze darstellt.

Das relativiert die Angaben zu den Serienbildgeschwindigkeiten und -Sequenzen etwas. Wird der Auslöser an der 5D II eine Minute durchgedrückt, dann lassen sich mit schnellen Karten rund 85 RAW-Serienbilder aufnehmen. Ähnliches gilt für die 50D, während die 1DsIII trotz nominell höherer 5 Bilder/Sek.-Startfrequenz nur 65 RAWs und die 5D Mark I nurnoch 50 Bilder im Rohdatenformat speichert.

Bei unseren Wassertropfenversuchen konnten wir bei Verwendung des grossen L-JPEG-Formats den Auslöser an der 5D II schlicht durchgedrückt halten und unverzögert mit 3,8 Bildern/Sek. aufnehmen, bis die Speicherkarte voll war. Die 1DsIII bietet zwar die höhere Startfrequenz, tröpfelt dann jedoch nach gut 20 Sekunden langsamer hinterher (nach 1 Minute sind 167 Jpegs abgelegt, während die 5D II rund 225 speichert). Unsere 5D Mark I schafft nach 1 Minute mit 95 JPEGs nichteinmal die Hälfte der 5DII/50D-Werte. Wer allerdings eine schnelle Startsequenz für kurze Actionszenen benötigt, ist mit der 50D bei 6,3 Bildern/Sek. am besten aufgehoben. Wie oben angerissen verfügt die 5D II jedoch alternativ auch über HD-Video, aus dem sich  bei 1.920 x 1.080 Bildpixeln 12 Minuten lang mit 30 Bildern/Sek. einzelne Frames extrahieren lassen.

"UDMA"- Marketing-Gag

Man benötigt übrigens nicht unbedingt mit dem "UDMA"-Zusatz gekennzeichnete Speicherkarten, um eine gesteigerte Serienbild-Sequenz an der 5D II/50D zu geniessen. Generell lassen sich an den beiden DSLR die Transfergeschwindigkeiten der Herstellerangaben realisieren, während die 1Ds III/5D I diese Obergrenzen deutlich unterschreiten. Es gibt jedoch auch schwarze Schafe wie etwa die Hama High Speed Pro 32 GB, die - mit Speichergeschwindigkeiten von bis zu 30 MB/Sek. angegeben -  tatsächlich nur 50% der in Aussicht gestellten Performance an der 5D II/50D umsetzt.

Da der Full-HD-Videomodus der 5D II eine Transferrate zwischen 4 - 5 MB/Sek. beansprucht, lassen sich auch relativ langsame Karten ohne Performance-Sorgen nutzen.


 

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     Farbe

Die Farbwiedergabe ist an allen Modellen relativ naturgetreu zumindest bei Tageslicht und dem automatischem Weissabgleich. Leichte Tendenzen etwa in übersättigten Rottönen müssen jedoch hingenommen werden. Beim Test unter Kunstlicht (Wolfram-Glühfaden) und Weissabgleich auf Glühlampe setzt sich an allen Modellen ein Rotstich durch. Für kritische Motive - etwa bei direkt nebeneinander platzierten Katalogaufnahmen - empfiehlt sich der manuelle - an allen Modellen unterstützte - Weissabgleich.

 





Hinweis: trotz identischer Blenden/Zeit/ISO-Werte treten leichte Helligkeitsvarianzen auf, die auch die Farbintensität tangieren kann

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    Zubehör

ausgepackt

Auspacken und gleich loslegen funktioniert mit keiner Canon DSLR. Wenigstens eine Speicherkarte muss hinzuerworben werden. Upgrader auf die 5D Mark II sollten zudem für Ersatzakku LP-E6, ggf. Netzadapter-Kit und Batteriegriff BG-E6 noch einige Euro extra einkalkulieren. Eventuell vorhandene Zubehörteile der zweistelligen Modelle bzw. von der 5D Mark I sind nicht kompatibel. Die 1DsIII wird - wie bei 1D-Modellen üblich - immerhin mit einem Netzadapter-Kabel (Einschub als Akku-Dummy) ausgeliefert. Luxerieöser ist das Profimodell auch bei dem längeren USB-Kabel (4,70m gegenüber 1,80m) nebst einem kalibrierfähigem und für zwei Akkus ausgelegten Ladegerät.

WLAN

Den kabellosen Datentransfer unterstützen alle vier Modelle mit einem optional erhältlichen WLAN-Transmitter, der allerdings an der 1DsIII via seitlichem Ansteckmodul am schlankesten gelöst wurde. Die 5D Mark II/50D verlangen hierfür einen vergleichsweise schweren Unterbau (WFT-E4 bzw. WFT-E3), der optisch einem Batteriegriff nachempfunden wurde, jedoch mit 350gr noch schwerer als der Hochformatauslöser ist. Mit seiner Hilfe lässt sich z.B. ein GPS-Empfänger (incl. RAW-Format-Unterstützung via eingebundenen Exif-Daten der Geodaten) zum Geotagging betreiben oder aber eine externe USB-Festplatte anschliessen. Auch das Live-Bild bzw. die Datenübertragung werden jetzt kabellos an das Programm EOS-Utility "Fernaufnahme" weitergeleitet. Nimmt man jedoch im RAW-Format auf, wartet man an der EOS 5D II wenigstens 20 Sekunden, bis die Datei an den Rechner übertragen ist. Schneller geht es selbst beim sehr speicherintensiven RAW-Format via USB-Kabel (2.0) mit nur rund 2-3 Sekunden Übertragungsdauer. Videoaufnahmen werden allerdings generell auf einer CF-Karte in der 5D II aufgezeichnet.

 

IR-Empfänger

Erfreulich, dass die 5D II als einzige Kamera des Testquartetts einen Infrarot-Empfänger integriert hat. Damit lassen sich auch günstigere IR-Sender betreiben, ohne ein externes Empfänger-Modul hinzuerwerben zu müssen. Canon sah sich vermutlich zu dieser Massnahme genötigt, um die Record-Funktion des Videomodus via Fernauslöser anbieten zu können.
 

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